Henryk M. Broder / 08.08.2016 / 13:15 / 11 / Seite ausdrucken

Beim nächsten Anschlag wird alles anders

Nicht, dass es viel helfen würde, aber es ist immerhin eine nette Geste. Nach den Anschlägen in Istanbul, Brüssel und Paris wurde das Brandeburger Tor in den Nationalfarben der betroffenen Länder angestrahlt. Nach dem Anschlag von Orlando, der einer Gay-Bar galt, war es die Regenbogen-Fahne. Wenn aber ein Terrorist in Israel  wütet, bleibt das Brandenburger Tor dunkel. Warum ist das so? Immerhin unterhalten neun Berliner Bezirke Partnerschaften mit elf israelischen Städten. 

Also bat ich die Pressestelle des Regierenden um Auskunft darüber, "nach welchen Kriterien über die anlassgebundene Beleuchtung des Brandenburger Tores entschieden wird". Ich fragte: "Ist es die geographische Nähe zum Tatort, die Zahl der Toten und Verletzten oder etwas anderes? Und warum hat man bis jetzt nicht an Israel gedacht?"

Hier die Antwort:

Das Brandenburger Tor wurde erstmals am 07.Januar 2015  in den Farben eines von einem Terroranschlag betroffenen Landes angestrahlt. Damit hatte die Stadt Berlin seinerzeit ihre Trauer und Betroffenheit nach dem Anschlag auf die Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" in Paris zum Ausdruck gebracht. Hintergrund für dieses Zeichen der Trauer war der Umstand, dass es sich bei Paris um eine Partnerstadt Berlins handelt. Ähnlich verhielt es sich bei den Anschlägen in der Türkei und in Belgien. Mit den dabei betroffenen Städten Istanbul und Brüssel bestehen ebenfalls Städtepartnerschaften. Eine Ausnahme bildete die Bluttat in Orlando. Hier war die Beleuchtung allerdings keine am Tag des Anschlags erfolgte Reaktion, sondern eine später beantragte Ausnahme im Rahmen einer Gedenkveranstaltung. Im Gedenken an die Opfer des verheerenden Anschlags in Nizza wurde am Abend des 15. Juli die französische Botschaft am Pariser Platz angestrahlt.

Seit einiger Zeit wird  in Berlin der Ruf lauter, die Öffentlichkeit bei einem Gedenken nach einem Anschlag stärker einzubinden und nach neuen Ausdrucksformen der Anteilnahme zu suchen. Deshalb sind die Kulturverwaltung und die Protokollabteilung des Senats beauftragt, geeignete Gedenkformen zu erarbeiten, die zukünftig zur Anwendung kommen könnten. Dabei sollen Attentate und ähnliche Vorfälle wie in Israel und anderen Regionen der Welt Berücksichtigung finden.

Drücken wir also der Protokollabteilung des Senats die Daumen, dass es ihr gelingt, geeignete Gedenkformen zu erarbeiten, die zukünftig zur Anwendung kommen könnten.  

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Leserpost

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Gernot Radtke / 08.08.2016

Na, das ist doch endlich mal eine gute Nachricht zu den wahrscheinlich schon in Vorbereitung befindlichen bösen. Ob die Berliner Senatsverwaltung die zu erwartenden Nagel-, Feuer- und Zerreißproben dann bestehen wird? Für einen unzertifizierten Amoklauf sollten wir das Brandenburger Tor allerdings nicht hergeben. Lau geht nicht.

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