Herr Giesler, ich verstehe, was Sie meinen. Europa ist Wiege der Kultur par excellence. Wir sind die Pracht und die Herrlichkeit. Für all die Massen von Vergessenen und Selbstvergessenen dieser Welt, die zu uns strömen. Wir sind das geile Verlangen von Millionen von Afrikanern und Asiaten. Wir sind ein Traum. Nur ein auf Tonscherben erinnerter Traum!
Sich am reichlich gedeckten Tisch des Nachbarn zu laben, ist tatsächlich eine Naturkonstante, aber nur, wenn der Besitzer des Tisches sich nicht dagegen wehrt.
Liebe Frau Lengsfeld, ich vergaß Danke zu sagen für den guten Tip.
Liebe Frau Lengsfeld, vor vielen Jahren war ich oft und gerne auf dem Glauberg in Hessen, wo einst ein keltisches Oppidum stand. Ein wahrhaft mystischer Ort. Dass dann dort die fast unbeschadete Statue eines Keltenfürsten ausgegraben wurde…. Phantastisch. Später wurde dann ein wirklich tolles Museum gebaut, dass sich heute wundervoll in die Landschaft einfügt. Kommen Sie in die Gegend (40 Kilometer von Frankfurt), ist ein Besuch lohnenswert.
Archäologie hat immer etwas Faszinierendes, für Laien allzumal. Man merkt Frau Lengsfeld an, wie sie staunend und bewundernd vor den Objekten der Vergangenheit steht, die in der Berliner Ausstellung gezeigt werden. Neufunde aus 20 Jahren – Fachleute nennen solche Schaus wohlwollend-spöttisch „Erntedankfest“ („Guck mal Pappi, was ich gefunden habe!“). Dagegen ist nichts einzuwenden, zeigen die Fachleute doch dem Publikum dabei auch, wofür sie dessen Steuermittel ausgegeben haben. Frau Lengsfeld, sonst immer mit scharfem Blick und bereit, sich tapfer zu engagieren (Stichwort Gemeinsame Erklärung 2018), hat über all den Köstlichkeiten offenbar nicht bemerkt, daß es sich diesmal um eine hochpolitische Schau handelt, die sich auf wunderbare Weise dem politischen Mainstream einfügt. Botschaft: Ohne kulturellen Austausch (und Migration!) kein bereichernder kultureller Fortschritt, sondern Stillstand und Niedergang jeder Zivilisation. Na, klingelts? Der renommierte Mediaevist Michael Borgolte hat diese Sicht in einem Leserbrief in der FAZ vor genau drei Jahren trefflich vorgeführt: Migration bringt Fortschritt, sonst droht „Petrifizierung“ von Staat und Gesellschaft (Ostrom); im Westen zerstörten die Germanen nichts, was nicht ohnehin marode war. Zusammen mit den unterworfenen Einheimischen schufen sie eine neue Kultur, die in den westlichen „Takeoff der Moderne“ mündete. - So kann man das natürlich auch sehen, wenn man Raub, Mord, Zerstörung und Unterwerfung, die dem „Takeoff“ vorausgingen, geflissentlich ausblendet. Archäologie als politische Wissenschaft - sie ist wieder da, diesmal aber im Dienst des absolut Guten.
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