Nachtrag: für die gefallenen Held:Innen geht das Leben - nachdem sie von den Walküren nicht nur im übertragenen Sinne “abgeschleppt” wurden - in Wallhall erst richtig los.
In “Wagner” und “Wagnis” liegt eine Wortverwandtschaft. Ein Wagnis wäre es gewesen, wenn man/frau/div den Walkürenritt tatsächlich als Geschlechtsakt auf der Todeserektion der gefallenen Held:Innen in Szene gesezt hätte. Die beiden größten Mysterien der Menschheit - Liebe und Tod - brutalstmöglich in eine Szene hineinkomprimiert. Auch diese Gelegenheit “starke Bilder” zu erzeugen wurde versäumt.
Nein, Herr Etscheit, nur wegen einer verpatzten Inzenierung – im Falle des Rings derer vier – zerbröselt nicht der Mythos von Bayreuth. Es hat immer schon Regisseure gegeben, die dem Werk nicht gerecht wurden. 1983 zum Beispiel war ich in Bayreuth der Romantik“-Inzenierung des Engländers Peter Hall, der im Rheingold tausende Liter Wasser in ein Schwimmbecken füllen ließ, in dem sich die Rheintöchter dann vergnügten, ausgesetzt und nach dem Rheingold entsetzt die Restkarten verkauft und nach Hause gefahren. „The best is yet to come“ – Es wird sich schon wieder ein Regisseur finden, der das Bayreuther Publikum zu elektrisieren weiß. Ich war übrigens sehr überrascht, wie mich die letzten Lohengrin-, Meistersänger- und Holländer-Inzenierungen bereits als 3sat-Fernsehübertragung begeisterten. Es geht also doch. In einem aber muss ich Ihnen Recht geben: Auf in die Provinz! Ich habe in den vergangenen Jahren eine umwerfende und so schnell auch von großen Häusern nicht zu überbietende Ring-Aufführung in dem „kleinen“ Städtchen Minden erleben dürfen, in dem vermutlich kleinsten Theater, in dem jemals der Ring dargeboten wurde. Das wird für mich auch für die nächsten Jahre die „definitive“ Ringinzenierung bleiben. Komme da in Bayreuth, was wolle…
Der Fehler war einfach der, daß das Rheingold nicht mit Uran 235 etikettiert wurde (als umweltkritisches Element gegen die Laufzeitverlängerung) und Alberich daraus keinen Cockring schmiedete, den er hätte überziehen können vor den Augen des Publikums (als Hinweis auf die toxische Männlichkeit). Wie echte Wagnerianer:Innen wissen, wechselt der Ring seine/n Besitzer:In während der 4 Tage, sodaß der Überziehakt mehrfach zu sehen gewesen wäre. Die Besitzer:Innen währen dann nicht nur im übertragenen Sinne “verstrahlt”. Schade - eine Chance wurde vertan.
Sang man*in wenigstens genderkonform und konnten die Schau- und Sangesbarden*innen jederzeit das Geschlecht während der Aufführung wechseln? Nein? Welch Frevel an den Diversen*innen.
“... der privatim vielleicht ein sächselnder, antisemitischer Kotzbrocken gewesen ist ...” Bevor das so populistsich rausgehauen wird, sollte man bedenken, dass das heutige Verständnis von “antisemitisch” (- oder auch das der Nazis) nichts mit dem zu tun hat, wie damals über “die Judenfrage” gedacht und argumentiert wurde. Damals meinte man (- auch Wagner), dass die bewusste Aufrechterhaltung kultureller und ritueller Besonderheiten Integration unmöglich machte; man forderte die Integration durch Assimilation. Das hat mit den Rassenideen der Nazis und mit dem Anti-Israelismus der Linken nichts zu tun. Natürlich wird man aus heutiger Sicht die Forderung nach Abkehr von den kulturellen Besonderheiten ablehnen, in Deutschland wird ja sogar das Ziel “Integration” von Typen wie Ataman abgelehnt. Und auch Erdogan appelliert ja an “seine” Bürger in Deutschland, sich nicht zu integrieren, geschweige denn zu assimilieren. Vielleicht war Wagners (und anderer Zeitgenossen) Forderung nach Assimilation nicht so verkehrt. (Andererseits: Kulturelle und religiöse Assimilation schützte Juden nicht, als die National-Sozialisten mit ihrem Rassenwahn kamen.)
Ich will ja nicht spötteln, aber mit der Dame im grünen Outfit an der Seite ihres Ehemannes als Dauergast, die es schaffte den christlichen Widerstand der Kirchen in der DDR zu brechen, nun, vielleicht hat sie an der Inszenierung mitgeschrieben, damit auch ihre Grünen Freunde an der umgeschriebenen Wagner Belehrungsoper Gefallen haben. Als solche Aufführungen, wo die Schauspieler schon nackt über die Bühne sprangen, gab es ja schon, wäre doch ein Anreiz es noch mehr zu versauen. Der Dortmunder Kirchentag hatte ja auch schon Pionierrolle darin, das eine nackt über die Bühne sprang, damit fremde ihre Vulva malen können. Wie Menschen und Frauenverachtend dieser Geist, ne,ne,ne lieber Richard Wagner, jetzt wirst auch du von der herrschenden Rotzgören Generation umerzogen, auch wenn du schon längst im Grabe ruhst. Katharina Wagner sollte sich auf das des in Leipzig geborenen Großvaters musikalisches Erbe besinnen und nicht bis zur Unkenntlichkeit verhunzen. Wenn dann auch noch auf der Bühne gegendert wird, auch in sprachlicher Hinsicht ist zwar Politiker Wunsch vielleicht erfüllt, aber nicht der Kunst schätzenden Bürger. Allerding könnte es auch sein, das anstelle von Angela die grüne Katrin doppelt Bindestrich und Theologie Studienabbrecherin die uns jetzt belehrend das Gendern einpeitscht später als Gast nach Merkel mit ihrem Mann über den roten Begrüßungsteppich schreiten. Ich stell mir den Blödsinn mal so vor Olivia Jones aufgedonnert hauchend überschminkt zu hauchen ich bin Frau und homosexuell, nicht lesbisch und wenn dann alle nackt über die Bühne springen und anatomisch erkennbar sind behaupten als diverse wechselweise mit umgehender sozialer Geschlechtswahl über die Bühne hecheln und den grünen Frosch jagen. Wäre doch mal was neues, Traurig wie die unsere kulturellen Errungenschaften vernichten.
Fortsetzung> Sir Donald Runnicle’s Ring der gerade beendeten Saison der Deutschen Oper Berlin fand ich exzellent. Dort sang uebrigens auch Clay Hilley den Siegried. Ich fand alle Saenger Weltklasse, nicht nur Nina Stemme. Das vulgaere Element war der weisse Feinripp, den es massig zu sehen gab mit der heutzutage obligatorischen Pornographie. Das war schade, aber nicht hinschauen half. Es wertete aber die Leistung Runnicle’s , der Saenger und des Orchester’s herab. Aber es ist schade. Ich meine, der wirkliche Musikliebhaber wird ueber den Hintergrund des Werkes Bescheid wissen und auch ohne entfremdende Inszenierung das Werk zeituebergreifend sehen koennen, wenn er will. Keiner scheint mehr ueber den Homo ludens zu sprechen, wahrscheinlich ist der Begriff so unbekannt wie zB Goethe fuer junge Germanistikstudenten! Es ist nur noch Zerstoerung um uns und ? in der Mehrheit der Menschen? Gerade hier und jetzt ist der ‘Ring’ die wohl passendste Oper: unsere Kultur und Zivilisation sind in akuter Gefahr. Aber wie in der Goetterdaemmerung ist die Zerstoerung des Alten notwendig fuer einen Neubeginn. Sehen Sie besagte Inszenierung als Symptom fuer die allgemeinen Zustaende. Vielen Dank mit dem Hinweis auf Brigitte Fassbender. Alles Gute
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