Ahmet Refii Dener / 06.03.2025 / 12:00 / Foto: Pixabay / 15 / Seite ausdrucken

Behördensalat: Premium-Service für Migranten

Früher war es auf Behörden einfach: Es gab „die Deutschen“ und „die Türkeistämmigen“. Seit „Wir schaffen das!“ wurde eine neue Premium-Service-Klasse eingeführt. Die neu Angekommenen genießen eine Betreuung, die selbst Einheimische in Ohnmacht fallen lässt.

Auch wenn die Bürokratie, wie der Mensch, eines Tages einfach da war, so kann mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit behauptet werden, dass sie von den Deutschen perfektioniert und mit einem deutschen Feinschliff versehen wurde. Andere mögen Papierkram haben, wir haben eine Kunstform daraus gemacht.

Des einen Leid, des anderen Freud – das alte Spiel. Während wir auf dieser Seite des Tisches oder der Theke die Leidtragenden sind, hat man manchmal den Eindruck, dass die andere Seite ihren Job mit einer Hingabe ausübt, die fast schon verdächtig ist. Und ja, es ist kein Zufall, dass diese Hingabe meist mit einem Beamtenstatus einhergeht.

In den letzten Jahren hat sich bei den Behörden eine Art Service-Kastensystem etabliert. Früher war es einfach: Es gab „die Deutschen“ und „die Türkeistämmigen“. Je nachdem, wie blass oder nicht blass man war, wurde man in die eine oder andere Kategorie gesteckt. Manch andere Ausländer – damals noch nicht so charmant als Menschen mit Migrationshintergrund bezeichnet – wurden je nach Laune der Sachbearbeiter auch mal zu Deutschen gezählt.

Plötzlich gibt es gar keine lästigen Formulare mehr

Die Jahre vergingen. Dann hieß es: „Wir schaffen das!“ – und siehe da, eine neue Premium-Service-Klasse wurde eingeführt. Die neu angekommenen Gäste genossen eine Betreuung, die selbst langjährige Deutsche in Ohnmacht fallen ließ. Plötzlich gab es Behördendokumente und Hinweistafeln in der Muttersprache, Personal, das die Landessprache beherrschte, und sollte ein Dokument fehlen (ausgerechnet der Personalausweis, dieses unnötige Ding), wurden nicht nur ein, sondern gleich beide Augen zugedrückt. Kommunikation? Überbewertet! Ein kurzes Nicken oder ein fragender Blick reichte – die Maschinerie der Verwaltung verstand schon, was zu tun war.

Dann wurde es noch interessanter: Eine kleine Identitätsanpassung war plötzlich möglich. Wer wollte, durfte sich einen neuen Namen oder gar eine neue Nationalität aussuchen. „Eigentlich bin ich Iraker, aber ich habe gesagt, ich sei Syrer – die kriegen ja bessere Leistungen“, erklärte mir einmal jemand mit erstaunlicher Selbstverständlichkeit. So wurde aus Mohammed über Nacht ein Ali oder Bilal. Das Alter? Ein dehnbarer Begriff. Einer, der aussah wie der örtliche Imam mit Bart, zwei Kindern und drei Frauen, entschied sich kurzerhand für süße 16.

Und dann – Überraschung! – kam der Ukraine-Krieg. Eine neue Welle an Menschen, eine neue Service-Klasse. Behörden dachten sich: „Die sind ja weiß, Menschen wie du und ich – da müssen wir doch noch eine Schippe drauflegen!“ Also wurden flugs ukrainische Sachbearbeiter eingestellt, die Servicenote stieg ins Unermessliche, und auf einmal schien es, als gäbe es gar keine lästigen Formulare mehr. Alles ging wie von selbst.

„Herr Merz, waren Sie jemals in einem deutschen Amt?“

„Haben Sie Besitz in Deutschland?“ – „Nein.“ „Besitzen Sie ein Auto?“ – „Nein.“ Dass der Renault Scenic, Baujahr 2024, im Hof stand, war wohl eine rein philosophische Frage der Definition von „Auto“. „Sie bekommen 820 Euro, er 320, sie 380 – und natürlich die Warmmiete.“ Natürlich! Alles andere wäre ja peinlich für Deutschland, dieses reiche Land. Solche und so ähnliche Geschichten wurden mir zuhauf zugetragen.

Während ich das schreibe, höre ich im Radio, dass die Bürgerämter testen wollen, ob es eine gute Idee sei, statt Online-Terminen einfach Nummern vor Ort zu ziehen. Ich kann nicht mehr. Ernsthaft? Testen? Dieses bahnbrechende Konzept, das 30 bis 40 Jahre lang bestens funktioniert hat, bevor es durch die „Pandemie“ und überforderte IT-Experten ins digitale Chaos gestürzt wurde?

Neulich sagte Friedrich Merz, man müsse die Bürokratie in Deutschland vereinfachen. Wirklich? Gegenfrage: „Herr Merz, waren Sie jemals in einem deutschen Amt? Haben Sie jemals mit der deutschen Bürokratie der neueren Zeit zu tun gehabt?“ Wahrscheinlich nicht. Vielleicht als Jugendlicher, als man ihm einmal einen Wisch zum unterschreiben vorlegte.

Die Formulare gingen durch. Ohne Unterschrift.

Ein Highlight meiner persönlichen Behördenerfahrung: Während der „Pandemie“ bekamen Solo-Selbstständige eine Extra-Behandlung, die ihresgleichen suchte. Arbeitslos kannte man, Arbeitnehmer auch – aber was zur Hölle macht man mit Selbstständigen? Also schickte man mir 17 (siebzehn!) Seiten Formulare, die ich ausfüllen sollte. Ich tat mein Bestes. Auf der letzten Seite angekommen, las ich: „Für die Richtigkeit der gemachten Angaben …“

Und plötzlich kam mir die Erkenntnis: War ich mir wirklich sicher, dass ich alles richtig verstanden hatte? Diese 17 Seiten voller verklausulierter Fragen, doppeldeutiger Antwortmöglichkeiten und bürokratischem Kauderwelsch? Also füllte ich brav Ort und Datum aus – aber die Unterschrift? Nein. Stattdessen verfasste ich einen Brief, in dem ich erklärte, dass ich mich außerstande sehe, für die Richtigkeit meiner Antworten zu garantieren. Ich gab ein Beispiel einer der Fragen samt Antwortoptionen an und machte deutlich, dass nichts davon Sinn ergab.

Die Reaktion? Die Formulare gingen durch. Ohne Unterschrift. Die Beamten wussten nun zwar nichts über meine finanziellen Verhältnisse, aber wir taten einfach so, als wäre alles in Ordnung. Und das, meine Damen und Herren, ist wahre deutsche Bürokratiekunst.

 

Ahmet Refii Dener, Türkei-Kenner, Unternehmensberater, Jugend-Coach aus Unterfranken, der gegen betreutes Denken ist und deshalb bei Achgut.com schreibt. Mehr von ihm finden Sie auf seiner Facebookseite, bei Instagram sowie auf seinem Blog.

Foto: Pixabay

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Leserpost

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Wolfgang Richter / 06.03.2025

@ Dr. Gerhard Giesemann - “Das rechnet sich schon, das sind Investitionen, denn der muslimische Riesenmarkt lockt ohne Ende.” - Zuerst einmal deren riesige Geldberge infolge Öl- und Gasverkaufs an “uns”. Die Knete will verteilt und investiert sein, weltweit, natürlich auch als “win-win”, denn wenn Geld gegeben wird, will der Geldgeber natürlich auch Einfluß, nicht nur dank seiner “Spenden” in die Bildungseinrichtungen der USA, wie heute hier beschrieben. Auch diverse DAX-Unternehmen haben gerne die “islamisch kontaminierten Ölmilliarden” genommen. Ggf. gäbe es das eine oder andere in der bestehenden Form gar nicht mehr. Ganz nebenbei - der DAX rennt ja aktuell nicht wegen der “deutschen Wirtschaftsleistung” von Rekord zu Rekord.

Wolfgang Richter / 06.03.2025

Sie sind zufällig infolge anderer Besorgungen in der “Nähe” einer deutschen Behörde und wollen bei der Gelegenheit eine schon länger fällige “behördliche Angelegenheit” regeln, zB den schon länger abgelaufenen BPA “eben mal” verlängern lassen ? Und der Wartebereich ist -soweit einsehbar- gähnend leer. Vergessen Sie es: Ohne digitale Terminanfrage und -vergabe / -oder auch erfolgloses Ertragen irgendwelcher digitaler Stimmen mit 1-9-Abfrage und nervtötender endloser Dudelmusik in Wiederholungsschleife / geht heute gar nichts mehr. “Ohne”  kommen Sie idR weder durch die auch zu Bürozeiten verrammelte Rathaustür, noch an der dort aufgebauten “Security mit Migrationshintergrund” vorbei. Und bezüglich behördlich derart veranlaßter zusätzlicher Anfahrten spielt das ansonsten “tödliche Klimagas C02” auch keine Rolle mehr. Bürgerfreundlichkeit seitens derer, die sich -ggf. auch üppig- von genau diesem Bürger bezahlen lassen, war vorgestern. Die haben alle vergessen, für wen zu arbeiten sie einen behördlichen Schreibtisch besetzt halten.

Lutz Liebezeit / 06.03.2025

@ L. Luhmann Diese nutzlose Islam-Geschichte ist nicht nur peinlich, die war von Anfang an eine Sackgasse. Sie lieben Sackgassen, oder? Hätte Ulkotte sich nicht in den Koran verbissen, könnten wir sachbezogen diskutieren, statt ideologisch. Vor allem machen Sie sich mit diesem Bashing eine Übermacht zu Feinden und treiben die direkt in die Hände der SPD. Statt gegen Maastricht, das Schengener Abkommen und Schilys Asylgesetz vorzugehen, was aus Deutschland einen Schweizer Käse gemacht hat, sind die dummen Deutschen gegen die Türken und den Türkeibeitritt vorgegangen. Statt Brüssel in Frage zu stellen, haben sie Brüssel gegen die Türkei verteidigt. Die kommen immer zu spät und stehen dann neben den Tatsachen. Wann genau sind Sie auf die Idee gekommen, das Völkerrecht anzuführen, Herr Luhmann? Noch NIE! Weil sie die Probleme gar nicht begreifen.

P. Zilger / 06.03.2025

In diesem Land hat ein Ausweis oder die Staatsbürgerschaft keinerlei Wert mehr. Ebenso lohnt es für Gering-bis Normalverdiener nicht oder kaum noch, einer Arbeit nachzugehen sowie Renten- und Sozialbeiträge zu entrichten. Dieser Staat hält Leistungen für jeden bereit, egal wer er ist, woher er kommt und ob er je auch nur einen Euro in das Gemeinwesen einbezahlt hat. Den Behörden mache ich dafür eher geringe Vorwürfe, eine Politik, die diese Zustände haben will, bekommt sie halt.

P. Krämer / 06.03.2025

Ein Staat, der sich so widerstandslos ausnehmen lässt, ist dem Untergang geweiht. Wer hier noch wirkliche Härte der Behörden erfahren möchte, muss falsch parken oder 7 km/h zu schnell fahren.

D.Graue / 06.03.2025

Bei den Gästen, ja da geht alles seinen Gang. Bei den Idioten die das alles finanzieren, wie ich einer bin, sieht es ganz anders aus. Ich habe - bereits vor 3 Monaten initiiert - zum Monatsersten die KK gewechselt, 3,6% zusätzlich waren einfach genug. Wer routiniert Tarife für KfZ, Strom und Co. wechselt, wird hier wahrscheinlich sein blaues Wunder erleben, was den Übergang betrifft. —— Kurze Erfahrung: Die neue Karte der neuen Kasse habe ich bis heute noch nicht, verlasse das Haus mit einem übersandten A4-Bogen namens Versicherungsbescheinigung. Dann der Knaller: bei meinem Zahnarzt stand ich wie ein Vollidiot, meine bisherige Karte war am 25.2. dreisterweise bereits von der KK gesperrt und als ungültig nicht mehr einlesbar, trotz BEZAHLTER Mitgliedschaft bis einschließlich 28.2.!!! —— Absurd, weder mir noch der Praxis ist bis heute gelungen bei der bisherigen Kasse die Abrechnung des Termins bestätigt oder sonstwie gelöst zu bekommen. Das erinnert an den berühmten Passierschein A13 - aber wehe mein AG hätte die 600 Euro Beitrag nicht überwiesen, da wären die Freunde plötzlich hellwach und mit Eifer bei der Sache. Ich kann mich nur wiederholen: das hier ist ein totales Irrenhaus.

Marc Jenal / 06.03.2025

Eigentlich könnte man Parlament und Beamte nach Hause schicken. Es gibt keine Grenzen mehr, jeder kann sich eine Fantasie-Identität erschaffen und die Gesetze gelten nur noch teilweise. Wozu braucht man dann noch ein Parlament und Beamte? Das kann weg. Weitere Beispiele: Praktisch jede Woche werden Unbekannte auf Staatskosten eingeflogen (z.B. aus Afghanistan). Eine Gesetzesgrundlage dafür gibt es nicht. Sie wird auch nicht geschaffen. Die Behörden, Politiker, die dafür verantwortlich sind, machen sich zwar der Schlepperei schuldig (Freiheitsstrafe im Vergleich zu den verursachten Folgekosten maximal läppische 10 Jahre), aber das interessiert keinen Staatsanwalt. Das Recht wird nur noch optional angewendet, je nach persönlichem Gutdünken von Behörden, Ministern, Politikern. Genauso ist es in den Ämtern. Alles ist nur noch eine Show für jene, die an einen funktionierenden Staat noch glauben wollen. Die Medien aus der alten Zeit spielen noch ein bisschen mit.

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