Marcus Ermler / 29.02.2020 / 17:00 / Foto: Jürgen Howaldt / 14 / Seite ausdrucken

Beredtes Schweigen gegenüber linkem Antisemitismus in Bremen

Am Montag, den 24. Februar 2020, berichtete ich in meinem Achgut.com-Artikel „Bremer Linke nach Hanau: Demo mit antisemitischen Vorfällen“ über eine Demonstration gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus in Bemen, bei der versucht wurde, kommunistischen Israelfreunden ihre Israelflaggen zu entreißen. Diese Gruppe, die sich selbst „Solarium“ nennt, berichtete weiter davon, beleidigt, bespuckt und aggressiv bedrängt worden zu sein. Im Zentrum dieses antisemitischen Übergriffs stand dabei ein stadtbekannter linker Antisemit.

Auch Benjamin Weinthal dokumentierte diesen Übergriff in der Jerusalem Post am 26. Februar 2020 in seinem Artikel „German antisemite seeks to seize Israeli flag from pro-Israel communists“ und zitierte die Gruppe „Solarium“ dabei mit den Worten: „Menschen, die sich an der israelischen Fahne derartig stören, sind als Antisemit*innen zu benennen“. Ebenso informierte Weinthal weiter darüber, dass die Bremer Lokalmedien, allen voran der Weser-Kurier, ihren Lesern nichts davon erzählten.

An letzterem hat sich bis heute nichts geändert. Weder Weser-Kurier noch das öffentlich-rechtliche Sendeformat „buten un binnen“ und auch nicht die Bremer Lokalredaktion der taz, die sich sonst lautstark bei rechten antisemitischen Vorfällen zu Wort meldet, hat hierzu etwas veröffentlicht. Dass linker Antisemitismus hier konsequent medial ausgeschwiegen wird, stimmt nachdenklich in der „Hochburg des modernen Antisemitismus“.

Doch nicht nur auf Seiten der Bremer Medien, die meistenteils selbst links orientiert sind, hüllt man sich in beredtem Schweigen über linken Antisemitismus. Linke Szeneplattformen verharren ebenso in Apathie. Der Bremer AfD Watch, der vorgibt gegen Antisemitismus zu sein, hat hierzu nichts veröffentlicht. Ebenso nicht die Antifa-Website „end of road“. Wobei das nicht verwunderlich ist, publizierte man hier doch im April 2019 eine Meldung, in der behauptet wurde, in „der Deutsch-israelischen Gesellschaft […] wurde über die antimuslimische Hetze und ermordete Frauen gelacht“.

Es herrscht Grabesstille 

Das linke Infoportal „Keine Randnotiz“, welches Ende Juli 2019 mit viel Tamtam an die Öffentlichkeit gegangen ist und sich selbst zuschreibt, Gewalt gegen Juden zu erfassen, hat diesen Vorfall nicht in seine Liste aufgenommen. Und das obwohl man dort sogar im August 2019 die antisemitischen Anfeindungen eines Mitglieds der Linkspartei und BDS-Aktivisten gegen eine israelische Bäckerei in Bremen dokumentierte.

Die linken Bremer Parteien ergehen sich ebenfalls in ohrenbetäubender Stille. Die SPD schreibt nichts dazu, weder Pressemitteilung, noch Tweet oder Facebook-Post. Die Grünen sind ebenso komplett teilnahmslos und auch erst recht die Linkspartei, in deren Narrensaum sich nahezu die gesamte Fülle Bremer Israelhasses sammelt. Sonst so lautstarke „Antifaschisten“ wie die Bremer Grünen-Politikerin Kai Wargalla rufen zum Holocaust-Gedenken lieber ein „Alerta“ im Parlament statt bei tatsächlichem Juden- und Israelhass auch einmal etwas zu tun.

Und dass schließlich diesbezüglich auch beim rot-grün-rote Bremer Senat, der sich selbst einem Handlungskonzept „Stopp den Antisemitismus“ verpflichtet hat, Grabesstille herrscht, ist mehr als symptomatisch.

Einzig die kleinen Schar (linker) Antideutscher in Bremen sowie die „Basisgruppe Antifaschismus“ erklärten sich mit „Solarium“ solidarisch. Die „Basisgruppe Antifaschismus“ ist eine andere kommunistische Gruppe in Bremen, die zum Beispiel auch die Achgut.com-Autorin Mina Ahadi zu einer Veranstaltungsreihe über den politischen Islam einlud.

„Menschen, die sich an der israelischen Fahne derartig stören, sind als Antisemit*innen zu benennen“ schreibt „Solarium“. Dann wäre eigentlich abschließend nur noch die Frage: Wie nennt man denn dann jetzt Menschen, die sich nicht an Menschen stören, die sich an israelischen Fahnen stören?

Foto: Jürgen Howaldt CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

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Volker Kleinophorst / 29.02.2020

Linke hassen doch nur für den guten Zweck. Na darf man nicht so knickrig sein. Und nur weil es auch hier so gut passt: Die NationalSOZIALISTEN waren keine Rechten. Insofern Bremer Linke in schöner sozialistischer Tradition.

Sirius Bellt / 29.02.2020

Warum kann man die Juden nicht endlich in Frieden lassen? Es gibt weltweit noch ca. 14 bis 18 Mio. Eine verschwindende Minderheit verglichen mit der Anzahl ihrer Feinde. Woher rührt dieser Hass? Ich vermute, er rührt daher, dass es sich bei den Juden um das intelligenteste Volk der Erde handelt. Uns wurde in der Schule beigebracht, die Belange von Minderheiten zu schützen, weil auch diese die gleiche Daseinsberechtigung haben wie wir. Für die Juden gilt das offensichtlich nicht. Und irgendwo müssen sie wohnen. Der Mensch ist des Menschen Wolf.

Peter Gentner / 29.02.2020

Wenn die Monty Python Truppe gewusst hätte, dass die Gesellschaftskritik im Film “Das Leben des Brian” im zwanzigsten Jahrhundert von der Realität überholt wird…............

Sascha Hill / 29.02.2020

Tja, die traurige Wahrheit lautet, das eine solche Berichterstattung nicht ins Narrativ passen würde. Wir erleben momemtan eine massive Art von Propaganda, die suggerieren soll, das die Gefahr von Rechts kommt. Und nur von Rechts. Linksextremismus und Islamischer Extremismus werden komplett runtergespielt. Grad der Linksextremismus ist schliesslich nur ein aufgebauschtes Problem. Das Leipzig nahezu brennt, linker Antisemitismus und und und. Das alles würde wie schon erwähnt nicht ins Bild passen und den Kampf gegen die AFD entgegenstehen. Man stelle sich einmal eine ehrliche Berichterstattung vor, die Grünen wären niemals über 20 %, doch die AFD wäre wäre wahrscheinlich aufgrund des extremen Linkskurs der CDU locker bei 25 %. Daher, wird ein solcher Bericht, (zumindestens vorerst) es nicht in die Qualitätsmedien schaffen.

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