Dirk Maxeiner / 30.01.2020 / 13:00 / Foto: Pixabay / 19 / Seite ausdrucken

Auswärtiges Amt: Noch ein Bier für den Mann am Klavier

Vor knapp zwei Jahren trug Achgut.com mit den Beiträgen „Im Auswärtigen Amt brennt das Klavier“ und „Der Schimmelreiter erzählt vom Pferd" zur Unterhaltung seiner Leser und eines Teiles der Belegschaft des Auswärtigen Amtes bei. In den beiden Beiträgen ging es um dubiose Praktiken des Staatssekretärs im Auswärtigen Amt, Walter Lindner. 

Nach einer Prüfung des Bundesrechnungshofes warf dieser dem Selbstdarsteller und Freizeit-Pianisten Lindner vor, in seiner Zeit als Botschafter in Südafrika einen merkwürdigen „Flügeltausch“ arrangiert zu haben. Gleichsam über Nacht wurde nach Lindners Dienstantritt für die Botschaft ein neuer Konzertflügel im Wert von über 52.000 Euro angeschafft, obwohl der vorhandene Schimmel-Flügel bis dahin keinerlei Grund zur Beanstandung gab. Für dessen zufriedenstellende Funktionstüchtigkeit spricht auch, dass Lindner das ausgemusterte noble Musikinstrument sogleich für den Schnäppchenpreis von 3.600 Euro privat erworben hatte, was sprachlich als „Aussonderung gegen Höchstgebot“ umschrieben wurde. 

Unsere entsprechenden Anfragen beim Auswärtigen Amt wurden mit Hinweis auf das laufende Verfahren elegant auf die lange Bank geschoben: Bis zum Abschluss der Prüfung durch den Bundesrechnungshof nimmt das Auswärtige Amt zu spezifischen Inhalten der Prüfung, wie üblich in laufenden Verfahren, keine Stellung.“ Die Tageszeitung „Die Welt“ griff den Fall einen Monat nach Achgut.com ebenfalls auf („Das besondere Instrument der Diplomatie“). Seitdem herrscht Schweigen, und die peinliche Affäre schien erfolgreich ausgesessen zu sein. 

Allerdings nutzten Abgeordnete der AfD (warum lässt sich die FDP eigentlich solche Steilvorlagen entgehen?) den Casus für eine detaillierte Kleine Anfrage an die Bundesregierung. Die Antwort – die Mühlen in solchen Affären mahlen offenbar langsam – liegt nun vor. Sie können Sie hier herunterladen und lesen. Grob könnte man den Inhalt so zusammenfassen: Alles, was Achgut.com damals berichtet hat, ist vollumfänglich zutreffend. Allerdings kann man seitens der Bundesregierung an der Klavieraffäre nichts Verwerfliches finden. Motto: Was rechtmäßig ist, bestimmen noch immer wir. Und ja, auch Außenminister Heiko Maas wusste bescheid.

In diesem Zusammenhang kann man nur mit einem Zitat von Walter Lindner antworten, der zwischenzeitlich auch als Korruptionsbeauftragter des Auswärtigen Amtes brillierte: 

„Nicht alles, was rechtlich zulässig ist, ist auch ethisch vertretbar. Bedenken Sie deshalb im Arbeitsalltag bitte auch stets, wie ein Vorgang nach außen wirken kann. In Zweifelsfragen sollten Sie sich bitte an den Beauftragten für Korruptionsprävention wenden.“

Das gilt natürlich nur für die Anderen, nicht für die Personen selbst, die so etwas Anderen als dienstlichen Ratschlag geben. Wenn Fragen besonders unangenehm werden, ist man auffällig empört und zieht sich auf den Schutz von Persönlichkeitsrechten zurück. Besonders aufschlussreich ist dieses kleine Wortgefecht in der Antwort der Bundesregierung auf die Kleine Anfrage:

Frage: „Ist die den Fragestellern aus dem Bereich des Auswärtigen Amts zugetragene Information zutreffend, dass der zum Zeitpunkt dieser Vorgänge amtierende Leiter der Zentralabteilung des Auswärtigen Amts ein sogenanner Crewkollege des damaligen Leiters der Vertretung Pretoria ist?“

Antwort: „Das Auswärtige Amt weist die in dieser Frage implizierte Unterstellung zurück. Zum Schutz von Persönlichkeitsrechten macht das Auswärtige Amt keine Angaben zu einzelnen Beschäftigten des Auswärtigen Dienstes.“

Walter Lindner setzt indes seine segensreiche musikalische Karriere fort. Seit letztem Jahr als Deutscher Botschafter in Indien

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Leserpost

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Jean Vernier / 30.01.2020

Dabei fällt mir ein, was macht der Legationsrat 1. Klasse Drenckmann (hieß er nicht Alfred E. Drenckmann) derzeit? - wurde er nicht vor geraumer Zeit in Indien verortet worden?

Karl Napp / 30.01.2020

“Schon wieder eine Neiddebatte. Was sind das nur für Leute für die wir Politiker uns Tag und Nacht abquälen,” wird Sozialdemokrat Heiko denken.

Bernd Klingemann / 30.01.2020

Man schickt ihn als Botschafter überall dorthin, wo er nichts kaputt machen kann, der “musician” mit den “interesting topics”. In China, den USA oder der Türkei eingesetzt, wäre er ein Sicherheitsrisiko.

W. Kolbe / 30.01.2020

Fast alle Angehoerigen der politischen Eliten tanzen gerne Tango korruptie. Bei so vielen Vorbildern möchte ein Diplomat des AA auch mit tanzen. Ist doch genügend Butter da. Die Melkkuh Steuerzahler gibt ohne zu Murren weiter fette Milch. Habe vor einigen Jahren einen 60 Jahren alten Bösendorfer Flügel mit Wasserschäden verkauft. Erlös 3600 €. Tja wer den Taktstock hält gibt den Rhythmus vor. Oder an der Quelle saß der Knabe. Wo steht Deutschland in der Korruptionstabelle? Verbessert von Platz 12 auf Platz 9. Wurde von den MSM als großartiger Erfolg gefeiert! Und dann den Trump kritisieren. Schaut doch mal in den Spiegel ihr Eliten. Ihr seit nicht viel besser.

Mathias Bieler / 30.01.2020

Warum muss ich jetzt an Pfandbons und nachfolgenden Kündigungen denken?

Karl Dreher / 30.01.2020

Ein Schelm ist, wer da böses denkt ... Man möchte ko…... ob dieser selbstbereichernden Egoisten, und das alles auf Staatskosten und möglichst heimlich. Wer ahnt, was da noch so alles abgeht in unserer “Demokratie”

Ursula Schöning / 30.01.2020

Hallo Herr Maxeiner, danke, wenigstens etwas zum lachen….Vielleicht hat der Gute ja nur diesen wunderbaren Flügel austauschen können, weil er phantasievoll eine “Klimaneutrale Apparatur zur Unterstützung der kulturellen Teilhabe” unter der BestellNr. ....... Seite ......bestellt hat. Sowas soll es geben. Später ist es nur herausgekommen, weil jemand nachgefragt hat. Ich erinnere mich an eine Bestellung einer Kaffeemaschine, die der Bund nicht bezahlen wollte. Ein pfiffiger Chemiker schrieb dann: Extrahierkolben für pulverartige Substanzen, Best. Nr….. Seite…. - Und tatsächlich…. die Kaffeemaschine kam.

Karl Schmidt / 30.01.2020

Ich glaube, die Lindner-FDP liest hier einfach nicht (oder nur ganz heimlich): Der Bundesregierung durch Fragen und Recherche “nachzustellen” ist rechts.

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