Gerd Held / 16.02.2020 / 06:09 / Foto: Pixabay / 45 / Seite ausdrucken

Bauern subventionieren? Böse! Städter subventionieren? Gut!

Es ist üblich, über Subventionen die Nase zu rümpfen. Sie gelten als Zuwendung, die ohne Gegenleistung gewährt wird und nur zu einer bequemen Bereicherung derer führt, die Subventionen erhalten. Dies Negativ-Urteil trifft in besonderer Weise die Agrar-Subventionen, insbesondere die flächenbezogenen Förderungsgelder. Das liegt offenbar daran, dass diese Subventionen existenzsichernde Subventionen sind – Basis-Subventionen, konservative Subventionen. Sie sind nicht auf irgendeine „Innovation“ gerichtet, auf die Entdeckung eines Neulands. Die sogenannte „Innovationsförderung“ kann Unmengen von Geld verbrennen, ohne in Verruf zu geraten.

Die neue EU-Kommissions-Vorsitzende von der Leyen verkauft ihren „Green Deal“ bekanntlich unter dem Markenzeichen „Das europäische Mondfahrt-Programm“. Natürlich könnten wir bei Subventionen auch vom Mantra „Mehr Geld für die Bildung“ sprechen, das trotz notorischer Erfolglosigkeit immer weiterläuft. Es bleibt ja immer eine offenbar unausrottbare Resthoffnung, dass da ganz neue Menschen mit ganz neuen Fähigkeiten entstehen.

Demgegenüber haben die Agrarsubventionen schlechte Karten. Sie können ehrlicherweise nicht den Titel „Zukunftsinvestitionen“ (im Sinn von etwas ganz Neuem) beanspruchen. Ihre Logik ist eher eine erhaltende Logik, eine Sockellogik, eine konservative Logik. Sie haben damit aber durchaus eine wichtige Funktion, die über ein rein privates Interesse der geförderten landwirtschaftlichen Betriebe hinausgeht.

Diese Subventionen sind Entlastungs-InvestitionenSie entlasten zunächst die landwirtschaftlichen Betriebe von dem Zwang, im vollen Umfang ihre Bilanz über die Erzeugerpreise sicherstellen zu müssen. Diese Entlastung macht es möglich, dass die Verbraucherpreise und die Ernährungskosten der Bevölkerung nicht so stark steigen müssen, und weiter, dass diese Kosten nicht so stark in die gesamte Volkswirtschaft durchschlagen. Der Effekt der Agrarsubventionen endet also nicht in der Privatschatulle des Bauern.

Der Lebensmittelmarkt ist sehr wechselhaft

Man könnte natürlich im Sinne der Kostentransparenz („Kostenehrlichkeit“, „Kostengerechtigkeit“ sagen manche) kostendeckende, existenzsichernde Erzeugerpreise fordern. Aber meines Erachtens – aber ich bin mir da nicht vollkommen sicher – spricht einiges gegen den Weg, alle Schwierigkeiten und Mühen der Bewirtschaftung des Landes über Preise abzubilden und allein über Tauschbeziehungen am Markt zu organisieren. Die Frage ist ja hochaktuell: Man will die bisherigen Subventionen massiv kappen und verspricht den Bauern höhere Preise, die dann „irgendwie“ die großen Handelsketten oder halt die Endverbraucher zahlen sollen. Dass eine Preiswelle bei den Nahrungsmitteln die gesamte Branchenverteilung der Volkswirtschaft rückwärts drehen würde, verschweigt man.

Nehmen wir an, die Erzeugerpreise erhöhen sich stark. Kann der Handel diese Preiswelle auffangen und neutralisieren? Das ist sehr zweifelhaft. Es gibt tatsächlich sehr große Konzerne des Lebensmittel-Handels – aber das heißt nicht, dass die Spielräume bei ihnen gleichfalls groß sind. Denn es handelt sich nicht um Unternehmen in sicheren Positionen auf leicht beherrschbaren Märkten (was man im Volksmund „Gelddruckmaschinen“ nennt), sondern der Lebensmittelmarkt ist sehr wechselhaft mit komplexen Sortimenten, die ständig neu kalkuliert und komponiert werden müssen.

Die alternativen Formen (Genossenschaften, Kleinhändler, Hofläden...) sind nach aller Erfahrung nur für spezifische Funktionen günstiger, aber keine billigere Generallösung. Auch die Entwicklung der Verbraucherpreise in dieser Branche – im Vergleich mit anderen Branchen – scheint mir nicht dafür zu sprechen, dass hier so große Spielräume entstanden sind, wie sie zum Auffangen kostendeckender Erzeugerpreise notwendig wären. Wenn aber die Erzeugerpreise dort nicht aufgefangen werden können, müssten sie – wenn allein der Preismechanismus regiert – von den Endverbrauchern bezahlt werden. Das würde entweder zu Einbußen bei der Ernährung führen oder zu Streichung bei anderen Konsumausgaben – oder zu Lohnerhöhungen. 

Das hat Folgen für die gesamte Volkswirtschaft. Was für die Ernährung mehr ausgegeben werden muss, fehlt als Kaufkraft für andere Produkte. Die große Verschiebung, die den Anteil der Nahrungsmittel an den Gesamtausgaben eines Haushalts im Laufe der letzten 100 bis 150 Jahre so sinken ließ, müsste teilweise rückgängig gemacht werden. Man denke an Bekleidung, Möbel, Fahrzeuge, Gesundheit, Bildung, Vereinsleben, Ausgehen, Sport, Reisen… Die Vielfalt, zu der es die Entwicklung der modernen Zivilisation gebracht hat, müsste teilweise zurückgenommen werden. 

Agrarsektor ist ein typischer Sektor langsamen Fortschritts

An dieser Stelle wird gerne das Argument vorgetragen, dass der technische Fortschritt die Lösung bringen wird. Aber daran sind Zweifel angebracht. Der Agrarsektor ist ein typischer Sektor langsamen Fortschritts, und das liegt nicht an den dort tätigen Menschen. Wir müssen insgesamt davon ausgehen, dass es in den modernen Volkswirtschaften Sektoren mit unterschiedlichen Entwicklungs-Geschwindigkeiten gibt.      

Vor diesem Hintergrund erscheinen die Agrar-Subventionen in einem neuen Licht: Kann es nicht volkswirtschaftlich, ordnungspolitisch und kulturell sinnvoll sein, im Sektor Landwirtschaft/Ernährung eine Basis-Subvention zu haben, die die drohende Preiswelle in Schach hält? Die Subvention verkleinert das relative Markt-Gewicht dieses Sektors und gibt damit anderen Branchen mehr Luft. Genau das beschreibt ja die gegenwärtige Situation: Wir haben seit langem einen relativ großen Topf an landwirtschaftlichen Basis-Subventionen. 

Angesichts der erheblichen Subventionen auf sogenannten „Zukunftsfeldern“ (gemeint sind High-Tech-Bereiche mit schnellem Wandel) scheint mir das volkswirtschaftliche Entlastungsargument auch schlagend zu sein: Warum sollen Subventionen nur gut sein, wenn sie „an der Spitze“ des Produktions- und Zivilisationssystems erfolgen? Sind sie nicht auch notwendig und gut, wenn sie an der Basis vorgenommen werden und dadurch das Gesamtsystem in seiner Breite entlasten?  

Wenn man das bejaht, wird man die flächendeckenden Agrarsubventionen nicht mehr als „veraltet“ und „verschwendet“ abtun, sondern sie verteidigen. Natürlich bedeutet das auch, dass man für bestimmte, besonders schwierige Aufgaben und Lagen der Land-Bewirtschaftung (Bergregionen, entlegene Regionen, schwierige Böden, Wasserknappheit, extremes Klima, bäuerliches Kleineigentum, Abwanderungsdruck…) zusätzliche Sonderfonds bildet. 

Damit die Subventionen ihre Entlastungswirkung erzielen können, müssen sie den Bedingungen der jeweiligen Volkswirtschaft angepasst sein. In Europa sind die Bedingungen der Nahrungsmittel-Erzeugung und das relative Gewicht, das dieser Bereich in den einzelnen Volkswirtschaften hat, sehr unterschiedlich. Das Niveau der Basis-Förderung und die Ausstattung von Einzelprogrammen muss daher auch sehr unterschiedlich ausfallen. Das kann nur im nationalstaatlichen Rahmen geschehen. Nur in diesem Rahmen kann es demokratisch legitimiert und kontrolliert werden.

Weder kann man ein einheitliches Maß für das gesamte EU-Gebiet finden noch kann man die Dinge den einzelnen Regionen anhängen, die alleine oft gar nicht die notwendigen Mittel haben. Die nationale Ebene ist als mittlere Ebene dazwischen die richtige Ebene. Ich habe den Eindruck, dass die Kritik am gegenwärtigen System der Agrarförderung oft gar nicht so sehr das Flächenprinzip an sich meint, sondern vielmehr den zu großen EU-Gesamtrahmen, der das Flächenprinzip zu grob, zu gleichförmig, zu realitätsfern macht. Die Subventionskritik ist oft eine unaufgeklärte Kritik an einer sachfremden EU-Zuständigkeit: der Zuständigkeit in der Agrarpolitik. 

Das Wort von der „Bauernlobby“

„Was soll dieser ganze Aufwand für das Land?“ ist ein verbreiteter Einwand. „Subvention“ und „Landwirtschaft“ ist fast ein Synonym. Jedenfalls in Großstädten, wo man dazu neigt, Subventionen als eine extra für das Land erfundene Sonderleistung anzusehen. Das Wort von der „Bauernlobby“ ist auf das Vorurteil zugeschnitten, dass bei den Subventionen für die Landwirtschaft besonders mächtige Interessengruppen und Besitzständler am Werk sind, die sich an öffentlichen Mitteln bereichern. Ja, da sollte man wirklich einmal eine Rechnung aufmachen.

Dann müsste man allerdings Dinge auf die Rechnung setzen, die der Großstädter gar nicht im Blick hat und als eine Art „Naturausstattung der Stadt“ ansieht: Zum Beispiel die Tatsache, dass ihm mit seiner Stadt eine ungleich dichtere, vielfältigere, aufwändigere Infrastruktur zur Verfügung steht, als sie auf dem Land vorhanden ist oder irgendwann vorhanden sein könnte. Da gibt es die Dichte der Verkehrswege und öffentlichen Verkehrsmittel, die Zahl der Bildungs-, Gesundheits- und Kultureinrichtungen auf gehobenem Niveau. Die ganze, großenteils unterirdische, Versorgungs-Infrastruktur für Wasser, Energie, Telekommunikation, die Abwasser und Müllentsorgung. Natürlich gibt es das heute auch auf dem Land, aber nicht in der vergleichbaren Dichte. 

Wenn man diese Dinge berücksichtigt, dann ist die Existenz des Großstädters eine hochsubventionierte Existenz. Und interessanterweise wird diese Subvention ganz ähnlich legitimiert, wie man es auch bei den Agrarsubventionen machen kann: Die Infrastrukturausstattung der Städte entlastet von Kosten, die sonst das Leben und die Arbeitsleistung der Städter schwer beeinträchtigen würden. Die große Stadtmaschine ist eine Entlastung der Volkswirtschaft, und in dieser Hinsicht rechnen sich die kolossalen öffentlichen Investitionen und laufenden Betriebsgelder, die in die Großstädte fließen. Aber es ist tatsächlich eine Subvention. Eine, wohlgemerkt, sinnvolle Subvention, denn sie würde – wenn die gesamte urbane Infrastruktur über Marktpreise bezahlt werden müsste – sehr schwer auf der Volkswirtschaft lasten. 

Es geht also nicht darum, nun eine Neid-Diskussion zu entfachen, in der Stadt und Land sich jeweils gegenseitig ihre Förderung durch die öffentliche Hand – es sind die vereinigten, steuerzahlenden Bürger des Territorialstaates – streitig machen. Beide Förderungen sind im Grundsatz sinnvoll. Aber hier ist heute auch eine nationale Diskussion fällig, ob die Relationen in der Zuwendung für Stadt und Land stimmen. Seit einiger Zeit gibt es bekanntlich einen Großstadt-Hype, der die großen Städte aus den Nähten platzen lässt, während es auf dem Land vielfach Schwierigkeiten gibt, die Arbeitsplätze zu besetzen, die medizinische Versorgung zu gewährleisten, die Mobilität zu sichern und die Bevölkerung zu halten. Die Schieflage hat ein Ausmaß erreicht, die für beide Seiten (und für Deutschland als Gesamtheit) zur Belastung wird. 

Lesen Sie in dieser Artikel-Folge auch:

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Foto: Pixabay

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Bernhard Idler / 16.02.2020

Trotz aller Subventionen sind die Lebensmittelpreise in der EU höher als auf dem Weltmarkt. Es gab neuliche Bauernproteste, nicht wegen zu niedriger Subventionen, sondern weil der Staat dabei ist, durch absurde Gesetze die Landwirtschaft fast unmöglich zu machen. Nur hängt das meiner Meinung nach zusammen. Wer sich seit Generationen subventionieren läßt, fürs Produzieren und Nicht-Produzieren, für Naturschutz und neuerdings Klimarettung, hat sich selbst Staat und Bürokratie ausgeliefert, samt den staatstragenden Ideologien. Subventionen schaden nicht nur den Geplünderten, die sie finanzieren müssen, sondern auch den Empfängern, weil sie sie abhängig machen und unfrei. Dann können emporgekommene Studienabbrecher in der Politik mit ihrer Steinzeitideologie die Empfänger ruinieren, wie es gerade geschieht.

sybille eden / 16.02.2020

Lieber Herr Eugen Richter, sie sprechen mir wieder einmal aus der Seele !

Wally Wallner / 16.02.2020

Teil 2: (Fortsetzung) Richtig ist aber auch, dass die Städter – gerade was die dort vorhandene Infrastruktur betrifft – auf hohem Niveau jammern, insbesondere wenn es um Kultur-Einrichtungen oder den öff. Nahverkehr geht. Die sollen auch mindestens 500-1000 m bis zur nächsten Halltestelle haben. Alles andere kann man zu Fuß erledigen (auf dem Land werden noch ganz andere Anforderungen gestellt – an Erwachsene, aber auch an Schulkinder!)! Ich habe den Eindruck, dass immer nur gefordert wird mit dem Argument „… der Andere bekommt aber dies …“. Aus Angst vor dem (lautstarken) eigenen Wählern betreiben die Politiker permanent eine Klientelpolitik. Keiner hat mehr dem Mut und das Rückgrat das übergeordnete Große und Ganze zu vertreten, was auch - mit sachlichen Argumenten untermauert – von allen verstanden werden sollte.

Wally Wallner / 16.02.2020

Bauern(verbände) rufen seit menschengedenken nach Subventionen mit der Begründung, nur durch den “Bauernstand” wird das Überleben der Bevölkerung gesichert. Doch jeder Eingriff führt zu Fehlentwicklungen (Milchseen, Butterberge etc.). Seit einiger Zeit ist die Bauernlobby noch cleverer geworden, indem sie auf den Umweltzu aufgesprungen ist. Man verlangt Beiträge der Allgemeinheit zur “Landschaftspflege”, zur “Erhaltung traditioneller Kultur-Landschaften” etc. pp. Gleichzeitig wird permanent gejammert: Gibt es gute Ernten (es wächst viel) kommt die Jammerei: “Unsere Ware kostet ja nichts” (soll heißen, die erzielbaren Preise sind dank der Menge zu gering); gibt es schlechte(re) Ernte, heißt das Argument: “Es wächst ja nichts”. Das unternehmerische Risiko wird ganz gerne auf die Allgemeinheit abgewälzt, wobei die Kleinbauern (wie in Bayern, oder kleine Bio-Bauern) gerne dank ihrer Anzahl vor den Karren der Agrarfabriken gespannt werden. Und das gilt für alle Sparten der Landwirtschaft, egal ob Milchvieh-Betrieb, Fleischerzeugung, Weinbau, Getreide-Erzeugung oder auch Erzeugung von “Bio-Masse” für die “regenerative Energieerzeugung”. Mittlerweile ist es so, dass sogar die Bundesregierung versucht einzugreifen und bei den “Abnehmern” (Aldi, Lidl etc.) höhere Preise einzuforden. WAS soll also die Begründung des Autors, dass Subventionen der Landwirtschaft höhere Verbraucherpreise vermeiden - völlig unlogisch. Wenn der Bauer Bauplätze verkaufen kann, fragt er doch auch nicht, wohin er den Ausgleich für die Wertsteigerung überweisen soll!. Lasst es doch einfach den Markt entscheiden und ALLE Landwirtschaftsubventionen streichen. Wenn in D dann zu wenig erzeugt wird, dann kommt halt die Milch aus der Schweiz und muß nicht mehr wie bisher von D nach Italien gefahren werden. Natürlich hinkt der Vergleich des Autors mit Subventionen der (groß)städtischen Infrastruktur, denn diese ist letztendlich für alle und nicht wie Bauernsubventione für eine Berufsgruppe da. (s. Teil 2)

Rita Wiesinger / 16.02.2020

Ginge es nach der Gerechtigkeit über die sich Linke ständig ergeiffern, so sollte auch der Umlageschlüssel für ländliche Regionen denen der Städte entsprechen. Denn wie kann es sein, dass eine Stadtgemeinde für einen Hauptwohnsitz das xxx fache bekommt. Auch wenn die dortigen parteilinientreuen Goschnreißer, und Büroheinis nur einen Teil von der Leistung eines Bauern bringen.

P. F. Hilker / 16.02.2020

Subventionen sollten zurück gefahren werden. Hier in Deutschland werden Hinz und Kunz subventioniert. Der Staat mischt sich in alles ein. Aber dadurch wird die Lage nicht besser, im Gegenteil. Die kleinen und mittelständischen, produzierenden Unternehmen tragen die größte Last. Sie sind die Doofen, weil keine Lobby vorhanden ist. Fairer Weise dürfte es gar keine Subventionen geben. Wer es nicht schafft, fällt dann eben durchs Raster. Freie Marktwirtschafft nennt man das. Ein paar Blötschköppe von Beamten bestimmen hier, wer oder was subventioniert wird. Je mehr der Staat sich in die Dinge einmischt, desto schlechter läuft es. Das sieht man überall.

B. Ollo / 16.02.2020

@Hans-Peter Dollhopf: Sie irren sich gleich mehrfach. 1. Die konventionelle Milchproduktion in Ihrem Beispiel, wie auch die Fleischproduktion, wird gar nicht subventioniert. Das ist auch tatsächlich nicht der Fall, auch nicht indirekt. Warum? Die Direktzahlungen wurden eingeführt mit dem Quotensystem im Übergang zu Weltmarktpreisen noch, um die Überproduktion im Milch (und Fleischbereich) zu verhindern - mit Erfolg. Es gibt keine Milchseen mehr. Würde die Milchproduktion an sich subventioniert, dann gäbe es noch die Milchseen. Was heute im Bereich Milch und Fleisch passiert, orientiert sich weder an Quoten noch Subventionen, sondern am Weltmarktpreis. 2. Wie ich schon vorgerechnet habe kostet umgerechnet sämtliche Agrarsubvention, also einschließlich der Gelder an Städte und Gemeinden, Deichbau, Industrie etc., jeden Bundesbürger im Monat 7 Euro. Würden die Agrarsubventionen gestrichen und ausgezahlt, wäre das nicht einmal ein Tagessatz auf HartzIV-Niveau, es wäre eine halbe Kino-Karte, 5 Liter Sprit fürs Auto, oder auch ein Menü bei McDonalds. Essen gehen können Sie damit jedenfalls nicht. Die Gelder ermöglichen aber kleinen landwirtschaftlichen Betrieben das Überleben, nehmen Kosten-Druck von mittleren Betrieben und ermöglichen auch Maßnahmen in der Landwirtschaft, die zu reinen Weltmarktpreisen eine Produktion in Deutschland unmöglich machen würde - solange natürlich nur, bis die weltweite Produktion nicht mehr reicht und die Preise steigen.

Hagen Müller / 16.02.2020

Zum Artikel wäre Einiges zu sagen. Wo anfangen? Am besten hier:; “Agrarsektor ist ein typischer Sektor langsamen Fortschritts” Das ist wohl nicht wirklich richtig. Landwirtschaft HEUTE ist High- Tech. Melkroboter, >10000- Liter Stalldurchschnitt bei Milchvieh, Satellitengestützen Navigation beim säen und düngen, autonome Bodenbearbeitung, an wechselnde Bodenverhältnisse auf dem Schlag angepasst, mit Traktoren- Schwärmen schon heute möglich, Ernte dito. Digitales Herdenmanagement, standortangepasste Pflanzenzüchtungen usw. ///// Der Autor spricht wesentliche Probleme nicht an, die aber bezüglich der Subventionen als wesentlich betrachtet werden sollten: 1.) Die nahezu vollständige Trennung von Produzent und Konsument. Der Zwischenhandel ist m.M.n. ein wesentlicher Nutznießer der Subventionen. 2.) Die Funktion der LW Betriebe als dauerhafter Kreditnehmer, d.h., Kunde der Finanzindustrie. Neue, wechslende Auflagen und Gesetzlichkeiten erfordern immer neue Kreditaufnahme. Sicherheit durch Bodenbesitz ist per se gegeben, Subventionen sichern weitestgehend die Solvenz…

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