Herr Haferburg, wenn man sich das Video mit Biermann im Bundestag anschaut, dann taucht doch auch die Frage auf, in welcher Funktion Lammert und Merkel, bzw. für „was“ die in Wirklichkeit Reklame laufen. Denn in der Sache, sind die taktischen Täuscher, doch nur Schauspieler, denen am gut finanzierten persönlichen Personenkult mehr gelegen ist, als an allem andern.
Künstler vom Schlage eines Wolf Biermann wünscht man sich und benötigt sie heute wieder dringlichst in Deutschland. Menschen mit Mut, Menschen, die nicht anders können, als die Wahrheit zu sagen, auch wenn diese zu hören den Regierenden gar nicht passt und sie viel darfür geben würden, könnten sie die Störenfriede mundtot machen. Menschen, die für die Wahrheit sogar ihr privates Glück riskieren. Es gibt und gab zu allen Zeiten davon immer nur ganz wenige. Wolf Biermann darf wohl zu ihnen gerechnet werden. Es gehört aber fast zwangsläufig auch zu ihrem Schiksal nicht überall erwünscht zu sein.
Zur Zeit lese ich Wolf Biermanns spannend und stilistisch originell geschriebene Autobiographie. Ich gestehe, ich war seit den 68er Jahren ein großer Fan von ihm. Wie er so bin auch ich älter und reifer geworden. Daß Biermann nach seiner Lebenserfahrung in der DDR vom Kommunisten zum Kritiker der Weltbeglückungsideologie geworden ist, haben ihm die arrivierten Spät-68er-Spießer und Altkommunisten nie verziehen. Kein Wunder, daß er vom Staatsrundfunk und -fernsehen seither gemieden wird.
Jaja, das mit der “Drachenbrut” als Vorwurf an die SED-Nachfolger haben sie ihm vermutlich extrem übel genommen… ich fand es passend und werde mir den Auftritt gleich noch mal ansehen.
Einmal Feind, immer Feind- der ideologischVerblendeten. Herr Biermann könnte sich geehrt fühlen,wenn es nicht so traurig wäre.
Das zieht einem doch wahrlich die Stiefel aus ! Statt die Chance zu nutzen, Wolf Biermann auch in Sachen b.a.t. zu rehabilitieren wird er beim Festakt zur Wiedereröffnung quasi ausgeladen. Seine Rede wäre zweifellos zum rhetorischen Genuss geraten, und man darf sich sicher sein, dass er Manches zur Ausbildung von Schauspielern an der ( Elite - ) Schauspielschule der verblichenen “DDR” zu sagen gehabt hätte. Hauptkriterium für eine Aufnahme des begehrten Studiums war eine ausgeprägte sozialistische Persönlichkeit der Bewerber. Schon enge verwandtschaftliche Beziehungen in die Bundesrepublik oder gar ein “republikflüchtiger” Elternteil verminderten die Immatrikulationsaussichten gegen Null. Verlogen begründet werden konnte dies immer mit mangelndem Talent. Zwischen 1974 und 1989 leitete Hans - Peter Minetti, Sohn von Bernhard Minetti , die Staatliche Schauspielschule Ernst Busch in Berlin-Schöneweide und war als Präsident des Verbandes für Theaterschaffende einer der mächtigsten Männer im Kulturbetrieb der “DDR”. Als Kommunist der ersten Stunde stieg er bis zum Kandidaten des ZK der SED auf. Handwerklich war die Ausbildung an der Schauspielschule durchaus erfolgreich, aber was sich an marxistisch - leninistischer Indoktrination dort abspielte, kann man sich denken. Bei der Behandlung Wolf Biermanns kommt in mir der Verdacht hoch, dass Minetti dort seine ideologischen Duftmarken bis heute hinterlassen haben könnte.
Nun ja, am sogenannten kritischen Geist Biermann, fehlt mir seine Stimme im Heute, wo all das was er in und an der DDR kritisiert/e wieder Einzug in den Alltag hält. Wo ist sein Aufschrei zu den Maaslosen Gesetzesplanungen via Internetzensur ? Wo ist seine Meinung zum Frieden in Europa, alldieweil deutsche Soldaten an der russischen Grenze stehen ? Wie ehrlich ist WB wirklich ? Sind seine Kritiker ggf. noch messerschärfer ?
Ja also, Ernst-Busch-Hochschule und Biermann passt schon mal gar nicht. Und erst “Arbeitertheater”? War nicht die ganze DDR ein einziges Arbeitertheater? Ich meine, es war zwar unheimlich clever damals, die richtige Arbeit erst mal links liegen zu lassen und sich stattdessen am Theater zu “verwirklichen”. Oder gar der Intensivwerbung für eine Offizierskarriere nachzugeben, die man jedem anderen leicht arbeitsscheuen 180%igen Links-Intellektuellen damals um die Ohren gehauen hätte. Oder gab es da noch ein Problem mit der Staatsbürgerschaft, hat die Tante Margot dem lieben Wolf vielleicht geraten, die DDR-Staatsbürgerschaft nicht vor dem 28 Lebensjahr zu beantragen? Ach, immer diese Fragen! Sehr geehrter Herr Weißgerber, ich beneide Sie um Ihr politsches Wissen und finde es auch sehr löblich, dass Sie das Gelesene noch mit persönlicher Erfahrung veredelt weiter verbreiten. Ich habe gehört, die Biermann-Biografie verkauft sich schlecht, sie sei viel zu teuer. Bei mir käme noch verschärfend dazu: Ich gönne ihm seine Tantiemen nicht. Ich kriege immer das Gefühl nicht los, der hat sich auf unsere Kosten hochleben lassen. Muss ja nicht stimmen so. Sehen Sie, dass es Professorinnen für Verskunst gibt, sowas habe ich noch nicht gewußt. Das wäre doch auch ein Job für den Biermann gewesen. Man glaubt gar nicht, auf welche ausgebuffte Weise man es schaffen kann, sich zu drücken, wenn Staat und Allgemeinheit was von einem wollen. Gibt dafür etwa auch Professorenstellen? Ich schlage vor, die Schauspielschule in Wolf-Biermann-Schule umzubenennen. Das käme der Sache näher. Und Ernst Busch sollte man ehren, indem man alle deutschen Städte verpflichtet, ihn am ersten Mai und am siebten Oktober von früh bis abends durch Megaphone abzuspielen. Ebenfalls natürlich bei jeder linken Demo. Es sei denn, es stellt sich noch heraus, dass der doch ein verheimlichter Urenkel von Wilhelm Busch ist. Das wäre dann echt ein politisches Problem. Nicht für uns, aber für eine Hochschule.
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