Der ehemalige Direktor des Berliner Zentrums für Antisemitismusforschung, Wolfgang Benz, hat gestern dem DLF ein Interview gegeben, in dem er erklärt, warum es falsch sei, "die Diskussion über Antisemitismus und Judenfeindschaft auf politische Momente einzugrenzen"; falsch sei es auch, "wenn der Bundestag die Boykott-Bewegung BDS als schlimmsten Auswuchs des Antisemitismus" definiere. Deswegen habe er, Benz, "gemeinsam mit anderen Intellektuellen" einen Offenen Brief an die Kanzlerin geschrieben. Erstens um "vor den jüngsten Annexionsplänen Israels" zu warnen und zweitens, "weil der Begriff Antisemitismus inflationär und oft unberechtigt gebraucht" werde.
So, jetzt wissen wir, wofür "Intellektuelle" in Deutschland zuständig sind. Um Israels Annexionspläne zu stoppen und darauf zu achten, dass der Begriff Antisemitismus weder inflationär noch unberechtigt gebraucht wird, sondern maßvoll und berechtigt, zum Beispiel im Zusammengang mit Auschwitz und der Endlösung, nicht aber mit Petitessen wie Roger Waters und BDS. In diesem Zusammenhang sagt Benz auch den Satz: "Die BDS-Bewegung ist an sich nicht judenfeindlich. Sie empfiehlt ein politisches Mittel, um eine politische Absicht durchzusetzen. Es geht gegen die Politik des Staates Israel. Es geht nicht um Juden."
An sich ist auch Benz kein Antisemit, zumindest kein lupenreiner. Wenn man aber genauer hinschaut, was er in den letzten Jahren so getrieben und gefördert hat, könnte man meinen, dass er ein kleines Problem mit Juden hat. Wie so viele, deren eiskalte Herzen für die Palästinenser schlagen, die in ihre historische Heimat zurückwollen, die ihnen von den Juden geraubt wurde.
Man könnte Benz darauf aufmerksam machen, dass auch die Nazis politische Mittel einsetzten, um eine politische Absicht durchzusetzen, dass die Deportationen und die physische Vernichtung nicht die ersten, sondern die letzten Kapitel einer längeren Erzählung waren, die mit Ausgrenzung, Boykott und Entrechtung begann. Der Unterschied zwischen den Nazis und der BDS-Bewegung liegt im Wesentlichen darin, dass die Nazis technologisches Neuland betraten, während BDS in ausgetretenen Spuren wandelt. Das müsste ein so belesener und gebildeter Historiker wie Prof. Benz eigentlich wissen, wenn sein Blick auf die Wirklichkeit nicht von dem Drang getrübt wäre, es den Juden dafür heimzuzahlen, dass er sich 20 Jahre lang mit ihnen beschäftigen musste.
Zu sagen, die BDS-Bewegung ist an sich nicht judenfeindlich, ist eine pathologische Entgleisung, kein Zufall, sondern einer Form der Judenfeindschaft geschuldet, die sich selbst attestiert, dass sie keine ist. Einfache Leute sagen: "Ich bin kein Antisemit, aber...", die Gebildeten: "An sich ist BDS nicht judenfeindlich..."
"Wer Jude ist, bestimme ich", soll Hermann Göring gesagt haben. Was Antisemitismus und wer ein Antisemit ist, entscheidet heute Prof. Benz. Der muss es wissen. Er hat es von der Pike auf gelernt.