Von Henryk M. Broder.
Mit einem Marktanteil von 1 Prozent in Deutschland und etwas über 2 Prozent in Frankreich gehört arte zu den kleineren Nischen- und Spartensendern. Aber Quantität ist nicht automatisch Qualität, und so findet man bei arte neben allerlei Zeitgeist-Produktionen auch gute Dokumentationen und sehenswerte Spielfilme. Nun ist der deutsch-französische Sender ins Gerede gekommen, wegen einer Dokumentation über den Antisemitismus in..., ja, wo eigentlich? Der Sender erwartete, dass sich die Autoren des Films auf Europa konzentrieren - von der Affäre Dreyfus über die Nürnberger Gesetze bis zu den Holocaust-Leugnern und Relativierern wie David Irving und Horst Mahler. Das Übliche eben, das schon tausendmal und mehr durchgenudelt wurde.
Und so gab es in Straßburg große Augen, als der Film zur Abnahme vorgelegt wurde. Er handelte nicht nur vom klassischen "Juda verrecke!"-Antisemitismus, sondern auch vom neuen Antisemitismus, der im Kostüm der "Israelkritik" und des Antizionismus auftritt und mit Parolen wie "Hamas, Hamas, Juden ins Gas!" für eine zweite "Endlösung der Judenfrage", diesmal im Nahen Osten, wirbt.
So hatte man sich die Sache bei arte nicht vorgestellt. Das konnte ins Auge gehen. Und man wollte doch kein Öl ins Feuer gießen! Richard Herzinger hat sich die Doku angesehen und nennt das Verhalten von arte einen "Skandal", womit alles gesagt wäre.
Bleibt nur eines festzuhalten. Die untergebildeten arte-Dödel benehmen sich wie Leute, die im Zeitalter der Smartphones ein Kurbeltelefon benutzen. Aber der Antisemistismus tritt nicht auf der Stelle, er ändert und modernisiert sich laufend. Seine Subjekte lösen sich ab, seine Objekte bleiben immer die selben. Es sind die Juden.