Manfred Haferburg / 22.02.2018 / 12:04 / Foto: Pixabay / 18 / Seite ausdrucken

Belgien bleibt bei AKW hart – Laschet geht kein Licht auf

Erinnert sich noch jemand an die großen Versprechungen im Jahre 2014/15, dass der französische „Pannen-Reaktor“ Fessenheim demnächst vom Netz geht? Es ist sehr still darum geworden. Fessenheim hat Freiburg nicht verwüstet und produziert weiter munter billigen Strom, bei Flaute auch gerne mal für Deutschland.

Der Franzose bezahlt immer noch 16 Cent pro Kilowattstunde (kWh), der Belgier 21 Cent/kWh und der Deutsche schon 29 Cent/kWh. Da ist doch bei den Nachbarn noch Luft nach oben, schließlich sollten die anderen Europäer den deutschen Vorreitern ja freudig folgen. Aber da jetzt Freund und Retter Macron in Frankreich am Ruder ist, schießt sich die deutsche Politik eben auf AKW-Ziele anderer missliebiger Länder ein. Und die Medien zielen gern mal mit unter die Gürtellinie.

„Günstiger Strom ist in Belgien wichtiger als Sicherheit“ titelt die Welt-Online und präsentiert das dilettantisch bearbeitete Bild eines blutroten KKW Tihange unter dräuenden dunkelgrauen belgischen Atomwolken. Huhh – da glüht im nahen Aachen der deutsche Alu-Hut und man lutscht schon mal vorsorglich an der Jod-Tablette.

Der Hoffnungsbringer der Grünen, sorry, Hoffnungsbringer der CDU und Regierungschef vom Homeland NRW, Armin Laschet, hat sowohl beim belgischen König, als auch beim belgischen Regierungschef und bei den Ministerpräsidenten der flämischen und wallonischen Region vorgesprochen. Mit seiner Brüssel-Reise wollte Regierungschef Armin Laschet (CDU) für eine baldige Abschaltung der „Pannenreaktoren Tihange und Doel“ werben.

Deutschland verwechselt Selbtbespiegelung mit Dialog

Doch Belgien bleibt hart. „Für die Bevölkerung Belgiens seien Versorgungssicherheit und Bezahlbarkeit von Strom aber wichtiger als Fragen der Sicherheit, hieß es am Rande der Gespräche in Brüssel“. So, so, „hieß es am Rande der Gespräche“ ohne nähere Quellenangabe. Sowas nennt man in Deutschland solide journalistische Arbeit.

Diese Belgier wollen einfach ihre Kernkraftwerke nicht abschalten. Und das, obwohl Deutschland sie vor den „unsicheren und pannenanfälligen“ Reaktoren mit diversen Menschenketten eindringlich warnt. Und unnötig ist das als „Bröckel-Reaktor“, auch gerne als „Schrottmeiler“ oder „Pannenkraftwerk“ titulierte Teufelszeug auch noch, da Deutschland den Belgiern ja schon bald mit zwei Stromleitungen elektrische Entwicklungshilfe leisten will.

Aus Deutschland, das bei Dunkelflauten schon mehrmals am Blackout vorbeischlitterte, soll – kein Witz – bald deutscher Qualitätsgrünstrom aus der Eifel die belgischen Autobahnen ausleuchten. „Schon 2020 soll eine 100 Kilometer lange Stromleitung namens Alegro von Oberzier in NRW nach Lixhe in Belgien in Betrieb gehen, fünf Jahre später die Leitung Dahlem – Gramme, Belgien von der deutschen Eifel aus mit Strom versorgen.“

Wir werden hier noch einen weiteren Dialog brauchen“, sagte der CDU-Politiker und sendet nächste Woche seinen FDP-Wirtschaftsminister Pinkwart von der FDP nach Belgien. Wie wäre es denn, wenn der neben der AKW-Abschaltung zur Abwechslung mal Diesel-Fahrverbote für Brüssel und Antwerpen ins Gespräch bringen würde? „Steter Tropfen höhlt den Belgischen Hasardeur“, der belgische König wird wohl schon mal die weiße Flagge bereit legen.

Ich habe da einen Verdacht: Der Stromfluss einer Leitung geht immer dahin, wo der Strom gerade mehr gebraucht wird. Vielleicht leuchtet ja das KKW-Tihange ab 2020 in Ermanglung von Wind und Sonne ab und zu mal Herrn Laschets Büro aus. Aber da ihm auch dann – dank belgischem Atomstrom – kein Licht ausgeht, wird ihm wohl auch kein Licht aufgehen. Und die hellste Kerze auf der Torte ist er sowieso nicht.

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Leserpost

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Martin Landvoigt / 22.02.2018

Eine Frage an Christian Gude: Ist ihr Beitrag als Satire gemeint? So ganz klar wird das nicht. Denn die behaupteten Folgekosten für Kohle- und Atomstrom sind vor allem die Ergebnisse grüner Rechenkünstler und ideologiegetrieben. Dass eine Endlagerung, die man offensichtlich für die nächsten Jahrzehnte und vermutlich auch später gar nicht braucht ins monströse wachsen, wenn man jedwede vernünftige Lösung seitens der Grünen blockiert, liegt auf der Hand. Viele Experten sehen gar keine Notwendigkeit, die Asse wieder leerzuräumen. ... schon wieder ein par Milliarden weniger auf der Rechnung. Gorleben hat alle Tests bestanden, war aber politisch nicht durchsetzbar. Warum wohl?

Helmut Bühler / 22.02.2018

Aber selbstverständlich will Deutschland eine dicke Leitung nach Beligen bauen! Und das in höchsteigenem Interesse. Wenn der Wind kräftig weht, die Sonne scheint, dann haben wir einen großen Stromüberschuss, der irgenwo hin muss. Speichern kann man ihn nicht und auch nicht irgendwie verklappen. Er muss abfließen, sonst bricht unser Netz zusammen, und da wird er dann ungefragt zu den Nachbarn abgeleitet. Zum Ausgleich erhalten sie dann auch noch Geld, dafür dass sie den Abfall nehmen (wir kaufen dann, bei ‘Dunkelflaute, teuer wieder zurück). Viele Nachbarn haben jetzt aber keine Lust mehr, in ihren Netzen unseren Strommüll aufzunehmen und fangen an, Sperren einzurichten. Da wäre es doch schön, wenn die Belgier blöd genug wären, sich eine Entsorgungsleitung aufschwatzen zu lassen.

Sascha Wiesbruch / 22.02.2018

@Herr Gude sie sagen: “Das Schöne an ihnen ist, dass ihr Wirkungsgrad gar nicht so wichtig ist, wenn die Überschussenergie aus Wind und Sonne erst so richtig fließt. “ Und dieser Überschußstrom wird dann Umsonst von den Eigentümer der Photovoltaik oder Windkraftanlagen and die Betreiber der Stromspeicher abgegeben oder warum soll der Wirkungsgrad keine Rolle spielen? Arbeiten die Mitarbeiter der Stromspeicher-Betreibers für Umsonst, müssen diese Anlagen nicht gewartet werden wollen die Eigentümer keine Verzinsung für ihr eingesetztes Kapital?  

Dr. Gerd Brosowski / 22.02.2018

“Ein ganzes Spektrum groß-und kleintechnischer Speichertechnologien ist aktuell in der Entwicklungspipeline”. Wie schön, Herr Gude, wenn dem so wäre! Diesen zuversichtlichen Satz hört man, seitdem die Merkelsche Energiewende eingeleitet worden ist. Es wäre gut, wenn wenigstens eine der großtechnischen Speichertechnologien einmal aus der Pipeline herauskäme und das Licht der Welt erblickte. Die hochgepriesenen Pumpspeicherkraftwerke sind es leider nicht; man müsste neben jedes konventionelle Kraftwerk einen halben Titisee plus einige zig-Meter Gefälle installieren, um die Energieproduktion des Kraftwerks auch nur einige Stunden lang zu ersetzen. Es geht hier in der Tat nicht in erster Linie um den Wirkungsgrad, sondern schlicht um die zu speichernde Energiemenge. Man hätte erst die Speicher bis zur Einsatzreife entwickeln müssen, und dann hätte die Wende ihren Lauf nehmen können. Der ursprüngliche Plan, die AKW bis 2036 laufen zu lassen, um Zeit zu gewinnen, die nötigen Vorarbeiten zur Energiewende zu erledigen, insbesondere die Speicher bereitszustellen, war der richtige Plan. Ihn aus einer momentanen Laune heraus aufzugeben war ein schwerer Fehler.

Martin Landvoigt / 22.02.2018

Man nennt es auch Filterblase oder Echokammer, wenn die eigene Weltsicht unkritisch als die letzte Wahrheit ohne ein Körnchen Selbstzweifel erkannt wird. Immerhin haben wir doch auch die Wissenschaft auf unserer Seite. Nicht, dass man den Wissenschaftlern vorher noch sagte, was in den Gutachten denn drinnen stehen müsste. Man wählt einfach die Wissenschaftler aus, die es mit ihrem guten Gewissen vereinbaren können, das Gewünschte zu schreiben. Und das sind die Top-Experten, denn die wissen sofort, was sie schreiben müssen, also was gewünscht wird, ohne dass sie dazu Anweisungen bräuchten. Und auch sind sich ja alle Experten, die in den Öffentlich-Rechtlichen und sonstigen Mainstream-Medien zu Wort kommen einig. Damit ist doch der Beweis erbracht, dass wir eben die Wahrheit besitzen und die Anderen eben verkommene Menschen sind, die den strahlenden Atomtod Tausender billigend in Kauf nehmen wegen ein paar lumpiger Silberlinge. Da brauchen wir unsere Kreise nicht stören zu lassen von Gegenargumenten und Gutachten, die was anderes sagen als unsere Experten, denn die gegnerischen ‘Experten’ sind sicher gekauft und zählen sowieso nicht.

Rüdiger Kuth / 22.02.2018

Tja, da ist Laschet nutzlos nach Belgien gefahren. An seinem großen Tag mit den üblichen links-grünen Beiträgen vom Staatsfunk WDR begleitet. Was ist herausgekommen? Nüscht! Wie wäre es einstweilen mit der Staubeseitigung auf den Autobahnen in NRW?  Hatte er doch im letzten Jahr zur Wahl versprochen: Wir schaffen die Staus ab! Inzwischen macht schon ein Spruch im Land die Runde: Lasch, Lascher, Laschet…

Frank Pressler / 22.02.2018

Zwei Fragen an Herrn Laschet: Kommen Brennelemente für belgische „Bröckelreaktoren“ eigentlich noch immer aus Deutschland? Und was für ein Strom kommt wohl aus Oberzier, also mitten aus dem Tagebau Hambach, dem größten Braunkohlenloch der RWE AG? Etwa Qualitätsgrünstrom?

B.Klebelsberg / 22.02.2018

Die bis 2025 auflaufenden Kosten für die Energiewende werden durch die Politik (Dietmar Woidke vor einigen Tagen) zwischen 500 und 800 Milliarden liegen. Ich tippe eher auf die 800, weil in Deutschland ja kaum ein Projekt noch irgendwie kostenrelevant betrieben wird. Demnach wird die Abschaltung von 11 Kernkraftwerken, deren Stromerzeugung ja kompensiert werden muss, ca 800 Millarden gekostet haben. Dabei wird der CO2 Ausstoß nach kürzlichen Erkenntnissen der Bundesregierung nicht gesunken sein. Dies bedeutet im Klartext: der Ersatz eines KKWs kostete in Deutschlands Energiewende etwa 70 Milliarden € . Der Ersatz aller 11 KKW durch Gaskraftwerke hätte ca 15 Milliarden gekostet. Ein Ersatz aller 11 Abgänge durch modernste, inhärent sicherste Konvoi Kernkraftanlagen wäre für etwa 40 zu haben gewesen, dafür bei vernachlässigbaren Brennstoffkosten. Darüber hinaus ist die Stromversorgung fragil geworden und die Umweltschäden durch diesen Wahnsinn hat auch noch niemand benannt. Fazit: 1. ein klassisches Beispiel für planwirtschaftlich verordnete beispiellose Verschwendung 2. niemand auf der Welt macht diesen Schwachsinn nach -zum Glück 3. die Verantwortlichen gehören ins Gefängnis

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