Berlin ist Spitze! Die Stadt hat über 56 Milliarden Euro Schulden angehäuft und liegt damit im Bundesvergleich auf Platz drei, nach Nordrheinwestfalen und Niedersachsen. Rechnet man die Schulden pro Kopf der Einwohner um, sind es 15.700 Euro, weniger als in Bremen, Hamburg und Saarland, aber mehr als in NRW, Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz.
Was die Staatssekretäre angeht – das sind „die ständigen Vertreter der Senatoren, sie steuern die Verwaltung und halten ihren Chefs intern den Rücken frei“ – so sind es in Berlin bundesweit mit Abstand die meisten, nämlich 25. NRW kommt mit 16 aus, Bayern mit sechs. In Berlin kann es passieren, dass ein Staatssekretär, der nur zwei Jahre amtierte und danach in den „einstweiligen Ruhestand“ versetzt wurde, 26 Jahre lang ein „Ruhegeld“ fürs Nichtstun bezieht, insgesamt 800.000,- Euro.
Auch bei den Arbeitslosen hat Berlin die Nase weit vorn. Mit 7,9 Prozent belegt es, nach Bremen, Platz zwei, was die Berliner Medien bereits als Erfolg feiern, denn vor einem Jahr waren es noch 8,8 Prozent. Bundesweit sind es fünf Prozent, in Baden-Württemberg drei, in Bayern nur 2,7.
Vor allem aber: Ohne die 4,2 Milliarden Euro aus dem Topf des Länderfinanzausgleichs von insgesamt 11,2 Milliarden Euro würden in Berlin schnell die Lichter ausgehen.
So kommt es, dass die Berliner alles in allem guter Laune sind, wie Kinder, die gut versorgt werden, ohne sich dafür anstrengen zu müssen. Wäre da nicht ein Problem. Berlin hat die wenigsten „gesetzlichen Feiertage“, übers Jahr verteilt sind es neun, in Bayern dagegen 13. Deswegen hat der Regierende Bürgermeister der Stadt seinen Berlinern einen zusätzlichen gesetzlichen Feiertag versprochen. „Die Frage ist nicht so sehr, ob wir einen solchen Feiertag bekommen, sondern eher welchen.“
Zur Wahl stehen unter anderem der 8. Mai, der Tag, an dem das Dritte Reich offiziell kapitulierte und der 27. Januar, der Tag, an dem Auschwitz von der Roten Armee befreit wurde.
Den Berlinern ist es egal, welcher Tag es wird, Hauptsache, sie können „ins Grüne“, ersatzweise die nächste Eckkneipe ziehen und dort die Hymne der neuen deutschen Arbeiterbewegung singen: „Jetzt wird wieder in die Hände gespuckt. Wir steigern das Bruttosozialprodukt.“
Zuerst erschienen in der Züricher Weltwoche