Wir müssen zugeben, dass wir bei dieser Rubrik zu wenig auf "Diversity" geachtet haben. Meistens wurden nur alte weiße Männer abgemahnt. Das wollen wir ändern und stellen deshalb heute den "Webentwickler, Blogger, Muslim und Vater" Nasir Ahmad vor. Er will "den Begriff 'Islamisierung' positiv besetzen", damit "Muslime in der deutschen Gesellschaft, in Medien und Politik aufsteigen" können.
Da hat er sich viel vorgenommen, der Webentwickler, Blogger, Muslim und Vater, der derzeit 17.835 Follower auf Twitter hat, was etwa der Einwohnerzahl von Hückeswagen im Oberbergischen Kreis entspricht. Tatsächlich ist die Idee, einen Begriff "positiv" und damit in sein Gegenteil zu versetzen, nicht schlecht. Die Öffis haben es vorgemacht, indem sie eine Zwangsgebühr zu einer „Demokratie-Abgabe" umdeklariert haben, einem "Beitrag für die Funktionsfähigkeit unseres Staatswesens und unserer Gesellschaft".
Bei Nasir Ahmad hört sich das so an: Islamisierung des Landes bedeutet Entnazifizierung des Landes. Dazu muss man wissen: „Islamisierung“ ist ein völlig inhaltsloser Begriff, der von Rechtsradikalen und der AfD besetzt wurde. In der islamischen Terminologie gibt es diesen Begriff nicht. Ich wollte den Begriff wieder positiv besetzen: Islamisierung bedeutet für mich, dass Muslime in der deutschen Gesellschaft, in Medien und Politik aufsteigen. Je präsenter Muslime sind, desto mehr Platz nehmen sie Nazis weg.
Das ist nicht ganz kohärent. Wenn "Islamisierung" ein völlig inhaltsloser Begfriff ist, dann kann man ihn nicht positiv besetzen. Eine Null ist weder positiv noch negativ geladen, sie ist eben eine Null. Das müsste auch einem Webentwickler, Blogger, Muslim und Vater klar sein, der Muslimen helfen möchte, in der deutschen Gesellschaft, in Medien und Politik aufzusteigen, nicht qua Leistung, sondern durch ihr Muslimsein.
Im Grunde geht es dem „Twitter-Provokateur" darum, dass er auch mal in eine Talk-Show eingeladen werden möchte, wo Rassisten und Faschisten regelmäßig eine Bühne bekommen, aber Menschen, die von Rassismus betroffen sind, ausgeschlossen werden. Dann könnte er zum Beispiel erzählen, wie seine Familie aus Pakistan fliehen musste, wo Muslime, die sich zur Ahmadiyya bekennen, zusammengeschlagen, gefoltert oder ermordet werden. Er war fünf Jahre alt, als wir von einen Tag auf den anderen Pakistan verlassen haben. Wir haben die Koffer gepackt, sind in einen Jeep gestiegen und waren weg. In Deutschland angekommen, kamen dann neue Probleme.
Worauf ihn jemand fragen müsste, ob es nicht eine gute Idee wäre, mit der "Islamisierung" in der Islamischen Republik Pakistan anzufangen, wo Muslime zusammengeschlagen, gefoltert oder ermordet werden. Es muss ja nicht immer "Germany First" sein.