Thomas Rietzschel / 21.10.2019 / 15:00 / 17 / Seite ausdrucken

Bei Frauen muss man zweimal fragen

Dass deutsche Tageszeitungen die Welt verzerrt darstellen würden, ist ein verbreitetes Misstrauen. Wer davon nichts wissen will, hält den Verunsicherten entgegen, dass sie populistischen Lügenmärchen, purer Verleumdung aufsäßen. Licht in das Dunkel derartiger Vermutungen bringt nun das „OpenGenderTracking-Projekt“. Nachdem die Onlineaktivisten zunächst die Presse in Schweden und Kanada überprüften, haben sie eben die journalistische Verfälschung der Wirklichkeit in Deutschland aufgedeckt. 

Statt der gefühlten Wahrheit gibt es jetzt harte Fakten, statistische Daten, erhoben von einer eigens entwickelten Software. Mit ihrer Hilfe kam heraus, wo der Hund tatsächlich begraben liegt: nicht im Inhalt der Nachrichten und Kommentare, sondern in der zu geringen Berücksichtigung des weiblichen Geschlechts. Denn rund zwei Drittel aller in den Tageszeitungen erwähnten Personen sind Männer. 

Was daraus folgen soll, liegt auf der Hand. Wenn sich die Presse wieder ehrlich machen will, muss sie sehr viel mehr Artikel drucken, in denen Frauen vorkommen. Also weniger Trump, dafür mehr Nancy Pelosi und Hillary Clinton. Nichts über Macron ohne einen Bericht darüber, wie seine Gattin Brigitte Marie-Claude ihren Tag verbringt. 

Die schlechteste Idee ist das gewiss nicht. Immerhin müssten wir dann nicht Tag für Tag lesen, dass der amerikanische Präsident aller Voraussicht nach schon morgen aus dem Amt gejagt wird.

Wie geht es der Ex-Frau von Boris Johnson

Und wer weiß, vielleicht würden wir endlich auch erfahren, wie es Boris Johnsons zweiter Frau Helen MacIntyre nach der Trennung im vorigen Jahr ergangen ist. Öfter noch als bisher wäre von Ursula von der Leyen, Katrin Göring-Eckardt oder AKK die Rede, ohne dass man befürchten müsste, sie hätten etwas zu sagen. 

Da aber nur Frauen wahrhaftig über Frauen zu schreiben vermögen, verlangt das zugleich eine Anhebung der Frauen-Quote in den Redaktionen. Das könnte schwierig werden. Selbst der taz, die seit 1980 einen Frauenanteil von fünfzig Prozent anstrebt, fehlen derzeit noch zehn Prozent bis zum Ausgleich der Geschlechter. Weil sie sich damit nicht abfinden wollte, hat die Meinunsredaktion des Blattes „testweise im April, Mai und Juni diesen Jahres … nur noch zu 50 Prozent Texte von Männern“ angenommen. 

„Die Erfahrung“ sei freilich gewesen, räumte die stellvertretende Chefredakteurin ein, „dass man bei Frauen vielleicht nochmal ein zweites Mal nachfragen muss: Willst du nicht doch den Kommentar schreiben, auch wenn du viel zu tun hast, auch wenn du das Gefühl hast, nicht so tief im Thema drin zu stecken“. Mit anderen Worten: Geschlecht geht vor Kompetenz. 

Die deutschen Tageszeitungen sollten sich das gesagt sein lassen, wenn sie bei der nächsten Überprüfung durch die „GenderTracker“ besser abschneiden wollen. Es wäre der letzte Bärendienst, den sie dem deutschen Qualitätsjournalismus erweisen könnten.

PS. Wohin die Unterwürfigkeit vor dem Zeitgeist führt, musste eben erst Markus Söder erleben. Als er die CSU zur Einführung einer verbindlichen Frauenquote bis auf die unteren Ebenen verdonnern wollte, ließ ihn der Parteitag abblitzen. Nicht zuletzt die umworbenen Damen fassten sich an den Kopf. Eine Bauchlandung, die in Erinnerung bleiben sollte. 

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Leserpost

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Elisabeth Richter / 21.10.2019

Ich bin für eine Männerquote bei den Autoren von Hochzeitsratgebern. Die werden fast nur von Weibern verfasst. Gleichmacherei muss sein. (Ironie aus)

Emmanuel Precht / 21.10.2019

Sollen die doch Transen nehmen, da besteht Wahlfreiheit, um den Ausgleich zu schaffen. Gott mit welchen Problemen hast Du uns heimgesucht. Der Mohammedaner wusste wohl wo der Hund begraben ist. Wohlan…

Robert Jankowski / 21.10.2019

“statistische Daten, erhoben von einer eigens entwickelten Software” WOW! Eigens entwickelt, na das kann ja nur gaanz toll sein!!! Sowas kann jeder Mensch proggen, der halbwegs mit Datenbanken umzugehen weiß. Nur ist ja die Frage, was dort durch die Software abgerufen wird. Aber das wird sicher auf ewig ein Geheimnis bleiben. Hauptsache das “OpenGenderTracking-Projekt” kann Behauptungen aufstellen, die “statistisch abgesichert” sind. Für Unwissende/Gläubige ist das ein echter “Beweis!” Open? Das Einzige, was diese Leute offensichtlich offen haben, ist ihr Arsch!

Dr. Klaus Rocholl / 21.10.2019

... ich zitiere einfach mal einen “alten weißen Mann”, der dieses Thema ziemlich erschöpfend behandelt hat - und er hatte Recht (!) : “Da werden Weiber zu Hyänen und treiben mit Entsetzen Scherz…” !

Frank Stricker / 21.10.2019

Ich halte die Zielgruppe für sehr überschaubar , die wirklich mehr von Nancy Pelosi und Hillary Clinton wissen wollen. Und was die taz betrifft , wie sind denn Transgender oder sonstige Schneeflöckchen prozentual in der Redaktion vertreten? Gibt es coloured women in Führungspositionen bei der taz , oder dürfen die auch nur Kaffee kochen und die Spinnwebe wegmachen ?

Rolf Mainz / 21.10.2019

Also, ganz ehrlich. Wenn ich mir so anschaue, was die Damen der Schöpfung, ob Merkel, Lagarde, Göring, Roth, Rackete, Neubauer, Thunberg, etc. etc. so anrichten, dann reicht mir die betreffende, “gendergerechte” Berichterstattung bereits. Seinerzeit forderte die deutsche Sängerin (na ja) Ina Deter, “Neue Männer braucht das Land”. Die hat das Land bekommen - samt Frauen, welche männliche Unarten bestens übernommen haben. Nun wären also die Frauen dran - davon brauchen wir dringend neue, ganz neue. Und über die dürfte dann auch gern “gendergerecht” berichtet werden, wenn sie denn etwas Vernünftiges zustande brächten.

Dietrich Herrmann / 21.10.2019

Ach Gott, Söder, dieser lächerliche, wendehälsische, intrigante Bayern-Lederhosler… Diese Watschen hat der gebraucht.

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