Henryk M. Broder / 07.08.2022 / 13:00 / Foto: Armin Kübelbeck / 77 / Seite ausdrucken

Bedeutende Denkerinnen und Denker des 21. Jahrhunderts: G. G.

Ginge es nach Gregor Gysi, dürfte Deutschland keine Waffen an die Ukraine liefern. Frankreich und Großbritannien aber schon. Das ist die Lehre aus dem Zweiten Weltkrieg. Wir bleiben sauber!

Gregor Gysi, der die DDR geopfert hat, um die SED vor dem Zusammenbruch zu retten, gilt vielen als ein kritischer und selbstkritischer Quer- und Nachdenker. Diesen Ruf hat er vor allem seinem rhetorischen Talent zu verdanken. Schaut man genauer hin, merkt man, dass die ihm zugeschriebenen Kronjuwelen nur billiger Modeschmuck sind. Hier ein Zitat aus einem Interview, das der außenpolitische Sprecher der Links-Fraktion der WELT gegeben hat.

„Ich habe nichts gegen Waffenlieferungen (an die Ukraine) von Frankreich oder Großbritannien – sondern aus Deutschland. Der Schluss aus dem Zweiten Weltkrieg hätte sein müssen, dass Deutschland nie mit einem Krieg Geld verdienen darf. Stattdessen sind wir der fünftgrößte Waffenexporteur der Welt. Deutschland hat Hitler aufgestellt, die anderen haben ihn bekämpft. Das macht den Unterschied."  

Super. Die Ukrainer sollen Waffen geliefert bekommen, aber nicht aus Deutschland. Deutschland liefert nicht, es lässt liefern. So betrachtet, dürfte Deutschland auch keine Waffen an Israel liefern. Denn wenn es etwas gibt, das uns WK 2 gelehrt hat, dann dies: Deutschland muss sauber bleiben, es darf nicht mit einem Krieg Geld verdienen. Das wäre unmoralisch. Nicht unmoralisch dagegen wäre es, am Rande eines Schlachtfeldes zu stehen und zuzusehen, wie ein Volk massakriert wird. Jede Intervention würde den Konflikt nur anheizen. Dies durchgehalten zu haben, und dabei – abgesehen von menschlichen Ausnahmeschwächen – anständig geblieben zu sein, das hat uns hart gemacht und ist ein niemals geschriebenes und niemals zu schreibendes Ruhmesblatt unserer Geschichte.

Foto: Armin Kübelbeck CC BY-SA 3.0 via Wikimedia Commons

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Christian Schneider / 07.08.2022

Selbst, wenn es die NATO-Osterweiterung, den illegalen CIA Umsturz vom Maidan, die steten Provokationen der USA gegenüber Russland, die Aufrüstung der und die Waffenstillstandsverletzungen der Ukraine, mit bis zu 1500 Granateinschlägen am Donbass nicht geben würde und der Einmarsch Russlands, nicht nur vom Wertewesten, sondern auch vom Weltsicherheitsrat offiziell zu einem illegalen Angriffskrieg erklärt worden wäre, so wäre ich trotzdem für sofortige Friedensverhandlungen, wenn dadurch umgehend Menschenleben gerettet werden. Dass ein “besonderes” Verhältnis zwischen den USA und der Ukraine besteht, sollte inzwischen bei jedem, ja auch NATO-Freunden und Transatlantikern, angekommen sein. Warum sollte sich die NATO in einen Krieg einmischen, der sie absolut nichts angeht? Ich finde es zudem bedenklich, dass so viele, auch im alternativen Bereich, so einseitig und undifferenziert in dieser Angelegenheit berichten. Diese Kriegsversessenheit in der Politik, den Medien und in der Bevölkerung sind alarmierend und beängstigend. Corona hat gezeigt, dass die Deutschen vor nichts zurückschrecken und zu schlimmsten Grausamkeiten jederzeit wieder bereit wären, wenn nur das Feindbild entsprechend vermittelt wird. Bei dem Wandel, der gerade vonstattengeht, muss einem angst und bange werden.

W. Renner / 07.08.2022

Wolf Biermann hat diese linken Friedensheuchler schon vor Jahren richtig eingeschätzt. Aus „Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus“ haben sie „Nie wieder Krieg gegen Faschismus“ gemacht.

E. Berger / 07.08.2022

Ich bin leider kein bedeutender Denker, deswegen habe ich es damals für bare Münze genommen, als Peter Struck unsere Freiheit (oder Sicherheit) am Hindukusch verteidigen (lassen) wollte. Aber in 20 Jahren habe ich ein wenig dazugelernt und weiss, dass in der Ukraine alles Mögliche verteidigt wird, aber mit Sicherheit nicht Freiheit und Demokratie. Schade um die vielen Menschen, die für nichts und wieder nichts gestorben sind.

Dr. Binder / 07.08.2022

Komisch, die merkwürdigen Anspielungen auf das Spendenverhalten, angereichert mit beleidigender Kritik an Broder läßt mich vermuten, daß der Denunziantentrupp, der bei Audi schon vorbeischaute, die Vernichtungsstrategie auf die Kommentarspalte ausdehnen will. Der geschätzte Broder soll systematisch mit absurden Vorwürfen konfrontiert werden, die ob ihrer Abwegigkeit nicht mit rationalen Argumenten widerlegbar sind. Armselig, feige und unverschämt

Albert von der Schwale / 07.08.2022

Wieso werde ich eigentlich den Verdacht nicht los das viele schon das Lätzchen umgebunden haben. Larry und Konsorten haben schließlich 170.000 qkm !! (fast ein Drittel der Landfläche der Ukraine) aufgekauft damit Asow Waffen bezahlen kann. Wem Larry unbekannt sein sollte einfach nach BlackRock schauen und die Konsorten findet man bei Vanguard und Blackstone. 30 % der Bevölkerung sind nach Rußland geflohen und ebenfalls 30 % in den Westen. Bis zum Waffenstillstand sind auch die letzten 40 % weg und nur fruchtbares Land und Bodenschätze bleiben übrig. Immerhin ein kleines Chasarenreich wäre ja möglich.

Dr Stefan Lehnhoff / 07.08.2022

Haben Sie es jetzt echt nötig sich an Gysi abzuarbeiten? Ist das schon Verzweiflung? Zwergenkrieg? Solange der Moralfreie Winkeladvokat noch politisch eine Rolle spielte, ok- aber jetzt? WAs kommt als nächstes- die Erinnerung, dass Schröder, Putin einen lupenreinen Demokraten nannte? Dabei gäbe es publizistische Lücken und 11 Meter ohne Ende. Wie wäre es zB mit der Diskussion von Exitstrategien bevor die Werte des Westens- oder wenigstens die der Bidens und Co, bis zum letzten Ukrainer verteidigt wurden. Und nein, ich bin nicht an Gysis Meinung dazu interessiert.

Boris Kotchoubey / 07.08.2022

Deutschland darf keine Waffen liefern, wohl aber einem kriegerischen Staat Hunderte Milliarden Euro zahlen, mit denen er seine Armee und seine Militärindustrie aufbaut. Das sind eben die Paradoxen der postmodernen Ethik. Wissen Sie, dass JEDER russische Raketenangriff an eine große Ukrainische Stadt zwischen 100 und 500 Millionen US$ kostet? Raten Sie mal, wer das alles finanziert. Ein Tipp: Jeder deutsche Steuerzahler kann in den Spiegel schauen.

Philip Weintraub / 07.08.2022

Hier muss ich Ihnen widersprechen, Herr Broder. Ich bin der Meinung, dass wir uns in Bezug auf die Ukraine genau so verhalten sollten wie Israel: Medizinische Unterstützung der Ukraine auf alle Fälle, Waffen auf gar keinen Fall. Und dann sollten uns die Sanktionen nicht schwerer schädigen als Russland, von daher bin ich auch für die sofortige Inbetriebnahme von NS2. Danach sollte man unverzüglich beginnen, Pläne für eine Energie-Autarkie auszuarbeiten: Atomkraft, saubere Kohlekraft und Fracking.

Hubert Appenrodt / 07.08.2022

Wer seit geraumer Zeit linksgrün woke und aufgeklärt die beiden Riesendenker_innen Habeck und Baerbock zeitnah und zielgerichtet bewundert („Sie machen ihre Sache wirklich gut, erstaunlich gut!“), dem sollte es nicht schwerfallen, auch für das nostalgische Ostgeschenk Gregor Gysi an den Westen Deutschlands sanftrote Sympathie aufzubringen. Für mich ist er ein wunderbares Geschenk des Ostens an die angstschlotternde westliche Wertegemeinschaft, ein Vereinigungsmitbringsel, auf das ich allerdings liebend gern verzichte - ebenso wie auf all die anderen Klima-Corona-Deindustriealisierer aller BRD-Parteien, die sich aus dem Erweckungsjahr 1968 heraus unbelehrbar in die Gegenwart retteten. Herrn Broder habe ich über viele Jahre immer wieder gern gelesen und bewundert – seit seiner Sympathie für die grünen Gesellschafts- und Umweltzerstörer nicht mehr. Und das bleibt jetzt einfach so. Wer die Grünen hymnisch anbetet, ist bei mir durch – auf ewig wie linksdrehende Milchsäure, Strack-Zimmermann und andere verantwortungslose Kriegstreiber.

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