Bei mir stirbt der Wald anders

Ich wandere seit vielen Jahren jede Woche im Elbsandsteingebirge. Zwar blutet mir derzeit das Herz angesichts gespenstisch toter Wälder. Aber ich kann meine persönlichen Erlebnisse in der Natur mit Medienberichten vergleichen – ein heilsames Verfahren.

Mittlerweile kennt hierzulande wohl jeder die Bilder komplett zerstörter Nadelwälder. Auch die Sächsische Schweiz, eine der schönsten Landschaften Europas, ist davon betroffen. Da ich in deren Randgebiet wohne und drei- bis fünfmal pro Woche dort, im Elbsandsteingebirge, wandern gehe, blutet mir jedes Mal das Herz angesichts dieser gespenstisch toten Wälder. Ganz nebenbei kann ich meine persönlichen Erlebnisse und Eindrücke in der Natur mit kalt geschriebenen Medienberichten vergleichen, ein – wie ich finde – heilsames Verfahren.

Grüne Weltklimaretter behaupten ja – und so übernehmen es kritiklos viele Medien – schuld daran sei der „menschengemachte Klimawandel“. Im „Klimawaldprogramm“ der Grünen wird absurderweise noch immer vom „Klimakiller CO2“ geframed, völlig ignorierend, dass CO2 lebenswichtiger Bestandteil für Pflanzenwachstum ist. Hartnäckig ignoriert wird offenbar auch die Tatsache, dass die Ursachen für das Desaster an anderer Stelle zu suchen sind – zumindest in „meinem Wald“.

Die Bekämpfung des Borkenkäfers wurde jahrzehntelang vernachlässigt – wobei ich mich bei meinen Überlegungen auf eigene Beobachungen hier in der Sächsischen Schweiz beschränken möchte. Den Beginn des großflächigen Fichtensterbens habe ich hier zum ersten Mal im Frühsommer 2018 beobachtet, als ich in den Thorwalder Wänden (Hintere Sächsische Schweiz) unterwegs war und dort ununterbrochen grüne Nadeln von den Fichten „herabregneten“ – der ganze Wald roch, als hätte es in einer Fabrik für Fichtennadel-Badezusatz gebrannt, und der Boden war – teilweise knöcheltief – mit diesen grünen Nadeln bedeckt. Der Kollege Borkenkäfer hatte ganze Arbeit geleistet.

Die Käfer und ihre Larven überleben auch im Totholz

Das Ganze läuft folgendermaßen ab: Der stecknadelkopfgroße Borkenkäfer (hier der „Buchdrucker“) frisst sich durch die Rinde (Borke) des Nadelbaums, um darunter seine Eier abzulegen (wie man auch hier nachlesen kann). Unter der Rinde fressen sich dann die geschlüpften Larven großflächig durch den Bast – den inneren Teil der Borke –, bis sie ausgewachsen sind. Wird dieser Verlauf nicht gestoppt, vermehrt sich der Käfer explosionsartig und der Baum stirbt letztendlich ab.

Normalerweise wehrt sich der Baum gegen diesen Schädlingsangriff mit vermehrter Harzbildung, wobei Nadelbäume wie Kiefer und Lärche gegenüber der Fichte und der Douglasie im Vorteil sind, da sie ohnehin ein harzreicheres Holz entwickeln. Für diese zusätzliche Harzbildung benötigt der Baum allerdings ausreichende Feuchtigkeit – nach mehreren trockenen Jahren in Folge können solche Bäume bereits so geschwächt sein, dass sie nicht mehr zur Abwehr des Schädlingsangriffs in der Lage sind. Bei Fichten kommt hinzu, dass sie als Flachwurzler besonders schnell auf fehlende Feuchtigkeit im oberflächennahen Bereich des Bodens reagieren. Der extrem trockene Sommer 2018 hat diesen Wäldern dann den Rest gegeben.

Warum die toten Nadelbäume allerdings nicht umgehend aus den betroffenen Arealen entfernt wurden beziehungsweise werden, bleibt rätselhaft. Denn die Käfer und ihre Larven überleben auch im Totholz, vermehren sich dann massenhaft weiter und befallen auch angrenzende Wälder. Zwar ist dies alles hinreichend bekannt – der Staatsbetrieb Sachsenforst schrieb 2017 in einer Pressemitteilung

Um eine weitere Vermehrung der meist streichholzkopf-großen Käfer in den Bäumen zu verhindern, sollten diese bei einem Befall schnellstmöglich gefällt und entrindet oder abtransportiert werden.“ 

Ja, die Natur regeneriert sich selbst!

Entfernt wurden die Baumleichen jedoch bisher nur aus den sogenannten „Pflegezonen“, den Randbereichen des Nationalparks. In der „Kernzone“ ließ man dagegen den Borkenkäfer bislang ungehindert wüten, betonend, dass dieses Insekt ein Teil der natürlichen Waldentwicklung sei. Bereits vor Jahren las ich auf einer im Großen Zschand (dem größten Trockental der Hinteren Sächsischen Schweiz) aufgestellten Tafel der Nationalparkverwaltung den grotesken Spruch: „Der Borkenkäfer – Freund und Helfer des Waldes“.

In der Pressemitteilung von 2017 heißt es weiter: 

„Hier gilt der Grundsatz des Nationalparks – Natur Natur sein lassen! Durch das Absterben insbesondere von Fichten, welche in diesen einzigartigen Ökosystemen von Natur aus nicht in der derzeitigen Flächenausdehnung vorkommen, wird die Entstehung stabiler Naturwälder gefördert.“

Man möchte fast annehmen, dass es zum Konzept der Nationalparkverwaltung gehört, mit Hilfe des Borkenkäfers die hier „standortfremde Fichte“ gänzlich ausrotten zu wollen, was jedoch nicht gelingen wird. Und damit kommen wir zum Teil der guten Nachricht: Ja, die Natur regeneriert sich selbst! Aus dem Tod der alten Monokulturen erwächst hier eine neue Artenvielfalt.

Auf einer meiner Wanderungen vor einigen Wochen konnte ich ein mehrere Hektar großes Areal (zwischen den Affensteinen und dem Kleinen Winterberg) – auf dem sämtliche Fichtenbestände entwurzelt, gefällt oder umgebrochen sind und teilweise urwaldartig übereinander liegen – in Augenschein nehmen. Zwischen den Baumleichen, deren Stämme noch immer von Borkenkäfern übersät sind, wachsen bereits abertausende neuer Bäumchen heran: Kiefern, europäische Lärchen, schnellwüchsige Birken, Buchen, Berg- und Spitzahorne, Salweiden, Ebereschen, Roter Holunder – und auch wieder kleine Fichten, die teilweise bereits über einen Meter hoch sind. Fichten-Monokulturen wird es hier allerdings nicht mehr geben. 

„Natur Natur sein lassen“

An einigen Stellen der Sächsischen Schweiz (wie z.B. im Halbengrund, im Lattengrund und im Schießgrund) breitet sich seit Jahren auch der Abendländische Lebensbaum aus, ebenso wie die Robinie (Scheinakazie), deren Wachstumsperiode bis in den Spätherbst reicht, und die ebenfalls schnellwüchsige amerikanische Roteiche mit ihrem wunderbar üppigen Blattwerk. Im Kirnitzschtal, oberhalb des Lichtenhainer Wasserfalls, wo man 2020 die Hänge teilweise komplett kahlgeschlagen hat, arbeitet sich eine neue Vegetation bereits die Felshänge hoch: Rotbuchen, Ulmen, Zitterpappeln, Roteichen, Ahorne, Roter und Weißer Fingerhut, Brombeere und Waldhimbeere, das leuchtend rot blühende Weidenröschen und auch der Rote Holunder mit seinen später tiefroten (Vorsicht, giftig!) Früchten.

Auch im Mittleren Kirnitzschtal und den angrenzenden Flächen am Thorwald wachsen bereits zwischen den noch vereinzelt stehenden Nadelbaumgerippen neue Bestände an Birken und Buchen heran, auch hier umsäumt von jungen Fichten und Lärchen. Nein, die Fichte wird nicht aus der Sächsischen Schweiz verschwinden.

Es bleibt nunmehr zu hoffen, dass die Nationalparkverwaltung bei der Berücksichtigung ihrer Grundsätze der Waldpflege diese neu entstehende Artenvielfalt nicht gleich wieder bekämpft. Auf ihrer Website heißt es nämlich zum Thema „Waldpflege – Ziele, Grundsätze und deren Realisierung“:

„Als dritte Waldbehandlungsmethode ist die konsequente Entnahme von gebietsfremden Baumarten zu nennen, die einen Anteil von etwa 7 % einnehmen. Dies betrifft nach der Reihenfolge ihrer Häufigkeit die Europäische Lärche (4,2 %), die Roteiche (1,3 %), die Douglasie (0,4 %) sowie die Weymouthskiefer (0,2 %). Dabei spielen invasive Baumarten, die hinsichtlich ihrer Ökologie in der Lage sind, heimische Baumarten zu verdrängen, eine besondere Rolle. Hier sind an erster Stelle die Weymouthskiefer aber auch die Roteiche zu nennen, welche auch in der Naturzone A bekämpft werden müssen.“

Also, liebe Nationalparkverwaltung: „Natur Natur sein lassen“. Dann bitte auch konsequent. 

PS: … und an die Adresse der Grünen Weltklimaretter gerichtet: Nicht das CO2 ist ein Killer, sondern die von euch in höchsten Tönen bejubelten und als „Zukunftsenergie“ gepriesenen, monströsen Windräder, die massenweise Vögel, Fledermäuse und Insekten töten – und darüber hinaus in grotesker Weise unsere großartigen Kulturlandschaften verschandeln. Aber wenn das Weltklima gerettet werden soll, dann hat die Scheiß-Natur gefälligst Platz zu machen, gell? … Demnächst auch im Reinhardswald (Grimms Märchenwald) in Hessen.

 

Lesen Sie zum gleichen Thema auf Achgut auch:

Fritz Vahrenholt: Wälder statt Windkraft

Cora Stephan: Die Stimme der Provinz: Natur oder Kultur?

Karl Hauner: Windkraft-Irre zerstören Deutschlands Märchenwald

Fritz Vahrenholt: Die Zerstörung des Schwarzwaldes durch Grün-Schwarz

 

Und hier noch eine Nachlese zu diesem Artikel.

Foto: Stefan Klinkigt

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Ulla Schneider / 12.06.2022

Selbst der Hunsrück sieht ähnlich aus. Besonders schlimm sind die Kahlschläge für die Blutschredder. Das ist kein Wald mehr. Der Schinderhannes wäre sofort gesichtet worden. Die Franzosen hatten nach dem 1. Welt-Krieg dort Holz “geerntet”.  Große Empörung bei den Deutschen wegen der Vernichtung ihres Waldes. Jetzt kräht keiner mehr. Es sieht wesentlich schlimmer aus, dank der Blutschredder. Ein Hoch auf das Deckmäntelchen Grün. Hat jemand schon bemerkt, daß kaum noch kleine Krabbeltiere auf der Windschutzscheibe landen?

Peter Meyer / 12.06.2022

Danke, daß das der CO2-Aberglaube hier mal zurechtgerückt wird, das ist (oder war?) gymnasiales Mittelstufenwissen, zusammen mit der Photosynthese. —- Die WKA haben noch einen anderen Effekt: sie ändern Windbahnen, Geschwindigkeiten und Regenmengen. Wer sich über Trockenheit oder Staunässe beklagt, sollte eben die WKA als Verursacher aufs Korn nehmen. Es ist (ebenfalls Mittelstufenwissen) Physik, der Energieerhaltungssatz, der besagt, daß man dem Wind eben nicht wirkungsfrei Energie entnehmen kann, vor allem nicht mit 150 Meter Propellern, die 90 Grad zur Windrichtung stehen. Hätten die Klimaspinner eine Schule besucht statt zu schwänzen und studiert statt abzuschreiben, könnten die so etwas wissen. Aber da ist wie bei Gender Hopfen und Malz verloren. So lange wir die nicht vom Hof jagen, werden die nicht eher aufgeben, bis Deutschland eine Ruine ist.

j. heini / 12.06.2022

Die Grünen zeigen, dass sie überhaupt nichts von Natur verstehen. Und dann beschweren sie sich darüber, dass unsere Wälder keine Trockenheit vertragen. Und dann initieren sie Forschungsgelder, um trockenheitsresistenten Baumbewuchs zu erforschen. Völlige Sinnlosigkeit zugunsten der Planwirtschaft. Völlig egal, was sie anpacken. Virus, Energiewende, grüne Ernährung….

Max Mütze / 12.06.2022

Bin öfter im Harz und hier sieht der Kahlschlag ähnlich dramatisch aus. Früher von dichten Fichtenwäldern verdeckte Felsen und Berghänge wirken gespenstisch ohne den Bewuchs. Es soll schon Urlauber geben die nicht mehr herkommen wollen weil der Wald weg ist. Aber auch hier kann man am wuchernden Unterholz erkennen, dass die Natur in der Lage ist sich selbst zu helfen. Bestes Beispiel ist ein Stück Weg im ehemaligen Todesstreifen der ja durch “Agent Orange” ähnliche Mittel (?) sicht- und schussfrei gehalten worden ist. 30 Jahre später ist davon kaum etwas zu erahnen. Und alle kürzlich abgeholzten Flächen scheinen ebenfalls recht “bodenaktiv” zu sein. Mehr Niederschlag wäre aber schon nützlich.

Claudius Pappe / 12.06.2022

Schön das auch mal ein Fachmann dazu was sagt. Ist es falsch wenn ich die Verbreitung des Borkenkäfers mit der Verbreitung…..........anderer artfremder Kulturen…....................vergleiche ?....................Nun ein anderes Beispiel : Kanada-Gänse…................................Wölfe….............................

Frank Box / 12.06.2022

“Im „Klimawaldprogramm“ der Grünen wird absurderweise noch immer vom „Klimakiller CO2“ geframed, völlig ignorierend, dass CO2 lebenswichtiger Bestandteil für Pflanzenwachstum ist.” ♣ FRAGE an Radio Eriwan: Kann man in kurzer Zeit seine Hautfarbe wechseln? ♣ ANTWORT: Im Prinzip ja! Ohne Blut wird man weiß. Ohne Luft wird man blau. Und ohne Hirn wird man grün.

Michael Schweitzer / 12.06.2022

Herr Klinkigt,ich wohne im Sauerland und bin im Ebbe-Gebirge oft unterwegs. In den 90ern habe ich eine Überpopulation von Marienkäfern gesehen. Selbst in den Talsperren waren die Käfer.Wie der Borkenkäfer sich durch die Fichten gefressen hat,habe ich auch gesehen. Platz für Insektenschredderanlagen ist jetzt genug da. Wer als Waldbesitzer den Pseudoklimakultrettern glaubt,sollte Palmen pflanzen.

Joe Fischer / 12.06.2022

Im Schwarzwald kann man das mit grüner Regierung noch besser: Weil man im Naturschutzgebiet zu wenig Baumleichen für die Käfer herumliegen hat, wurden kerngesunde große Tannen mit schwerstem Gerät umgerissen, ganz ohne Sägen. Jetzt hat man den gewünschten Zerfall.

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