Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan hat wohlmöglich im Jahr 2014 den mörderischen Angriff des sogenannten „Islamischen Staats“ (IS) auf die mehrheitlich von Kurden bewohnte Stadt Kobane in Nordsyrien befohlen. Das berichtet der „Morning Star“ mit Bezug auf Aussagen des hochrangingen IS-Kommandeurs Taha Abdurrahim Abdullah.
Nach Angaben der linksgerichteten britischen Tageszeitung war Abdullah ein enger Vertrauter des kürzlich getöteten langjährigen IS-Anführers Abu Bakr al-Baghdadi. Er sei im März dieses Jahres von den kurdisch dominierten „Demokratischen Kräften Syriens“ gefangengenommen worden und habe im Verhör ausgesagt, dass der IS 2014 ursprünglich die syrische Hauptstadt Damaskus angreifen wollte. Dann habe sich allerdings Erdoğan eingeschaltet und auf einem Angriff auf Kobane bestanden. Um den türkischen Präsidenten zufriedenzustellen, habe al-Baghdadi „über Nacht“ seine Schlachtpläne geändert und damit die IS-Führung vor den Kopf gestoßen.
Beim Angriff des IS auf Kobane wurden Teile der Stadt sowie hunderte umliegende, mehrheitlich kurdische Dörfer besetzt. Es kam zu einer sechsmonatigen Belagerung, bei der 70 Prozent von Kobane zerstört wurden und um die 300.000 Menschen fliehen mussten. Die Stadt wurde schließlich im Januar 2015 von kurdischen Kräften befreit.
Erdoğan versucht, sich als moderater, islamisch-konservativer Politiker zu inszenieren. Er wird jedoch schon seit langem beschuldigt, dschihadistische Terrorgruppen zu unterstützen bzw. enge Verbindungen zu ihnen zu unterhalten. Einige europäische Geheimdienste sind z.B. überzeugt, dass Erdoğan im Jahr 2015 einen IS-Anschlag auf eine Friedenskundgebung in der türkischen Hauptstadt Ankara in Auftrag gab, bei dem 109 Menschen ums Leben kamen. Dem türkischen Staat wird auch vorgeworfen, ehemalige IS-Kämpfer in den syrischen Distrikt Afrin zu schmuggeln, wo das türkische Militär seit Januar 2018 gegen kurdische Milizen kämpft. Außerdem war die Türkei mit hoher Wahrscheinlichkeit der größte Abnehmer von Erdöl, das in den IS-kontrollierten Gebieten gefördert wurde.