In einem Beitrag Wie Alternativmedien Fakten verdrehen schreibt die Münstersche Zeitung aus Münster in Westfalen: Im Zusammenhang mit dem Coronavirus geistern nur wenige Fake News durch die Sozialen Netzwerke. Das haben Wissenschaftler der Uni Münster herausgefunden. Festgestellt haben sie aber auch: Es kommt vermehrt zur Veröffentlichung von Verschwörungstheorien.
Dass im Zusammenhang mit Corona nur wenige Fake News durch die Sozialen Netzwerke geistern, wäre an sich eine positive Nachricht. Sie wird aber umgehend mit der Behauptung konterkariert, es komme vermehrt zur Veröffentlichung von Verschwörungstheorien.
Hmm. Offenbar sind Fake News und Verschwörungstheorien zwei ganz verschiedene Kategorien, die sauber auseinandergehalten werden müssen. Das heißt, eine Behauptung wie z.B. die, 9/11 sei ein "Insider-Job" der Amis gewesen, um hinterher den Irak überfallen zu können, sei zwar eine Verschwörungstheorie, aber nicht notwendigerweise Fake News. Unter Wissenschaftlern nennt man so etwas, glaube ich, "interessengeleitetes Differenzieren". Das gibt es öfter, z.B. wenn gesagt wird, die DDR sei zwar kein Rechtsstaat, aber auch kein Unrechtsstaat gewesen.
Zurück nach Münster. Was hat, differenziert betrachtet, das vierköpfige Forscherteam der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) unter der Leitung von Kommunikationsforscher Professor Thorsten Quandt herausgefunden?
Folgendes: Die alternativen Medien, zu denen Thorsten Quandt auch achgut und Tichys Einblick zählt, verbreiten ihre Botschaften subtil in einer harmlos wirkenden Kommunikationsstrategie. Offensichtliche Falschmeldungen passen nicht zu dieser Vorgehensweise. Wir haben jedoch populistische Tendenzen in ihren Beiträgen festgestellt. Es gab zahlreiche kritische oder beleidigende Äußerungen gegenüber handelnden Politikern wie beispielsweise Bundeskanzlerin Angela Merkel oder Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Damit verfolgen die Alternativmedien das Ziel, langfristig eine kritische Haltung gegenüber Politikern, Flüchtlingen, dem Klimawandel oder schlicht ‚dem System‘ zu schüren.
Wenn es das ist, was Kommunikationsforscher der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) lernen und lehren, sollten ihnen schnellstens alle Fördermittel entzogen werden. Geschürt werden Ungehorsam, Unruhen, Aufstände. Eine kritische Haltung gegenüber allem, was Gegenstand öffenticher Debatten ist, also Politiker, Flüchtlingspolitik und Klimawandel, ist dagegen erste Bürgerpflicht, zumindest in einer intakten Demokratie. Diese schlichte Kunde scheint aber die Erbsenzähler am Institut für Kommunikationsforschung in Münster noch nicht erreicht zu haben.
Noch übler finde ich nur noch die Behauptung, wir würden unsere Botschaften "subtil" verbreiten. Das ist echter Rufmord. Subtil zu sein, überlassen wir Kommunikationswissenschaftlern wie Prof. Dr. Thorsten Quandt, die 120.000 Facebook-Posts "analysieren", um am Ende festzustellen, dass diese den Regeln wissenschaftlicher Subtlität nicht entsprechen. Mehr über die Kommunikationsexperten in der „Lebenswertesten Stadt der Welt“ demnächst in unserer neuen Rubrik: "Radler und Radlerinnen am Rande des Nervenzusammenbruchs".