Der Ullstein-Verlag nimmt das Buch des US-Vizepräsidentschaftskandidaten J.D. Vance aus dem Sortiment, ZDF-Moderatorin Andrea Kiewel darf keine Israel-Halskette mehr tragen, und in der Pfalz wird die Weinkönigin abgeschafft.
Der Ullstein-Verlag hat die Hillbilly-Elegie von J.D. Vance aus dem Programm genommen. Das erfolgreiche Buch des jetzigen Vizepräsidenten-Kandidaten der Republikaner in den USA stammt aus dem Jahre 2016 und soll schon den heutigen Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) schwer beeindruckt haben. Wie bei Achgut geschildert, beschreibt Vance in dem Werk seinen Aufstieg aus schwierigen Verhältnissen. Das Problem: Damals war er Trump-Kritiker, heute will er mit Trump ins Weiße Haus. Dadurch „vertritt [er] eine aggressiv-demagogische, ausgrenzende Politik“ behauptet Ullstein. Die Rechte, auf die der Verlag verzichtet, hat sich jetzt ein kleinerer Konkurrent gesichert, der die Übersetzung demnächst auf den Markt bringen will. „Ökonomisch töricht, menschlich feige, moralisch destruktiv“, findet NZZ-Redakteur Alexander Kissler Ullsteins Schritt.
Dass der Verlag sich gleichzeitig mit dem slowenischen Philosophen Slavoj Žižek schmückt, stößt dem rechtsliberalen Publizisten Rainer Zitelmann sauer auf. „Dieser Mann lobt in diesem Buch Lenin und Mao. Er fordert einen neuen Kommunismus und ließ sich mit Stalin-Bild über seinem Bett ablichten.“ Ein entsprechender Post Zitelmanns wurde auf Facebook entfernt, er sei „irreführend“. In jungen Jahren war Zitelmann selbst Maoist, heute schreibt er für den Kapitalismus. Und bei Ullstein hat er vor Jahrzehnten auch schon mal gearbeitet. Er zeigt also genauso wie J.D. Vance, dass man sich aus dem Sumpf ziehen kann.
Keine Israel-Halskette
Andrea Kiewel, Moderatorin des ZDF-Fernsehgartens, erregte Aufsehen wegen eines Accessoires, das sie in der jüngsten Sendung am vergangenen Sonntag am Halse trug. Und zwar eine Kette, deren Anhänger mutmaßlich den Umriss Israels zeigt (Achgut berichtete). Auf Twitter beschwerte sich zunächst ein gewisser Sahak Ibrahimkhil, seines Zeichen Kandidat der Partei Volt bei den zurückliegenden EU-Wahlen. Ihm missfielen die Details des Schmuckstücks: „Die Grenzen zu Gaza fehlen definitiv. Westbank und Golan sind nicht deutlich erkennbar.“
Das griff die SPD-Politikerin Sawsan Chebli auf, die sich ereiferte, dass auf „Kiwis“ Kette „illegal besetzte Gebiete“, und zwar „Ost-Jerusalem, Westbank, Gaza und Golan als israelisches Staatsgebiet gezählt werden“. Chebli, die trotz mehrfacher Remigration ihres Vaters – eines abgelehnten palästinensischen Asylanten – in Berlin zur Welt kommen, aufwachsen und die deutsche Staatsangehörigkeit erhalten konnte, ergänzte: „Stellt euch vor, eine Moderatorin trägt eine Kette mit der historischen Karte Palästinas.“ Was auch immer sie damit genau meint….
Kiwi vs. Melone
Nach den Protesten handelte das behördliche ZDF. „Wir haben mit Andrea Kiewel darüber gesprochen und sind uns einig, dass sie den Schmuckanhänger zukünftig nicht mehr in der Sendung tragen wird", teilte der Sender mit. Kiewel lebt seit Jahren in Tel Aviv mit ihrem Lebensgefährten, einem ehemaligen israelischen Elitesoldaten, der auch nach dem 7. Oktober militärisch im Einsatz war.
„Würde sie ein Kopftuch tragen, wäre bestimmt alles fein und nichts interpretierbar...“, kommentiert ein Twitterer. „Pali-Tuch würde aber im ÖRR gehen, oder?“, fragt ein Anderer. Der Account ÖRR Antisemitismus Watch urteilt: „Das ZDF beugt sich also dem Druck der antisemitischen Melonen-Fraktion. Was für eine Schande.“ Dieser weist zudem darauf hin, dass in einem Jugendformat bei Funk, das zu ARD und ZDF gehört, ein Pali-Shirt getragen werden durfte.
Politisch unkorrekt speisen
„Tauche ein in die exotische Welt der asiatischen Straßenküchee [sic] beim Asian Streetfood Festival in Berlin!“ So wurde vor Monaten eine Veranstaltung in Kreuzberg beworben. Das Festival fand Ende April statt, nun bekam der Vermieter der Räumlichkeiten Post von der „Berliner Jury gegen diskriminierende und sexistische Werbung“. Diese Einrichtung des Berliner Senats will in diesem Sinne sensibilisieren und Verantwortliche auf die ihr von Denunzianten gemeldete Reklame ansprechen. Beim Streetfood bemängelt sie den Begriff „exotisch“, da dieser „häufig verwendet wird, um Menschen oder Kulturen als fremd, andersartig und außerhalb der Norm zu beschreiben.“ Ferner hat die Jury ein Problem mit der Bezeichnung „Asian food“ und dem Werbeslogan „Asia on a plate. Jum!“ („Asien auf dem Teller. Lecker!“), weil er nämlich „den vielen unterschiedlichen kulinarischen Traditionen und kulturellen Spezifika [Asiens] nicht gerecht wird“.
Ein in der Sache durchaus berechtigter Einwand. Die Auswahl des Asian Streetfood Festival scheint sich auf Ost- und Südostasien konzentriert zu haben. Auch jenseits der Esskultur wird oft vergessen, dass der Kontinent in Istanbul beginnt, den Irak, den Iran, Indien und auch Israel umfasst, von Kasachstan ganz zu schweigen. Es bedarf allerdings keines staatlichen Gremiums, das zeigefingerschwingend auf diesen Umstand hinweist. Veranstalter Luan Thanh Nguyen – der im Gegensatz zum Vermieter der richtige Adressat des Jury-Schreibens gewesen wäre – reagiert: „Den Begriff ‚Asian Food‘ sehen wir als Asiaten in keinster Weise diskriminierend.“ Am besten, nächstes Mal auch ein paar jemenitische Köstlichkeiten auftischen, das stimmt die Juroren vielleicht etwas gewogener. Als deren Vorsitzende fungiert übrigens Iris Rajanayagam, die bei der Bundeszentrale für politische Bildung arbeitet und sich mit „post- und dekolonialen Theorien, Intersektionalität, Erinnerungspolitik(en) und Social Change“ befasst.
Lästerlicher Lángos
Wo wir schon bei der Nahrungsaufnahme sind: Der Imbisswagen „Abendmahl“ in Saarbrücken hat sein letztes Mahl serviert. Die Betreiber haben ihn nach Blasphemie-Vorwürfen aus dem Verkehr gezogen. Auf dem Anhänger wurde mit Kelch und Brot sowie Abbildungen von Jesus und seinen Jüngern für Lángosburger, Pommes und Co. geworben. Speisen hießen z.B. „Himmlischer Klassiker“ oder „Göttlicher Vegetarier“. Das türkischstämmige Ehepaar Melise und Bekir Sakar, selbst moslemischen Glaubens, hatte die Bemalung zuvor noch begründet: „Wir haben großen Respekt davor, dass Jesus im Islam als bedeutender Prophet verehrt wird und haben daher bewusst respektvolle Darstellungen gewählt." Nach angeblichen Anwohnerbeschwerden bedauert es, „wenn unser bisheriger Name religiöse Gefühle verletzt hat". Ein neuer Name und ein neues Design sollen her.
Vor über zwei Jahren hatte übrigens der Gastronom und Raki-Brenner Deniz Tuğcu aus dem rheinischen Eschweiler Aufsehen erregt, als er einen semiprofessionellen Werbefilm drehen ließ, in dem mit der Geschichte des letzten Abendmahls für den türkischen Anisschnaps geworben wird. Der Spot findet sich nach wie vor bei Youtube, mit vielen bösen Kommentaren, aber weit mehr Likes als Dislikes. Der Werberat hatte eine Rüge angedroht, verzichtete aber darauf, als in der Videobeschreibung ergänzt wurde, dass man es hier mit einer „comedyhaften Abwandlung“ der biblischen Szene (und des Leonardo-da-Vinci-Gemäldes) zu tun habe. Tuğcu, nach eigener Aussage Sohn eines Christen und einer Alevitin, antwortete auf die Frage, warum er nicht den Propheten Mohammed für Reklamezwecke genutzt habe, dieser gebe als Abstinenzler keine überzeugende Werbefigur für alkoholische Getränke ab.
Es lebe die Königin!
Verbleiben wir kurz beim Alkohol. Jesus machte aus Wasser Wein, die Pfalz macht jetzt aus Weinkönigin und Weinprinzessinnen „PfalzWeinBotschafter“. Diese Abschaffung der Rebensaft-Monarchie bedeutet, dass nun auch Männer und „Diverse“ mittun dürfen. Im Rahmen dieses „zukunftsweisenden Transformationsprozesses“ – alles muss bekanntlich transformiert werden – kandidieren denn auch ein Mann und zwei Frauen um den Titel. Die Wahl findet Anfang Oktober in Neustadt an der Weinstraße statt. Statt einer Krone, die wird nämlich auch abgeschafft, dürfen sie sich über „moderne Anstecknadeln“ freuen. Verschiedene CDU-Politiker der Region sind empört, eine Online-Petition fordert den Erhalt des Amtes der Pfälzischen Weinkönigin.
Die Fahne runter
Im badischen Pforzheim wurde die Deutschlandflagge vom Sprungturm des Wartbergfreibads entfernt. Begründung der Dienstanweisung, so ein Bad-Mitarbeiter gegenüber der Jungen Freiheit: „Wir würden mit der Fahne die vielen Badegäste mit Migrationshintergrund provozieren“. Von denen sind ja einige sowieso wegen des Klimawandels auf 180, da brächte Schwarz-Rot-Gold das Becken zum Überlaufen. Laut Stadt sei von der seit Jahren am Turm hängenden Flagge außerdem eine potenzielle Verletzungsgefahr ausgegangen, die sich dem Laien auf den ersten Blick allerdings nicht erschließt.
Anbiederung erfolglos
Vor ein paar Monaten war die Münchner CSU beleidigt, dass ihr die Teilnahme bei der Christopher-Street-Day-Parade (CSD) verwehrt wurde. Jetzt traf es die Konstanzer FDP samt Jugendorganisation. Wenige Tage vor der Veranstaltung am vergangenen Samstag sei der Partei die Ausladung übermittelt worden, „ohne ein Gespräch, ohne eine Rücksprache […] mit ein paar Zeilen in einem Nachrichtendienst“, wie es heißt. Einer der Gründe dafür soll gewesen sein, dass der Chef der FDP-Bundestagsfraktion, Christian Dürr, kürzlich einen Vorschlag zur Asylrechtsänderung äußerte, der homosexuelle Flüchtlinge negativ betreffen könnte. Ein weiterer liege darin, dass die FDP kommunalpolitisch der Einrichtung einer „queeren“ Beratungsstelle in der Bodenseestadt nicht sofort zustimmen, sondern erst die Angebotslage prüfen wollte.
Jetzt jammert die örtliche FDP-Chefin Ann-Veruschka Jurisch über den Ausschluss ihrer Partei von dem bunten Treiben. Dabei, so die Bundestagsabgeordnete mit Regenbogenflagge, haben die sogenannten Liberalen doch das sogenannte Selbstbestimmungsgesetz mit verantwortet und stünden sowieso für „Weltoffenheit“ und „Toleranz“. „Beispiel 7382/24 für ‚Man kann niemals woke genug sein‘“, meint ein Twitterer. „Erfüllt man nicht jede Forderung, […] ist man ‚transphob‘ oder Schlimmeres“, urteilt ein anderer. „Bei der kleinsten Abweichung ist man raus“, kritisiert eine Feministin, „und für solche Leute macht die FDP Politik, gegen die Mehrheit der Bevölkerung.“
Verque(e)re Geschichtsklitterung
Bleiben wir beim CSD. Der geht auf Unruhen in der New Yorker Christopher Street im Jahre 1969 zurück, als sich Betroffene gegen polizeiliche Razzien in der Szenekneipe Stonewall Inn wehrten. Der Spiegel sprach in einem Artikel von Montag zunächst von einer „Schwulenbar“, „präzisierte“ dies später jedoch zu einer „queeren Bar“. Das empörte, vor allem auf Twitter, nicht zuletzt Schwule. „Homophobe Geschichtsfälschung via Spiegel, um Schwule unsichtbar zu machen“, schrieb einer beispielhaft. „Das Stonewall Inn war eine Gay Bar und keine Queer Bar.“ Ähnlich äußerte sich Ex-Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU). Selbst der amerikanische Homosexuellenaktivist Fred Sargeant, der 1969 persönlich dabei war, intervenierte und forderte den Spiegel auf, wieder zur ursprünglichen Formulierung zurückzukehren. „Ihr schreibt unsere Geschichte um […]“, monierte er. Das Hamburger Blatt kam dem nicht nach und bezeichnet das Stonewall Inn nun in einer weiteren Umformulierung „als Treffpunkt eines queeren Publikums“. „Es sind die Queeren, die Homosexuelle bedrohen“, hatte der schwule Ex-Moslem Ali Utlu noch kurz vor Erscheinen des Spiegel-Artikels gewarnt. Er meint damit Vertreter von „Identitäten“ statt sexueller Orientierungen.
Cordons sanitaires
Vor zwei Wochen hatte ich Ihnen von der geplanten Brandmauer gegen die Fraktion „Patrioten für Europa“ im EU-Parlament berichtet. Tatsächlich ging diese rechtsoppositionelle Gruppe – der u.a. die FPÖ, die ungarische Fidesz und das französische Rassemblement National (RN) angehören – bei der Besetzung des Parlamentspräsidiums leer aus. Auch bei den Ausschussvorsitzen wurde die immerhin drittgrößte Fraktion nicht berücksichtigt. Gleiches gilt für die kleinste im Hause, das AfD-dominierte „Europa souveräner Nationen“. Für sie unterlag in der Abstimmung die polnische Abgeordnete Ewa Zajaczkowska-Hernik, die letzte Woche der wiedergewählten Kommissionspräsidenten Ursula von der Leyen ordentlich eingeheizt hatte. Alle anderen Fraktionen sitzen in dem 20-köpfigen Gremium.
Ein solcher cordon sanitaire, das Äquivalent zur deutschen Brandmauer, wurde um das RN auch zu Hause gezogen. Obwohl zweitgrößter Block und stärkste Fraktion in der Nationalversammlung, konnte Marine Le Pens Partei keinen einzigen Sitz im 22-köpfigen Parlamentspräsidium – inklusive Quästoren und Schriftführern – erringen, ebenso wenig einen Ausschussvorsitz. Traditionell schütteln Abgeordnete bei der ersten Sitzung dem neben der Wahlurne stehenden, jüngsten Parlamentsmitglied nach Stimmabgabe die Hand – dies verweigerten einige Linke dem 22-jährigen Flavien Termet vom RN. Die mangelnde Präsenz der wichtigen politischen Kraft im Präsidium findet selbst die wiedergewählte Parlamentspräsidentin Yaël Braun-Pivet – aus dem Macron-Lager – „nicht normal“ und sagt zu, dass man in den Gremien „die Stimme des Rassemblement National erhören“ werde, schon aus Respekt vor deren Wählern.
Ist für AfDler die Messe gelesen?
Die erwähnte AfD trifft es zu Hause ebenfalls. Julian Schäfer aus Hamm in Westfalen darf nicht mehr als Messdiener seiner katholischen Kirchengemeinde fungieren, da er sich in der Partei engagiert. Der 20-jährige Schäfer war in der Pfarre St. Franziskus bisher zudem Lektor und gelegentlich Organist. Er sitzt zudem im Kreisvorstand der AfD und arbeitet hauptberuflich als Geschäftsführer von deren Stadtratsfraktion (unter der Bezeichnung „Büroleiter“). Offenbar ein Problem, das laut Pfarrer Ralf Dunker nicht in der reinen Parteizugehörigkeit Schäfers liegt, sondern in seinem öffentlichen Wirken. „Wenn er seine Funktionärstätigkeit aufgebe, könne er wieder in der Gemeinde tätig werden“, gibt der Westfälische Anzeiger den Geistlichen wieder. Dieser hatte seine Entscheidung nach Rücksprache mit dem Erzbistum Paderborn getroffen. Schäfer möchte dagegen rechtlich vorgehen. Er sieht darin einen „Verrat an den Grundsätzen der Toleranz und des Respekts, die die Kirche predigt“ und stellt der Gemeinde in einem Schreiben, aus dem NIUS zitiert, eine Frage zu christlichen AfD-Wählern: „Sind diese, aus Ihrer Sicht, schlechtere Christen und müssen benachteiligt werden?“
Nur linke Füße
Im hessischen Rüsselsheim scheint es bereits zu genügen, für die AfD nur gestimmt zu haben. „Und wenn du die AfD gewählt hast, komm mir nicht in die Hütte“, heißt es im Schaufenster eines Fußpflege-Betriebs. Anastasia Veloni vom „Podostudio Süße-Füße“ gibt aber partielle Entwarnung: Nur den „überzeugten AfD-Anhänger oder Funktionär“ möchte sie nicht als Kunden; bei Leuten, die vielleicht nur mal ein Kreuzchen bei der verfemten Partei gemacht haben, drückt die griechischstämmige Geschäftsfrau dann doch ein Auge zu. Aber sie wollte nach der EU-Wahl „einfach mal ein Statement“ abgeben. „Wenn jeder seine Haltung zum Maßstab allen Handelns macht, wird es schwierig“, meint der Kommentator der lokalen Main-Spitze. Es gibt in Rüsselsheim übrigens noch andere Dienstleister in diesem Bereich.
Urbes et Orbán
Noch mal ins Ausland. Wie Achgut berichtete, soll ein Heimspiel der belgischen Fußballnationalmannschaft gegen Israel gar nicht im eigenen Land ausgetragen werden, sondern in Ungarn. Alle infrage kommenden belgischen Städte hatten wegen Sicherheitsbedenken abgelehnt, selbst wenn das Spiel ohne Publikum stattfände. Außerdem will man im Vorfeld der Kommunalwahlen im Oktober offenbar keine Israelfeinde verschrecken. Das Spiel im Rahmen der Qualifikation für die WM 2026 findet Anfang September im ostungarischen Debrecen statt. In dem Land gestaltet sich das aus politischen und nicht zuletzt demographischen Gründen unproblematisch. An dessen anderes Ende, westlich von Budapest, werden seit Oktober übrigens die israelischen Heimspiele verlegt, weil man sie wegen des Krieges nicht auf eigenem Staatsgebiet austrägt. In Italien wiederum, wo die israelischen Fußballer im Oktober antreten müssen, hat die Stadt Udine die Schirmherrschaft für das Spiel verweigert – mit Verweis auf den Krieg. Es findet aber statt.
Neues aus Mannheim
Bei den Mannheimer Straßennamen, die vor ein paar Monaten hier Thema waren, hat der Gemeinderat Fakten geschaffen. Drei „Kolonialisten“ und ein Hitler-Fan haben jetzt als Namenspatrone ausgedient, stattdessen heißt jetzt eine Straße nach Marco Polo und eine nach Georg Balthasar Neumayer. Letzteres zum Ärger des örtlichen Arbeitskreises Kolonialgeschichte, denn Neumayer gehörte seinerseits der Deutschen Kolonialgesellschaft an und trug ihres Erachtens zur „kolonialistischen Eroberung Australiens“ bei. Außerdem wurden Straßen nach Ida Pfeiffer und Isabelle Eberhardt benannt. Letztere, eine Nordafrikareisende, war zum Islam konvertiert, kleidete sich wie ein arabischer Mann und verkehrte in Bordellen des Maghreb. Da mag sich mancher Neu-Einwohner gleich heimisch fühlen.
Du sollst dir kein Bild machen
Apropos Mannheim: Wie Rechtsanwalt und Achgut-Autor Joachim Steinhöfel berichtet, waren Instagram und Facebook besonders eifrig, Bilder und Bewegtbilder zu löschen, die den Messerstecher von Mannheim in Aktion zeigen. Dieser hatte Ende Mai bei einem Anschlag auf Islamkritiker Michael Stürzenberger einen Polizisten ermordet sowie mehrere Menschen schwer verletzt, darunter Stürzenberger. Nun ließ Steinhöfels Kanzlei dem Meta-Konzern, zu dem beide Plattformen gehören, die Löschung des Screenshots eines diesbezüglichen Bild-Artikels und eines Videos untersagen. Das Gericht droht bei Zuwiderhandlung mit bis zu 250.000 Euro Ordnungsgeld – alternativ müssten die Geschäftsführer hinter schwedische Gardinen. Betroffen war der Youtuber Leonard Jäger, der den Kanal Ketzer der Neuzeit betreibt. Noch sind die betreffenden Inhalte bei Instagram nicht wieder online.
Neues bei Roth
Zuletzt nochmals zum Fall des Münchner Professors Günter Roth. Letzten Monat hatte ich Ihnen vom Fortgang berichtet. Roth, der im vergangenen Jahr eine unrechtmäßige Abmahnung – wegen Kritik an der Coronapolitik – aus seiner Personalakte entfernen ließ, schloss nun im Rahmen des arbeitsgerichtlichen Güteverfahrens einen Vergleich mit dem Freistaat Bayern. Die fristlose Kündigung an der Hochschule München ist vom Tisch. Roth ist bis zum jetzt vereinbarten Ende des Arbeitsverhältnisses Mitte März 2025 bezahlt freigestellt. Ein Jahr später wäre er nach Erreichen der Regelaltersgrenze ohnehin in den Ruhestand getreten. „Damit endet zwar die rechtliche Auseinandersetzung“, so der Hochschullehrer, während „die davon unabhängige gesellschaftlich-politische Aufarbeitung der ‚Corona-Krise‘ und ihrer Folgen aber nicht erledigt ist.“
Und so endet der allwöchentliche Überblick des Cancelns, Framens, Empörens, Strafens, Umerziehens, Ausstoßens, Zensierens, Denunzierens, Entlassens, Einschüchterns, Moralisierens, Politisierens, Umwälzens und Kulturkämpfens. Bis nächste Woche!
Ein Archiv der Cancel Culture in Deutschland mit Personenregister finden Sie unter www.cancelculture.de. Um auch weniger prominente Betroffene aufnehmen zu können, sind die Betreiber der Website auf Hinweise angewiesen. Schreiben Sie ihnen gerne unter cancelculture@freiblickinstitut.de.
Christoph Lövenich ist Novo-Redakteur und wohnt in Bonn. Er hat zum Sammelband „Sag, was Du denkst! Meinungsfreiheit in Zeiten der Cancel Culture“ beigetragen.
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