Gastautor / 23.05.2022 / 16:59 / Foto: Pixabay / 11 / Seite ausdrucken

Berliner Toiletten für Millionen

Von Stephan Friedrichs.

... also nicht unbedingt für Millionen Menschen, sondern für Millionen Euro.

Irgendwie hat durch die Zeit des Corona-Ausnahmezustands sowie eines realen Krieges und den Beginn einer realen großen Krise die klassische Provinzposse etwas gelitten. Zwar werden deutsche Verwaltungen immer noch Entscheidungen von großem realsatirischen Unterhaltungswert treffen, aber sie erreichen viel seltener als früher ein überregionales Echo. Wer wirklich Bedarf an klassischer Provinzpossen-Unterhaltung hat, für den gibt es einen Ort, an dem er immer fündig werden wird: die deutsche Hauptstadt Berlin.

Solche Gedanken beschleichen einen dieser Tage beim Medienkonsum abseits der gängigen großen Themen, denn die sorgen ja nur für schlechte Laune. In der Gute-Laune-Abteilung finden sich dann Schlagzeilen, die so klingen, wie einst über dem traditionellen Aprilscherz-Artikel. So meldet rbb24.de unter der Überschrift: „Berlin will kostenlose gendergerechte Toiletten in Grünanlagen testen“, dass die Hauptstadt 2,6 Millionen Euro ausgeben will, um 24 Urinale zu errichten. Das macht gut 108.000 Euro pro Urinal.

Vielleicht kann ich mit der Geschwindigkeit, in der in diesen Inflationszeiten die Baukosten steigen, nicht mehr mithalten, und nur deshalb kommt mir das etwas teuer vor. Ich will das wirklich nicht ausschließen. Zumal man dafür ja nicht irgendein Urinal bekommt, sondern ein gendergerechtes. Das Geld dafür hat der Haushaltsausschuss des Abgeordnetenhauses in der letzten Woche aus dem Innovationsförderfonds bereitgestellt. Die Gender-Pissoirs im Grünen werden in der Stadt des gesellschaftlichen Fortschritts selbstverständlich gerecht verteilt: Jeder Bezirk bekommt zwei.

Bemerkenswert ist auch dieser Teil der Meldung:

Wie die Senatsverwaltung für Umwelt dem rbb am Freitag mitteilte, sei im Rahmen eines Projektes der Aufbau sogenannter autarker Toiletten geplant. Autark, weil sie ohne Wasser- und Stromanschluss funktionieren, aber auch keine Chemietoiletten sein sollen. So sollen "bisher unterversorgte Gebiete im Berliner Grün mit öffentlichen Toiletten" bestückt werden, heißt es in der Mitteilung.

Also die kostenlos benutzbaren Toiletten brauchen keinen Strom und kein Wasser, sind aber auch keine Chemieklos? Wie funktionieren sie dann? Sind es einfach nur bessere Dixi-Klos?

Vielleicht bin ich ein wenig überempfindlich, aber ich will mir lieber nicht genau ausmalen, wie diese Gender-Urinale in Berliner Grünanlagen nach kurzer Zeit aussehen, von der Geruchsmarke ganz zu schweigen. Vielleicht bin ich zu phantasielos, aber ich würde erwarten, dass sich diese Toiletten bald in einem Zustand befinden, der Menschen mit Notdurft eher an den nächsten Baum oder ins nächste Gebüsch treibt, selbst wenn das nicht gendergerecht genug sein sollte.

Aber kommen wir vom Unappetitlichen wieder zum Unterhaltsamen. Schön ist schließlich auch die Formulierung folgender Ankündigung: Geplant sei auch, Urinale für Frauen unterschiedlicher Bauart zu erproben.

Das klingt jetzt nicht ganz gendergerecht, aber doch so, dass man sich besser eines Kommentars enthält.

Am Ende des Berichts erklärt die grüne Umweltsenatorin Bettina Jarasch immerhin, warum die Toiletten so teuer sind: Sie müssten saubergehalten werden. Es sind also gar nicht so teure Baukosten, wie ich vor wenigen Absätzen noch befürchtet habe. Und bis die gut 108.000 Euro pro Urinal aufgebraucht sind, sind sie vielleicht auch noch ganz ansehnlich.

Aber noch weiß sicher niemand genau, wann das sein wird. Das Projekt muss erst einmal ausgeschrieben werden.

Foto: Pixabay

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Leserpost

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Stanley Milgram / 23.05.2022

Die Kollision zweier schwarzer Löcher steht unmittelbar bevor. In kosmischen Dimensionen gedacht, tangieren mich die Kosten von Berliner Klos soviel wie das Staubkorn in einem unwichtigen Bereich des Universums, in dem eine völlig unwichtige Galaxie namens Milchstraße existiert, in deren unwichtigem Spiralarm das Staubkorn namens Erde ist. Nur, darauf leben Kreaturen, die sich für sehr wichtig halten und Klos zum Mittelpunkt ihres Lebens machen… unfassbar.

Frank Stricker / 23.05.2022

Kurze Rechnung, 108000 Euro pro Urinal. Ich denke , etwa 2 x pro Tag wird im Schnitt der Donnerbalken genutzt. Macht bei 365 Tagen etwa 700 Nutzungen pro Jahr. Mehr als 3 Jahre hält der Kasten eh nicht, also insgesamt etwa 2000 Nutzungen. Macht 50 Euro !! pro Notdurft, da werden selbst die Scheichs neidisch…......

Bargel, Heiner / 23.05.2022

Clochemerle läßt grüßen.

Rolf Wächter / 23.05.2022

Hierzu passt folgende Geschichte: Der Feriengast fragt vorsichtshalber nochmal schriftlich nach, ob bei der von ihm gebuchten Ferienunterkunft auch ein WC vorhanden ist. Der Vermieter erhält das Schreiben, kann aber mit den Buchstaben “WC” nichts anfangen und fragt deswegen den Dorfpfarrer. Der meint, es könne sich dabei nur um die neue Wald-Capelle handeln. Also erhält der Feriengast folgende Antwort: “WC ist vorhanden und liegt nur knapp eine Stunde vom Ort entfernt in einem Tannenwäldchen. Öffnungszeiten:  Mittwoch und Sonntag jeweils von 9 bis 12 Uhr. Es sind 30 Sitzplätze vorhanden. Da der Andrang der Besucher sehr groß ist, empfiehlt es sich, rechtzeitig beim Gemeinderat eine Platzreservierung zu beantragen. Die Akustik im Gebäude ist sehr gut, selbst der zarteste Ton ist überall gut zu hören. Zu empfehlen ist ein Sonntagsbesuch, da die Andacht dann mit Orgelbegleitung stattfindet und unser Frauenchor dazu singt. Es darf auch kräftig mitgesungen werden. Bei schönem Wetter findet die Veranstaltung im Freien statt!”

Bernd Broschat / 23.05.2022

Bettina Ja…wer ? Um im Jargon zu bleiben : Von welcher Bauart ist diese Menstruierende ? Oder ist das schon ein Mensch,der menstruiert ? 108000.- Euro ? Vom Haushaltsausschuss genehmigt ? ( Bin mir jetzt nicht sicher,,ob das nicht Haushalts

Ludwig Luhmann / 23.05.2022

Man könnte doch einfach die in Frankreich an Autobahnen üblichen Hockklos installieren, die dann politisch korrekt von weißen Massenuntermenschen zweimal täglich mit dem Hochdruckreiniger gesäubert werden. Außerdem sind Fäkalien goldene Rohstoffe, aus denen mann/frau/divers diverse Düngemittel herstellen kann. - Do you “feel” me?

Nico Schmidt / 23.05.2022

Liebe Achse, Berlin, wie es singt und lacht. Wenn wir keine anderen Probleme hätten, wäre das vielleicht, eventuell, nicht unbedingt eine gute Sache. So haben wir einfach nicht alle Latten am Zaun. Mfg Nico Schmidt

S. Andersson / 23.05.2022

Sehr gut! Ich werde mich umgucken wenn die Urinale für Frauen am start sind… hab gerade so ein lustiges Bild dazu im Kopf… das will irgendwie nicht raus aus meinem Kopf. Wenn man mit Dummheit Energie erzeugen könnte…. Berlin wäre bei der Kernschmelze angekommen…

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