Cora Stephan / 08.04.2024 / 06:15 / Foto: Pixabay / 35 / Seite ausdrucken

„Babys sind der Goldstandard des Menschenhandels“

Birgit Kelles Zorn ist in jedem Kapitel ihres neuen Buches über Leihmutterschaft zu spüren. Sie hat die ganze Szene und ihre Propagandisten bis ins letzte schauerliche Detail untersucht. Das Buch ist nichts für schwache Nerven.

Gibt es ein Recht auf ein Kind? Gehört es zu „Toleranz und Antidiskriminierung“, dass auch Menschen, die aus welchen Gründen auch immer kein Kind gebären können (oder wollen), mithilfe von Ei- und Samenspende und einer „Leihmutter“ eines erwerben können? Die 50-jährige Schauspielerin und andere prominente Frauen im Alter jenseits der Fruchtbarkeit? Der 54-jährige Milliardär, der lieber auf eine anstrengende „Beziehungsfrau“ verzichtet und seine zwei Kinder von zwei Mietmüttern in Kalifornien ausbrüten lässt? Die schwulen Männer, denen die Biologie keine Gebärmutter mitgegeben hat? Frauen, die befürchten, dass eine Schwangerschaft die Figur oder die Karriere oder beides ruiniert? Die beruflich so erfolgreich sind, dass sie gar keine Zeit für „so etwas“ haben?

Ihnen allen kann geholfen werden. In der Welt der bunten Illustrierten sind „Leihmütter“ aufopferungsvoll bereit und begeistert darüber, einem kinderlosen Paar helfen zu können. Und auf die so erzeugten Kinder wartet das große Glück – das muss doch toll sein, als Kind von Elton John zu leben!

Früher war Kinderlosigkeit ein biologisches oder tragisches Schicksal, manchmal auch ein selbstgewähltes oder selbstverursachtes, aber ein Schicksal, das hinzunehmen war. Vorbei. Der Fortschritt macht mittlerweile alles möglich. Das Geschäft mit den von „Leihmüttern“ ausgetragenen Kindern blüht und gedeiht und wird freudig beworben. Bei RTL kann man Axel und Jürgen begleiten, die sich inzwischen vier Kinder über Mietmütter in Indien und den USA gegönnt haben.

Um das Kind geht es nicht

Diese und andere Fälle liest man im neuen Buch „Ich kauf mir ein Kind“ von Birgit Kelle, in dem sie, kämpferisch wie immer, das gigantische Geschäft mit den „Wunschkindern“ und den „Bauchmüttern“ seziert. Und natürlich fragt man sich, ob der Kinderkauf stets nur dem Familienglück dient – oder ganz anderen Interessen, über die man ungern nachdenkt.

Und besonders ungern denkt man nach über das Schicksal der Kinder, die bestellt, aber nicht abgeholt wurden. Dramatisch ist die Lage im Frühjahr 2020 in der Ukraine. Hunderte von bestellten Babys warteten auf ihre „Eltern“, die aufgrund der Reisebeschränkungen dank der Coronapanik nicht einreisen konnten. Das Drama wiederholte sich mit dem Kriegsbeginn 2022.

„Wir machen alles“, heißt es auf einer Messe, die im Oktober 2023 in Köln stattfand und wo Mietmutterschaft, Eizellspende und Samenspende als Leistungen angeboten werden, die in Deutschland illegal sind. Birgit Kelle ist über die Messe gegangen und hat pikante Angebote gefunden. Alles machbar, Herr und Frau Nachbar.

Und alles gleichermaßen ekelhaft. Um das Kind geht es nicht. „Babys sind der Goldstandard des Menschenhandels. Unverbraucht, leicht zu handhaben, vielseitig einsetzbar.“ Und Mietmütter haben den rechtlichen und moralischen Status von Prostituierten. Es werden Kinder ver- und gekauft, es werden Frauen ausgebeutet, es verdienen kriminelle Netzwerke. Und wer sich am wenigsten daran zu stören scheint, sind die Feministinnen, die das alles offenbar unter „Toleranz“ und „Antidiskriminierung“, als „Geschlechtergerechtigkeit“ und das „Recht auf ein Kind“ abheften.

Der „feministische Supergau“

Birgit Kelle wittert hinter alledem, was man auch hinter der Transideologie vermuten darf, eine Attacke auf das, was Frauen auszeichnet – sie sind die einzigen, die Leben geben können. Doch neuerdings wird bereits das Wort „Mutter“ als diskriminierend erachtet – ebenso die Frau, die nunmehr „Vulvaträgerin“ oder „Uterusbesitzer“ oder „Menstruierende“ oder gar „Nicht-Mann“ heißen soll, während die Männer, die sich als Frauen verkleiden, zur „Frau mit Penis“ avancieren.

Kelle nennt all das den „feministischen Supergau“: frau feierte die Pille und das Recht auf Abtreibung und kann jetzt schlecht widersprechen, wenn im Namen des medizinischen Fortschritts Frauen ausgebeutet werden. Frau ist für LGBT-Rechte und kann nichts dagegen einwenden, wenn schwule Paare die neue Möglichkeit nutzen. Im Genderdiskurs soll die Biologie überwunden werden – na bitte, jetzt ist es so weit.

Hinzu kommt die von Medien und Politikerinnen immer wieder geäußerte Überzeugung, für Frauen sei die berufliche Karriere wichtiger als „Mutterschaft“, diese irgendwie dubiose Angelegenheit, hinter der gar noch ein ermöglichender Mann steht. Frauen schieben also den Kinderwunsch nach hinten, zugunsten des Arbeitsmarkts und auf Kosten ihrer Fruchtbarkeit. Es gibt ja doch die Mietmütter.

Derzeit bekunden Frauen den Verzicht auf Mutterschaft sogar des Klimas wegen. Sie können ja später schadlos ihre Meinung ändern. Dabei ist das Mieten ein Gesundheitsrisiko, nicht nur für die „Bauchmutter“, auch für das Kind, etwas, das die Bunteweltgeschichten nicht thematisieren. Und vor allem: Ist es wirklich so easy für das Kind, wenn es nach der Geburt einer Frau weggenommen wird, mit der es neun Monate lang das Leben geteilt hat? „Der Brutkasten spricht, lacht und weint.“

Zorn ist in jedem Kapitel zu spüren

Doch wer weiß, demnächst gibt es die künstliche Gebärmutter. Dann sind die Frauen das mühsame Geschäft des Gebärens los – doch sie verlieren damit auch ihre Macht, denn bislang bekommen nur Frauen Kinder, egal ob sich dieser oder jener biologische Mann als Frau identifiziert. Er wird damit nicht zur „Mutter“. Aber wer weiß, wer schließlich die Vorherrschaft über die künstliche Gebärmutter reklamiert. Die Abhängigkeit vom Kindsvater ist demgegenüber unter Garantie vorzuziehen.

Diese Macht der Frauen übrigens sorgte früher dafür, dass nur Männer in den Krieg zogen – sie waren mehrheitlich entbehrlich für den Fortbestand der Gattung, den es ohne Frauen nicht gibt. Das Erstaunliche ist, dass gerade die Feministinnen diese Macht weder erkannt noch sich zunutze gemacht haben.

Birgit Kelles Zorn ist in jedem Kapitel zu spüren. Sie hat die ganze Szene und ihre Propagandisten bis ins letzte schauerliche Detail untersucht. Das Buch ist nichts für schwache Nerven. Während die Leihmutterschaft als Privileg der Reichen gelten kann, denn so ein durchdesigntes Baby kostet einiges, können die Mietmütter von Glück sagen, wenn sie auch nur ein Bruchteil dessen bekommen, was die mafiösen Vermittler kassieren.

„Man kann Mietmutterschaft nicht gesetzlich regeln, sondern nur international ächten und verbieten. Alles andere ist Heuchelei und Selbstbetrug.“

Zuerst erschienen in der Preußischen Allgemeinen Zeitung vom 30. März 2024.

„Ich kauf mir ein Kind. Das unwürdige Geschäft mit der Leihmutterschaft“ von Birgit Kelle, FBV, München 2024, 251 Seiten. Hier bestellbar.

 

Cora Stephan ist Publizistin und Schriftstellerin. Viele ihrer Romane und Sachbücher wurden Bestseller. Ihr aktueller Roman heißt „Über alle Gräben hinweg. Roman einer Freundschaft“.

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Christiane Elisabeth Dornecker / 08.04.2024

Aus meiner Perspektive haben Kinder ein Recht auf Eltern, aber Paare können niemals ein Recht auf Kinder haben. Kinder sind eigenständige Menschen mit eigenen Rechten.  Daher sollte man bei unerfülltem Kinderwunsch - u. hier sehe ich durchaus das Leid -  den Fokus auf die Adoption eines Kindes legen. Gerade in Kriegszeiten gibt es immer Kinder, die allein zurückbleiben und auf liebevolle Eltern warten. Es stört mich, dass man Kinder für viel Geld käuflich erwirbt und nicht zuletzt die Gesundheit von Frauen nonchalant übersieht. Eine Hormonbehandlung ist keine Kleinigkeit u. mit gesundheitlichen Risiken u. Folgen behaftet. Gerade in ärmeren Ländern wird die wirtschaftliche Notlage von Frauen ausgenutzt . Das nenne ich Neokolonialismus. Außerdem haben Kinder auch nach der UN-Kinderrechtscharta einen Anspruch auf ihre biologische Identität. Jeder Mensch will sich spiegeln. Besonders perfide wird das Leihmuttergeschäft, wenn man sich zweier Frauen bedient. Eine ist die biologische Mutter und eine “der Brutkasten”. Das macht man natürlich aus rechtlichen Gründen, weil man weiß, dass Frauen zu ihrem ungeborenem Kind bereits im Mutterleib eine Beziehung aufbauen und eventuell nach der Geburt ihr Kind nicht loslassen können. Damit das nicht passiert, sorgt man dafür, dass die gebärende Frau nicht die biologische Mutter ist. Hier zeigt sich die ganze Egozentrik der Paare, die Frauen für ihre Zwecke missbrauchen. Ich erinnere auch gern an einen Fall in Asien. Ein australisches Paar hat sich von einer asiatischen Mutter ein Zwillingspärchen austragen lassen. Das Mädchen hat man mitgenommen, weil es gesund war, der Junge blieb bei der biologischen Mutter, weil er mit Trisomie 21 geboren wurde. Solche Fälle zeigen die ganzen Abgründe dieses Geschäftes. Man kann im Leben nicht alles haben.

Ralf.Michael / 08.04.2024

Dieser ” Feministische Supergau ” ist der leider grösste Rohrkrepierer allr Zeiten…ich stimme da Frau Kelle 100% zu. Entweder sind diese Emanz_*innen nur unglaublich dumm, oder pure Saboteur_*innen an ihrem eigenen Geschlecht ?

G. Brugger / 08.04.2024

Wer in diese grünrote Welt mit garantierter Islamzukunft noch Kinder setzt, handelt diesen gegenüber vollkommen unverantwortlich. Egal auf welchem Weg sie gezeugt und geboren werden.

P. Wedder / 08.04.2024

Leihmutterschaft ließe sich schon gesetzlich weniger ausbeuterisch regeln, aber es macht den Eindruck, dass man sich generell nicht mit dem Thema beschäftigen möchte. Schlimm ist, dass eine solche Messe in Deutschland stattfinden kann. Was für eine Doppelmoral. Gibt es demnächst auch eine Messe für die Todesstrafe, oder zur Sklaverei, oder…?

P. Wedder / 08.04.2024

@ Lutz Herrmann Habe bei mehreren weiblichen Beamten beobachten können, dass diese bewußt Karriere gemacht haben um sich dann mit Erreichung des Enddienstgrads mit ca 40-45 der Familienplanung samt Ausfällen zu widmen. Fairer Weise muss man aber auch sagen, dass Frauen noch immer gefragt werden, ob sie Kinder haben möchten und bei einer Bejahung oftmals die Antwort kommt, dass sich eine Karriere-Förderung bei ihnen dann nicht lohnen würde.

hans kloss / 08.04.2024

Zu dem “Axel und Jürgen” würde ich noch ein Paar Fragen haben, ich will aber Haldenwang nicht provozieren. Sonst ist mir das ganze egal. Ich werde so oder so nicht sehr lange die Ergebnisse beobachten können. Schade um meine Kindern die in dieser Welt leben müssen. Das ist aber ihre Chance diese Welt auch zu verändern, man hat ja nach dem Kampf gesucht, in dem man sich beteiligen konnte (Fightclub lässt grüssen), jetzt hat man mehrere Fronten, an denen man kämpfen kann.  vlt kommt dazu noch ein echter Krieg mit echtem Front. Es ist jedenfalls interessant. Mich wundert manchmal, wie entfernt von angeblichen Werten des Westens der Westen geworden ist.

Ulla Schneider / 08.04.2024

Wir haben 2024!!! Bekannt ist das schon, zumindest für die Interessierten, seit den 90ern! Es gab darüber genügend Zeitartikel und Informationen. - Manche hatten das zum Unterrichtsthema gemacht,  hinsichtlich Gentechnik/ Rhetortenbabys etc.. Sie arbeiteten und arbeiten fleißig im Untergrund.  Und erst jetzt, seit der Ukraine großes Geschrei?  - Kommen Sie mir nicht mit meinen ” Geschlecht”  Frau Stephan.  Denen sind Toiletten im Wüstensand wesentlich wichtiger als der Dreck zuhause. Ablenkung ist bekanntlich, laut meinem Studium die beste Verdrängung des eigenen Verstandes, wenn er denn überhaupt da ist.  -  Menschen,  die direkt nach dem “Brutkasten” menschlichen Fleisches in die mutterlosen Krippen kommen, haben selten Wurzeln und Urvertrauen. Es passt alles zusammen. Die Zeit der Krippen, das Heranwachsen dieser Kinder und die “gemachte “Fortpflanzung” ohne “Menschsein”.

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