Gunter Frank / 12.03.2020 / 16:00 / Foto: Achgut.com / 29 / Seite ausdrucken

Bericht zur Coronalage 12.03.2020

Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) informiert ihre Mitglieder regelmäßig über die aktuelle Coronalage. Diese Informationen werden erstellt von sehr engagierten und kompetenten Kollegen. Die jeweiligen Aktualisierungen möchte ich für die Achgut.com-Leser auszugsweise zusammenfassen und weiterreichen. Das Original können Sie auf der Homepage der DEGAM einsehen: www.degam.de

(Inzidenz: Erkrankungsfall pro Einwohnerzahl in einem bestimmten Beobachtungszeitraum)

Hier die letzte Aktualisierung von gestern, 11. März 2020:

Die aktuelle Situation in Deutschland und seinen Nachbarländern

Wir stehen erst am Anfang der Virusausbreitung und … im Vergleich zu unseren Nachbarländern (noch!) gut da. 

Die folgenden Zahlen von heute (dürften am Abend bereits überholt sein).

Deutschland: 1.656 Fälle (3 Tote), Inzidenz/1 Million Einwohner: 19.8

Polen: 25 Fälle (0 Tote), Inzidenz/1 Million Einwohner: 0.7

Österreich: 206 Fälle (0 Tote), Inzidenz/1 Million Einwohner: 22.9

Niederlande: 382 Fälle (4 Tote), Inzidenz/1 Million Einwohner: 22.3

Belgien: 314 Fälle (1 Toter), Inzidenz/1 Million Einwohner: 27.1

Luxemburg: 7 Fälle (0 Tote), Inzidenz/1 Million Einwohner: --

Frankreich: 1.784 Fälle (33 Tote), Inzidenz/1 Million Einwohner: 27.3

[Italien: 10.149 Fälle (631 Tote), Inzidenz/1 Million Einwohner: 167.9]

Die Schweiz, deren südliche Landesteile direkt an Risikogebiete Norditaliens grenzen, verzeichnet das intensivste Infektionsgeschehen (Situationsbericht des Schweizer Bundesamt für Gesundheit BAG von heute hier). 

Hinzu kommt, dass das Robert-Koch-Institut die französische Region Grand Est (Elsass, Lothringen und Champagne-Ardenne) zum Risikogebiet erklärt hat. Für den Südwesten der Republik scheint das keine erfreuliche Perspektive. Aber auch in anderen Regionen des Landes (NRW/Heinsberg, München) sieht es nicht unbedingt besser aus. 

In der aktuellen Situation europäische Landesgrenzen für Reisende aus anderen europäischen Ländern zu sperren erscheint als unsinniger Aktionismus.

Ein Autor telefonierte gestern lange mit einem Kollegen in Mailand, der als Hausarzt und Notfallmediziner bis vor zwei Jahren die größte italienische Notfallambulanz im Mailänder Ospedale Niguarda geleitet hat. Er berichtete, dass jedes einzelne Krankenhaus in Mailand täglich zwischen 20 und 40 Patienten mit schweren Viruspneumonien erreichen. 30 Prozent davon würden in kurzer Zeit intensivpflichtig. Ein leitender italienischer Anästhesist berichtete auf Youtube, dass rund 12 Prozent aller bisher aufgetretenen Krankheitsfälle (also inklusive der Zahl leichterer Ausprägungen) beatmet werden müssten.

Meine persönliche Anmerkung:

Die prozentuale Anteilsrate an schweren Lungenentzündungen bei den Patienten in Italien ist mir ein Rätsel (Durchschnittsalter der Todesfälle anscheinend über 80, meist aus prekären Verhältnissen). In anderen Ländern scheint Corona derzeit nicht diesen schlimmen Verlauf zu nehmen. Die Sterblichkeit ist bei uns derzeit nicht viel höher als bei einer saisonalen Grippe. ABER die Situation kann sich auch schnell ändern, wie die Entwicklung in den Niederlanden andeutet. Wir wären dann nicht gerüstet für die vielen alten, schwer Lungenerkrankten.

Sie müssten in hoher Zahl an der Pforte der Intensivabteilung wie zurzeit in Italien abgewiesen werden. Die vielen Absagen von Großveranstaltungen und Quarantäneempfehlungen sind bis zu einer verantwortungsbewussten Entwarnung deshalb, auch angesichts der massiven wirtschaftlichen Schäden, nicht zu kritisieren. Ob sie später als übertrieben angesehen werden können, hilft in der aktuellen Situation nicht weiter. Wenn es Grund zu einer Entwarnung gibt, sollte jedoch nicht damit gezögert werden. Auch wirtschaftliche Notzeiten fordern Todesopfer.

Dr. med. Gunter Frank, geb. 1963 in Buchen im Odenwald, ist niedergelassener Allgemeinarzt in Heidelberg und Dozent an der Business School St. Gallen.

Foto: Achgut.com

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michael markwardt / 12.03.2020

"Die Sterblichkeit ist bei uns derzeit nicht viel höher als bei einer saisonalen Grippe."was sie hier übersehen, ist die tatsache, dass dies eine statistische unmöglichkeit ist.die bisher veröffentlichen zahlen für deutschland liegen soweit ab vom rest der welt, das hier nur vorsätzliche manipulation der zahlen, oder aber nicht erfolgte tests als ursache infrage kommen können.da sie ja vom fach sind, Herr Dr. Frank, wie sehen die aktuellen zahlen der sterblichkeit für zb lungenentzündung aus?

D. Eckstein / 12.03.2020

Es gibt eine Webseite unter lgl.bayern.de - Übersichtskarte Coronavirus.Dort sind die Fallzahlen nach Landkreis aufgelistet.

Dr. R. Möller / 12.03.2020

Die Situation rechtfertigt das Ausmaß der Beschränkungen in keiner Weise. Ich kann auch die Zahlen immer weniger einordnen. Ich sehe nur, daß die Ausbreitung offensichtlich nicht gestoppt werden kann. Wenn der Virus denn so gefährlich ist, warum türmen sich dann in Kalkutta oder den Flüchtlingslagern nicht die Leichenberge. Vermeiden die Menschen dort auch Großveranstaltungen? Gesunder Menschenverstand - abgeschaltet!Herr Kollege auch Sie tragen zur Massenpanik bei. Auch Sie tragen Verantwortung für Opfer die dieser Massenpsychose. Diese wird mehr Tote verursachen als der Virus selbst.

Stefan Heinrich / 12.03.2020

Die unterschiedlichen Sterberaten werden auf Science Files. Org hervorragend erklärt. Dieser Blog sei allen Lesern empfohlen. Bitte vorher setzen.

Johannes Schuster / 12.03.2020

..."Auch wirtschaftliche Notzeiten fordern Todesopfer...." ?! Wenn ich an meine Schulzeit zurückdenke, dann daran, wie ich mich von heute hochdekorierten Bürschchen dämlich anmachen lassen mußte, als ich über Kybernetik referierte. Nein, systematisch muß es aus einem Überfluß keine Not geben, aus einem zyklischen Maximum muß kein Wellenkomplementär hervorgehen - wenn man weiß, was man zu tun hat - und das lernen VWLer nun mal nicht, das ist nämlich Physik, dieses Fach für das die meisten Physiker kein Verständnis haben. Ich finde es erstaunlich, daß hier ein Mediziner dieses "... na dann halt.... " etabliert. Das ist nämlich schon eine psychologische Offenbarung, selber einen Stand zu bekleiden, der in die Misere mitläuft, aber selten etwas zur Abwendung unternimmt (die EBM ist wichtiger). Wenn man eine wirtschaftliche Not nicht entstehen lassen will, muß man auf dem Hoch einer Sättigung den Umsatz entladen um die Spitze zu nehmen, dann kann ma aus der Sättigung heraus ein Plateau ausgestalten, eine analoge ceiling. In der Technik heißt das Erhaltungsladung. Das Mehr ist keine Nutzwertschöpfung. Und jetzt fliegt auch die werte Medizin über Jahre an Rollenspielerei, an Wichtigtuerei, an allen Formen des Nazißmus, mehr sein zu wollen, als man sein sollte. Corona ist die kommunikative Katastrophe, in der alle ihr Versagen entschuldigen können, auch die Medizin.

M.R.W. Peters / 12.03.2020

Leider finde ich nirgends detaillierte Daten zu Infektionen in Deutschland: Landkreise, Städte, Gemeinden, Dörfer... NIX!In einem voll vernetzten Land sollten / müssen die verantwortlichen Ämter doch den Bürgern ausreichende Informationen bieten, die ihnen eine Hilfe bieten zur persönlichen Einschätzung der Risiken.

Caroline Neufert / 12.03.2020

Ich halte es mit dem Bürgermeister von Tübingen ... die Maßnahmen sind völlig überzogen.Wenn nach Frau Merkel 60 - 70 % eh den Virus bekommen, brauchen wir auch nicht die gesamte Gesellschaft und Wirtschaft lahmlegen. Entweder es ist die Offenbarung des Jens Spahn, dass unser Gesundheitssystem nicht funktioniert oder (VT) man will von anderen Themen ablenken ;-). Dass untergeht, dass der Rundfunkbeitrag erhöht wird, ist ein Bsp. ...

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