Bedeutende Denkerinnen und Denker des 21. Jahrhunderts – M.F.

Prof. Dr. Marcel Fratzscher ist seit 2013 Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, des größten deutschen Instituts auf diesem Gebiet. Entsprechend oft kommt der Professor für Makroökonomie im Radio und Fernsehen zu Wort, wo er auffallend beständig die Politik der Bundesregierung nicht nur erklärt, sondern auch in Schutz nimmt. Zuletzt ist Prof. Dr. Marcel Fratzscher durch ein Statement zugunsten von Wirtschaftsminister Robert Habeck aufgefallen, der in einer TV-Sendung auf die Frage, ob er mit einer Insolvenzwelle am Ende dieses Winters rechnen würde, antwortete: „Nein, das tue ich nicht. Ich kann mir vorstellen, dass bestimmte Branchen einfach erst mal aufhören, zu produzieren.“ 

Das daraufhin aufbrandende Gelächter veranlasste wiederum Fratzscher zu der Feststellung: „Ich verstehe die Kritik an den Aussagen von Wirtschaftsminister Habeck zu Insolvenzen nicht, denn sie sind zutreffend.“ Man könne allenfalls kritisieren, „dass er (Habeck) nicht über die staatlichen Mßnahmen gesprochen hat, die in solchen Fällen greifen“, was aber angesichts der „gegenwärtigen Unsicherheit eher klug“ war. Habeck, so Fratzscher, habe alles richtig gemacht. 

Flexibel wie eine Excel-Tabelle

Das trifft auch für Marcel Fratzscher zu. Er macht immer alles richtig, also das, was von ihm erwartet wird. Dabei legt er eine Flexibiltät an den Tag, die in der Politik so alltäglich geworden ist wie das Tabellenkalkulationsprogramm Excel in der Buchhaltung.

Anfang Oktober 2021 gab er auf Twitter bekannt: „Der Alarmismus zu #Inflation ist ein sehr deutsches Phänomen, das Menschen verunsichert und die Glaubwürdigkeit der Zentralbanken schädigt.“ Er sorgte sich also um die Glaubwürdigkeit der Zentralbanken, nicht um deren inflationsbefeuernde Politik.

Vier Monate später, Ende Januar 2022, gab Fratzscher dem MDR ein Interview, in dem er u.a. sagte, es gebe „keinen Grund für eine Inflationspanik“, denn: „Die gefühlte Inflation ist deutlich höher als die reale Inflation, weil Dinge wie Nahrungsmittel oder der Liter Benzin teurer geworden sind. Menschen mit geringem Einkommen sind davon häufig besonders betroffen, während es auch Menschen gibt, die das Problem Inflation wenig bis gar nicht betrifft. Die Inflation ist für mich daher kein ganzheitliches Problem, sondern eines, das vor allem Menschen mit geringem Einkommen haben.“

Obdachlose vor der Haustür

So betrachtet, wäre auch die Wohnungsnot kein ganzheitliches Problem, sondern eines, das vor allem Menschen betrifft, die keine Wohnung haben und deswegen unter S-Bahn-Brücken „wohnen“. Menschen, die eine Wohnung haben, betrifft das Problem wenig bis gar nicht, also allenfalls, wenn sie auf dem Weg in ihre Wohnung über Obdachlose vor der Haustür stolpern. 

Weniger als ein halbes Jahr später gab Fratzscher dem Hamburger Straßenmagazin Hinz und Kunzt, das sich zum Fürsprecher von Obdachlosen macht und von diesen verkauft wird, ein Interview, in dem er einen anderen Ton anschlug. „Wir erleben eine höchst unsoziale Inflation“ – als ob es jemals eine sozialverträgliche Inflation gegeben hätte oder geben könnte, also eine, welche die Reichen umhaut und die Armen verschont oder bereichert. Oder wie soll man Fratzscher sonst verstehen: „Jeder braucht Energie, jeder braucht Essen, und genau in diesen Bereichen steigen die Preise. Wir haben in unseren Studien am DIW Berlin gezeigt, dass Menschen mit geringen Einkommen zum Teil 10 bis 15 Prozent ihres Einkommens zusätzlich für Lebensmittel und Energie ausgeben. Menschen mit hohem Einkommen geben nur 2 Prozent mehr aus. Das ist unsozial.“

Echt jetzt, Marcel? Wäre es vielleicht angebracht, die Preise für Energie und Lebensmittel vom Einkommen des Käufers (und natürlich auch der Käuferin) abhängig zu machen, also progressiv staffeln? Wer 1.000 Euro im Monat verdient, zahlt für einen Liter Milch nur 1 Euro, bei 3.000 Einkommen etwa 4.50 Euro usw. Könnte man mit Hilfe einer Excel-Tabelle leicht ausrechnen und so die Inflation sozial gestalten.

Was lässt sich der bekannteste Ökonom der Republik als Nächstes einfallen? Wie wäre es damit: „Die Armut, die kommt von der Powerteh!" Also muss die Powerteh bekämpft werden, damit die Armut das Feld räumt.

 

Foto: Heinrich-Böll-Stiftung CC BY-SA 2.0 via Wikimedia Commons

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Leserpost

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PeterBernhardt / 12.09.2022

@Uta Buhr ******************  “Wer zum Teufel hievt derartige Dilettanten auf so wichtige Posten?”  Ja wo laufen sie denn, mein Gott, wo laufen sie denn? Nein, nicht auf der Rennbahn, Herr Bendow! Alle Schlüsselstellungen sind in den vergangenen Jahrzehnten erfolgreich infiltriert worden! Beispielhaft ist Lateinamerika! Oswald Spengler über die Engländer (Gilt auch für führende englischstämmigen Amerikaner):  Der Seeräuberinstinkt des Inselvolkes versteht das Wirtschaftsleben ganz anders. Es handelt sich da um Kampf und Beute, und zwar um den Beuteanteil einzelner. Der Normannenstaat mit seiner raffinierten Technik des Geldeintreibens beruhte vollkommen auf dem Beuteprinzip. Das Feudalsystem wurde ihm in einer großartigen Weise als Mittel eingefügt. Die Barone hatten das ihnen zugeteilte Stück Land auszubeuten, der Herzog forderte seinen Anteil von ihnen. Der Endzweck war Reichtum. Gott hatte ihn den Wagemutigen gespendet. Von der Praxis dieser seßhaft gewordenen Piraten geht das moderne Rechnungswesen aus.“ Kissinger in seinem Artikel in der „Welt am Sonntag“ vom 23. Oktober 1994 “... letztendlich wurden zwei Weltkriege geführt, um eben eine dominante Rolle Deutschlands, in Europa zu verhindern.“  “Deutschland wird nicht mit dem Ziel der Befreiung besetzt, sondern als eine besiegte feindliche Nation zur Durchsetzung alliierter Interessen.”  (US-amerikanische Regierungsanweisung ICG 1067, vom April 1945) „

Rainer Pflanz / 12.09.2022

Vielen Dank für diesen Beitrag, der den schlimmen Opportunisten und Modewellen Surfer M. Fratzscher weitgehend entlarvt.

Hermann Ludewig / 12.09.2022

Zu Dr. Joachim Lucas - COOP, Neue Heimat, Volksfürsorge, Bank für Gemeinwirtschaft, diese und ähnlich aufgestellte Unternehmen, z. B. zahlreiche Verlage und Druckereien oder die Waschmittelwerke Düsseldorf, waren von der Pförtnerloge bis zur Vorstandsetage Horte der Korruption und allesamt von der SPD majorisiert. Was wir heute in der Politik erleben, nahm dort seinerzeit in den frühen 60er Jahren seinen Anfang. Die begangenen Straftaten wogen so schwer, dass Bewährung nicht in Frage kam.

Sepp Kneip / 12.09.2022

Fratzscher war schon immer eine linke regierungshörige Dumpfbacke. Ich kann ich noch gut an seine Diskussionen mit Prof. Sinn erinnern, bei denen er regelmäßig eine klägliche Figur abgab. Deutschland ist ein Land der ideologischen Idioten und Versager geworden. Fratzscher ist einer davon. Man kann die Katastrophe, die im Winter über uns hereinbricht, förmlich mit Händen greifen. Und was tun unsere Politiker? Sie offenbaren ihr Nichtwissen und ihre Dummheit und ei “Prof.” Fratzscher gibt ihnen Recht. Es ist einfach nicht zu fassen, was in diesem Irrenhaus alles möglich ist. Und keiner jagt dieses Pack zum Teufel.

Anna Hegewald / 12.09.2022

Solche Figuren wie den Herrn Fratzscher spült es bei uns bis in die höchsten Ämter! In diesem Land ist inzwischen alles ein Einheitsbrei mit Soße aus dem Verbundnetz - Frau Merkel hat dafür gesorgt, dass jeder mit auch nur geringfügig abweichender Meinung gnadenlos kaltgestellt wurde, während Anpassung, Lobhudelei und A…kriecherei belohnt wurde. Dieses Fehlen von Kritik, das frühe Korrigieren von Fehlern UND die alles überwuchernde Bürokratie - das bricht diesem Land jetzt das Genick. Hier gibt‘s nichts mehr zu retten, die einzige Unbekannte ist das Tempo des Abstiegs. Dankeschön an all die Politiker der Altparteien, die hier ein Scheitel angelegt haben. Und vermutlich hat sich jeder und jede von denen aus den üppigen Bezügen ein Polster im Ausland geschaffen …

Walter Neumann / 12.09.2022

Inzwischen hat ganz im Sinn von Fratzscher sogar die FAZ geschrieben, Habeck habe (bei seinem Insolvenz-Gelaber) nicht Unrecht. Unfassbar für eine Wirtschaftszeitung.

Dietrich Herrmann / 12.09.2022

Dieser Fratscher - ein Schaumschläger mit Dreh-Dich-Nach-Dem-Wind-Fähnchen in der Patschhand.

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