Bedeutende Denkerinnen und Denker des 21. Jahrhunderts: B. U.

Bernd Ulrich, stellvertretender Chefredakteur der ZEIT bei "Hart aber fair" am 29. November:

Man muss jedenfalls mal anerkennen, dass zwei Drittel bis drei Viertel der Deutschen sich in den letzten zwei Jahren fast überwiegend vernünftig verhalten haben – und solidarisch. Die wurden nur nicht vor der unvernünftigen Minderheit geschützt. Und ich fürchte, so wie hier  gesprochen worden ist, dass das auch in der Zukunft nicht der Fall sein wird... Man muss lernen zu unterscheiden zwischen einer Freiheit, wo man nur für sich selber entscheidet, da kann man Drogen nehmen, da kann man leben, wie man will, es ist alles in Ordnung, man kann rauchen, aber die Freiheit muss da beschneidbar sein, wo sie die Freiheit der Anderen einschränkt. Freiheit heute heißt, den Anderen nicht die Folgen der eigenen Lebensweise aufzuzwingen. Das gilt ökologisch, das gilt aber vor allem jetzt in dieser Pandemie. Und deswegen muss man unterscheiden zwischen zwei Sorten von Freiheit und nicht zwischen Freiheit auf der einen und den Zwängen auf der anderen Seite...

Die Mehrheit (in der Ära Merkel) wurde nicht mehr vor der Minderheit geschützt. Das ist jetzt das Erbe davon. Und ich habe die Befürchtung, dass die neue Regierung das auch wieder so macht... Die wichtigste Regel in der Demokratie ist die Mehrheitsregel, und die Mehrheit muss das, was sie sich selber vornimmt, wo sie die Leute für gewählt haben, dann auch durchsetzen, damit das Projekt überhaupt gelingt... 

Das war mir neu. Ich habe nicht gewusst, dass die wichtigste Regel in der Demokratie „Mehrheitsregel" heißt und darin besteht, dass die vernünftige Mehrheit vor der unvernünftigen Minderheit geschützt werden muss. Ich dachte, es sei genau umgekehrt. Demokratie ist der Schutz von Minderheiten vor Mehrheiten, die überall und allzeit dazu neigen, ihre Macht zu missbrauchen. Weswegen alle paar Jahre Wahlen stattfinden, damit die Minderheit die Gelegenheit bekommt, die Mehrheit aus dem Amt zu treiben. Ich muss mich vertan haben. Oder Ulrich hat eine renommierte Baumschule besucht, während ich im Negev die Sandkörner zählte.

Aufschlussreich ist auch, dass Ulrich zwei Sorten von Freiheit nennt, aber mitnichten die Freiheit von etwas (Armut, Hunger, Willkür) oder die Freiheit zu etwas (Bildung, Mobilität, Wohlstand) meint. Zwischendurch deutet er mit einem Wort an, wie es nach der Pandemie, sollte sie eines Tages vorbei sein, weitergehen wird: ökologisch. Das heißt, er und die Seinen werden mit der vernünftigen Mehrheit marschieren, die ihr Leben dem Klimaschutz unterordnet, und diese öko-masochistische Mehrheit gegen eine unvernünftige Minderheit verteidigen, die vom Leben mehr erwartet als eine Schale Haferflocken mit laktosefreier Milch zum Frühstück.

Foto: Heinrich-Böll-Stiftung CC BY-SA 2.0 via Wikimedia Commons

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Heinrich Schumann / 01.12.2021

Das so ein Dünnbrettbohrer stellvertretender Chefredakteur der Zeit werden kann sagt viel über dieses Blatt aus und noch mehr über dieses Land. Die Irren haben den Wärtern den Schlüssel geklaut und haben die Anstalt übernommen.

Frank von Bröckel / 01.12.2021

Herr Broder, wissen Sie eigentlich noch, wieviele Menschen weltweit diese Migrationswelle selbst überhaupt haben wollten? Richtig erkannt, wirklich NIEMAND außer Frau Merkel! Womit unwiderlegbar bewiesen worden ist, das Frau Merkel sogar die Demokratie SELBST ist! Aber das wussten wir ja alle ohnehin schon immer irgendwie!

sybille eden / 01.12.2021

Eine Baumschule hat er warscheinlich nicht besucht, aber vermutlich viele Lehrgänge in Neo-Marxismus der Frankfurter Schule und ähnliches. Dieses Propagandablatt ist doch fest in der Hand der grünen Kulturmarxisten, Neusprech : Woke.

Peter Sax / 01.12.2021

Den Ulrich musst eben blöd reden lassen. Man sieht es am Rückgang der “Zeit”- Auflage. Ich war auch treuer Zeitleser, aber seit der sein Unwesen treibt will ich nichts mehr mit der Zeit zu tun haben.

Werner Arning / 01.12.2021

„Das gilt ökologisch“. Ganz gefährlicher Satz. Nachtigall ick hör dir trapsen. Die Mehrheit hat immer recht. Auch ganz gefährliche Feststellung. In Deutschland ganz besonders. Mehrheit vor Minderheiten schützen. Noch eine gefährliche Behauptung. Auch in Deutschland ganz besonders. Eine „Freiheit, wo man nur für sich selber entscheidet“? Für wen denn sonst? Soll ich für die Anderen entscheiden? Also deren Freiheit definieren? Soll Anton Hofreiter entscheiden, wie weit meine Freiheit geht? Oder dieser Herr von der Zeit? Interessant das Demokratieverständnis dieser Leute.

S.Buch / 01.12.2021

„Ich dachte, es sei genau umgekehrt.“ —> So ist es auch. Nur eben nicht im linksgrünen System der Realitätsverkehrung

Silvia Orlandi / 01.12.2021

Um es mal mir Angela Merkel zu sagen: In einem Land in dem man kein „freundliches Gesicht“ zeigt zu Minderheiten ( ethnisch, religiös, politisch…) möchte ich nicht leben.

Hans-Peter Dollhopf / 01.12.2021

Herr Broder, das Es darf einem, im stillen Hirnkämmerlein, ja Vergleiche mit von zwischen 33 bis 45 und zuvor einschenken. Diese dürfen nur nicht in die Außenwelt durchbrechen, denn sonst kommt auch die neojüdische Cancel Culture ! Wobei viele der dabei wieder eingefangenen “Vergleiche” ja gar keine waren, sondern Trend-“Visionen”, also wo es schlimmstenfalls[?] hingeht. Diesmal mit anderen. Vorher wie nachher. So oft. Kolonialismus, Stalinismus. Mao. Pot. Da seien Herr Lauder & Co bis runter zu Josef, dem unerbittlich hassenden Schuster vor. Ja, sogar Alan Posener wird da nachgeordnet noch Verklemmten, Unappetitlichen, Schwurblern, zusammen mit Herrn Jacques Schuster, nachwetzen, bis die “Vergleiche” den nun erkorenen Sündenbock eben auch körperlich ergreifen werden - gegen die Verdammnis in Ewigkeit. Je bedeutender also gedacht wird (gegen einen wie mich Ungeimpften, der ausharrt bis zum Schluss), umso lieber schließe ich Jana aus Kassel in mein Herz. Die Juden hatten einst aufgeschrieben, und Mohammed hatte das ja von ihnen erzählt bekommen und dann wohlfeil gegen sie gerichtet, dass wer einen Menschen tötet, dann ist es, als ob er die ganze Welt töte. Was für ein aufgeklärtes Rechtsprinzip. Und nö, ich will meinen blutigen Arsch gar nicht saven lassen, dann rettet man alle in einem Einzigen! Und der bis gestern noch moderne Individualismus ward damit bereits vor Jahrtausenden geboren! Wie cool. I have a feeling of Victor Klemperer, wollte deshalb die eingespielte jüdische Cancel Culture aber nicht triggern, wo doch Israel sich gerade als mRNA-Testlabor der Welt hermachen ließ. (Nobel, falls es “glimpflich” endet, sonst: “Vergleich”!) Ich bevorzuge also wohl-, wie vergleichsweise antisemitismusfrei die “judenreine” Bartholomäusnacht! Wem das zu esoterisch ist, der soll eben das Wort Weihnacht europaweit auf Anraten der EU-Zentrale aus seinem jeweils lokalen Wortschatz streichen; Wikipedia hält Nachgeborenen bei Bedarf seine willkürliche Bedeutung parat.

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