An die
Vorsitzende des Rundfunkrates
des Saarländischen Rundfunks
Frau Gisela Rink
Funkhaus Halberg
66100 Saarbrücken
Sehr geehrte Frau Vorsitzende des Rundfunkrates des Saarländischen Rundfunks,
liebe Frau Rink,
ich möchte mich hiermit auf die am 12. Dezember in der „Süddeutschen Zeitung“ ausgeschrieben Position der/des Intendantin/Intendanten des Saarländischen Rundfunks in aller Form bewerben.
Ich freue mich, dass der Rundfunkrat für dieses Amt „eine Persönlichkeit mit starkem Gestaltungswillen, Integrationskraft und hohem diplomatischen Geschick“ sucht. Ich versichere, über alle genannten Fähigkeiten ausnahmslos zu verfügen. Gestalten wollte ich schon immer gerne und Integrationskraft habe ich bewiesen, indem ich mich als in Deutschland als Sohn deutscher Eltern geborener Deutscher nahtlos in die multikulturelle Gesellschaft integriert habe. Besonderes diplomatisches Geschick wurde mir bisher zwar nicht nachgesagt, aber ich bin gerne bereit, auch im Alter von bald 59 Jahren noch dazuzulernen. Ich hoffe, dass mir daraus kein Nachteil bei meiner Bewerbung für das Amt der/des Intendantin/Intendanten des Saarländischen Rundfunks erwächst.
Die „föderalen Strukturen und die daraus resultierenden Herausforderungen“ sind mir nicht erst seit der Corona-Krise umfassend vertraut. Dass ich mich „nachdrücklich“ mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk identifiziere, steht außer Frage. Ich habe immer pünktlich meinen Rundfunkbeitrag bezahlt und möchte ihn in Zukunft, wenn möglich, sogar bar entrichten, was meiner Wertschätzung für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk besonderen Ausdruck verleihen würde, denn in diesen Zeiten geht ja nichts über Cash auf die Kralle, nicht wahr?
Seit meiner Kindheit habe ich die Sendungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks intensiv verfolgt, darunter „Raumschiff Enterprise“, „Was bin ich?“ und „Warten aufs Christkind“. Während meiner Studienzeit absolvierte ich mehrwöchige Praktika beim Hessischen Rundfunk sowie in Ihrem wunderschönen Funkhaus auf dem Halberg, dessen Kantine mir seither in bester Erinnerung ist. Ich verfertigte zahlreiche Radiobeiträge, die sogar gesendet wurden, an die ich aber mich leider im Einzelnen nicht mehr erinnern kann. Ich stellte dabei außerordentliche Kreativität und Belastbarkeit unter Beweis.
Dass der Saarländische Rundfunk als „tragende Säule des öffentlich-rechtlichen Rundfunks“ fungiert, ist mir seither persönlich bekannt. Ich lernte in dieser Zeit auch die Großregion SaarLorLux kennen und lieben, insbesondere die Metropole Saarbrücken mit ihrer, wie Sie zutreffend schreiben, „besonderen Geschichte im Dreiländereck Deutschland, Frankreich, Luxemburg“. Ich spreche leidlich Französisch und besitze Anteile an mehreren in Luxemburg registrierten Aktienfonds. Außerdem schätze ich seit jeher saarländische Politiker/innen wie Oskar Lafontaine, Heiko Maas und Annegret Kramp-Karrenbauer, die dem Saarland und der Großregion SaarLorLux eine wichtige Stimme im nationalen wie internationalen Politikbetrieb gegeben haben. Bei meiner Wahl zur/zum Intendantin/Intendanten des Saarländischen Rundfunks würde ich Heiko Maas sofort zum Ehrenintendanten vorschlagen.
Weil mir die Großregion SaarLorLux und insbesondere das Saarland so am Herzen liegen, möchte ich mich als Intendantin/Intendant des Saarländischen Rundfunks dafür einsetzen, dass die Fernsehserie „Familie Heinz Becker“ sowie der Saarbrücken-Tatort mit Kappl (Maximilian Brücker) und Deininger (Gregor Weber) alsbald wieder aufgelegt werden. Dass ein waschechter Bayer, der sogar Tuba spielt, bei der Kripo Saarbrücken ermitteln konnte, ist ein Beweis für die beispielhafte Integrationskraft Ihres Senders, die ich weiter stärken und entwickeln möchte.
Insofern fühle ich mich ideal dafür geeignet, die „Zukunft des Saarländischen Rundfunks als souveräne Landesrundfunkanstalt“ zu sichern und gegen alle Übernahme- und Abwicklungsversuche standhaft zu verteidigen, wobei ich sogar bereit wäre, mich mit dem grünen Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Herrn Kretschmann, anzulegen. Was wäre unsere Medienlandschaft ohne solch kleine aber ohoe Sender wie Radio Bremen oder den Saarländischen Rundfunk!
Über die in der Stellenausschreibung genannten Wünsche an die/den Bewerber/in für das Amt der/des Intendantin/Intendanten des Saarländischen Rundfunks hinaus möchte ich mich im Falle meiner Wahl zur/zum Intendantin/Intendanten des Saarländischen Rundfunks dafür einsetzen, dass der Saarländische Rundfunk auch weiterhin bei geringerer Reichweite deutlich mehr MitarbeiterInnen beschäftigt als Radio Bremen als Anstalt vergleichbarer Größe. Außerdem möchte ich garantieren, dass die Beschäftigten des Saarländischen Rundfunks auch in Zukunft besser bezahlt werden als viele Menschen in vergleichbaren Positionen der öffentlichen Verwaltung.
Ich halte es überdies für skandalös, dass die MitarbeiterInnen des Saarländischen Rundfunks jeden Tag auf den immerhin 280 Meter hohen Halberg fahren müssen, was einen erhöhten Treibstoffverbrauch zur Folge hat und eine nicht unerhebliche zusätzliche Belastung mit ionisierender Höhenstrahlung. Ich würde mich als Intendantin/Intendant des Saarländischen Rundfunks für den Neubau eines Funkhauses im Flachland einsetzen.
Zuletzt begrüße ich es, dass Sie Vielfalt „wertschätzen“. Ich bin selbst homosexuell und wäre nach meinen Recherchen wohl die/der erste offen schwul lebende Intendantin/Intendant des Saarländischen Rundfunks, wenn nicht der gesamten ARD. Ich bin zunächst noch keine Frau oder Transgender, aber was nicht ist, kann ja noch werden. In diesem Fall wäre ich die/der erste Intendantin/Intendant des Saarländischen Rundfunks, die/der/das sich im Amt einer Geschlechtsumwandlung unterziehen würde. Der Außendarstellung des Saarländischen Rundfunks und der Großregion SaarLorLux als Schmelztiegel im Dreiländereck Deutschland, Frankreich Luxemburg im Rahmen der europäischen Integration wäre das sicher förderlich.
Bis zu meiner Wahl zur/zum Intendantin/Intendanten des Saarländischen Rundfunks
verbleibe ich hochachtungsvoll,
Georg Etscheit