Ramin Peymani, Gastautor / 25.11.2019 / 14:00 / Foto: Tim Maxeiner / 36 / Seite ausdrucken

Berliner-Sündenböcke: Politik versagt, Markwirtschaft schuld

Berlin ist ein seltsames Pflaster. Regelmäßig habe ich das Gefühl, die Stadt liege auf einem anderen Kontinent, zumindest aber in einem völlig anderen Land. Seit 2001 trägt die Berliner Politik eine rote Handschrift, die sich immer dunkler färbt. Aktuell regiert dort eine Koalition aus SPD, Linkspartei und Grünen, wobei sich der Eindruck aufdrängt, die Landesregierung wolle dem Sozialismus, dessen sich die jahrzehntelang umzingelte Stadt einst erwehren musste, von Berlin aus in ganz Deutschland zum Durchbruch verhelfen. Bürgerliche Stimmen dringen kaum mehr durch.

Und so werden die massiven Probleme Berlins nicht etwa dem sozialistischen Irrlichten der letzten zwei Jahrzehnte zugeschrieben, sondern den vermeintlichen Auswüchsen des Kapitalismus. Vom gescheiterten Multi-Kulti-Ansatz, der Clan-Strukturen und Parallelgesellschaften etabliert hat, über den schleichenden Verlust von Ordnung und Sicherheit im öffentlichen Raum bis zur dramatischen Verknappung des Wohnungsangebots sind die größten Schwierigkeiten der chronisch bankrotten und nur durch die „Konkursverschleppung“ des Länderfinanzausgleichs am Leben erhaltenen Stadt allerdings sämtlich hausgemacht.

Als Verstärker wirkt ein Zuwanderungsfanatismus, mit dem sich die Bundesregierung an kommenden Generationen versündigt. Wohnungsmangel und Mietensprünge sind die Folge einer fehlgeleiteten Asylpolitik, die millionenfache Bleiberechte wie den „subsidiären Schutz“ und die „vorübergehende Aussetzung der Abschiebung“ geschaffen hat. Die Zinsabschaffung durch die Europäische Zentralbank wirkt dabei wie ein Brandbeschleuniger.

Bauherren in Scharen abgeschreckt

Um die schier unlösbare Herausforderung zu bewältigen, vor der Deutschland nun steht, geht Berlin einen Sonderweg: Im Oktober brachte  der Berliner Senat den „Mietendeckel“ auf den Weg. Bis Anfang 2020 soll das Gesetz vom Abgeordnetenhaus verabschiedet werden. Es sieht vor, dass die Mieten in der gesamten Stadt auf dem Stand vom 18. Juni 2019 eingefroren werden. Mehr Wohnraum schafft das natürlich nicht. Im Gegenteil: Potentielle Bauherren und Käufer dürften in Scharen abgeschreckt werden.

Um dies zu verhindern, hat die Berliner CDU eine Verfassungsklage angekündigt. Rückenwind erhält sie aus dem CSU-geführten Bundesinnenministerium. Das Vorhaben verstoße vermutlich gegen das Grundgesetz, heißt es von dort. Zudem habe das Land Berlin gar keine Gesetzgebungskompetenz in der Sache. Doch das ficht die Berliner Sozialisten nicht an. Noch haben sie ihr Enteignungsgesetz nicht durchgebracht, da propagiert Katrin Lompscher, Berliner Senatorin für Stadtentwicklung, bereits die Kaufpreisdeckelung für Grund und Boden.

Am Rande des Landesparteitags ihrer Linkspartei, der bezeichnenderweise unter dem Motto „Wem gehört die Stadt?“ stand, forderte sie „klare Regeln für die Ausrufung eines limitierten Kaufpreises“. Es gelte, „die spekulative Überhöhung von Bodenpreisen mit politischen Instrumenten zu begrenzen“. Dies geht allerdings selbst ihren Koalitionspartnern zu weit und dürfte daher vorerst wenig Chancen auf Realisierung haben. Der Vorstoß verdeutlicht jedoch eine besorgniserregende Entwicklung: Wer heute Eigentum besitzt, soll zwar die Risiken tragen, nicht aber die Chancen nutzen dürfen.

„Berliner Blase“ für die Normalität halten

Statt sich die „schwarzen Schafe“ vorzuknöpfen, die es zweifellos gibt, wird mit Mietpreisbremsen und Mietendeckeln bestraft, wer Wohnraum schafft und Menschen ein Zuhause bietet, während die Kosten, die er aufzuwenden hat, immer weiter steigen. A propos Mietpreisbremse: An der seit 2015 bundesweit geltenden und inzwischen mehrfach verschärften Regelung sieht man, wie die Folgen der ideologischen Ausrichtung der Landespolitik auf die Regierungspolitik abfärben. Das liegt daran, dass die Regierenden das, was sie täglich in ihrer „Berliner Blase“ erleben, für die Normalität halten. Es ist die besondere Konstellation des tiefroten Berlin als Stadtstaat und Hauptstadt, die so problematisch ist.

Eine pikante Fußnote in der Debatte ist übrigens, dass sich der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) vehement gegen den linken Mietendeckel wendet. Ihm gehören unter anderem einige kommunale Wohnungsunternehmen an. Wutschnaubend fasste der Berliner Parteitag der Linken daher am Wochenende den Beschluss, dem BBU einen Maulkorb zu verpassen. Es scheint für Genossen unvorstellbar, dass sich ein freier Verband, der öffentliche und genossenschaftliche Partner beheimatet, nicht als Volkseigener Betrieb versteht. Doch nicht etwa Wohnungsunternehmen und schon gar nicht ehrbare private Vermieter gehören an den Pranger, sondern Berufspolitiker, die bar jeder Vernunft und unter Missachtung ihres Amtseides dieses Land in eine gesellschaftliche und volkswirtschaftliche Sackgasse manövriert haben. Ob Linke dieses einfache Prinzip von Ursache und Wirkung jemals verstehen werden?

Dieser Beitrag erschien zuerst auf Ramin Peymanis Liberale Warte

Foto: Tim Maxeiner

Sie lesen gern Achgut.com?
Zeigen Sie Ihre Wertschätzung!

via Paypal via Direktüberweisung
Leserpost

netiquette:

Rolf Mainz / 25.11.2019

Die in Berlin Regierenden haben eben nichts aus dem Untergang der DDR gelernt. Auch seinerzeit hat man stets den schlimmen Kapitalismus vorgeschoben, wenn es um das Verschleiern des scheiternden Sozialimus ging - man denke nur an das “Paradebeispiel” der Mauer als “antifaschistischem Schutzwall”. Nur: mit Kriminellen wie den arabischen Clans oder drogenhandelnden und anderweitig auffälligen Migranten wären die DDR-Sozialisten schnell fertig geworden, keine Frage. Mehr noch, solche Entwicklungen hätte man dort gar nicht erst aufkeimen lassen. Also: wenn nun SPD, Linke und Grüne vom Sozialismus lernen wollen, dann sollen sie das Richtige lernen.

Marc Hofmann / 25.11.2019

Ohne die Marktwirtschaft wären wir in bester Gesellschaft mit Kuba, Venezuela…die BRD hätte es nicht gegeben und der Wohlstand wäre in der staatlichen Mangelwirtschaft der DDR aufgegangen. Die Basis für unseren Wohlstand, für Innovation und Fortschritt ist eine freie Marktgesellschaft/Wirtschaft! Der Markt ist das Demokratischest, was wir Menschen haben…freies Angebot…freie Nachfrage,...Wettbewerb und Insolvenz…daraus wird Innovation, Fortschritt und Wohlstand geboren. Der Freie Bürger bestimmt über das Angebot und Nachfrage…der Wettbewerb trennt die Streu (Insolvenz) vom Weizen (Gewinn). Die Politik mischt jedoch mit Subventionen und Gesetzen im Markt mit und verursacht somit eine Herz Rythmus Störung…Insolvente Firmen bleiben durch Subventionen (EEG, EURO Rettung usw) am Leben…das ist GIFT für die Selbstreiniungskraft (Insolvenzen) eines freien Markt-Gesellschaft!

Thomas Brentana / 25.11.2019

“Ob Linke dieses einfache Prinzip von Ursache und Wirkung jemals verstehen werden?” Das ist kein spezielles Problem von Linken sondern hauptsächliche von Ideologen. Dieses Übereinbringen von (Wahn)vorstellung und Realität ist einfach nicht machbar. Da wird dann eben nicht die Ideologie an die Realität sondern stattdessen die Realität an die Ideologie angepasst. Denn diese Gedankengebäude haben einen unbestrittenen Vorteil gegenüber den abgesicherten Erkenntnissen, sie sind auch durch Gegenbeweise nicht zum Einsturz zu bringen da alles irgendwie hineinpasst. Sieht man auch ganz gut am “Klimawandel”. Egal ob Sonne im Sommer oder Kälte im Winter, ob Wind im Frühling oder Sturm im Herbst. Einfach alles ist ein Beweis für den Klimawandel. Ist es 3 Tage drücken heiss = Klimawandel, wenn es direkt danach 1 Woche regnet, sie wissen schon, Klimawandel. Dagegen braucht man nicht zu kämpfen denn man ist von vornherein auf verlorenem Boden. Lieber wegducken und abwarten bis (nach der Katastrophe) wieder die Vernunft einkehrt.

Eugen Richter / 25.11.2019

Wer sich von Feuerbach bis Marx et al beschäftigt hat, erkennt, dass momentan für die Marxisten alles nach Plan läuft.  Noch schläft das Bürgertum.

Donald Adolf Murmelstein von der Böse / 25.11.2019

Naja jeder tut für die Demokratie was er kann. In Deutschland läuft das so - in Italien wiederum müßen in sieben Jahren sechs Regierungen “gewählt” werden, allerdings nicht vom Volk! - Wo sind meine Brillenputztücher?

Karl Mistelberger / 25.11.2019

Pauschale Bremsen und Deckel wirken auf die Initiativen der Anbieter. Dadurch verknappt das Angebot und entsprechend steigen die Preise. Doch die Berliner an der Regierung kapieren das nicht. Sie werden es noch lernen.

Weitere anzeigen Leserbrief schreiben:

Leserbrief schreiben

Leserbriefe können nur am Erscheinungstag des Artikel eingereicht werden. Die Zahl der veröffentlichten Leserzuschriften ist auf 50 pro Artikel begrenzt. An Wochenenden kann es zu Verzögerungen beim Erscheinen von Leserbriefen kommen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Verwandte Themen

Es wurden keine verwandten Themen gefunden.

Unsere Liste der Guten

Ob als Klimaleugner, Klugscheißer oder Betonköpfe tituliert, die Autoren der Achse des Guten lassen sich nicht darin beirren, mit unabhängigem Denken dem Mainstream der Angepassten etwas entgegenzusetzen. Wer macht mit? Hier
Autoren

Unerhört!

Warum senken so viele Menschen die Stimme, wenn sie ihre Meinung sagen? Wo darf in unserer bunten Republik noch bunt gedacht werden? Hier
Achgut.com