Bastelanleitung zum „Antirassismus“

Ein Gespenst geht um im deutschen Feuilleton, seit Ende Mai George Floyd in den USA vor laufender Kamera im brutalen Würgegriff eines Polizisten erstickte: das Gespenst des „strukturellen Rassismus“. Schwarze Menschen würden auch hierzulande systematisch diskriminiert, schallt es seit Wochen aus allen Kanälen, von Tagesspiegel bis Deutschlandfunk, von ZEIT bis „stern“. Auch der Bundespräsident höchstselbst schlägt Alarm: Es reiche nicht aus, „kein Rassist“ zu sein, mahnte er, vielmehr müssten wir alle „Antirassisten“ sein.

Angesichts der Tatsache, dass Deutschland seit 2015 aus humanitären Gründen hunderttausende von Flüchtlingen und Migranten dunkler Hautfarbe aufgenommen hat, stellt sich die Frage: Was ist Schlimmes geschehen, um die schwerwiegenden Vorwürfe und die dramatischen Appelle zu rechtfertigen? Wurden Schwarze von einem rassistischen Mob durch die Straßen deutscher Städte gejagt? Wurden sie – unter dem Beifall relevanter gesellschaftlicher Gruppen, denn nichts anderes hieße „strukturell“ – als minderwertig herabgewürdigt, verfolgt oder gar ermordet? Schauen wir uns die wichtigsten Vorwürfe genauer an – und diejenigen, die sie äußern.

Eine der Ersten, die sich nach dem Tod von George Floyd zu Wort meldete, war die Journalistin Alice Hasters. Da sie im September 2019 das Buch „Was weiße Menschen nicht über Rassismus hören wollen. Aber wissen sollten“ verfasst hatte, wurde sie für ihre Berufskollegen zur begehrten Gesprächspartnerin. „Weiße Menschen haben so wenig Übung darin, mit ihrem eigenen Rassismus konfrontiert zu werden, dass sie meist wütend darauf reagieren, anfangen zu weinen oder einfach gehen“, konstatierte sie im Interview mit dem Tagesspiegel, was daran liege, dass die meisten Menschen eine völlig falsche Vorstellung von Rassismus hätten. Dieser erfolge keineswegs immer „mit böser Absicht“, sondern sei „schon so lang und so massiv in unserer Geschichte, unserer Kultur und unserer Sprache verankert, dass er oft unbewusst geschieht – besonders der sogenannte Alltagsrassismus“.

Mit dieser Behauptung gaben Hasters und Andere den Startschuss für unzählige weitere Berichte und Interviews in den folgenden Wochen, deren Ausgangspunkt von niemandem mehr hinterfragt wurde: Deutschland ist rassistisch, das weiß jeder, und die einzige Frage ist, wie die Betroffenen sich damit fühlen.

Unerträgliche Mückenstiche

Aber worin zeigt sich nun eigentlich Hasters’ „Alltagsrassismus“: In ihrem seitenlangen Artikel findet sich nur ein einziger Absatz mit konkreten Beispielen: Rassismus ist, wenn man „am Tag gegen Rassismus demonstriert – und trotzdem Angst bekommt, wenn ein Schwarzer Mann einem nachts über den Weg läuft. Oder dass man kurz überrascht ist, wenn eine Frau mit Hijab perfekt Deutsch spricht“ (ein bemerkenswerter Schlenker weg von der Hautfarbe, hin zur Religion, ausgerechnet der des Islam). Oder eine Frau „umkrallt ihre Tasche, sobald ich mich in der Bahn neben sie setze“. Die Betroffenen – so Hasters – nehmen diese alltagsrassistischen Reaktionen wie Mückenstiche wahr, „im Einzelnen auszuhalten, doch in schierer Summe wird der Schmerz unerträglich“.

Am allermeisten stört die Journalistin, dass die Urheber der „Mückenstiche“ keine Einsicht zeigen: „Selten fühlen sich weiße Menschen so angegriffen, allein und missverstanden, wenn man sie und ihre Handlungen rassistisch nennt“, stellt sie verwundert fest. „Das Wort „Rassismus“ wirkt wie eine Gießkanne voller Scham, ausgekippt über die Benannten.“ Das klinge fast so, als wäre sich die Autorin über die beleidigende Wirkung des Wortes durchaus im Klaren, schütte es aber trotzdem gießkannenweise über ihre Mitmenschen aus, kommentiert ein Tagesspiegel-User. „Bemerkenswert sensibel für jemanden, der es bereits für eine ,Mikroaggression‘ hält, wenn eine Frau in der U-Bahn ihre Handtasche festhält“.

Wie treffend diese spöttische Kritik ist, wird an Hasters’ Reaktionen auf den Tod von George Floyd deutlich. „An meine weißen Freund*innen, die sich nicht gemeldet haben und so tun, als ob nichts los gewesen wäre: Fuck you. Wo wart ihr?“, twitterte sie wütend. An der fehlenden Nachfrage nach ihrem Befinden habe sie das Privileg weißer Menschen festgestellt, ein unbequemes Thema wie Rassismus einfach ignorieren zu können, heißt es dazu verständnisinnig im Deutschlandfunk.

Darauf hagelte es auf Twitter weitere „Mikroaggressionen“: „Wird hier tatsächlich erwartet, dass Beileid ausgesprochen und Mut zugesprochen wird, weil Frau Hasters schwarz ist?“, fragte einer ihrer Follower. Ein anderer schrieb sarkastisch: „Ey Peter, du bist doch Christ, hab gerade gehört, es gab einen Terroranschlag gegen die Kopten in Ägypten. Mein Beileid, wir stehen solidarisch hinter euch“. Korrekt war wohl allein der Tweet von „Felix“: „Ich habe dein Buch in einem Rutsch verschlungen. Danke! Bücher wie diese helfen mir als weiße Person, mir meines internalisierten Rassismus bewusst zu werden und zu lernen, damit entsprechend umzugehen.“

Fazit für die Mitglieder der „weißen Dominanzgesellschaft“: Ihr bestätigt euren (unbewussten) Rassismus gerade dadurch, dass ihr ihn leugnet! Als Weiße könnt ihr gar nicht anders, als in rassistischen Denkmustern zu denken. Daher bleibt euch als einzige Option, Lobbyistinnen wie Alice Hasters widerspruchslos zuzuhören. Und anschließend ihr Buch zu kaufen.

Nicht mehr braun sein

Kurz darauf durften in einem langen Tagesspiegel-Interview die beiden Vorstandsmitglieder des Vereins „Total Plural“ Ulrike Düregger und ihre Tochter Kalsoumy Balde eigene Erfahrungen beisteuern. Auch hier gibt es wieder seitenlang dieselben Ideologeme („Wir alle werden in ein rassistisches System hineingeboren…“), die von der Redaktion schon im Obertitel „Rassismus in Prenzlauer Berg“ kritiklos übernommen werden, sowie – verblüffenderweise – auch teilweise die gleichen Beispiele wie bei Hasters, als hätten Mutter und Tochter sich vor dem Interview aus ihrem Text munitioniert.

Rassistisch ist etwa, dass eine Frau [in der U-Bahn] ihre Tasche nah an sich heranzieht, „wenn mein Schwarzer Künstlerkollege sich auf den Platz neben sie setzt“. Rassistisch ist, „Schwarze Menschen grundsätzlich auf Englisch anzusprechen“. Rassistisch ist die „unter dem Deckmantel der Neugier“ gestellte Frage „Wo kommst du her?“, weil sie „zu einer zugeschriebenen Herkunftslosigkeit führt“. Wobei – wir erinnern uns – für Alice Hasters auch das Nicht-Fragen rassistisch ist!

Neu ist allerdings Düreggers Antwort auf die Frage, welche Erfahrungen sie in Kita und Schule mit Rassismus gemacht habe: „Mit drei Jahren sagte meine Tochter: ,Mama, ich will nicht mehr braun sein.‘ Weil alle Mädchen in der Kinderballett-Probestunde langes, blondes, wallendes Haar hatten.“ Als Beleg für weißen Rassismus in Deutschland reicht hier allein schon die Existenz blonder Mädchen in der Umgebung der eigenen Tochter!

Die Tochter legt entsprechend nach, führt als Rassismus-Beispiele die „Unterrepräsentation“ Schwarzer im Osten Berlins an, „keine Afro-Shops, keine Friseur*innen, die sich mit Afro-Locken auskennen“, weswegen sie „nicht das Gefühl [hat], Teil dieser Gesellschaft zu sein“. Auch die „noch sehr weiße“ Kunstszene in Pankow störe sie: „Das raubt mir die Lust und Motivation, als Schwarze Person überhaupt in diesem Bereich zu arbeiten.“

Man stelle sich eine Sekunde lang vor, ein in Afrika ansässiger Weißer würde öffentlich sagen, ihn störten die vielen Schwarzen um ihn herum. Sind Baldes Äußerungen also nicht ebenfalls rassistisch? Nein, da sei Alice Hasters vor: Rassismus von Schwarzen gegen Weiße könne es grundsätzlich nicht geben, weil die ganze Welt unter der Vorherrschaft der „White Supremacy“ stehe.

Das alles sind für Düregger und Balde „Mikroaggressionen“, die sich anfühlen „wie kleine Mückenstiche, sehr nervig und verletzend, aber gleichzeitig sehr subtil und dadurch für viele Nichtbetroffene unsichtbar“. Auch diese Metapher wirkt wie wortwörtlich von Hasters abgekupfert.

Komm, wir spielen Rassismus!

Angesichts dieser und ähnlich gelagerter Beispiele für „Alltagsrassismus“ wollte auch der „stern“ auf der Empörungswelle mitsurfen und machte im Juni mit einem gänzlich in Schwarz gehaltenen Titelblatt und der Schlagzeile „Wie rassistisch bin ich?“ auf. „Ich hatte ja keine Ahnung, wie verwurzelt das Erbe des Rassismus auch in mir ist“, gibt sich die Chefredakteurin Anna-Beeke Gretemeier im Editorial zerknirscht. „[Auch ich bin] in eine Welt mit weißen Privilegien einfach so hineingeboren worden. Ohne eigene Leistung und Zutun.“

Ihr Reporter Michael Streeck eifert ihr nach, sogar bis in die Formulierungen hinein: „[Ich] hielt mich in unanständiger Selbstüberschätzung für liberal, aufgeklärt und tolerant. Und merke, dass ich nach moderner Lesart ein Rassist bin, weil rassistisch sozialisiert. Nämlich in einer Welt mit weißen Privilegien, in die ich einfach so hineingeboren wurde ohne eigene Leistung und eigenes Zutun. […] Ich merke zuweilen nicht mal, wie auch ich die Normen setze. Etwa wenn ich aus schoddriger Gedankenlosigkeit Schwarze auf Englisch anspreche oder wie im Urlaub in Bayern einen Syrer mit „Good evening“ grüße und der ein lässiges „Servus“ retourniert. Ertappt.“

Was folgt daraus? O-Ton Streeck: „Das Ganze ist ein Prozess des sich ständigen Hinterfragens. Die richtige Sprache etwa. (…) Ist dunkelhäutig falsch oder richtig? – (falsch). Ist Schwarz korrekt oder nicht? – (korrekt). Heißt es People of Color (POC)? – (ja) oder colored? – (nein), wobei „colored“ vor wenigen Jahren Usus war, in den USA zumindest. […] Die innere Kartoffel und ich geloben hiermit Besserung: weiter lesen, weiter hinterfragen und weiter lernen.“

Als angeblich selbst Betroffener fährt „stern“-Autor Marvin Ku gleich schweres Geschütz auf: „Während man sich in Deutschland fragt, ob es hier überhaupt Rassismus gebe, werden Tag für Tag Minderheiten beleidigt, ausgegrenzt, attackiert, manchmal sogar getötet.“ Doch auch diesmal wirken die konkreten Belege eher dürftig: „Ich wollte einfach so sein wie die anderen deutschen Kinder. […] Also imitierte ich sie. Als zwei neue Freunde fragten, wie denn mein Papa heiße (ihre hießen beide Bernd), antwortete ich wie selbstverständlich: Bernd. Der chinesische Name meines Vaters war mir peinlich.“ Für Ku kam es aber noch schlimmer. Einmal fragte ihn der deutsche Freund einer chinesischen Bekannten nach seiner Tätigkeit, worauf der „stern“-Mann „Journalist“ antwortete. Darauf der deutsche Bekannte: „Wahnsinn. Du sprichst ja ganz ohne Akzent. Toll!“

In diesem Blatt haben sich offenbar sämtliche Journalisten vom Neutralitätsgebot verabschiedet, das einst für ihren Berufsstand konstitutiv war („Schreiben, was ist“), zeichnen stattdessen die Welt so, wie sie für sie (oder ihre Chefs) sein soll. Derselbe „stern“-Reporter, der die eigene Pippi-Langstrumpf-Lektüre als rassistische Jugendsünde geißelt (wegen des „Negerkönigs“), hat keinerlei Problem damit, sich selbst (und indirekt uns alle) mit den verächtlichen Injurien islamischer Parallelgesellschaften („Kartoffel“) zu titulieren. Schließlich erklimmt er in seiner „Selbstkritik“, die wie aus der dunkelsten Zeit des Stalinismus gefallen scheint, den Olymp der Larmoyanz: „Wäre der stern eine Stadt, würde ich nicht in ihr leben wollen. Zu weiß, zu homogen, zu gleichförmig, zu langweilig. Wobei ich Teil des Problems bin.“

Spätestens hier wird es albern. Möchtegern-Opfer, die sich rassistische Mikroaggressionen aus den Fingern saugen; Möchtegern-Täter, die augenzwinkernd Reue heucheln – beide mit dem Kalkül auf moralischen und finanziellen Zugewinn. Hier wird auch überdeutlich: Der „Antirassismus“ ist ein Spiel! Auf Dauerkrawall gebürstete Verbandslobbyistinnen und „Haltungs“-Journalisten spielen sich gegenseitig die Bälle zu. Aber er ist ein mieses Spiel. Denn dieser „Antirassismus“ zerstört – wie jede Form der sogenannten Identitätspolitik – das, was zu schützen er vorgibt: den Zusammenhalt der Gesellschaft. Indem er Menschen nach Hautfarbe einteilt und „Schwarze“ gegen „Weiße“ hetzt, schafft er gegenseitiges Misstrauen und Verunsicherung im Umgang miteinander, verhindert den Kontakt auf Augenhöhe, befördert Segregation. Und sichert sich auf diese Weise wiederum staatliche Fördermittel für „Antirassismus“-Beauftragte, -Vereine und -Kampagnen.

Geschichte entsorgen

Nachdem die Bilder von geschleiften Denkmälern in den USA um die Welt gingen, wittern auch die Bilderstürmer hierzulande Morgenluft. Nach dem U-Bahnhof Mohrenstraße soll es nun auch anderen „rassistischen“ Straßennamen an den Kragen gehen, mit der gleichen, von magischem Denken durchtränkten Begründung, mit der auch die Verfechter politisch korrekter Sprachpolitik ihr destruktives Werk betreiben: Angeblich schreibe sich durch „koloniale Straßennamen die Perspektive der Täter in die öffentliche Wahrnehmung ein“. Mit dem Projekt „Tear this down“ macht die „Initiative Schwarze Menschen“ auf unliebsame Relikte der Vergangenheit aufmerksam und gibt praktische Tipps zum Umgang mit ihnen: „Kopf ab, runter vom Sockel, Farbe drauf, Schild drüber […] im Zweifelsfall macht es sich im Wasser treibend auch ganz gut“.

Hinzu kommen die Trittbrettfahrer: „Die Onkel-Tom-Straße in Berlin und die dazugehörende U-Bahn-Station sind schmerzhafter Bestandteil meines täglichen Lebens“, twitterte kürzlich der Basketballspieler Moses Pölking. „Jedes Mal, wenn ich diese Straße entlangfahre, muss ich daran denken, wie entmenschlichend und verletzend der Begriff ist.“ Deshalb hat er eine Petition zur Umbenennung von Straße und U-Bahnhof gestartet. Dass der berühmte Roman „Onkel Toms Hütte“ von Harriet Beecher Stowe seinerzeit als mutige Anklage gegen die Sklaverei geschrieben war; dass die Berliner „Onkel Toms Hütte“ gar nicht auf das Buch, sondern auf einen beliebten Restaurantbesitzer namens Thomas zurückgeht, interessiert die geschichtsblinden Bilderstürmer nicht. Identitätspolitik dient reinem Machtstreben, die Inhalte sind nur vorgeschoben.

Da aber auch in diesem Bereich wenige Aktivisten eine opportunistische und prinzipienlose deutsche Politik vor sich hertreiben, ist eine jahrelange Umbenennungswelle zu befürchten, die nahezu die gesamte deutsche Geschichte im Stadtbild schreddern könnte, bis hin zu Bismarck, Adenauer und darüber hinaus. Und es wird nie genug sein! In diesem Zusammenhang hätte ich einen persönlichen Tipp: Auch die beliebten Gründerzeitbauten in unseren Innenstädten mit den geräumigen Wohnungen und den stuckverzierten hohen Decken wurden ja in der relativ kurzen Zeitspanne errichtet, als das Deutsche Reich Kolonien besaß. Sollten also nicht alle „Antirassismus“-Protagonisten und -Mitläufer schleunigst aus solchen Wohnungen und Villen ausziehen, um ein eindrucksvolles Zeichen dafür zu setzen, dass sie nicht vom deutschen Rassismus und Kolonialismus profitieren wollen?

Anleitung zum Unglücklichsein

Üblicherweise entwickeln ethnische Gruppen Ressentiments gegenüber anderen ethnischen Gruppen oder Minderheiten, mit denen sie enger zusammenleben. Der historisch gewachsene deutsche Antisemitismus führte zum Holocaust und hat in den letzten Jahren leider massiven Auftrieb durch die Zuwanderung aus den traditionell judenfeindlichen Gesellschaften des Nahen und Mittleren Ostens erhalten. Für den Hochmut der Deutschen aufgrund angeblicher zivilisatorischer Überlegenheit gegenüber Polen und anderen slawischen Nachbarn haben sie nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Verlust ihrer Ostgebiete büßen müssen. Verbreiteten Rassismus gegenüber Schwarzen kann es in Deutschland hingegen schon mangels Masse nicht gegeben haben, zumindest nicht vor 2015. Heißt das nun, dass dunkelhäutige Menschen in Deutschland keine Probleme mit Fremdenfeindlichkeit oder gar rassistischer Geringschätzung haben? Natürlich nicht.

Einer Bekannten von mir – mit äthiopischen Wurzeln in Deutschland aufgewachsen – fielen auf meine Frage nach ihren Diskriminierungserfahrungen zwei tätliche Angriffe in ihrem dreißigjährigen Leben ein, die mit ihrer Hautfarbe zusammenhängen könnten. Einmal wurde sie in der U-Bahn grundlos geschubst, ein andermal warf ein Betrunkener eine Bierflasche nach ihr. Aus welchen Motiven das genau geschah, weiß keiner, denn die Vorfälle wurden nicht aktenkundig. Wiegen solche Attacken, von denen sicher auch andere Schwarze zu berichten hätten, nicht schwerer als die aufgeblasenen „Mikroaggressionen“ der zitierten Interessenvertreter? Warum werden sie nicht als Belege angeführt?

Vermutlich, weil die meisten schwarzen Deutschen eine Grundsatzentscheidung getroffen haben, die den „Antirassismus“-Lobbyisten nicht ins Konzept passt: Einzelfälle nicht zu verallgemeinern und Menschen nicht nach ihrer Hautfarbe, sondern allein nach ihrem individuellen Verhalten zu beurteilen. Und aus diesem Grund lebt meine Bekannte ein völlig normales Leben im multikulturellen Berlin, glücklich verheiratet mit einem „weißen“ Deutschen und den gemeinsamen Kindern.

Der Psychotherapeut und Kommunikationswissenschaftler Paul Watzlawick entwickelte in seiner berühmten „Anleitung zum Ungücklichsein“ eine Reihe von Übungen, die garantiert zum angepeilten Ziel führen. Es beginnt damit, dass der Proband sich vorstellt, in eine reife, saftige Zitrone zu beißen, worauf die imaginäre Zitrone ihm das reale Wasser im Munde zusammenlaufen lässt. Dann konzentriert er sich intensiv auf diverse Körperteile und stellt dabei immer beunruhigendere Auffälligkeiten und Krankheitssymptome fest, bis er schließlich überzeugt ist, dass sich die ganze Welt gegen ihn verschworen hat. Dieses Beispiel lässt sich leicht auf die Aktivisten der „Antirassismus“-Bewegung übertragen.

Wenn Sie also etwas dunklere Haut als die Mehrheitsbevölkerung haben, weil einer Ihrer Elternteile nun einmal schwarzafrikanische Wurzeln hat, und wenn Sie außerdem die Neigung verspüren, ihre Mitmenschen zu schulmeistern und sich selbst in der Opferrolle zu suhlen, mustern Sie bitte in der U-Bahn stets durchdringend ihr Gegenüber. Schaut dieses dann zurück, hat das sicher allein mit Ihrer Hautfarbe zu tun. Das Gleiche gilt für den Fall, dass eine ältere Dame ihre Handtasche auf den Schoß nimmt, wenn Sie als kräftiger junger Mann sich neben sie setzen. Behelligt Sie auf einer Party eine „weiße“ Person mit typischen Verlegenheits- oder Kennenlern-Fragen wie „Woher kommen Sie?“, machen Sie sie unbedingt vor versammeltem Publikum zur Schnecke! Und wagt es gar jemand, Ihr gutes Deutsch zu loben, nehmen Sie diese perfide „Zuschreibung von Herkunftslosigkeit“ keinesfalls mit Humor, sondern setzen Sie sich couragiert zur Wehr! Schon bald werden Sie erkennen, dass es um Sie herum von Rassisten nur so wimmelt.

Ausgerechnet die BILD interviewte zum Thema zwei Gesprächspartner, die nicht für die einschlägigen Verbände, sondern für sich selbst sprechen, die Schauspielerin Ena Soukou und den Musikproduzenten Joe Chialo. „Letztens hat mich eine Frau morgens um sieben am Flughafen rausgezogen“, erzählt Soukou. „Ich frage sie im Scherz: Nur, weil ich schwarz bin, oder?‘ und habe dabei geschmunzelt. Ihr war das sehr unangenehm. Und sie hat gesagt: ‚Morgens sind die Leute immer so schlecht gelaunt, und du hast so schön gelächelt, deshalb habe ich dich genommen.‘“

Chialo erklärt, er könne den Satz ‚Alle Deutschen sind Rassisten‘ nicht mehr hören. In Gegenden, wo Menschen kaum Erfahrungen mit Migranten hätten – etwa in Brandenburg – komme es mitunter zu gestelzten Annäherungen: „Aber die Absicht ist das, was zählt. Ich selbst habe ein seismographisches Empfinden dafür, mit was für einer Intention jemand auf mich zukommt, und wenn er verbal verrutscht oder verunglückt, dann ist das für mich noch kein Anlass, ihn zu bashen, sondern dann nehme ich das erst einmal hin und versuche, eine Brücke der Kommunikation aufzubauen. […] Das ist das Entscheidende im Verständnis füreinander, dass wir die Intention wahrnehmen.“

Wer – außer den „Antirassismus“-Lobbyisten – wollte diesem Appell nicht aus vollem Herzen zustimmen?

Foto: Bundesarchi/Thomas Lehmann CC BY-SA 3.0 de via Wikimedia Commons

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Leserpost

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Martina Hagedorn / 25.07.2020

Die Masche der Gegner der Weißen ist sehr durchsichtig. Es ist nun einmal so, in jeder Schulklasse wird es immer einen Primus geben und einen, der am Schlechtesten abschneidet. Das ist so. Daran kann man nichts ändern. Das ist auch wünschenswert. Ein jeder bringt unterschiedliche Leistung. Der Versuch der Gegner der Weißen ist es jedoch, zu betrügen. Anstatt die Weißen mit ihren eigenen Mitteln zu schlagen, was sie aber nicht, niemals wollen, wollen sich die Faulen krimineller Tricks und illegaler Gewalt bedienen. Das ist alles. Wenn wir das aber zulassen, tun wir niemanden einen Gefallen. Es ist nur Neid. Und Neid ist das beste Kompliment, was man den Weißen machen kann. Die Weißen sind aus sich heraus, verdient dort, wo sie sind. Dafür müssen sie sich bei niemanden entschuldigen. ++ In einem Nachbarartikel heute auf achgut.com: „Mein nigerianischer Urgroßvater verkaufte Sklaven“. Dort sollte man suchen. Wie Afrikaner mit Afrikanern umgehen. Da allein liegen die Probleme, die es anzugehen gilt.

Wolfgang Kaufmann / 25.07.2020

Beim Rassismus verhält sich Deutschland neutral. Wir laden ähnlich viele Nachfahren potentieller Sklaven ein wie Nachfahren historischer Sklavenhalter. Wir stellen nur das Stadion zur Verfügung, halten uns aber ansonsten aus dem Wettbewerb heraus. Mögen die Besseren gewinnen.

Hans Rampf / 25.07.2020

Es gab keinen Würgegriff. Diese Art der Festnahme steht indieser Links regierten Stadt in den Polizeiregeln(hält sich ein Polizist nicht dran hat er wohl schlechte Chancen auf Schmerzensgeld wenn er verletzt wird). George Floyd BAT DARUM auf den Boden gelegt zu werden und war voller Drogen.Zu viel Fentanyl und man stirbt.

Georg Gatt / 25.07.2020

Den schlimmsten Rassismus gibt es in der Politik. Wie kann es im Bundestag soviel weiße alte Frauen geben..und dazu noch ohne Kinder. Da muss dringend nachgebessert werden. Keine schwarze Frau in der Bundesregierung….Wollen wir hoffen das das Oktoberfest bald abgeschafft wird. Sowas kann man ja keinem Moslem in Zukunft an tun. Ich wäre ja dafür, das alle deutschen. Männer den muslimischen Glauben annehmen…;-))

Lisa Deetz / 25.07.2020

Ich war heute einkaufen, unter anderem eine Packung Schokoküsse… Also, alle Artikel auf’s Band gelegt, nur die Schokoküsse nicht. Kassiererin: Sie haben da noch was im Wagen! Ich, laut und deutlich: Ach ja, die Negerküsse, sorry. Große Augen bei der Kassiererin und ein leichtes Zucken um den Mund… “28,90€, haben Sie Payback?” Tschüss! +++++ Eine junge Muslima (16) bewarb sich kürzlich bei Edeka in Hamburg um einen Ferienjob als Kassiererin. Sie verklagte den Filialleiter, weil er verlangte, dass sie ihr Kopftuch ablegt. Auf Instagram ist ein ca. 14 Minuten langes Video von ihr zu sehen. Sehenswert!!! Man schaue es sich an…..

toni Keller / 25.07.2020

Jeder Mensch der neu in eine bestehende Gruppe hineinkommt, wird misstrauisch beäugt und das selbst dann, wenn die “alten” Gruppenmitglieder eigentlich vorher regelrechte Werbekampagnen zugunsten neuer Mitglieder gestartet haben (Z.B in Vereinen, oder auch in Betrieben die händeringend neue Mitarbeiter gesucht haben). Jeder der neu in eine Gruppe gekommen ist, auch und wenn er eigentlich gut hineinpasst, weil er z.B genauso badmintonbegeistert ist, wie die andern Vereinsmitglieder,  auf einem ähnlichen Niveau wie diese spielt und sogar einen ähnlichen Slang spricht wie der Rest, hat das schon erlebt, dass er “nicht so ganz dazu gehört” und dem ist auch so, eben weil er neu ist. Mir scheint es werden hier eigentlich ganz normale Verhaltensweisen als böse gestempelt. Fast absurd ist dabei, dass andererseits das distanzierte Verhalten gegenüber den Mitmenschen, wegen Corona, als sehr, sehr gut, sozusagen als allererste Bürgerpflicht, als Zeichen von Solidarität, Mitmenschlichkeit, Verantwortungsbewusstsein und überhaupt als total gut, richtig und hilfreich betrachtet wird. Man sollte sich mal von Seiten der meinungsmachenden Eliten überlegen was man eigentlich will! Wobei ich den Verdacht nicht los werde, denen gefällt es ein ganzes Volk in eine bipolare Störungen zu jagen.

Robert Schleif / 25.07.2020

Diese weinerlichen Bücherschreiber und Interviewschwätzer sollten sich täglich vor den Spiegel stellen und 100mal laut hinein sagen: “Ik hier Gast sein, ik nix wurden hergebet. Gastgeber muss nich ändern, ik muss.”. Bescheidenheit, Dankbarkeit und Demut sind internationale Tugenden, Unverschämtheit ist überall geächtet. Denn anders als die Schwarzen nach Amerika sind die Nichtweissen vollkommen freiwillig nach Ex-Deutschland gekommen. Aus vollkommen eigennützigen Motiven. Und Marokko, Algerien, Syrien, Irak, Nigeria, u.s.w. waren auch keine deutschen Kolonien.

Frank van Rossum / 25.07.2020

Man sagt jetzt auch nicht mehr „Negerkuss“ oder „Mohrenkopf“, richtig ist die Bezeichnung „Schokoschaumwaffelhappen“.

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