David Harnasch / 20.03.2007 / 16:52 / 0 / Seite ausdrucken

Biene Maja - Endstation Bienenstich

Im aktuellen Print-SPIEGEL wird auf Seite 58 insinuiert, ein mysteriöses Bienensterben in Amerika hänge mit dem Anbau von Bt-Mais zusammen. Zwar steht hier: “Die Ursachen sind bislang völlig ungeklärt.” Aber schon der nächste Satz lautet: “Aber manche Experten mutmaßen, dass auch der massive Einsatz gentechnisch veränderter Pflanzen in den USA eine Rolle spielen könnte.” Und so geht es - stets korrekt im Konjunktiv formuliert - munter weiter, bis zum Schluß kaum ein Zweifel bleibt, wer schuld ist:

Dabei geht es um ein kleines Forschungsprojekt der Universität Jena in den Jahren 2001 bis 2004. Die Thüringer Wissenschaftler untersuchten, wie die Pollen genmanipulierter Pflanzen (“Bt-Mais”) auf Bienen wirken. Dem Mais war ein Gen eines Bodenbakteriums beigesetzt worden, dank dessen die Pflanzen einen für Schadinsekten giftigen Wirkstoff produzieren können.
Eine “toxische Wirkung von Bt-Mais auf gesunde Honigbienenvölker”, so das Ergebnis der Studie, konnte zwar “nicht nachgewiesen werden”. Doch als die Versuchsbienen dann noch zufällig von einem Parasiten befallen wurden, zeigte sich Gespenstisches: Bei den mit einem hochkonzentrierten Bt-Gift-Müsli gefütterten Tieren kam es, so die Jenaer Studie, “signifikant stärker” zu einer “Abnahme der Zahl an Bienen”. Womöglich, so der Hallenser Professor Hans-Hinrich Kaatz, der die Versuche leitete, habe das Bakteriengift im Genmais “die Darmoberfläche der Bienen verändert und die Bienen dadurch so geschwächt, dass der Weg für die Parasiten frei war - vielleicht aber war es auch umgekehrt, wir wissen es nicht.”
Die Konzentration des Giftes war im versuch freilich zehnmal höher als in normalen Bt-Maispollen. Überdies sei das Müsli den Bienen über einen recht langen Zeitraum von Sechs Wochen verabreicht worden.
Dennoch hätte Kaatz das Phänomen gern weiter erforscht, jedoch mangelte es an der Finanzierung. “Diejenigen, die das Geld haben, haben an solchen Forschungen kein Interesse”, sagt der Professor, “und die, die daran Interesse haben, haben kein Geld.”

Und da ein Bild hundert Zeilen Konjunktiv erschlägt, sehen wir das Foto eines Genmais-Versuchsfelds in Hessen, das von Greenpeace mit einem Biohazard-Warnschild dekoriert wurde.

Wie ist das aber die letzte Aussage des Prof. Kaatz zu verstehen? Greenpeace und der BUND haben kein Geld? Oder kein Interesse, weil das Ergebnis der ohnehin recht konstruierten Studie Bt-Mais mutmaßlich entlasten würde?

Ich habe auch eine schöne Idee für eine Studie, die mir aber seltsamerweise weder die Automobilindustrie noch der Verband der Brauereiwirtschaft zahlen möchte: Meine Probanden trinken 3 Liter Bier, also ca. das zehnfache eines normalen Kneipenabends, dann werfe ich sie von einer Brücke auf eine achtspurige Autobahn. Und wenn nicht wenigstens der VCD die Kosten übernehmen will, heule ich den SPIEGEL voll.

Noch was: Weiß vielleicht ein Leser, ob man einfach so offizielle Gefahrgutsymbole verwenden darf? Ich kann mir nicht vorstellen, daß ich z.B. gratis damit davonkäme, wenn ich ein tickendes Päckchen mit Radioaktivitiäts-Symbol darauf in einem Einkaufzentrum postierte.

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