Ulrike Stockmann / 02.01.2023 / 16:00 / Foto: Achgut.com / 110 / Seite ausdrucken

Beim Böllern nichts Neues

Als Berlinerin bin ich angesichts der Krawalle in meiner Heimatstadt nicht mehr fähig, mich sonderlich aufzuregen. Man kennt vieles einfach schon, vor allem die verdrucksten Antworten auf die einfache Frage, wer denn die Täter sind.

Kaum hat das neue Jahr begonnen, gibt es Ärger. In der Silvesternacht haben sich laut Medienberichten unmögliche Gewaltexzesse abgespielt, vor allem in Berlin. Einsatzkräfte seien laut tagesschau.de „auf ein hohes Maß an Aggression gestoßen“. Beamte seien beim Löschen eines brennenden Autos „massiv mit Böllern angegriffen“ worden. Im Ortsteil Lichtenrade hätten 60 bis 80 Menschen versucht, ein Fahrzeug mit Feuerwerk anzuzünden, die anrückende Polizei sei „sprichwörtlich unter Beschuss genommen worden“. Die Intensität der Angriffe sei „mit den Vorjahren nicht zu vergleichen“ gewesen. Über 100 Menschen seien festgenommen worden.

Laut Merkur hätten Feuerwehr und Polizei in der Hauptstadt insgesamt 33 verletzte Einsatzkräfte gezählt. Die Feuerwehr zeige sich überrascht „von der Masse und der Intensität der Angriffe auf unsere Einsatzkräfte“. Bierkisten und Feuerlöscher seien auf Fahrzeuge geworfen worden, Retter seien beim Löschen mit Pyrotechnik beschossen und Einsatzfahrzeuge geplündert worden. Ähnliches wurde auch aus anderen deutschen Großstädten vermeldet. Wie auf Bestellung fordert die Gewerkschaft der Polizei nun ein Böllerverbot, womit die bereits geführte Verbotsdebatte erneut Fahrt aufnimmt. Bedauernd nimmt die Presse zur Kenntnis, dass nach der Coronaflaute nun wieder das Silvesterfeiern alter Schule zurückkehrt. Fast scheint man sich die Lockdowns zurückzuwünschen.

Etwas Komik zwischendurch gab es vonseiten unserer Verteidigungsministerin Christine Lambrecht, die offenbar am Frankfurter Tor in Berlin-Friedrichshain gefeiert hatte und am Silvesterabend eine Art Neujahrsansprache aufnahm. Inmitten von Feuerwerksgetöse fiel der Satz: „Mitten in Europa tobt ein Krieg.“ Natürlich meinte Lambrecht die Ukraine, aber der geneigte Zuschauer musste sich angesichts des Ambientes fragen: „Wozu in die Ferne schweifen?“

Ein sehr eigenwilliges Rechtsverständnis bewies Karl Lauterbach, dessen erster Tweet im neuen Jahr lautete: „Eine Schande, dass eine kleine Gruppe von Chaoten gerade die Rettungskräfte angreift. Ich danke allen, die Verletzten und Kranken in dieser Nacht geholfen haben. Rücksichtslose Gefährdung der Rettungskräfte sollte ein Grund zur Kündigung der Wohnung sein.“ Kurz danach löschte unser Gesundheitsminister seinen eigenwilligen Tweet wieder. Ob er an Silvester wohl etwas zu stark seinem geliebten Rotwein zugesprochen hatte?

„Wer sind diese Leute eigentlich?“

Natürlich weigern sich die großen Medien, die von Lauterbach angemahnte „kleine Gruppe von Chaoten“, die seit mittlerweile ein paar Jahren zum Jahreswechsel die deutsche Hauptstadt unsicher macht, zu benennen. Einen Eindruck der jüngsten Geschehnisse liefert zum Beispiel dieser Videoclip aus einem RTL-Bericht, der zeigt, wie ein Mann orientalischer Herkunft mit einer Schreckschusspistole in die Luft feuert, während ein Feuerwehrmann interviewt wird, der das Gespräch danach abbricht. Ein Video bei Julian Reichelt zeigt ebenfalls junge, orientalische Männer als Akteure der  Ausschreitungen der Silvesternacht in Berlin.

Ein wahres Meisterstück in puncto „um den heißen Brei herumreden“ liefert ein WELT-Video, in dem Rainer Wendt, der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, zwar den Berliner Senat kritisiert, als Täterprofil für die Silvestermarodeure jedoch lediglich angibt: „Wer sind diese Leute eigentlich? Man kann es sich aber schon fast denken, wer die sind. Das sind nämlich die üblichen Krawallmacher, die auch sonst Autos anzünden und Steine auf Polizistinnen und Polizisten werfen.“ Meint er damit jetzt die Linksextremen? Keiner der beiden WELT-Moderatoren fühlt sich berufen, dem vielsagend andeutenden Polizeigewerkschaftler etwas mehr auf den Zahn zu fühlen. Immerhin zeigt sich Rainer Wendt genervt von der dauerempörten und gleichzeitig untätigen Berliner Bürgermeisterin Franziska Giffey.

Bei den Silvesterausschreitungen haben wir es also mit einem ähnlichen medialen und politischen Totschweigen zu tun, wie wir es schon nach den massenhaften sexuellen Übergriffen von jungen Männern vor allem orientalischer Herkunft in der Kölner Silvesternacht von 2015/16 erlebten. 

Eher Kriegsgebiet als glamouröse Partynacht

Als Berlinerin bin ich angesichts der Krawalle in meiner Heimatstadt ehrlich gesagt nicht mehr fähig, mich sonderlich aufzuregen. Im Laufe der Jahre habe ich schon alles Mögliche erlebt. Vor wenigen Jahren geriet ich selbst in eine kleine Straßenschlacht, als ich am Silvesterabend mit meinem Freund zum Wilmersdorfer Bahnhof Güntzelstraße eilte und orientalische Jugendliche sich von gegenüberliegenden Straßenseiten beschossen. Da wir zwischen den Fronten hindurch mussten, fühlten wir uns eher an ein Kriegsgebiet als an eine glamouröse Partynacht erinnert. Ebenfalls verbrachte ich bereits Silvesternächte in Neukölln und erlebte, wie Kreuzungen nicht mehr befahrbar waren, weil das bekannte Klientel der Meinung war, mitten auf der Straße Batterien zünden zu müssen. In der Stunde nach Mitternacht war es grundsätzlich nicht empfehlenswert, nach draußen zu gehen. Auch in Straßenbahnen geworfene Böller können mich nicht mehr schockieren.

Der Vollständigkeit halber muss ich sagen, dass auch brave Bürger ihre Vernunft manchmal auf das Niveau von jenen kleinen Kindern senken, mit denen sie mitunter am frühen Silvesterabend waghalsige Knallmanöver unternehmen. Vor ein paar Jahren wäre beinahe eine Rakete auf meinem Kopf gelandet, die ein Großvater mit seinem Enkel vom Balkon aus gezündet und dabei Richtung Bürgersteig gezielt hatte. Ich konnte gerade noch zur Seite springen. Sicher keine Absicht, aber trotzdem gefährlich.

Nichtsdestotrotz ist bei den Krawallen augenscheinlich eine Klientel – jung, männlich und kulturell eher muslimisch-orientalisch geprägt – deutlich überrepräsentiert. Doch was soll man dazu sagen? Wozu über Dashcams in Krankenwagen, härtere Strafen oder gar ein Böllerverbot diskutieren? Wir erhalten, was wir bestellt haben. Oder, wie die Publizistin Anabel Schunke bei Facebook über die Krawalle der migrantischen Männer schreibt:

In ihrem Milieu ernten sie für dieses Verhalten noch Applaus, werden als Helden gefeiert. Es herrscht nicht nur kein Bewusstsein dafür, wie man sich in dieser eigentlich zivilisierten Gesellschaft verhält, schlimmer noch: Es ist einem völlig egal, weil man gar nicht Teil dieser Mehrheitsgesellschaft sein will.“

Die Parallelgesellschaften werden spürbarer

Die Migrationspolitik ist bereits viel beleuchtet und kritisiert worden. Doch solange sich nichts ändert, kann man auch keine anderen Ergebnisse erwarten. Zumal angesichts der unglaublichen Fülle nicht anpassungswilliger Zuwanderer (wir erleben gerade eine neue „Flüchtlingskrise“) der berühmte Merkelspruch „Nun sind sie halt da“ eine ganz neue Bedeutung bekommt. Wie will man abschieben, wenn man gleichzeitig Hunderttausende anlockt? Und wie sollte man sich unter diesen Umständen über die Kollateralschäden wundern?

Unsere Gesellschaft fällt auseinander, die Parallelgesellschaften werden immer spürbarer, und Chaosnächte wie an Silvester sind lediglich ein Symptom dafür. Wenn man die gemeinschaftlichen Regeln eines Landes nicht mehr durchsetzt, dann ist Gesetzlosigkeit die logische Folge. Denjenigen, die das stört, bleibt lediglich, sich anderweitig zu orientieren. Warum wohl wandern Jahr für Jahr so viele Deutsche im besten Erwerbstätigkeitsalter aus? Vielleicht sollte die Fachkräfte-Debatte darauf mal ihren Blick lenken.

Foto: Ulrike Stockmann

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Leserpost

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Heiko Loeber / 02.01.2023

Die Schuldigen waren doch ganz klar wieder einmal die Reichsbürger! - Und zwar insbesondere die Kameraden der Zweigniederlassung “Osmanisches Reich”.

D. Katz / 02.01.2023

In dem Film “Die Klapperschlange” ist Manhattan eine hermetisch abgegrenzte Zone, in der sich dorthin verbrachte Verbrecher frei bewegen können. Ich finde, das ist ein bedenkenswertes Modell für das zukünftige Berlin. Rote, Grüne und Einmänner wären dort bestens aufgehoben und könnten tun und lassen, was sie wollen. Meinetwegen auch Böller um sich werfen. Wichtig wäre nur, dass sie ihren Kiez nie mehr verlassen können.

Rid Banks / 02.01.2023

Warum wird nicht wie bei “uns” in den Staaten das Knallen nur dem Staat ueberlassen, auf bewachten ausgewiesenen Aereals “durchgefuehrt”. Aehnlich wie beim jaehrlichen 4.Juli- rambaramba, dass fast nur die Army auf ihren Camps durchfuehrt, mit erheblichem Abstand zum Buerger. Also Schnulz oder wie der hier heisst auch Daumen, mal darueber nachdenken, falls Hirn vorhanden.

Lao Wei / 02.01.2023

Es tobt der Mob aus dringend benötigten “Fachkräften”! Wo sind die Wasserwerfer der POZILEI wie bei den COVID-Protesten. Deutschland du hast fertig! Dieses Land steht vor der Übernahme. Ich kann es nicht erwarten; und freu mich drauf! Die Obrigkeit hat unglaubliche Tüchtigkeit bewiesen.

Michael Müller / 02.01.2023

“Nun sind sie halt da.” Sind wir mal ganz ehrlich: Der Satz beinhaltet nicht etwas, was nur temporär so sein wird - er beinhaltet Endgültigkeit. Nach dem Willen unserer Regierung sollen die “Goldstücke” jetzt auch umso schneller Deutsche werden können. Als ich vor ein paar Jahren in den Tagesthemen einen Beitrag über eine Demonstration gesehen habe, wo unter anderem “Juden ins Gas” skandiert wurde, dachte ich erst, ich bin im falschen Film. Als aber dann der Moderator der Tagesthemen, der doofe Thomas Roth, nach dem Beitrag sein Entsetzen darüber zum Ausdruck brachte, dass so etwas nach unserer unseligen Vergangenheit von Deutschen auf deutschem Boden geäußert werden würde, dachte ich erst, der hat zu viel gekokst, denn es waren in dem Filmbeitrag doch nur Alis zu sehen und keine “Biodeutschen”. Dann dachte ich aber noch mal drüber nach und ich erkannte, dass er eigentlich leider schon zu einem guten Teil recht hat: Die meisten dieser Leute, die ich noch als völlig kulturfremde Alis wahrnehme - was sie auch sind, das beweisen sie ja immer wieder!!! - haben schon lange einen deutschen Pass. Das ist wieder so etwas, wo ich mir sage, dass alles schon zu spät ist. Die heutigen Araber-Clans in Berlin bestehen aus Leuten, die vor 20 und mehr Jahren als permanent straffällig gewordende Jugendliche “aufgefallen” sind. Seinerzeit waren ständig Selbstgeiselungen von Rotgrün zu hören: Wir hätten uns nicht um die jungen Leute gekümmert, dass sie straffällig wurden, sei unsere Schuld, wir dürften jetzt nicht den Fehler machen, diese jungen Leute zu stigmatisieren blablabla. Durch die permanente Schuldlos-Sprechung hatten diese jungen Leute das Gefühl,  dass das eigentlich ganz okay ist, was sie da machen, schließlich können sie nichts dafür, was sie auch ständig von Politikern bestätigt bekamen. Das war der ideale Nährboden für ihre kriminelle Karriere. Den anderen “Goldstücken” wird es genauso einfach gemacht, sich zu Kriminellen zu entwickeln, wenn sie es wünschen.

Sam Lowry / 02.01.2023

p.s.: Ich hoffe, Karma hat zurückgeschlagen und es genau die erwischt, die alte Menschen zusammengetreten haben; die Hoffnung stirbt zuletzt…

paul peters / 02.01.2023

was soll die künstliche aufregung - in deren heimat “freut” man sich zu solchen anlässen, in dem man/sie/es mit der kalaschnikow ein paar magazine gen himmel rotzt! da ist also noch steigerungspotential vorhanden.

Sam Lowry / 02.01.2023

“Bei Wasserwerfer fällt mir ein: Wieso hat die berliner Polizei diesem Treiben nicht einfach mit Wasserwerfern ein Ende gesetzt? Nasse Raketen lassen sich gar nicht anzünden. Bei den Demonsatrationen friedlicher Bürger standen doch die Wasserwerfer bereit.” Eben, ABER!

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