Bedeutende Denkerinnen und Denker des 21. Jahrhunderts: P.S.

Die Wiener Tageszeitung "Der Standard" berichtet über einen Auftritt des deutschen Philosophen Peter Sloterdijk beim „Pfingstdialog" auf Schloss Seggau in der Steiermark. Sloterdijk meinte, dass "das derzeit in Deutschland beklagte Ansteigen des Antisemitismus" dem nämlichen Alarmismus geschuldet sei. Wenn etwa behauptet wird, 30 Prozent der Deutschen seien judenfeindlich, so habe dies den Charakter einer selbsterfüllenden Prophezeiung. Der Denker mahnte "Zurückhaltung" ein: Er glaube "an diese ganzen Bedrohungen" nicht. Im Gegenteil habe sich das jüdische Leben nach 1945 in Österreich und Deutschland weitgehend ungestört entfalten können

Dem wird kein Mensch widersprechen. Seit 1945 haben sich die Lebensbedingungen für Juden sowohl in der Ostmark wie im Altreich wesentlich verbessert. Aber auch vorher waren sie nicht für alle Menschen gleichermaßen schwer erträglich. Wer nicht jüdisch, schwul, Kommunist, Zigeuner oder Zeuge Jehovas war, der musste keine Angst vor nichts haben. Und wem der Herr das Ariertum dermaßen überdeutlich ins Gesicht gemeißelt hatte wie Sloterdijk, der war automatisch auf der sicheren Seite. 

Nun gilt Sloterdijk als der bedeutendste deutsche Philosoph der Gegenwart. Diesen Ruf hat er sich schwer erarbeitet, u.a. mit einer pointierten Stellungnahme zu den Anschlägen vom 11. September, in der er dem Beispiel vieler deutscher Schwerdenker folgte und den Terrorakt zu einem „Zwischenfall in amerikanischen Hochhäusern“ degradierte. Um auf so etwas zu kommen, muss man entweder ein Gemüt wie ein Abdecker oder in Nordkorea Politikwissenschaften studiert haben. Dreitausend Tote gehen ihm am Arsch vorbei. 

Und jetzt legt er nach. Antisemitismus reimt sich auf Alarmismus, die Juden sollen sich mal nicht so haben und "Zurückhaltung" üben, damit es zu keiner selbsterfüllenden Prophezeiung kommt, wie in dem Witz von dem Mann, der seiner Frau zuruft: "Wenn du noch einmal sagst, dass ich dich schlecht behandle, schlag ich dir die Fresse ein!"

Wird allmählich Zeit, dass er den Friedenspreis des deutschen Buchhandels bekommt. 

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Albert Sommer / 21.06.2019

Zitat: „Zwischenfall in amerikanischen Hochhäusern“. Danke für die Aufklärung Herr Broder, ich muss gestehen, das Sloterdijk das gesagt haben soll war mir ganz neu. Erschreckender noch als die Verharmlosung der Opfer von 9/11 finde ich in diesem Satz die Ähnlichkeit - und bei dem Sloterdijk ist sicher kein Wort zufällig gewählt-  zu einem schändlichen Satz von Jean-Marie Le Pen, als er die Konzentrationslager und die Ermordung der Juden als ein “Detail” der Geschichte bezeichnete. Kann es Zufall sein wenn eine Formulierung sich so ekelhaft ähnelt?

S. Miller / 21.06.2019

Was, Herr Broder, erwarten Sie denn? Von Arschgeigen kommen eben keine schönen Akkorde. Sloterdijk ist einer von denen, die unter dem Deckmantel der Philosophie so gut wie alles behaupten können, da es ohnehin unprüfbar ist. So kann man den eigenen Dachschaden gut kaschieren. Und wie der sich in Talk-Runden benimmt, das weiß man ja. Es wäre einfach mal zutiefst befriedigend, wenn einem Armleuchter einmal die Realität in den eigenen Arsch beißt. Und das gilt für alle, die mit geistigen Scheuklappen durch’s Land tappen. Einfach mal undercover in die Salafistenszene gehen oder Mäuschen beim DITIP spielen.

herbert binder / 21.06.2019

“Monsieur le professeur, je vous dis: merde!” [Zéro de conduite, dt.: Betragen ungenügend, von Jean Vigo, 1933]

Robert Jankowski / 21.06.2019

Also gegen den Mann ist Grass wirklich nix mit seinerm halben Jahr SS Jugend. Altersweisheit bei Sloterdijk? Eher dementer Altersschwachsinn bar jeglicher Realität. Dafür bekommt man heutzutage wahrscheinlich wirklich den Friedenspreis des deutschen Buchhandels. Aber für den Nobelpreis reicht das definitiv nicht!

Dr. Gerhard Giesemann / 21.06.2019

Sloterdijk? Die Kritik der relativen Unvernunft. Vernunft soll sein eine gute Mischung aus Herz UND Verstand - fehlt was davon, dann wird es recht unvernünftig. Auch wenn es hinter mannigfaltigem Geschwurbel verborgen wird.

M. Haumann / 21.06.2019

Die beiden ranghohen Vertreter der jüdischen Gemeinde konnten sich heute auf dem Hamburger Rathausplatz nicht so ganz ungestört entfalten, als sie von einem Marokkaner bespuckt, beschimpft und mit Feuer und/oder Messer bedroht wurden. Ausgerechnet nach einem Treffen jüdischer früher Verfolgter, die “die Stadt ihrer Jugend” besuchten! Aber wenn ein Herr Sloterdijk “an diese ganzen Bedrohungen nicht glaubt”, sollten die Herren sich vermutlich einfach nicht so anstellen und wegen ein bisschen Hass und Zündelei nicht gleich alarmistisch zur Polizei rennen. Warum laufen sie auch in solcher Kleidung durch eine so weltoffene Stadt? Sorry für diesen der schlimmen Entwicklung völlig unangemessenen Ton, Herr Broder. Aber manchmal erscheint das wie die einzige Alternative zum K….n.

Dieter kief / 21.06.2019

Nein, Gutester henryk M: Broder, er kann den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels erst kriegen, wenn Sie ihn gehabt haben, ne?! Dass Sloterdijk die Toten in New York nicht berührt hätten, können Sie nicht belegen. Jedenfalls nicht mit diesem Zitat. Es passt auch nicht zum ganz und gar gemütlichen und menschenfreundlichen Peter M. Sloterdijk, wie ich ihn mal nenne will, M. für “Maria” hehe, der ja mehr als diesen Satz geschrieben hat, Henryk Broder. Sogar mehr wie Sie, insgesamt! - Viel mehr. Und zwar sogar mehr “Biiicher” (M R-R), dickere Biiiicher im Durchschnitt auch!! Dennoch haben Sie einen Punkt, ich pflichte Kommentarin Susanne Weisner bei - es hat sich in manchen Stadtteilen und Städten einiges getan; ich meine durch Zuzug. Das ist der Punkt, den auch Elisabeth Badinter und Pascal Brucker und Fawzia Zouari und wer nicht alles traktieren: Sie natürlich auch, Henryk Broder, ist ja wahr. Und da ist jetzt Folgendes: Dr. Sloterdijk wird ein bisschen vorsichtig, weil er nicht unter den Bus geschleudert und von der Hauptstrompresse kaltgestellt werden will, indem er darauf hinweist. Zumal er einen Assistenten namens Jongens hatte. Tcha. Das Leben wird nicht einfacher, hierzulande, das stimmt schon, also bescheidet sich Dr. Sloterdijk mit der halben Botschaft! - Haha: Der bedeutendste lebende Philosoph, - auch der Hieb ist ja gut, aber schon auch ein bisschen wie Luftgitarre speielen für Sie, stimmts!? - Ich verstehs ja: Sie machen gern Lärm, ich verstehs ja! - Je älter sie werden, desto merh: Kein bisschen leise…Nein, nix dagegen. Und ja, ich weiß: Das hätte sowieso keinen wert!. Alles klar - geht in Ordnung - sowieso - - genau - - -

S. Marek / 21.06.2019

Es ist nicht die Schuld der Idioten, daß sie mit geistiger Behinderung auf die Welt kamen, sondern der Lustgesellschaft die diesen zur Schau stellt und Erhöht um sich zu ergötzen, andere damit zu ärgern, zu demoralisieren usw. Ein allgemeiner Werteverfall das zur Zerfall von der EU führen wird. Ein Europäische “Frühling”, entsprechend dem Arabischen Pedanten (sieh Syrien, Irak, Libyen usw.) ist uns innerhalb von ZWEI Generationen sicher.

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