Achtung, Achtung, hier spricht der Stiftungsrat der Bayreuther Festspiele.
Im klaren Bewußtsein unserer titanischen Verantwortung gegenüber Richard Wagner, dem deutschen Volk, seiner Geschichte, seiner Kultur und seiner Kulturgeschichte sowie angesichts der Notwendigkeit, die Zukunft unserer menschheitsbeglückenden Musikveranstaltungen entschlossen zu gestalten, drückt der Stiftungsrat hiermit zunächst sein tiefes Verständnis für das große öffentliche Interesse an seiner Arbeit aus, welches sich unter anderem darin zeigt, daß bereits vor der gestrigen Stiftungsratssitzung in jeder Zeitung uns Zeitschrift und in jedem Radio- und Fernsehsender auf die epochale Bedeutung dieser Stiftungsratssitzung hingewiesen wurde.
Diese Bedeutung gründet in den gravierenden Schwierigkeiten, mit denen die Festspiele seit einiger Zeit und in wachsendem Maße konfrontiert sind, weil Wolfgang Wagner, der verdammte alte Hirsch, einfach nicht gehen will. Er soll endlich die Leitung niederlegen, denn mit seinen 88 Jahren ist er schon so verkalkt, daß wir uns bloß zum Gespött machen, wenn es uns nicht gelingt, ihn rasch zu verabschieden.
Der Stiftungsrat nimmt deshalb mit einhelligem Bedauern und Unverständnis zur Kenntnis, daß Wolfgang Wagner der Einladung zu einem konstruktiven Gespräch über seine Abhalfterung nicht gefolgt und der gestrigen Stiftungsratssitzung ferngeblieben ist. Wegen dieser neuen und überraschenden Sachlage hat der Stiftungsrat eine Reihe dringlicher Maßnahmen beschlossen, die in den kommen Tagen und Wochen und Dezennien und Äonen unverzüglich umgesetzt werden sollen.
An erster Stelle dieses Maßnahmenpakets steht der feste Wille, eine inhaltliche Diskussion über die Zukunft der Bayreuther Festspiele einzuleiten. Da inzwischen alle an der Leitung der Festspiele interessierten Mitglieder der Familie Wagner ohne ausdrückliche Aufforderung durch den Stiftungsrat ihre konzeptionellen Vorstellungen bekanntgegeben haben, hält es der Stiftungsrat nunmehr für geboten, an die Familienmitglieder eine entsprechende Aufforderung zu richten. Also bitte, liebe Wagners, geben Sie uns ihre Vorstellungen bekannt, aber nicht zu schnell, denn Sie wissen: ein wichtiger Faktor aller Musik ist die vergehende Zeit, und solange der Alte die Sache nicht abkürzt, muß der Stiftungsrat eben sehen, wie er die Zeit rumkriegt.