Wie hat sich Bärbel Bohley einmal geäußert: ” Wir wollten Gerechtigkeit und bekamen den Rechtsstaat”. Wie sie sich doch geirrt hatte. Wir bekamen den Linksstaat!
Klemperer spricht in seiner “LTI” (lingua tertii imperii, zu deutsch: “Sprache des 3. Reiches”), in der Einleitung, wenn ich mich recht entsinne, auch von der Sprache “des vierten Reiches” (wortwörtlich). Er lies dabei ungenannt, welches Deutschland er damit meinte; aber es liegt natürlich nahe zu vermuten, dass er vornehmlich an den Osten dachte. “Es muß demokratisch aussehen, aber wir müssen alles in der Hand haben”, soll Ulbricht einmal gesagt haben, und da sind Handeln und Aussage doch hübsch deckungsgleich. Aber war es im Westen anders? - wird es je anders sein? Die nützlichen hat man behalten, vor allem im Westen. Die Sowjets hatten stärkeres Interesse die erklärten Totalfeinde ihres Weltbildes (Nazis) aus den Strukturen (bsw. Gerichte) zu entfernen, im Westen nahm man es da nicht so genau: sie wurden noch gebraucht. Die schlimmsten nahm man sich vor, über den Rest gebreitete man schweigen. Wer “Demokratie” mit einem Mindestmaß an idealistischem Leiden verbindet, dem ist das schwer zu vermitteln; die opportunistischen, machthungrigen Pragmatiker aber stört das wenig: es ist nur eine Frage des “wie” nicht des “ob”; dass man sich die nützlichen zu Nutze macht, steht für sie außer Frage. Und so denke ich, dass dieser Satz von Ulbricht zeitlos ist. Auch heute könnte er wieder gesagt werden, wenn ein Spitzenpolitiker einmal unbedacht redselig werden würde, vllt. weil er sich vollkommen unbeobachtet wähnt. Es wird alles immer wiederkommen; immer reflexartig “du Nazi!” zu schrein hilft da nichts, im Gegenteil: er gibt dem tatsächlichen Wiederaufkeimen solcher Missstände nur genug Lärm und Deckung, um unbeachtet zu bleiben; - um darin zu wachsen. Man gibt sich selbst einfach die richtigen Namen, lernt die Spielregeln, und wer ehrlich ist bleibt auf der Strecke (denn Prinzipien und Lauterkeit machen behäbig, ungelenkig, gegen ihre Angriffe und Umformungen); sogar nach den vermeintlichen Maßstäben dessen, was diese Ehrlichen am meisten sich zum Gegensatz wissen.
Es sind Ostdeutsche und Aussiedler die über Erfahrungen einer solchen Diktatur verfügen. Niemals nach 1989 hätte ich je wieder die kommunistische Ideologie in Europa für möglich gehalten. Es ist wie eins im Banater Bergland mit der Securitate. Ihre Macht hat auch nach 89 nicht aufgehört zu existieren. Sie hat die gesamte Wirtschaft aus Staatshänden übernommen, die Medien, hat ausländischen Investoren den Weg ins Land versperrt und so blieb das Land im Schatten des Jugoslawienkriegs in den 90er weit hinter allen anderen osteuropäischen Staaten zurück, obwohl es weit bessere Ressourcen als andere hatte. Das Schicksal der deutschen Minderheit ist in der Bundesrepublik bis heute unbekannt. Wer es in die Bundesrepublik schaffte, schwieg aus Angst offen über das erlittenen zu sprechen.
Ja, die “freie” säkulare Welt schleichend und stetig auf dem Weg zum totalitären Leviathan, samt notwendiger Gehirnwäsche, siehe “Captive Mind” von Cz. Milosz. Nichts Neues unter der Sonne. “Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann….”, so Herr Böckenförde. Die Revolution des Nihilismus en marche!
Ja – Herr Noll – Frau Bohleys Analyse im Lokal Anfang der 90er Jahre war prophetisch. Damals konnte man sich auch noch kontrovers unterhalten und trotzdem Achtung voreinander haben. Das geht heute kaum noch. Interessant ist allerdings: Die Ikone Bohley wurde mit Prozessen mundtot gemacht und „Mädchen, die bis zuletzt brav mitgemacht hatten“ stiegen auf der Rolltreppe „des westdeutschen Parteiensystems“ unaufhaltsam auf. „Nicht Leute wie sie [Bohley], sondern die Mitläufer … , die Angepassten“ machten politische Blitzkarrieren. „Kohls Mädchen“, von dem alle früheren Bekannten dachten, dass es zu den Grünen gehen würde, traf die nachhaltig richtige Entscheidung: CDU ! Jetzt gerade ist das Mädchen dabei, die damalige Entscheidung nachträglich zu krönen.
Von der Stasi lernen heißt siegen lernen ! Es gibt eben nichts was man nicht noch besser machen könnte.
Frau Bohley war eine kluge Frau, sie hat es kommen sehen. Das hätten viele Andere auch, wenn sie nicht oberflächlich gedacht und sich durch Nebensachen ablenken ließen. Die Strukturen wurden nicht richtig zerschlagen und die Täter nicht wirklich unschädlich gemacht. Ein paar “symbolische” Prozesse für die “Volksberuhigung” und das war’s. Wie heißt es dann so schön, “der Schoß ist fruchtbar noch aus dem dies’ Unheil kroch”. Es ist daher auch an zu nehmen, das es auch im Westteil Deutschlands durchaus genügend “Bewunderer” der totalen Überwachung gab. Daten sammeln und Bürger kontrollieren ist auch im Westen immer wieder versucht worden, wie z,B,: die Datenerhebung bei der sogenannten “Volkszählung” in den 80ern, oder die Vorratsdatenspeicherung. Sehr praktisch für den eigenen Machterhalt. Je mehr eine Regierung gegen die Interessen des eigenen Volkes handelt, um so mehr muss das Volk ausspioniert und kontrolliert werden. Da kann man sich als “Überwachungs-Symphatisant” durchaus auch mit den einstigen “Tätern” verbünden. Bärbel Bohley hat so etwas voraus gesehen. Ganz anders als “Kohl Mädchen”, die “Agit-Prop-Zofe” aus FDJ-Zeiten. Ihr ist Demokratie immer irgendwie “suspekt”, denn da können zu viele Leute mitreden. Sie ist, seit ihr, von der “sozialistischen Idee”, begeisterter Vater in den Osten zog, von Anfang an, in diesem Geiste aufgewachsen und sozialisiert worden. Sie kennt keine echte Demokratie und deshalb versucht sie diese, nach ihrer Vorstellung “umzugestalten” und genau so regiert sie auch. Das kann man dann getrost als “Muttikratie”, oder “Merkelismus”, bezeichnen. Aber auch für diese “Staatsform” scheint es ja leider noch genügend “Applaudierer” zu geben. Liebe Bärbel, sei froh das Du das nicht mehr mit erleben musst.
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