Ausgestoßene der Woche: Schweiger

Die Kampagne gegen Til Schweiger hat offenbar einen politischen Hintergrund, Boris Palmer trat wegen der Benutzung falscher Worte aus der grünen Partei aus und Ulrike Guérots Klage gegen ihre Kündigung durch die Universität Bonn wurde verhandelt.

„Gefühlsausbrüche, starker Alkoholkonsum, das Pfeifen auf Arbeitszeiten – und sogar Gewalt gegen einen Mitarbeiter“ – das alles wird dem Regisseur Til Schweiger in einem Spiegel-Artikel vorgeworfen. (Achgut berichtete.) Er werde bei Dreharbeiten „Imperator“ genannt – nach der deutschen Amtsbezeichnung einer Star-Wars-Figur, deren Trinkgewohnheiten allerdings im Dunklen liegen. „Von aggressivem Verhalten am Set ist die Rede, von der Beschimpfung von Mitarbeitern, von Alkoholkonsum“, schreibt der kritische Journalist Boris Reitschuster. „Also genau von all dem, was in der Filmbranche und auch anderswo keine Ausnahme ist – aber offenbar die großen deutschen Medien nur dann interessiert, wenn der Betreffende politisch nicht brav auf Linie ist.“

Reitschuster, ein Freund Schweigers, geht davon aus, dass sich der Star nicht strafbar gemacht hat und es sich bei der „synchronen Attacke in den Medien“ um eine gezielte „Hetzkampagne“ handelt. Er spricht sogar von „Zersetzung“ nach alter Stasi-Manier. Schweiger hatte nämlich Ende März gegenüber der Bild-Zeitung Klartext gesprochen. Klimakleber „sind Vollidioten“ sowie „eine große Plage in diesem Land“, hieß es aus seinem Munde. Bundesminister Robert Habeck (Grüne) möge „sich selber festkleben“ und „hat von Wirtschaft keine Ahnung.“ Außerdem sei der derzeit in den Kinos laufende Manta Manta – Zwoter Teil, bei dem Schweiger Regie geführt hat und die Hauptrolle spielt, explizit „kein Woke-Film“.

Vor zwei Jahren war der 59-jährige „unangepasste Typ“ beim Establishment angeeckt, weil er den eben genannten Reitschuster – der nicht zuletzt durch seine Berichterstattung in Sachen Corona-Politik auffällt – in einem Instagram-Post als „meinen Helden“ bezeichnet hatte. Schweiger trat zudem in einem österreichischen Dokumentarfilm auf, der die Auswirkungen von Impfdruck und Corona-Maßnahmen auf Minderjährige kritisch unter die Lupe nimmt. Jetzt empört sich Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) über die Arbeitsbedingungen bei Manta Manta – Zwoter Teil und droht mit einschlägigen Richtlinien für die staatliche Filmförderung (Achgut berichtete). Dass Vorwürfe wegen des Verhaltens Vorgesetzter am Arbeitsplatz gegen unliebsame Personen eingesetzt werden können, war hier letzte Woche schon Thema.

Er hat „Neger“ gesagt

„Hören Sie, ich weiß nicht, was daran Blasphemie sein soll, wenn man nur ‚Jehova‘ sagt“, wendet ein zur Steinigung Vorgesehener in Monty Pythons Das Leben des Brian ein. Wie in diesem Film, der seiner Zeit voraus war, ergeht es derzeit Boris Palmer. Der Tübinger Oberbürgermeister (bisher Grüne) hat wieder mehrfach das Wort „Neger“ öffentlich ausgesprochen. Bei einer Konferenz der Uni Frankfurt/Main vor einer Woche – die wir vorher schon behandelt hatten – benutzte er es mehrfach in einer „Diskussion“ mit lautstarken und aggressiven Demonstranten vor dem Gebäude. Weil er von diesen in eine „Nazi“-Ecke gestellt wurde – mit diesem N-Wort darf man offenbar beliebig um sich werfen – empörte er sich, wegen eines einzelnen Begriffs so diffamiert zu werden. „Das ist nichts anderes als der Judenstern!“

Während der Konferenz selbst nahm Palmer dazu Stellung, wies auf seinen jüdischen Großvater und Hakenkreuzschmierereien an einem Grab seiner jüdischen Vorfahren hin. Das Wort „Neger“ werde er weiter benutzen, da es auf den Kontext ankomme. Palmer, der sich schon in der Vergangenheit gegen ein „Sprachjakobinat“ verwahrt hatte, führte weiter aus, dass er es „überhaupt gar nicht akzeptiere, dass jetzt Sprechakte reglementiert werden können durch die Reklamation der Zugehörigkeit zu irgendwelchen selbsternannten Opfergruppen. Das kann nicht sein, dass die subjektive angebliche Verletzung zum objektiv verbindlichen Maßstab für alle anderen wird.

Darauf legte der Moderator dieses Panels der Konferenz seine Tätigkeit nieder, Mitdiskutant Ahmad Mansour distanzierte sich. (Näheres auf Achgut vom Augenzeugen Bernd Fischer.) Im Nachgang der Konferenz brach eine Welle an Kritik über Palmer herein, vom Unipräsidenten über den Landesjustizminister bis hin zu Parteivertretern reichte die Phalanx. Sein Anwalt im Parteiausschlussverfahren, der frühere Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion Rezzo Schlauch, teilte mit, dass er seinem Mitschwaben „meine persönliche und meine politische Loyalität und Unterstützung sowie meine juristische Vertretung aufgekündigt“ habe. „Keine noch so harte Provokation, keine noch so niederträchtige Beschimpfungen und Beleidigungen von linksradikalen Provokateuren rechtfertigen eine historische Parallele zum Judenstern als Symbol der Judenverfolgung in Nazi-Deutschland.“ Schlauchs Ex-Freundin steht hingegen weiter zu Palmer.

Der Betroffene selbst trat nun aus der Grünen-Partei aus, bedauerte den Judenstern-Vergleich und will sich ändern. Er kündigte eine „Auszeit“ an und hat sich schon mal krank gemeldet. Zunehmend schlagen bei ihm die väterlichen Gene durch – der aufmüpfige Helmut Palmer trat übrigens schon mal mit Judenstern auf und veröffentlichte ein Buch mit gewagtem Titel. Will der Sohn wieder mehr Selbstbeherrschung gewinnen oder bleibt er eine loose cannon, eine ungezielt abgefeuerte Patrone, bei der man nie genau wissen kann, in wessen Bein sie diesmal einschlägt? Erinnert sei an seine Forderung nach einer „Impfpflicht […] gerne bis zur Beugehaft“, trotz „seinen impfgeschädigten engen Familienangehörigen“.

Invitation Culture

„Das eigentliche Problem ist […] nicht Boris Palmer“, meint Wolfgang Hecker, Jura-Professor im Ruhestand und Kopftuch-Fan, „sondern eine Einladungskultur, die ausgerechnet auf Akteure wie Palmer setzt“. Die Hertie-Stiftung möge ihre Finanzierung solcher Konferenzen wie in Frankfurt überdenken. Nicht die Cancel Culture stellt für Hecker also ein Problem dar, sondern im Gegenteil, dass man überhaupt erst Redner und Veranstaltungen ansetzt, die seinem Geschmack nicht entsprechen. Eine perfide Verdrehung.

Vor Gericht I

Bleiben wir kurz in Schwaben. Die Stadtverwaltung Filderstadt wollte bekanntlich das Stuttgarter Impfsymposium in einem kommunalen Veranstaltungszentrum canceln – trotz gültigen Mietvertrages. Letzten Monat hat das Verwaltungsgericht Stuttgart die Stadt dazu verdonnert, es doch stattfinden zu lassen. Die Filderstädter SPD-Politikerin Ines Schmidt, Mitglied in der Stuttgarter Regionalversammlung, fordert nun, die Geschäftsbedingungen städtischer Veranstaltungsstätten zu ändern, um dergleichen zu verhindern. In den Rathäusern fürchte man, wird sie von der Stuttgarter Zeitung zitiert, die Gefahr von Links“, dabei blieben „die Bedrohungen von Rechts ausgeblendet“. Wen müssten die AGB denn ausschließen, um uns vor dem Bösen zu schützen? „Menschen, die offensichtlich der Demokratie schaden möchten, […] seien oft gebildet und würden ihre Thesen unter dem Deckmantel der Wissenschaft verbreiten.“ Aha. Vielleicht wird Schmidt in der eigenen Partei fündig.

Vor Gericht II

Wechseln wir vom Neckar an den Rhein. Wegen der Klage von Prof. Ulrike Guérot gegen ihre Kündigung durch die Universität Bonn kam es letzten Freitag zur Güteverhandlung vor dem Bonner Arbeitsgericht – unter großem Medieninteresse. Mangels gütlicher Einigung und bedingt durch Sommerferien wurde die entscheidende Verhandlung auf Mitte September terminiert. Als Ihr Gerichtsreporter war ich vor Ort, im Gegensatz zu den Prozessparteien, die sich durch ihre Anwälte vertreten ließen, in Guérots Fall namentlich Christiane I. Ringeisen und Achgut-Autor Carlos A. Gebauer.

Draußen vor dem Gerichtsgebäude standen sich zwei Versammlungen gegenüber: Einerseits Menschen, die ihre Solidarität mit der Professorin bekundeten und der Cancel Culture entgegentraten, und vom AStA der Uni mobilisierte Studenten andererseits. Laut dpa im Verhältnis 2 zu 1, gemäß WDR zutreffender im Verhältnis 3 zu 1, in absoluten Zahlen dürften 80 Demonstranten 20 Gegendemonstranten übertrumpft haben. Die Studenten (siehe hier im Video) forderten auf einem Banner: „Kein Platz für Querdenken an der Uni Bonn.“ Scheuklappen und Linientreue sind stattdessen gefragt. Ein weiteres trug die Aufschrift „Das Problem heißt Antisemitismus“, obwohl Ulrike Guérot zwar alles Mögliche vorgeworfen wird, dies aber nicht. Aus der Musikanlage erklang unter anderem der Song „Querdenker klatschen“, eine Gewaltphantasie, die nach Auffassung der Staatsanwaltschaft Köln „vollumfänglich von der Meinungs- und Kunstfreiheit […] gedeckt“ ist.

Vor Gericht III

Im hohen Norden unterlag die Uni Kiel erstinstanzlich gegen Patrick Baab. Dem Journalisten war sein Lehrauftrag gekündigt worden, weil er aus russisch besetzten Gebieten der Ostukraine berichtet hatte – angeblich als Wahlbeobachter, was Baab bestreitet. Er sieht sich als „Ziel einer Denunzierungskampagne von T-Online“. Der zuständige Richter am Verwaltungsgericht Schleswig führte nach Darstellung des Magazins Hintergrund aus, dass keine hinreichenden Gründe für die Kündigung vorgelegen hätten. Recherchereisen könne man einem Journalisten nicht verwehren. Im umgekehrten Fall eines wegen einer Meinungsäußerung entfernten Moskauer Dozenten würde man wohl von „politischer Verfolgung“ sprechen, so der Richter.

Wofür die Grünen ein Auge haben

An den Bemalungen zweier Attraktionen des Oktoberfests nimmt die 2. Bürgermeisterin Münchens, Katrin Habenschaden, Anstoß. Es geht der Grünen-Politikerin um Abbildungen auf einer Wurfbude und einem Fahrgeschäft. Bildbeschreibung bei Bild: „Auf der ersten zieht ein Schwarzer einer Frau das Dirndl hoch und schaut ihr auf den Hintern. Auf dem anderen begafft ein Südsee-Insulaner eine Frau.“

„Sexuelle Belästigung und Rassismus“ befindet Habenschaden (what’s in a name?) und regt eine städtisch subventionierte Umgestaltung an. Ihr Kollege, der städtische Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) winkt ab und verweist auf die Kunstfreiheit. „Ich werde diese Kunst ganz sicher nicht zensieren oder schlechter bewerten.“ Und ein Vertreter des Schaustellerverbands rät: „Wir sollten alle mehr den Grundsatz Leben und Leben lassen verinnerlichen.“

Opfergedenken

Wenn Denkmäler verschwinden sollen, dann meist solche mit historischen Persönlichkeiten, die zuweilen schon seit Jahrhunderten stehen. In Sachsen will man jetzt jedoch einem frisch errichteten gleich schon an den Kragen. Der vor kurzem erst eingeweihte Gedenkstein trägt die Aufschrift „Zur Erinnerung an die Opfer des Corona-Impfexperiments und der Zwangsmaßnahmen des Kretschmer-Regimes“. Aufgestellt wurde er in der erzgebirgischen Stadt Altenberg aus dem Dunstkreis der Freien Sachsen heraus. Diese Partei gilt bei Verfassungsschutzbehörden als rechtsextrem beziehungsweise als Verdachtsfall; sie liebäugelt mit einem unabhängigen Königreich Sachsen. Die etablierte Politik möchte das Denkmal loswerden. „Wenn es nach uns geht, steht es nicht lange“, so der örtliche CDU-Bürgermeister Markus Wiesenberg zu t-online. Es befindet sich allerdings auf Privatgrund und ist von seiner Größe her genehmigungsfrei.

Ausgesperrt

Der Publizist Miró Wolfsfeld (Unblogd) wurde auf Twitter gesperrt. Dies erfolgte nach eigener Aussage wegen eines Tweets, in dem er augenzwinkernd gefragt hatte, ob man nicht alle Nicht-Linken in Gulags sperren sollte. Wolfsfeld, der laut Amadeo-Antonio-Stiftung „hippe Hetze“ betreibt, waren in den vergangenen Jahren schon zwei Youtube-Kanäle gelöscht worden. Er ist optimistisch, seinen Twitter-Account durch Einspruch bei der Plattform oder nötigenfalls durch juristische Schritte zurückerlangen zu können. Ferner schlägt er dem Social-Media-Konzern vor, gegen diejenigen Nutzer vorzugehen, die notorisch die Posts anderer melden, um sie canceln zu lassen.

Like a president

In Pennsylvania wackelt ein Präsidentenstuhl, nämlich der an der Thomas Jefferson University. Der Arzt Prof. Mark Tykocinski leitet die private Hochschule mit Sitz in Philadelphia seit letztem Jahr. Über ihm steht mit Medizinerkollege Joseph Cacchione aber ein Vorstandsvorsitzender. Und der ließ jetzt die Universitätsangehörigen wissen, dass ihr Präsident einem Medienbericht zufolge auf Twitter problematische Tweets mit „Likes“ versehen hatte. Angeprangert wurden unter anderem ein Post des Journalisten und Bestsellersautors Alex Berenson, der kritisch mit Corona-Spritzstoffen ins Gericht geht, und einer von Donald Trump Jr., der operative Geschlechtseingriffe wie bei einer 13-Jährigen als „Kinderverstümmelung“ bezeichnet.

Der Präsident „hätte das besser wissen müssen“, so der Vorstandsvorsitzende. Sofort ging der Angesprochene in Sack und Asche und behauptete rechtfertigend, er habe aufgrund „mangelnden Verständnisses“ von Twitter die „Like“-Funktion nur zur Markierung interessanter Tweets genutzt und damit deren Aussagen keineswegs unterstützen wollen. Auch hätten alle seine Familienangehörigen sich der sogenannten Corona-Impfung unterzogen. Zur „Kinderverstümmelung“ verwies er auf seine fehlende kinderärztliche Expertise, was eine Genderprofessorin der Jefferson-Uni als ungenügende Distanzierung erachtet.

„Die Wissenschaftsfreiheit ist tot“, klagt Berenson, dessen Tweet der Präsident „geliked“ hatte. Harvard-Medizinprofessor Jay Bhattacharya kritisiert, dass eine Reporterin die „Likes“ eines seiner Kollegen „ausspioniert“, bei denen es sich noch nicht einmal um eigene Posts oder Retweets handelt. Und Plattform-Eigner Elon Musik fragt: „Also wäre der Präsident einer Universität, die ein Bollwerk der freien Meinungsäußerung sein sollte, beinahe gefeuert worden, weil er sachlich richtige Tweets geliked hat?“ Für Musk eine „Schande“.

Redner-Strafgebühr I

Und weiter geht es im US-amerikanischen Hochschulwesen. Vor ein paar Monaten hatten wir den Fall einer Dame, die zufällig den gleichen Nachnamen wie Donald Trump trägt und deshalb eine extra Haftpflichtversicherung abschließen musste, um an einer Uni auftreten zu dürfen. Die Trinity University, so heißt die Hochschule in Texas, hat jetzt einschlägige Regeln aufgestellt. Künftig soll man zwar nicht für seinen Namen büßen müssen, aber wenn ein Redner „Proteste oder Störungen“ hervorrufen könnte oder das in der Vergangenheit bereits geschah, kann die Uni den einladenden Gruppen zusätzliche Auflagen erteilen, wie zum Beispiel einen Versicherungszwang. Bestimmte Gäste könnten, nur weil sie als „umstritten“ gelten, für studentische Veranstalter zu einem teuren Vergnügen werden. Siehe dazu den Fall an der University of New Mexiko im letzten Monat, wo es um 8.000 Dollar geht.

Redner-Strafgebühr II

340 britische Pfund für die Security sollte die feministische Studentinnengruppe Women Talk Back an die Universität Bristol für zusätzliche Security bei einer von ihr organisierten Podiumsdiskussion abdrücken. Außerdem verlangte die Univerwaltung, dass nur Universitätsangehörige als Publikum zugelassen werden. Hintergrund: Man rechnete mit Störungen, da insbesondere die als Rednerin angekündigte Rechtsanwältin Akua Reindorf Transaktivisten ein Dorn im Auge ist. Die teils afrikanischstämmige, lesbische Kronanwältin hatte in einem Bericht für die Universität Essex Einschränkungen zulasten von Kritikern der Genderideologie unter die Lupe genommen und sich verschiedentlich mit translobbyistischen Organisation angelegt. Die Free Speech Union will jetzt alternative Räumlichkeiten jenseits von Universitätsgebäuden finanzieren, damit die Veranstaltung ohne Publikumsbeschränkung stattfinden kann.

Trans-Türsteher

Welche Probleme durch Störer auftreten können, zeigte sich dieser Tage an der Universität Edinburgh in Schottland. Die „Wissenschaftler für Wissenschaftsfreiheit“ (AFAF) mussten Ende vergangenen Jahres eine Filmvorführung an der Universität Edinburgh – wie berichtet – verschieben. Die Doku Adult Human Female treibt Transideologen nämlich die Zornesröte ins Gesicht. Auch beim zweiten Versuch gelang es Blockierern, die Veranstaltung zu verhindern. Es genügte offenbar eine kleine Gruppe Vermummter, die den Eingang versperrte, um die Uni zur Absage zu bewegen. Die Sicherheitsleute der Uni unternahmen offenbar keinerlei Anstrengungen, um den Teilnehmern Zugang zu verschaffen. Im Nachgang geißelte der Vizekanzler der Hochschule diesen Akt der „Intoleranz“. Man werde sich nicht „einschüchtern“ lassen. Er ließ allerdings offen, wie man künftig gegen solche Blockaden vorzugehen gedenkt.

Nach der Flut der Schlamm

Wenn wir heute schon mit einer mutmaßlichen Schmutzkampagne (gegen Til Schweiger) begonnen haben, können wir auch mit einer aufhören, die der Focus wörtlich so nennt. Über die Verantwortung der politischen Entscheidungsträger für die Toten der Ahrtal-Flutkatastrophe 2021 gibt sogar der behördliche Rundfunk – für seine Verhältnisse deutlich – Auskunft. Nach der Flut versagten die Behörden vielfach weiter, und einige der engagierten Fluthelfer, darunter Unternehmer, die eigens mit Maschinen anreisten und in Vorleistungen gingen, brachten das auch zur Sprache. Die Folge laut Focus: „Kritische Fluthelfer sollten durch eine ausgeklügelte Kampagne in den sozialen Netzwerken aus dem Ahrtal gejagt werden […].Vehement gefördert durch die Landesregierung bis hin zu Landesmutter Malu Dreyer.“ Zum Repertoire gehörte unter anderem eine verunglimpfende Facebook-Seite namens „Faktencheck Ahrtal“.

Und so endet der allwöchentliche Überblick des Cancelns, Framens, Empörens, Strafens, Umerziehens, Ausstoßens, Zensierens, Denunzierens, Entlassens, Einschüchterns, Moralisierens, Politisierens, Umwälzens und Kulturkämpfens. Bis nächste Woche!

Ein Archiv der Cancel Culture in Deutschland mit Personenregister finden Sie unter www.cancelculture.de. Um auch weniger prominente Betroffene aufnehmen zu können, sind die Betreiber der Webseite auf Hinweise angewiesen. Schreiben Sie ihnen gerne unter cancelculture@freiblickinstitut.de.

Foto: Blanka Borová CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons

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Leserpost

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Peter Petronius / 05.05.2023

Ähm, ist das der Til Schweiger, der 2015 für sog. “Flüchtlinge” dicke Muckis machte und vorschlug, daß man jene, die gegen sog. “Flüchtlinge” demonstrieren, für eine Nacht in den Knst stecken soll, damit sie darüber nachdenken können, was sie tun - dieser Til Schweiger war der Meinung, daß für solche Demonstranten das Recht auf Versammlung nicht gilt. Ach ja, just dieser Til Schweiger wollte dann auch noch ein Heim für sog. “Flüchtlinge” eröffnen, aber dazu kam es dann nicht. Ähm, sind jene, die sich jetzt für einen Til Schweiger stark machen, dem Meinungsspektrum zuzuordnen, die ein Til Schweiger 2015 in den Knast stecken wollte?

R. Matzen / 05.05.2023

Ulrike Guerot soll Querdenkerin sein? Da lachen ja wohl die Hühner! Ulrike Stockmann und Jasmin Kosubek haben ihr in mehreren Interviews viel Zeit gewidmet und, ob bewußt oder unbewußt, eigentlich doch ziemlich klargelegt, wo Frau Guerot einzuordnen ist. Bei den Opportunisten, bei den Mitläufern, immer auf der richtigen Seite und immer oben. Guerot steht m.E. nicht auf dem Boden des Grundgesetzes, sie redet immer noch vom europäischen Superstaat und mißachtet damit das Selbstbestimmungsrecht der Völker. Und nun ist sie gefallen. So what!

Richard Reit / 05.05.2023

Eines muss man Schweiger lassen: Er sagt immer laut und deutlich seine Meinung und schert sich dabei nicht um die Befindlichkeiten der “Meinungsbeobachter”.Das kann man von den wenigsten seiner Kollegen sagen.Er scheint wirklich selbstständig zu denken, da er mal das Narrativ bedient, mal nicht.Das ist konsequent und mutig, da er so mit fast jedem aneckt.Damit steht er in direktem Kontrast zu einem Sänger, dessen musikalisch erbärmliches Album überall gehypt wird, der immer stramm auf Linie ist.Dessen Meinung weiss man schon im voraus, egal zu welchem Thema.Da ist Schweiger authentischer und damit auch..sympathischer.

U.Hering / 05.05.2023

... Habenschaden ...? Ist das eine Zustandsbeschreibung vor dem erfolgreichen Abschluß eines Integrationskurses?

Sven Hoffmann / 05.05.2023

Wie schrieb Peter Grimm Ende 2021 abschließend zum Beugehaft-Boris: Schade! Denn der „Tübinger Weg“ war genau das, was Bhakdi und Co. gefordert hatten. Palmer war damit bis zu diesem Zeitpunkt d i e große Ausnahme unter den Virenhysterikern und Scharlatanen von nationaler Tragweite. Vollkommen im Widerspruch dazu dann die Impf-Allmachtsfantasien. Großes Erstaunen damals, dass es tatsächlich Herr Palmer gewesen war, der die Nerven verlor. Schade eben. Und unverzeilich. Es ist leider wirklich rätselhaft und ernüchternd, wie Leute zu ihren Entscheidungen kommen. Für die Zukunft keine guten Aussichten. Wem soll man noch vertrauen?

Christoph Lövenich / 05.05.2023

@ Karsten Dörre: Auch nach der Flut hat sich der Staat an der Ahr nicht immer mit Ruhm bekleckert. Die “koordinierte Hilfsmaßnahmen” waren teilweise unkoordiniert, die Behörden offenbar überfordert, während einige Unternehmer mit ihren Geräten und ihrem Personal vor Ort Wichtiges geleistet haben.

Thomas Szabó / 05.05.2023

Die Studenten der Goethe-Universität Frankfurt die Herrn Palmer mit “Nazi” niederbrüllten reagierten wie der Pawlowsche Hund (Klassische Konditionierung, Bedingter Reflex). Ihre Reaktion auf Palmers Argumente waren keine Gegenargumente, sondern ein bedingter Reflex. (Nicht mehr als Hundegebell. Der Pawlowsche Hund sabbert, bellt, beißt auf Stichwort.) Das entspricht einem tierischen Niveau. Können wir daraus auf das Niveau der Goethe-Universität und ihrer Professoren schließen? Die Reaktion des Universitätspräsidenten Prof. Dr. Enrico Schleiff entsprach auch der des Pawlowschen Hundes. Ein Unterschied zwischen Tier & Mensch ist, dass der Mensch zu argumentieren vermag. Gehört dieses “untermenschliche” Niveau zu den Bildungszielen deutscher Bildungspolitik? Falls ja, dann brauchen wir gar keine Universitäten. Eine einfache Dressur reich völlig aus. Die Hundedressur arbeitet ja mit der klassischen Konditionierung, mit dem bedingten Reflex. Ob man “Nazi! Nazi! Nazi! brüllt oder “Wuff! Wuff! Wuff!” bellt, macht intellektuell keinen Unterschied. Wenn ein Pferd Senator werden kann, dann kann auch ein kläffender Köter Universitätspräsident werden.

Dieter Weiß / 05.05.2023

Ich habe mir gerade das Video von Fredl Fesl: Ein Riesenneger im Nieselregen” angeschaut. Im Jahr 2000 haben sich die Leute darüber noch kaputtgelacht. Wohin sind wir gekommen und wie kommen wir da wieder heraus?

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