Der Dresdner Kabarettist Uwe Steimle wurde in der Vergangenheit unter anderem vom MDR gecancelt. Nun soll ein geplanter Auftritt in Chemnitz platzen, laut Betreiberverein aufgrund inhaltlicher Probleme.
Er sei ein Ausgestoßener, verkündete der Kabarettist Uwe Steimle kürzlich vor Publikum. Der in der Vergangenheit unter anderem vom MDR gecancelte Dresdner soll in Chemnitz nicht auftreten, wenn es nach den örtlichen Grünen geht. Er falle „seit Jahren mit antisemitischen, rassistischen und extrem rechten Aussagen auf“, so deren jugendpolitische Sprecherin. Bei der Chemnitzer Location Kraftwerk, die an Steimle festhält, ist Ute Dziuballa zuständig, deren jüdischer Gatte Uwe in Chemnitz das Restaurant Shalom betreibt und mit Steimle schon Israel bereist hat. Der Kabarettist weist denn auch entsprechende Vorwürfe von sich. Ein anderer Vertreter der Veranstaltungsstätte meint: „Kunst kann und muss polarisieren, man muss sie aber auch akzeptieren, statt sie abzuwürgen.“
Steimles für August geplanter Auftritt auf der Küchwaldbühne, ebenfalls in Chemnitz, ist nun allerdings abgesagt worden. Der Betreiberverein nennt inhaltliche Probleme als Grund. Wie die Berliner Zeitung berichtet, sollen Steimle sogar Aussagen zur Homosexualität vorgeworfen worden sein, die er auf der Bühne eine Kunstfigur hat sagen lassen. Tatsächlich sind eher seine allgemein dissidente Haltung, seine Kritik an der Coronapolitik und sein Standpunkt zum Ukrainekrieg ein Dorn im Auge mancher Kreise. In Halle an der Saale wurde jetzt Rudenz Schramm, Kommunalpolitiker der Linkspartei, aus der Organisation Halle gegen Rechts – Bündnis für Zivilcourage ausgeschlossen, weil er als Varieté-Betreiber Steimle und dessen Kollegin Lisa Eckhart bei sich auftreten lässt. Dieses Bündnis war hier letzte Woche schon Thema, weil es eine Veranstaltung mit Hans-Joachim Maaz verhindert hatte. Es scheint immer noch ernsthaft an Antisemitismusvorwürfen gegen Lisa Eckhart festzuhalten.
Bunt statt jüdisch
Reichlich verspätet wurde in Bamberg Kritik an einer Rede zur Reichspogromnacht im vergangenen Jahr laut. Für das Bamberger Bündnis gegen Rechtsextremismus und Rassismus – Motto: „Bamberg bleibt bunt“ – hatte der Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde es nämlich zu bunt getrieben. Martin Arieh Rudolph hatte auf der Gedenkveranstaltung kritische Punkte in der aktuellen deutschen Politik angesprochen, wie „Anbiederungen“ der Bundesregierung an das iranische Regime. Vorgeworfen wird ihm nun, dass er insbesondere mit der Corona-Politik hart ins Gericht gegangen war: mit Lockdowns und der Ausgrenzung von Ungeimpften, wo er einen „Eisberg an Menschenverachtung“ verortete.
Das Bündnis, dem die jüdische Gemeinde übrigens selbst angehört – neben Kirchen, Gewerkschaften und anderen Akteuren – behauptet nun, wie die NZZ berichtet, dass der Gemeindevorsitzende „einen immensen ‚Schaden für die Würde der Gedenkfeier‘ und das Ansehen der Kultusgemeinde“ angerichtet habe. Und bringt ihn mit vorgeblich „antidemokratischen, rassistischen und antisemitischen Positionen“ aus „der Corona-Leugner*innenszene“ in Verbindung. Statt mit der deutschen Corona-Politik hätte sich Rudolph am 9. November besser mit den „Verbrechen eines faschistischen Regimes“ auseinandersetzen sollen – und möge sich nun gefälligst in „kritischer Reflexion“ üben. Der so Kritisierte lässt sich allerdings die Art des Gedenkens nicht vorschreiben. Er weist diesen „Einschüchterungsversuch“ und Einmischungen in die inneren Angelegenheiten der Gemeinde zurück.
Schrödingers Artikel
Im Tageszeitungs-Journalismus geht es oft um Geschwindigkeit. Bei der Berliner Zeitung lag die jüngst so hoch, dass ein Artikel kurz nach Erscheinen gleich wieder verschwunden war. „Das Zulassungsdesaster: Lobbyarbeit und Rechtsbruch im Fall der mRNA-Präparate?“ lautete der Titel des Beitrags einer juristischen Gastautorengruppe, der sich mit der Rolle der Europäischen Arzneimittelagentur und der EU-Kommission im Zusammenhang mit der Corona-Spritze auseinander setzt. Auslöser für die Löschung soll „die Zuschrift eines – namentlich näher benannten – ‚Experten‘, der unsere Sachaussagen heftig kritisierte“, gewesen sein, wie Prof. Martin Schwab, einer der Autoren, mitteilte. Schwab schlug einen Austausch mit Erwiderungen beider Seiten in der Zeitung vor. Dem folgte schließlich der Chefredakteur der Berliner Zeitung, indem er mitteilte, „den Text bald zu republizieren und eine Gegenrede hinzuzufügen.“ Das soll heute geschehen. Der gelöschte Artikel ist übrigens über das Internetarchiv im Volltext abrufbar.
Unvermeidlich: Ganser
Wieder mal darf der Schweizer Wanderprediger (ja, auch für dieses Etikett befürchte ich Haue von Lesern) Daniele Ganser nicht fehlen. Sogar ein Auftritt in der privaten Wunderino-Arena in Kiel soll nach dem Wunsch diverser Politiker gecancelt werden. Dass er „mit einer perfiden Masche irrationale Ängste schürt", wirft ihm – ausgerechnet – ein Grüner vor. Ganser beklagt sich, dass es oft Journalisten sind, die mit der Frage „Wie könnt ihr den nur auftreten lassen?“ bei Entscheidungsträgen Stimmung gegen ihn machen. Das gilt auch bei anderen Betroffenen.
Im hessischen Offenbach darf seine Veranstaltung nach bisherigem Stand stattfinden. Obwohl eine Gruppe namens Offenbach solidarisch ihn sogar damit in Verbindung bringen will, dass „immer wieder Teile der Innenstadt mit antisemitischen und neonazistischen Parolen beschmiert“ würden. Ob diese Täter tatsächlich Ganser auf Telegram abonniert haben oder etwa einen helvetischen Migrationshintergrund aufweisen, darf bezweifelt werden. Stadtsprecher Fabian El-Cheikh: „Auf Grundlage unserer freiheitlich-demokratischen Verfassung müssen auch Thesen und Meinungsäußerungen geduldet werden, die von einem Großteil der Bevölkerung und von der Stadt selbst abgelehnt oder als unerträglich empfunden werden."
Lediglich auf Werbung für die Veranstaltung will die örtliche Stadthalle verzichten; diese dürfte sich jedoch ohnehin erübrigen, da der frühere Waldorfschüler durch seine Fans für volle Häuser sorgt. Letzte Woche fand übrigens eine Protestkundgebung vor den Dortmunder Westfalenhallen statt, da Ganser dort nicht mehr auftreten darf. „Demokratie und Freiheit leben vom Meinungsstreit“, befindet der kritische Journalist Boris Reitschuster. Dass Ganser in die Säle darf, hält er für unabdingbar – „und zwar nicht obwohl, sondern weil ich eine ganz andere Meinung als dieser habe.“
In Ungnade gefallen
Der Journalist Seymour Hersh veröffentlichte unlängst einen Artikel, in dem er eine vermutete Schuld des US-Militärs an der Sprengung der Nord-Streams-Pipelines durch eine Quelle untermauert sieht (Achgut.com berichtete). Sogleich wechselten die Etiketten. Der Spiegel, der Hersh noch 2016 als „legendären amerikanischen Enthüllungsjournalisten“ bezeichnet hatte, nennt ihn nun einen „umstrittenen amerikanischen Journalisten“. Die Süddeutsche Zeitung macht einen der „wichtigsten US-Investigativjournalisten“ (2019) zum „einsamen Wolf, die Spur zu verlieren droht“. Und bei der ARD ist die „Reporterlegende“ (so noch 2022) Hersh plötzlich „nicht unumstritten“ und steht im Verdacht, „Verschwörungserzählungen zu verbreiten“. Nicht, dass er am Ende noch sein Lebenswerk „ruiniert“, wie es die taz Alice Schwarzer vorwirft, weil sie mit Sahra Wagenknecht ein sogenanntes Friedensmanifest bewirbt.
Umzugshenker
Man hätte doch gedacht, dass nach den Verboten durch die Coronapolitik in diesem Jahr wieder alle Karnevalsumzüge durchgeführt werden können. Aber weit gefehlt. Vor allem in Rheinland-Pfalz findet ein „großes Umzugssterben“ statt: Zu den Kostensteigerungen durch Inflation und Personalknappheit beim Sicherheitspersonal, die bundesweit Probleme bereiten, kommt eine Änderung des Polizei- und Ordnungsbehördengesetzes (POG) von 2021. Die Sicherheitsanforderungen – Stichwort Terrorismus – sind enorm gestiegen, so dass manche Festkomitees und Kommunen mit zigtausenden Euro Mehraufwand konfrontiert waren, was zur Absage der Umzüge führte. So etwa in Ludwigshafen, Frankenthal oder Bellheim. Ein Motivwagen beim Umzug im pfälzischen Morschheim zeigte dazu die Aufschrift – ins Hochdeutsche übertragen: „POG, TÜV und Staatenlenker sind für unseren Umzug die Henker“. „Alles wird so lange reguliert, bis der letzte Tropfen Freiheit aus unserer Gesellschaft ausgewrungen ist“, kommentiert Laila Mirzo.
Der Mohr kann gehen
Apropos närrisches Treiben: Der Ort Ober-Mörlen im hessischen Wetteraukreis soll schon zu Lebzeiten Karls des Großen als „Mark des Mohren“ bekannt gewesen sein und führt seit Jahrhunderten einen, mittlerweile zwei, „Mohrenköpfe“ im Gemeindewappen. Im örtlichen Fastnachtsverein gehört es zur Tradition, dass neben dem Prinzenpaar auch eine entsprechend geschminkte Figur auftritt. Dieser „Mohr von Mörlau“ nahm auch bei einem Empfang des hessischen Ministerpräsidenten Boris Rhein (CDU) für Karnevalsvertreter am vergangenen Samstag teil. In der Folge kam es zu Unmutsäußerungen über das angeblich rassistische „Blackfacing“. Nun entschuldigt sich die Karnevalsgesellschaft „ausdrücklich bei allen Menschen, die wir verletzt haben könnten". Abbildungen des Mohren sollen aus den Social Media des Vereins verschwinden, seine öffentlichen Auftritte wurden abgesagt. Der Gießener Soziologieprofessor Jörn Ahrens wirft immerhin ein, dass – abhängig vom Kontext – nicht jedes Blackfacing als Rassismus betrachtet werden sollte.
Das schwarze Schaf der Grünen
Rheins grüner Stellvertreter, der Minister Tarek Al-Wazir (der Nachname heißt auf Deutsch ebenfalls „der Minister“) steht wegen des gleichen „Delikts“ in der Kritik. Der Grünen-Politiker hat sich für ein infantiles Wahlkampf-Video als Animationsfigur „Shaun das Schaf“ verkleidet und sein Gesicht entsprechend schwarz bemalt. Schon kam es auf Twitter zu Rassismus-Vorwürfen. Die Grünen Landesvorsitzende Sigrid Erfurth erklärte allerdings sinngemäß, sich wie ein schwarzes Schaf zu schminken, sei unproblematisch.
Schwarzwälder Schwarztänzer
Damit nicht genug. Bei der Schwenninger Narrenzunft waren die Happy Neckar Dancers zu Gast und gaben eine Boney-M-Nummer zum Besten. Dabei trug einer der Tänzer schwarze Bemalung. Das rief in der Folge eine Gruppe auf den Plan, die reitschuster.de wie folgt beschreibt: „Berufsaktivisten, die bei solchen Gelegenheiten nie selbst vor Ort sind, sondern offenbar nichts Besseres zu tun haben, als das Internet aus der Ferne nach potenziellen Opfern zu durchforsten, um diese dann in die Rassismus-Ecke zu stellen und ihren ‚Fans‘ zum Fraß vorzuwerfen.“ So wehte der Schwarzwälder Fastnachtsgesellschaft ein Shitstorm entgegen. Dort war man geschockt, räumte einen „Fehler“ ein und will einen vereinseigenen Antidiskriminierungsbeauftragten berufen.
Rassistische Krapfen
In Teilen Deutschlands gehören Krapfen zur Fastnachtsnahrung. Rolf Hermann, Bäcker in Heilbronn, hatte sein einschlägiges Gebäck mit Dekorationen verziert, die Figuren unterschiedlicher Hautfarbe und Kleidung zeigen. Eine Kundin hatte die Auslage abfotografiert und Hermann bei der örtlichen Antidiskriminierungsstelle angeschwärzt. Die teilte dem Bäckereibesitzer dann schriftlich mit, wie der Focus zitiert, „dass sich Darstellungen dieser Art stereotypen [sic!] Bildern bedienen. Es handelt sich um eine Reproduktion kolonialistischer Vorstellungen und einer Geschichte von Unterdrückung und kultureller Aneignungen.“ Er solle die Deko bitte „diskriminierungssensibel abändern“. Hermann fühlt sich dazu nicht bemüßigt, kritisiert die „Faschingspolizei“ und fragt: „Haben wir denn derzeit keine anderen Sorgen in Deutschland als so einen Quatsch?“
Suche Mädchen (m/w/d)
Ja, haben wir. Die Polizei Neumünster hat sich kürzlich mit der Suchmeldung in die Nesseln gesetzt. Eine 16-Jährige namens Maike-Madlene M. war kurzzeitig vermisst und wurde dann aufgefunden. Problem dabei: Sie „ist nämlich ein Transgender und möchte Jonas genannt werden.“ Schließlich wurde „ein Mädchen namens Maike-Madlene gesucht, die [sic!] auf den Namen Jonas hört.“ Das klingt bizarr, fast wie nach einem Vierbeiner. Nach Beschwerden bei der Polizeidirektion und auf Twitter, z.B. durch Georgine (früher: Georg) Kellermann vom WDR, erklärte die Polizei: „Die Nennung des weiblichen Namens war nicht böse gemeint, für die Zukunft werden wir auf einen korrekten Umgang achten“.
Trübe Gewässer
Ex-Pink-Floyd-Musiker Roger Waters unterstützt seit langem die antisemitische BDS-Kampagne und zelebriert auch sonst seine Israelfeindlichkeit. Für Mai stehen einige Konzerte in Deutschland auf seinem Tourplan. Gegen den Auftritt in Berlin hatte sich schon letztes Jahr u.a. der Antisemitismusbeauftragte der Hauptstadt, Samuel Salzborn, ausgesprochen. Den Gig in Frankfurt wollen jetzt die Stadt und Vertreter von Landes- sowie Bundesregierung verhindert sehen. Das Bündnis Honestly Concerned fragt sich, „wie es überhaupt zu einer Vermietung der Festhalle, dem historischen Schauplatz antijüdischer Gewalt während der Novemberpogrome, an Waters kommen konnte.“
Weimars Vergangenheit
Nicht nur einzelne Tourtermine, sondern auch eine ganze Band kann auf der Kippe stehen. Das erfährt derzeit die ostdeutsche Rockgruppe Weimar, deren Debütalbum im vergangenen Jahr immerhin auf Platz fünf der deutschen Charts kletterte. Mehrere der Musiker, die bisher nur unter Pseudonymen und maskiert aufgetreten sind, haben nämlich eine rechtsextreme Vergangenheit, wie durch Spiegel-Recherchen jetzt ans Licht kam. Rechtsrockbands, Kameradschaftsszene.
Daraufhin trennte sich der Plattenkonzern Universal sofort von der Band, die gesamte Tournee sowie Festivalauftritte wurden abgesagt. Zwei Bandmitglieder erklären dazu – nun unter Klarvornamen: „Konstantin war in seiner Jugend bis Ende der 1990er Jahre und Christian von ca. 1998 bis 2008 ein Teil der rechtsextremen Szene in Thüringen. Wir beide waren in diesen Zeiträumen zwischen 13 und 23 Jahre alt.“ Sie bestreiten, dort immer noch aktiv zu sein, und bedauern, ihre „Vergangenheit nicht klar gegenüber unseren Fans und Partnern kommuniziert [zu] haben“. Die Gesamtband, so schreibt sie, „[distanziert] sich ausdrücklich von Gewalt, Extremismus jedweder Form, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Homophobie“.
Jugendsünden?
Bei Bands wie Frei.Wild oder den Böhsen Onkelz gilt für viele das Narrativ „Einmal ‚Nazi‘ – immer ‚Nazi‘“, man kann das aber auch anders sehen und Jugendsünden Vergangenheit sein lassen. Bei Weimar wird versucht, Rechtsextremismus und Antisemitismus in den aktuellen Texten zu finden, um es nicht bei einem Neonazi-Album von 2002, an dem ein Weimar-Musiker wohl beteiligt war, zu belassen – oder beim Besuch der Hochzeit eines NPD-Mannes im letzten Jahrtausend. Nun kann man den Herren nicht in die Köpfe schauen, aber mehr als zuweilen laut mainstreamkritische Töne dürften sich im Liedgut kaum nachweisen lassen.
Jugendsünden? Der Schauspieler Dietmar Bär darf seit einem Vierteljahrhundert einen Tatort-Kommissar mimen, obwohl er sich in jungen Jahren mal bei der Jugendorganisation der stalinistischen DKP betätigt hatte. In Berlin soll das staatlich subventionierte African Book Festival vom ehemaligen Al-Qaida-Dschihadisten Mohamedou Ould Slahi geleitet werden, der wohl Kontakt zu 9/11-Attentätern hatte. Der Mauretanier (daher stammt übrigens das weiter oben erwähnte Wort „Mohr“) ist sogar wegen Sozialhilfebetrugs mit einem Einreiseverbot belegt.
Die Thüringer Landtagsabgeordnete Katharina König-Preuss (Linkspartei) beschwerte sich wegen Weimar über den Landesverfassungsschutz. Dieser hätte wohl vor der Band warnen sollen. Behördenpräsident Stephan Kramer hielt dem entgegen, dass Informationen nach zehn Jahren gelöscht werden, „wenn Betroffene nicht mehr erkennbar extremistisch in Erscheinung treten“. Wie geht es für die Band weiter? „Die ganze Welt zеigt uns den Finger“, heißt es in einem ihrer Lieder. „Aber das ist uns еgal.“ Tja…
Verschleierte Kunst
Am Macalester College in den USA ist eine Ausstellung von Taravat Talepasand verhüllt worden. An der Hochschule in St. Paul, der Hauptstadt von Minnesota, stieß man sich an einigen Werken der amerikanischen Künstlerin mit iranischem Migrationshintergrund. So bildet sie z.B. verschleierte Frauen ab, die nackte Haut zeigen, und beschäftigt sich künstlerisch mit Blasphemie. Bei ein paar islamischen Studenten, darunter Ikran Noor, einer für „American Studies“ eingeschriebenen Kopftuchträgerin, riefen Teile der Ausstellung Empörung hervor; sie würden „Schaden“ und „Schmerz“ verursachen. Die Hochschule schloss die Ausstellung zunächst, verhängte sie hinter schwarze Vorhänge und präsentiert sie nun mit einem Warnhinweis. Für Künstlerin Talepasand ein Akt der Zensur.
Google und Gerichte
Der christliche Theologe Lothar Gassmann aus Pforzheim hielt auf einer Corona-Protest-Demo vor einem Jahr eine Rede, die als Video kursiert. Gegen eine Löschung des Videos auf seinem eigenen Youtube-Kanal erzielte Gassmann einen Erfolg vor dem Landgericht Karlsruhe. Die Google-Plattform löschte das Video danach trotzdem noch mehrfach, so dass der Internetriese nun zu einer Zahlung von 90.000 Euro verurteilt wurde.
Der Fluch der Überreste
Mumien sollen anders heißen, finden einige Verantwortliche in britischen Museen. „Mumifizierte Person“, oder „mumifizierte Überreste“ – am besten in Kombination mit dem Namen des Betreffenden, soweit noch feststellbar – seien sensibler gegenüber den Verstorbenen. Und den britischen Kolonialismus müsse man dabei ebenfalls kritisch reflektieren.
Und so endet der allwöchentliche Überblick des Cancelns, Framens, Empörens, Strafens, Umerziehens, Ausstoßens, Zensierens, Denunzierens, Entlassens, Einschüchterns, Moralisierens, Politisierens, Umwälzens und Kulturkämpfens. Bis nächste Woche!
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