Ulrike Stockmann / 26.11.2020 / 14:00 / Foto: Achgut.com / 48 / Seite ausdrucken

Bald kein Flug mehr ohne Impfung?

Wir leben in postfaktischen Zeiten, heißt es immer wieder. Heutzutage zähle Framing vor Inhalt. Wem Fakten präsentiert werden, der erhält sie stets angereichert mit den „richtigen“ Beilagen und Gewürzen, damit das Gericht im Sinne des Erfinders auf den Tisch kommt.

Nun gibt es die Meldung, dass die australische Fluggesellschaft Qantas eine Impfpflicht für Fluggäste einführen will. Nein, das haben sich keine vermeintlichen Verschwörungstheoretiker oder „Corona-Schwurbler“ ausgedacht, sondern dies macht aktuell in den gängigen Medien die Runde. Tatsächlich plant besagte Fluggesellschaft laut Spiegel Online, bei internationalen Flügen „Reisende nur noch mit Impfnachweis mitzunehmen“. Sobald ein entsprechender Corona-Impfstoff verfügbar ist, versteht sich.

„Wir werden von internationalen Reisenden verlangen, dass sie geimpft sind, bevor wir sie an Bord lassen“, wird Qantas-Chef Alan Joyce zitiert. Er sei außerdem überzeugt, dass bald andere Fluggesellschaften mit dieser Forderung nachrücken werden: „Ich denke, das wird überall so sein. Ich bin im Gespräch mit meinen Kollegen von Fluglinien weltweit und alle denken darüber nach“, wird er von der Tagesschau wiedergegeben. Für Flüge innerhalb Australiens gibt es noch keine endgültige Entscheidung, das hänge von der Marktlage in Corona-Zeiten ab.

Weiter äußerte sich Mister Joyce: „‘Wir schauen gerade, ob es eine Art elektronischen Impfpass geben kann, der nachweist, welche Impfung es ist und ob das Land, in das du reist, sie akzeptiert.‘ Technologisch und logistisch seien das Herausforderungen. Aber die Fluglinien und die Regierungen arbeiteten schon an der Umsetzung, so Joyce.“

„Der schwer angeschlagenen Branche wirtschaftlich helfen“

Aha. „Die“ Fluglinien und „die“ Regierungen. In den aktuellen Berichten wird auch die Lufthansa zitiert. Die Einführung einer derartigen Pflicht sei zum jetzigen Zeitpunkt nicht geplant, gab ein Konzernsprecher etwas schwammig zu Protokoll.

Wer nun glaubt, eine solche Übergriffigkeit und Maßlosigkeit seitens eines Unternehmens (und wenn man dem Qantas-Chef glaubt, dann sogar der gesamten Flugbranche) würde in den großen Medien hohe Wellen schlagen, der irrt. Nein, es sei überhaupt nicht bedenklich, sondern sogar eine gute Idee. Die Lufthansa sollte sich mal nicht so anstellen, scheint der Spiegel zu suggerieren: „Dabei könnte eine Impfpflicht der schwer angeschlagenen Branche wirtschaftlich womöglich gar helfen, wenn dadurch wieder mehr Menschen das Flugzeug wählen würden.“

Denselben Tonus schlägt der zitierte Bericht der Tagesschau an: „Ohne Impfung gegen Corona kein Flug – das könnte bald der Weg sein, um den Luftverkehr trotz Pandemie anzukurbeln.“

Keine brandneue Idee

Ach so. Es ist nicht etwa so, dass die weltweiten Corona-Maßnahmen der Flugbranche zu schaffen machen und man daher diese Beschlüsse infrage stellen könnte. Nein, es ist die Aufgabe der Passagiere, den nächsten Schritt des Corona-Schutzes anzunehmen und ihre (Reise-)Freiheit an die Bereitschaft zu einer Impfung zu knüpfen. Wäre das nicht auch eine Idee, damit die angeschlagene Gastronomie und Kulturszene wieder auf die Beine kommt?

Brandneu ist die Idee „Freiheit gegen Impfung“ allerdings nicht. Schon Anfang Oktober äußerte Markus Söder auf dem virtuellen Bezirksparteitag der CSU Oberpfalz angesichts eines künftigen Corona-Impfstoffes:

„Wie geht man mit denjenigen um, die sich nicht impfen lassen wollen? Aber (denen) man mit dem Impfstoff auch vieles erlauben könnte an öffentliche(m) Leben? Also das wird (…) Ende des Jahres, Anfang nächsten Jahres uns noch einiges Kopfzerbrechen bereiten können.“

Wirklich clever. Niemand muss sich impfen lassen. Es sei denn, er möchte am öffentlichen Leben teilnehmen. Von Zwang kann keine Rede sein.

Foto: Ulrike Stockmann

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J. Werner / 26.11.2020

So bitter, so einfach : ungetestet und ungeimpft wird bald keiner mehr seinen Vorgarten verlassen können. Aber wenn man die Reaktionen liest, würde man glauben, daß eine Impfung für niemanden hierzulande auf gar keinen Fall in Frage käme, auch wenn sie von einer englischen Institution, der Oxford University, zusammen mit einem Unternehmen entwickelt wurde, das auf jeden finanziellen Profit verzichten wird. Das war die Vorbedingung für die Zusammenarbeit. Der Impfstoff ist herkömmlich altbacken wie die Grippeschutzimpfung. Während diese nur 40-50 % Immunschutz hervorrufen kann, liegt der Schutz zwischen 62 und 90%. Also, kurzum, warum sollte man sich damit nicht impfen lassen?! Zumal die gesamte Bevölkerung nur bei hoher Impfbereitschaft geschützt werden kann? - Hypothese : die Impfgegner haben Angst, 1. vor Nebenwirkungen, 2. dass sie nur “Versuchskaninchen” sind, 3. dass dann ja der schaurige Horror vorbei ist, 4. dass sie sich gegen etwas haben impfen lassen, das es gar nicht gibt, 5. dass ihnen gar nichts passiert, außer 2x Pieks! Entwarnung : alle die Angsthasen werden sich panisch heimlich impfen lassen, sobald sie sehen, wie ihr Nachbar, ihr Konkurrent, ihre Putzfrauen, ihre Tante und ihre Nerzmäntel sich haben impfen lassen. Auch gut : dann machen wir es halt clandestin und sagen es niemandem, sondern sagen allen nur :” ich würde das NIE mit mir machen lassen, niemals”! Und kommt noch was, dann sagen wir eben “Ihr macht Euch zu Zombies von Denen, ihr Armleuchter “... Hahahahaha….

Hans-Peter Dollhopf / 26.11.2020

Solche Trolle wie Joyce sind eine Seuche für das Unternehmen. Wenn diese überbewertete Lusche auch nur einen AU$ wert wäre, würde er einfach sagen, dass es für jeden zwanzigsten Buchenden eine kostenfreie Impfung mit freier Auswahl des Erregers und der Geschmacksvariante oben drauf gibt.

Klaus Keller / 26.11.2020

Die Idee ist nicht schlecht. Ich möchte als Fluggast nur gerne auch die aktuellen psychiatrischen Gutachten über den Gesundheitszustand der Piloten. Es könnte ja sein das die latent suizidal sind. Und wenn sie Muslime sind, für die ein Suizid ein Tabu ist, besteht die Gefahr da sie die Maschinen als Waffe einsetzen um Märtyrer zu werden (aus dem Tabubruch wird so eine Heldentat). So geschehen an 9/11. Ich werde wohl zuhause bleiben. Quasi in Wohnhaft zur Eigensicherung aufgrund eigener Einsicht. Ich bin nur gerne mit dem Rennrad unterwegs. Latent suizidale/fremdgefährdende Autofahrer begegnen mir allerdings dauernd. Ich gewöhne mich aber langsam daran. PS Im Supermarkt trifft man zunehmend Paranoide. Was zunehmend weniger auffällt da es normal wird. Und wenn es alle machen ist es ja nicht mehr abweichend/verrückt/irre.

Rafael Rasenberger / 26.11.2020

Können wir nicht einfach alle 5 Jahre den großen Pharmakonzernen Geld schenken? Dann müssen die uns nicht dauernd mit erfundenen Weltuntergängen auf den Keks gehen und können vielleicht auch mal wieder an ´was sinnvollem forschen… und wir müssen nicht Testkaninchen für kaum erforschte Experimentalcocktails spielen. @ E.Albert: Die Methode ist bereits erfolgreich erprobt - große Teile des Internets können Sie nur noch betreten, wenn Sie vorher praktisch unbeschränkten Zugang auf ihren Rechner gewähren…

Sophie Siemonsen / 26.11.2020

@Frances Johnson Ja, aber das ist das erste Mal. Vorher wurde angeblich noch nichts von denen über Phase 1 hinaus entwickelt.

Hans-Peter Dollhopf / 26.11.2020

Frau Johnson, Sie sogn, “das ist vollkommen unnötiger Schwachsinn, weil sich auf Flügen kaum jemand infiziert hat.” Jo mei, homs denn nicht den World War Z gesehn mit Brat Fit, im Flieger, da wo ein Zombie alle ruckzuck angsteck hat. Der Söder kennt den Film, glaums ma des.

E. Meierdierks / 26.11.2020

Dann nicht - in der Vergangenheit hat meine Seligkeit nicht vom Fliegen abgehangen. Die Unfreiheit als solche mißfällt mir, aber meine Vorfahren haben mich gelehrt: lieber stehend sterben als kniend leben.

Hans-Peter Dollhopf / 26.11.2020

Das könnte Luisa vielleicht dazu erregen, von der Vielfliegerei auf viel mehr Vögelei umzusatteln. Gut, dass sie nicht Sawsan heißt, sonst wär ich nach so nem Spruch vogelfrei.

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