Henryk M. Broder / 07.08.2019 / 11:00 / Foto: Lilli Iliev (WMDE) / 26 / Seite ausdrucken

Bedeutende Denkerinnen und Denker des 21. Jahrhunderts: O.Z.

Olaf Zimmermann steht einer mächtigen aber dennoch wenig bekannten Organisation vor. Er ist Geschäftsführer beim Deutschen Kulturrat, der sich als Ansprechpartner der Politik und Verwaltung des Bundes, der Länder und der Europäischen Union in "kulturpolitischen Angelegenheiten" versteht.

Der DKR ist die Dachorganisation der Dachorganisationen, ihm gehören nicht weniger als 258 Bundesverbände an, darunter der Bundesverband Deutscher Liebhaberorchester (BDLO), der Allgemeine Deutsche Tanzlehrerverband (ADTV), der Verband deutscher Schriftsteller (VS), der Verband Deutscher Antiquare, die ARD, das ZDF und der Bund Deutscher Zupfmusiker (BDZ), nur um die wichtigsten zu nennen. Verglichen mit dem DKR ist der DGB mit seinen gerade einmal acht Mitgliedsgewerkschaften nur ein Riesenzwerg.

Der DKR ist aber nicht nur ein "Ansprechpartner", er tritt auch von sich aus in die Öffentlichkeit, u.a. mit regelmäßigen Pressemitteilungen. In der letzten vom 6. August plädiert der Geschäftsführer des Kulturrates "für die Einbindung der Kultur und der Künstler ins Innere des ökumenischen Kirchentags in Frankfurt 2021", denn beim letzten Kirchentag im Juni dieses Jahres in Dortmund sei die Kultur zu kurz gekommen. Was natürlich nicht ganz richtig ist. Der Workshop "Vulven malen" war einer der Höhepunkte des Kirchentages und wurde von den Besucherinnen sehr gut angenommen. 

Der nächste Kirchentag sollte "eine neue Verortung der Kulturdebatte und mit ihr der Künstlerinnen und Künstler in den Kirchentag ermöglichen und damit auch deutlich Wirkung auf die beiden Kirchen ausüben".

Ja, etwas mehr Kultur könnte dem Kirchentag nicht schaden. Denn: "Die Kultur ist der Schlüssel oder der nachhaltige Verhinderer von gesellschaftlichen Transformationsprozessen." 

Das sehen wir auch so. Und deswegen unterstützen wir die Forderung des Geschäftsführers des Deutschen Kulturrates vom ganzen Herzen. Mehr Kultur wagen! Was uns nur ein wenig stutzig macht, ist die Forderung, es dürfe "keine Sonderbehandlung der Kultur" mehr geben. War auf dem letzten Kirchentag wirklich die Endlösung der Kulturfrage geplant? Wieso wurde darüber nicht berichtet? 

Wehret den Anfängen! Nie wieder 2019!

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Leserpost

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Robert Wenger / 07.08.2019

“Einbindung ... der Künstler ins Innere des ökumenischen Kirchentags” - das sind dann eben die KünstlerInnen!

Wilfried Düring / 07.08.2019

@Walter Haller ‘Ich staune immer wieder über «Räte» für alles und jedes in diesem Land.’  Mglw. sind wir inzwischen - ohne es gemerkt zu haben - zu einer ‘Räte-Republik’ mutiert. Hyper-Moral und Jacobiner-Moral und die Hybris von der ‘Welt-Rettung’ würden dazu passen.

Wolfgang Häusler / 07.08.2019

“Nele (18, l.) und Johanna (18) zeichnen mit bunter Kreide Vulven vor dem Schauspielhaus: „Es ist cool, nicht nur trocken zu reden.”“ Made my day. Meine Aussprache ist auch schon ganz feucht.

Karl Nowak / 07.08.2019

Ich als Nicht-Intellektueller und unstudierter Nicht-Abiturent verstehe unter Kultur (Ihr Akademiker dürft mich gerne eines Besseren belehren) das Ergebnis eines geistigen und körperlichen Schaffens von GESITTETEN und ZIVILISIERTEN Menschen eines fest umrissenen „Kultur“-kreises. So! Und wenn ich mit meiner Definition einigermaßen richtig liege, wissen wir auch, warum Kultur beim Kirchentag zu wenig „verortet“ ist.

Th.F. Brommelcamp / 07.08.2019

“Vulven malen“ bringt in den Kirchen wenigstens eine neue Sichtweise. Anusse kennt mann dort schon immer.

Klaus Klinner / 07.08.2019

Lieber Herr Broder, Sie sehen, manchmal sind sogar die Kommentatoren von ihrem Intellekt überfordert. Vielleicht sind doch Vulven interessanter als deren “Sonderbehandlung”.

Frank Stricker / 07.08.2019

@Herr Vonderstein , lassen Sie das nicht die “heilige Margot” (Käsmann) hören , die doch so sehr auf ihr Äußeres achtet. Darauf noch einen Rotwein , am besten zwei , und jetzt mit dem dicken Phaeton über die rote Ampel……..Hicks

Andreas Müller / 07.08.2019

Wenn die katholische Kirche beim nächsten Mal teilnimmt, rückt sicher auch die Kultur des männlichen Geschlechtsteils im zarten Knabenalter ins Zentrum Körperwelten ein.

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