Roger Letsch / 21.10.2020 / 17:00 / Foto: Gage Skidmore / 18 / Seite ausdrucken

Biden, die Russen und eine empörte Zuschrift

Was fällt mir nur ein, wurde in einer Zuschrift gefragt, diese windige Geschichte über Joe und Hunter Biden aus der New York Post aufzutischen, wo doch CBS längst und ein für allemal bewiesen und dargelegt habe, dass da nichts dran sein kann? Warnen nicht „Experten“ schon seit Monaten, dass der Russe nur darauf warte, seinem Geschöpf Trump erneut ins Amt zu helfen? Russische Hacker waren ganz sicher auch in der aktuellen E‑Mail-Affäre am „hacken und dumpen“, so CBS, um den Demokraten wie 2016 die Wahl zu stehlen.

Und beweist die Tatsache, dass die New York Post ihre Informationen – besonders jene, die noch kommen werden – nicht mit CBS teilen will, dass hier brave demokratische Wähler getäuscht werden sollen? Ist nicht sonnenklar, dass die Russen auch die Systeme von Burisma gehackt hätten und Giulianis Kontakt in der Ukraine auch ein russischer Agent sei? Ja, sein müsse? Sie merken schon, liebe Leser, die Russen sind wirklich überall und Putin selbst lenkt die Sache. Der Verfasser der Zuschrift ist nicht der einzige, der das glaubt – unsere Medien glauben das im großen und ganzen ja schließlich auch.

Das Problem jener US-Medien, die sich überhaupt irgendwie zur der Laptop-Bestechung-und-E-Mail-Geschichte verhalten – und das sind nicht viele – ist jedoch, dass sie immer gegen eine unsichere Wand anschreiben müssen und dabei nie wissen, wo am nächsten Morgen wieder ein Fenster aufgeht und eine weitere E‑Mail vorgelesen wird. Der CBS-Artikel, den mir der empörte Leser empfohlen hatte, stammt vom 16. Oktober und stellt – neben einigen untergemischten korrekten Details über die Auffindung der Daten – vor allem ein Schmierenstück gegen Giuliani und Trump dar und schiebt die Affäre den Russen in die Schuhe. Doch ich schreibe diese Zeilen am 19. Oktober und CBS wusste vor drei Tagen noch nicht, welche weiteren Enthüllungen und Bestätigungen folgen könnten. Auf die Idee, dass die Vorwürfe auch einfach stimmen könnten, kam man bei CBS offenbar nicht.

Dass nichts im offiziellen Kalender steht, belastet mehr, als es entlastet

Erstens hat Hunter Biden versucht, die vergessene Festplatte am Tag des Erscheinens des NYP-Artikels zurückzubekommen. Sein Anwalt schrieb dem Computerladen sogar eine E‑Mail. Wäre das MacBook nicht seines, welchen Grund hätte er, es jetzt zurückzufordern?

Zweitens hat John Ratcliff, Direktor der nationalen Nachrichtendienste, am 19.10. die Echtheit der E‑Mails bestätigt. Zuvor hatte sich der demokratische Abgeordnete Adam Schiff wohl etwas zu weit vorgewagt und erklärt, die Geheimdienste gingen davon aus, die Russen hätten hier ihre Finger im Spiel. Doch Schiff hatte offenbar gar nicht mit Ratcliff gesprochen, denn dieser widerspricht ihm: “Let me be clear: the intelligence community doesn’t believe that [russian thing] because there is no intelligence that supports that. And we have shared no intelligence with Adam Schiff, or any member of Congress.” (deutsch:Lassen Sie mich eines klarstellen: Die Geheimdienste glauben [diese russische Geschichte] nicht, weil es keine Information gibt, die das unterstützt. Und wir haben keine Geheimdienstinformationen mit Adam Schiff oder irgendeinem Mitglied des Kongresses geteilt“). Notlügen haben eben oft die kürzesten Beine.

Drittens sollte man sich fragen, ob die Art, wie Informationen über kriminelle Machenschaften (und um nichts anderes geht es hier) an die Öffentlichkeit geraten sein könnten, wirklich ausgerechnet in einem Land wie Deutschland den moralischen Zeigefinger hervorlocken sollte, welches seinen nicht ganz ehrlichen Steuerbürgern durch gestohlene Bankdaten und den Ankauf derselben durch deutsche Finanzminister auf die Schliche kommt und das für völlig legitim hält.

Viertens mag ich es überhaupt nicht, wenn man die Leser für dümmer hält, als sie sind, CBS. Das Treffen mit dem Burisma-Vertreter sei im offiziellen Kalender des VP Biden nicht verzeichnet gewesen, steht da geschrieben. Das Argument ist lächerlich! Lässt man Schwarzgeld über offizielle Konten laufen? Vermerkt man Mafia-Treffen im Terminkalender? Steht dann da „Schutzgeld einkassieren, Koffer nicht vergessen“? Dass nichts im offiziellen Kalender steht, belastet mehr, als es entlastet. Ein offizielles Treffen wäre schließlich das Selbstverständlichste der Welt, selbst mit Vertretern windiger ukrainischer Gasfirmen.

Welche Eulenspiegelei kommt als nächstes?

Fünftens konzentrieren sich die neuen veröffentlichten E‑Mails längst auf noch dickere Fischzüge von Hunter und „The Big Guy“ Biden, zum Beispiel auf deren Geschäfte mit China und wie sie zustande kamen. Aber das ist eine so schöne Geschichte, die ich bei anderer Gelegenheit gebührend beleuchten möchte.

Sechstens, aber das ist nur so ein Gedanke, der vielleicht nichts bedeutet: Warum will Joe Biden sich bis Donnerstag nicht mehr blicken lassen?

Intensive Vorbereitung auf die Debatte vielleicht? Womöglich eine kleine Auszeit, weil grad nichts Wichtiges anliegt? Oder möchte man vor allem den neugierigen Fragen aus dem Weg gehen und verhindern, dass Biden vor laufender Kamera der Kragen platzt und er die Zuschauer wieder einmal darüber informiert, was diese nichts angehe? Fragen über Fragen.

Ich bin schon gespannt, welche Eulenspiegelei CBS als nächstes zur Entlastung Bidens raushauen wird. Oder ist jetzt mal jemand anderes dran? Die Washington Post vielleicht oder die New York Times, die beide offiziell erklärt haben, wie sehr sie sich die Präsidentschaft Bidens herbeiwünschen, stehen in seiner Schuld. Die Haltbarkeit der Verteidigungsartikel mag kurz sein, ihr Unterhaltungswert ist umso größer. 16.000 Mails reichen für ein sehr großes Minenfeld und ganz ehrlich: ich bedaure jeden, der verdonnert wird, blind gegen etwas anzuschreiben, was schon morgen in der New York Post stehen kann.

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Roger Letschs Blog Unbesorgt.

Foto: Gage Skidmore CC BY-SA 2.0 via Wikimedia Commons

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Leserpost

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Karla Kuhn / 21.10.2020

Also der Putin (sieht übrigens für seine “Lenze” noch sehr gut aus ud sportlich ist er allemal ) muß sich doch schon mehr als geschmeichelt fühlen ?? SO aktiv wie der Mann weltweit sein soll ?? Gott sei Dank gibt es den Putin, der hervorragend von der desaströsen Merkelpolitik ablenken kann. Lieber Gott,  erhalte die Gesundheit Putins noch bis zum Sankt Nimmerleinstag und verschone uns mit Menschen, die so einen Stuß verbreiten. Ich freue mich immer, wie viele “Talente” all diesen Putins, Trumps, Salvinis, Orbans, Johnsons und all den anderen schöcklichen “Nahziehs” zugeschrieben werden. Wer hat, der hat. Was bin ich für ein glücklicher Mensch, weil ich mir im Fernsehen all diesen Schwachsinn nicht anschaue.. Und noch etwas “Warum in die Ferne schweifen, wo doch das “Gute ” so nah liegt ?”

Marc Blenk / 21.10.2020

Lieber Herr Letsch, die umfangreiche Korruption ist so offensichtlich, dass es knirscht. Vor allem Biden juniors ‘Geschäftsbeziehungen’ zu China und die damit wohl in Verbindung stehende Verhandlungsschwäche Joe Bidens in seiner Zeit als VP hat die Sicherheit und die Interessen der USA schon in der Vergangenheit schwer tangiert. Persönlich glaube ich übrigens an ähnlich gravierende politische Korruption und Manipulation von deutschen Politikern…. auch gegenüber China.

N.Lehmann / 21.10.2020

Was sollen auch die bildungsfernen Öko-Linken-Schreiberlinge machen, die sind so im Lügendelirium und merken nicht, dass die Wahrheit früher oder später ans Licht kommt. Dieser Typus Relotius-Lügenzwerg befindet sich in panischer Existensnot und würde selbst seine Oma mit Motorrad und Hühner-stall verkaufen. Solche Strolche ignoriert man. Wenn nicht die Russen, das Virus oder die Faschisten, dann aber Idi Amin hat dem Joe die Festplatte geklaut und die hat jetzt aussetzer!

Dr Stefan Lehnhoff / 21.10.2020

Wenn der Sohn eines US Vizepräsidenten von einem ukrainischen Oligarchen Konzern. Geld bekommt, ohne das ersichtlich ist, wie der in irgendeiner Weise geeignet und geneigt scheint, dafür ehrliche Arbeit zu leisten, dann brauche ich eigentlich gar keine weiteren Enthüllungen…. Und noch mein täglicher Aufruf , dem Merkel Regime mit Banken Run zu drohen- 3% Drohbereite reichen locker.

Werner Baumschlager / 21.10.2020

Russland hätte wenn, dann Interesse, eine inhaltsleere, handlungsunfähige, hilflose, linksdrehende, gegen amerikanisches Öl und Gas eingestellte Marionette ins US-Präsidentenamt zu hieven. Sprich: Biden ist wie der von Russland geschaffene Wunschkandidat. Das kriegst du einem TDS-Patienten aber nicht ins Hirn.

Jörg Themlitz / 21.10.2020

Mal Herrn Böhmermann anfragen. Vielleicht hat der sich neben dem Strache Ibiza Video noch ein Biden Krim Video zugelegt. Tschuldigung, hab ich jetzt verwechselt. Das ZDF und Böhmermann sind ja im deutschen Biden Wahlkampfteam. Und die Krim ist im Gegensatz zu Ibiza nur eine Halbinsel. Noch eine Stufe tiefer. Deswegen kommen von dort viele Halbwahrheiten?

Rolf Mainz / 21.10.2020

Erstaunlich. Eben jene Zeitgenossen, welche sich ansonsten kopfschüttelnd von lauter “Verschwörungstheoretikern” umgeben sehen, glauben anscheinend ernsthaft, dass Russland keine anderen Sorgen habe als sich in den US-Wahlkampf einzumischen. Und dort ausgerechnet - warum auch immer - dem republikanischen Kandidaten Donald Trump zur Seite zu stehen. Aber Russland war demzufolge offenbar nicht in der Lage, seinerzeit Barack Hussein Obamas Wahl zu verhindern? Oder stand unser super-smarter Freund etwa damals in Russlands Gunst? Es sollte also auch dem Dümmsten die Absurdität solcher Geschichtchen auffallen…

Nico Schmidt / 21.10.2020

Sehr geehrter Herr Letsch, manchmal ist die Welt einfach. Biden gut, Trump böse. Wer sich mit der Familie Biden und den dazugehörigen Jobs befasst, wird sich bei Herrn Trump wohl entschuldigen müssen. MFG Nico Schmidt

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