Bislang war ich davon ausgegangen, dass ich ein vergleichsweise umweltverträgliches und halbwegs gesundes Leben führe. Ich habe nicht einmal ein Auto und erledige folglich alle Einkäufe zu Fuß und mit dem öffentlichen Nahverkehr. Ich gehe auch gerne Joggen und besitze einen Ergometer, um mich fit zu halten.
Nach der Lektüre der Times bin ich jedoch geneigt, meinen Lebenswandel radikal zu ändern, der Umwelt zuliebe. Als erstes würde ich mir ein Auto anschaffen, damit ich damit einkaufen fahren könnte. Und dann würde ich den Ergometer entsorgen und meine Abende stattdessen bewegungslos mit einem Buch verbringen.
Und warum? Weil englische Umweltaktivisten mir vorgerechnet haben, dass Bewegung schlecht für die Umwelt ist. Die Logik ist bestechend. Wenn ich zum nächstgrößeren Supermarkt laufe, dann verbrenne ich dabei 180 Kalorien. Sollte ich diesen Kalorienbedarf etwa mit Rindfleisch decken, so verursacht dies CO2-Emissionen von 3,6 Kilogramm. Würde ich hingegen mit dem Auto fahren, kämen dabei nur Emissionen von weniger als einem Kilogramm heraus. Und Rindfleisch ist nicht das einzige Nahrungsmittel, dessen CO2-Bilanz das Autofahren zum Supermarkt vorteilhaft erscheinen lässt.
Nun lässt sich Einkaufen natürlich kaum vermeiden, aber zusätzliche Bewegung schon. Wenn ich per Ergometer 600 Kalorien verbrenne, dann muss ich eben noch mehr Nahrung zuführen, als eigentlich nötig wäre. Noch mehr Nahrung heißt aber noch mehr Kohlendioxidemissionen, in diesem Fall über 10 Kilogramm. Also Schluss mit der unnötigen Bewegung!
Chris Goodall, der Autor des Buches “How to live a low-carbon life”, fasst das Dilemma zusammen: “The troubling fact is that taking a lot of exercise and then eating a bit more food is not good for the global atmosphere. Eating less and driving to save energy would be better.”
Ich habe jetzt einmal angefangen zu überlegen, wie ich meinen Lebensstil am besten umstellen kann. Wenn ich von nun an auf Joggen und Fahrradfahren verzichte und außerdem meine Einkäufe nicht mehr zu Fuß erledige, dann könnte ich mir bei Verbesserung meines aktuellen ökologischen Fußabdrucks wahrscheinlich eine Mercedes S-Klasse (S 320 CDI) leisten. Grün zu sein war selten attraktiver.