Ein Tag, an dem ein intellektuelles Schwergewicht wie Prof. Dr. Norbert Bolz “auf Achse ist”, ist ein guter, ein sehr guter Tag. Danke!
“Die Menschen wissen nicht, was gut für sie ist. Aber, Gott sei Dank, gibt es Experten und Intellektuelle, die das Gute wissen und ihre Mitmenschen durch die überkomplexe Welt führen – von der Wiege bis zum Grab. Das ist das Credo des neuen Paternalismus. ” An “sogenannten Experten” mangelt es Deutschland bestimmt nicht. Ich finde so etwas nur noch lustig. Mal im Ernst. Jeder Mensch ist ein Individuum, wenn er als solches NICHT in der Lage ist seine eigenen Entscheidungen zu treffen, dann muß er sich eben dem Willen von einigen Wenigen beugen. Jeder soll doch nach seiner Facon selig werden. Ich lebe mein Leben, wie ICH es für richtig halte und wenn ich damit niemand schade, dann lasse ich mir auch nicht reinreden. Es hat bisher auch noch niemand versucht. Die Gutmenschen, die eh alles besser wissen, wie es scheint, sollen doch ihre Energie für solchen Krampf vergeuden. Wenn die nichts Besseres zu tun haben, können sie einem bloß noch leid tun. Vielleicht ist es ein Ablenkungsmanöver gegen die eigene Unzufriedenheit, so nach dem Motto, wenn ich nicht glücklich bin, sollen es andere auch nicht sein ???
Ein an sich sehr schöner Text, nur an einer Stelle muss ich schlucken. Da ich selbst auf ein Organ warte und ohne eine solche Spende meine Kinder nicht aufwachsen sehen werde (Lebern wachsen leider nicht auf Bäumen), muss ich bei dem Thema “Widerspruchslösung Organspende” doch einhaken und widersprechen. Die bisherige Lösung hat einen massiven Nachteil, der sich extrem auf die Zahl der potentiellen Organspender auswirkt. Die bisher geforderte positive Entscheidung zur Organspende bedarf nicht nur einer gewissen Aktivität und des Aufwachens aus der allgemeinen Lethargie, sie bedarf insbesondere der Beschäftigung mit der eigenen Sterblichkeit. Und dazu sind nur wenige bereit. Wer denkt schon gerne an seinen Tod, insbesondere als junger Mensch. Die Widerspruchslösung durchschlägt diesen Knoten und geht davon aus, dass die schweigende Masse zur postmortalen Solidarität mit ihren noch lebenden Menschen an sich bereit ist. Wenn man sich nur damit beschäftigen würde. Schließlich ist die Möglichkeit einem anderen Menschen das Leben zu retten, nie einfacher, schmerzloser und risikofreier zu haben. Man muss nicht in ein brennendes Haus rennen, man muss nicht vollbekleidet in tosende Fluten springen, man muss nur bereit sein einen kleinen Teil seines nicht mehr beseelten Körpers nicht verbrennen oder in der Erde verrotten zu lassen. Ein schöner anderer Ansatz: Jeder lebensbedrohlich erkrankte Bürger, der (nur) durch eine Organspende gerettet werden kann, erhält nur dann ein sein eigenes Leben rettendes Organ, wenn er bereits vor der Erkrankung selbst einen Organspenderausweis hatte. Dies würde die Solidarität belohnen, würde allerdings zu dramatischen Szenen in den Krankenhäusern führen. Da finde ich die Widerspruchslösung, bei allem Paternalismus, dann doch vorzugswürdig.
Ich stimme zu, aber nicht so radikal. Liest Autor Bolz (dessen Beiträge ich im übrigen sehr schätze) sich die Nutzungsbedingungen jedes Mal Wort für Wort durch, ehe er neue Software installiert, oder vertraut er darauf, dass die Gerichte ihn im Notfall vor missbräuchlichen Klauseln schützen? Macht er mit der Zahnpasta umfangreiche Tests, ehe er sie seinen Kindern gibt, oder vertraut er darauf, dass kein Gift drin ist? - Na also: auch der Autor nutzt die “Vorsorgefunktion” des Staates täglich, *muss* es tun, denn sonst käme er in seinem Leben zu nichts.—Die berechtigte Frage, wie weit sich der Staat einmischen soll, kann so pauschal nicht abgehandelt werden wie hier getan.
Sehr geehrter Herr Bolz. Sie schreiben mir geradezu aus der Seele. Auf mich wirkt der Fürsorgewahn, der inzwischen die ganze Gesellschaft durchdrungen hat, einerseits lächerlich, auf der anderen Seite aber auch beängstigend. Man kann kaum mehr ein vernünftiges, ruhiges und offenes Gespräch führen, ohne dass man auf tausende “Gefahren” aufmerksam gemacht wird. Und begleitend zum Alarmismus gehen Forderungen umfassender Fürsorge an den Staat einher. Mit demselben Atemzug klagt man den Staat aber an, er sorge sich zu wenig um das persönliche und allgemeine Wohl. Meiner Erfahrung nach sind die Widersprüche den Fordernden im Denken und Erleben gar nicht bewusst. Wenn es trotzdem gelingt, auf diese Widersprüche aufmerksam zu machen und darauf hinzuweisen, dass erwachsene und gesunde Menschen in erster Linie für ihren Lebenswandel selbst verantwortlich sind, zieht man sich auf das Argument zurück, dass man an Einzelner angeblich machtlos sei gegenüber einem übermächtigen Staat. Dieser Irrtum ist auf alle Ebenen von Gesellschaft und Staat zu finden, in den sozial abgehängten Schichten genauso wie in der Wirtschaft bzw. im Unternehmertum. Überall soll der Staat das Ein- und Auskommen garantieren, das persönliche Glück, den Konsum und vieles andere mehr. Je tiefer die Mensche in ihrem Irrtum gefangen sind, umso lauter wird der Ruf nach dem Staat. Aber: Wer ständig und bei kleinsten Anlässen nach dem Staat ruft, bekommt ihn auch, und zwar mehr als ihm am Ende lieb sein kann. Der stetig lauter werdende Ruf nach dem allumsorgenden Staat einerseits und die sich hysterisch steigernde Klage über die Anmaßungen des Sozialstaates, sind die beiden Seiten ein und derselben Medaille.
Die wohlmeinenden, tyrannischen Bessermenschenmacher haben die Tendenz, sich selbst noch umfassender zu bedienen als ihre Mitbürger . Die Kostenfaktoren Martin Schulz und Ralf Stegner sind gute Beispiele dafür: Das Mienenspiel dürfte weiter nach unten gehen, weil ihre Ratschläge dem Volk schlicht zu teuer werden. Ganz abgesehen von der Schockstarre aller Hausfrauen/Mütter, die nach den letzten Aussagen von Herrn Albig schleunigst wieder in die Hochschulen gehen sollten, um ihren intellektuell anspruchsvollen Männern eine adäquate Gesprächspartnerin zu sein.
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