Ausgestoßene der Woche:  Musk-Hass und Tesla-Scham

Elon-Musk-Gegner greifen E-Autos an, einem Geschichts-Lehrstuhl an der Uni Würzburg wird Nähe zur Neuen Rechten unterstellt, und eine Gaststätte in Niedersachsen cancelt einen Vortrag mit Thilo Sarrazin.

Der aus Südafrika stammende Multimilliardär Elon Musk polarisiert als Twitter-Eigner und DOGE-Chef in der Trump-Regierung. Ausbaden müssen das nun seine Firma Tesla und deren Produkte. In den USA, Kanada, Großbritannien, Frankreich und anderen Ländern finden Protestaktionen gegen die E-Autos statt. Neben legalen Demonstrationen begeht man auch Sachbeschädigung gegen Fahrzeuge, Gebäude und Ladestationen.

In Kesselsdorf bei Dresden besprühten Täter Fenster und Straßenbelag eines Tesla-Centers, Linksextremisten brüsten sich damit, einen Tesla-Showroom in München mit Plakaten und einem Spruch „markiert“ zu haben. Ihr Ziel: „Autokonzerne enteignen!“ In einem Tesla-Showroom in Berlin-Mitte beließ man es dabei, sich mit orangenen Regenschirmen auf den Boden zu legen, während in Berlin-Reinickendorf eine Filiale des Autoherstellers mit blauer Farbe verunstaltet wurde. Auch dort trugen Beteiligte orangene Schirme, offenbar ein Erkennungszeichen der zur „Neuen Generation“ umbenannten „Letzten Generation“.

Im niedersächsischen Ottersberg brannten sieben Wagen vor einem Autocenter aus. Bei aller Feuergefahr durch die Batterien darf getrost an einem Zufall gezweifelt werden. Denn auch in Rom gingen Teslas auf dem Gelände eines Händlers in Flammen auf, 17 an der Zahl. In den USA wurde so viel Vandalismus an Tesla-Autos und -Verkaufsstellen verübt, dass Präsident Donald die Täter als Terroristen verfolgen will. Vor Wochen schon hatte ein Anschlag die Stromversorgung der Tesla-Fabrik im brandenburgischen Grünheide lahmgelegt. Im Ausland, aber auch in Berlin und in Dresden wurden in den letzten Monaten Tesla-Fahrzeuge Opfer von Brandstiftung, die sich gar nicht mehr bei der Firma bzw. bei Händlern befanden, sondern im Individualbesitz. In den USA und wohl auch hier verkaufen sich „Tesla-Scham“-Aufkleber gut, die Sprüche wie „Ich habe dieses Auto gekauft, bevor Elon durchgedreht ist“ tragen. Im Rahmen des weltweiten Tesla Takedown wird außerdem dazu aufgerufen, das eigene Tesla-Auto zu verkaufen – wie es z.B. US-Sängerin Sheryl Crow öffentlichkeitswirksam vorgemacht hat. Auf dem Gebrauchtwagenmarkt ist das aber so eine Sache mit den Elektro-Vehikeln.

Kontaktschuld an der Uni Würzburg

„Strukturen der Neuen Rechten […] am Lehrstuhl für Neueste Geschichte an der Universität Würzburg […] sowie [die] Beschäftigung von Lehrpersonal mit Kontakten in offen rechtsextreme Kreise“ unterstellt die Studentenvertretung dieser Uni in einem letzten Monat gefassten Beschluss. Lehrstuhlinhaber Peter Hoeres wurde schon vor ein paar Jahren „in die Nähe zur Neuen Rechten gerückt“, wie die Alpen-Prawda schrieb. „Kontaktschuld at its worst“ antwortete der Professor damals im Achgut-Podcast Indubio. Anlass für diese Einstufung seitens eines grünen Ethnologie-Studenten sei lediglich gewesen, dass Hoeres bei der Bibliothek des Konservatismus in Berlin zwei Vorträge gehalten hat. Wenn man sich anschaut, wer dort schon alles gesprochen hat, und das für „neurechts“ hält, dann bekommt die Vokabel einen ganz anderen Horizont: Von Henryk Broder und einigen Achgut-Autoren über den Anarchisten Stefan Blankertz bis zum altlinken Soziologen Wolfgang Streeck reicht das Spektrum, freilich sind auch konservativere Stimmen zu hören.

Wenn die „Neue Rechte“ jemandem als diffamatorisches Etikett angeklebt werden soll, hilft es natürlich, den Begriff möglichst beliebig zu verwenden. So arbeitet der Historiker und Achgut-Gastautor Hubertus Knabe als Wissenschaftlicher Mitarbeiter an Hoeres‘ Lehrstuhl. Beide haben vergangenes Jahr das Buch Nach der Diktatur. Die Aufarbeitung von Gewaltherrschaften herausgegeben. Knabe ist, so ein Antifa-Twitterer, „Autor der neurechten [!] Zeitungen Neue Zürcher Zeitung, Tichys Einblick“. Von Einschätzungen auf diesem Niveau würde sich wohl nicht einmal die Uni Würzburg beeindrucken lassen. Jetzt wurde dort aber eine „Task Force“ für die vom „sogenannten Studierendenparlament“ (BR) erhobenen Vorwürfe eingerichtet und ein Gespräch zwischen Uni-Präsident und Hoeres anberaumt. Anlass dürfte sein, dass ein anderer Wissenschaftlicher Mitarbeiter am einschlägigen Lehrstuhl tatsächlich Kontakte zur Neuen Rechten hatte.

Dass Benjamin Hasselhorn, Privatdozent und Akademischer Rat auf Zeit unter dem Pseudonym Martin Grundweg 2014 für die Zeitschrift Sezession geschrieben und im gleichen Jahr Beiträge für einen ebenfalls im Schnellrodaer Wirkungsbereich des Verlegers Götz Kubitschek erschienenen Band verfasst hatte, war schon 2021 gemutmaßt worden. Nun, nachdem die Würzburger Studentenfunktionäre CSU-Mitglied Hasselhorn namentlich in ihrem Beschluss genannt haben, räumt der Historiker das ein. Nach seiner Aussage habe er noch 2014 „jeden Kontakt zur ‚Sezession' abgebrochen und dort nie wieder publiziert“. Erst Jahre später wurde der damals die Zeitschrift herausgebende Verein vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuft.

Der Würzburger Beschluss behauptet unter Berufung auf die Konrad-Adenauer-Stiftung, Grundweg (also Hasselhorn) habe in einem Artikel für Eliten- statt Mehrheitsherrschaft plädiert. Stattdessen „fordert Hasselhorn von der Rechten ‚eine eindeutige Parteinahme für die Demokratie‘“, wie die F.A.Z. zu Recht anmerkt, „mithin das Gegenteil des ihm Vorgeworfenen, was Zweifel weckt, ob die Studentengruppen den Text gelesen oder verstanden haben.“ Die Zeitung ergänzt: „Den Aktivisten steht es frei, Hasselhorns Gedanken und Schriften abzulehnen, eine Lizenz zum Zerstören seiner Karriere oder zur Verleumdung eines Lehrstuhlinhabers haben sie nicht.“

Nach Hoeres‘ Aussage gehören konservativ, liberal und sozialdemokratisch Gesinnte zu seinen Mitarbeitern. Der Hochschullehrer, der das Netzwerk Wissenschaftsfreiheit mitgegründet hat, ist übrigens letztes Jahr aus dem Verband der Historiker und Historikerinnen Deutschlands ausgetreten. Denn der Berufsverband hatte in einer Erklärung ein Protestcamp an der FU Berlin nach seiner Auffassung „indirekt verteidigt“; dort hatte man „Slogans und Hamas-Symbole verwendet, die klar die Auslöschung des Israels fordern“. Hoeres kritisiert auch die „sich ausbreitende postkoloniale Theorie, die subkutan massiv antisemitische und antizionistische Narrative transportiert“. Mit solchen Statements hat sich der Wissenschaftler sicher nicht nur Freunde gemacht.

Kein ruhiges Hinterland

Alter Krug heißt eine Gaststätte in Berlin, die hier Thema war, weil die Antifa ein Problem mit einer dortigen Veranstaltung hatte. Zum alten Erbkrug nennt sich eine Gaststätte in Apen-Godensholt im niedersächsischen Landkreis Ammerland, und wieder geht es um Veranstaltungen. Akt 1: Letzte Woche Montag erscheint in der taz ein Artikel, diesem zufolge „öffnet der Gasthof […] regelmäßig seine Türen für Vertreter:innen der Verschwörungs-Mischszene“. Unter diese Sammelkategorie fasst die Zeitung Auftritte von Ken Jebsen, Achgut-Gastautor Prof. Stefan Homburg, dem Mediziner sowie Ex-SPD-MdB Wolfgang Wodarg (die Basis) und anderen zusammen. Auf Seite der Organisatoren von mehreren der Termine gebe es außerdem „Verbindungen zur Terrorgruppe um Prinz Reuß“ und andere Formen der Kontaktschuld. Daher habe man es mit einem „rechtsextremen Treffpunkt auf dem Dorf“ zu tun.

Akt 2: Das Wirts-Ehepaar des Erbkrugs teilt zwei Tage nach Erscheinen des taz-Artikels mit: „Alle durch unsere Kunden geplanten Vortragsveranstaltungen wurden durch uns abgesagt. Unser Haus bleibt weiterhin politisch neutral.“ Damit entfällt z.B. ein für kommenden Monat vorgesehener Auftritt von Achgut-Autor Thilo Sarrazin. Außerdem wehren sich die Gastronomen gegen „das Gerücht, dass wir den Betrieb einstellen werden“. Tja, wer das wohl verbreitet hat? Stefan Homburg äußert sich bedauernd. „Antifa ist überall; Diskussionsräume werden enger.“

Plötzlich aufgefallen

„Ich suche Spuren jüdischen Lebens in Spandau“, sagte Gudrun O’Daniel-Elmen mal. Dabei belässt es die ehrenamtliche „Beauftragte für Erinnerungskultur“ des Kirchenkreises Berlin-Spandau jedoch nicht. Die frühere Lehrerin hält offenbar auch Ausschau nach dem banalen Bösen. Auf einem Kinderspielplatz im Spandauer Ortsteil Haselhorst wurde sie fündig: Dort steht die Plastik Adlerhorst mit Gelege von Max Esser. Das Werk aus dem Jahre 1935 zeigt einen Adler mit seinen Jungen. Gudrun O’Daniel-Elmen war „entsetzt, dass dieses martialische Nazi-Machwerk bis heute einen Spielplatz inmitten einer Wohnsiedlung, ‚ziert’“, wie sie dem Tagesspiegel verriet. Zumal die Skulptur vor 90 Jahren als „Denkmal der nationalen Erhebung“ gedacht gewesen sein soll.

Für die Spandauer Kulturstadträtin (SPD) ein „den Nationalsozialismus verherrlichendes Denkmal“, das „so nicht stehen bleiben sollte“. Der CDU in der Bezirksverordnetenversammlung würde die Anbringung einer erklärende Tafel genügen, die FDP regt eine „wissenschaftliche fundierte Untersuchung“ an, die Grünen können sich eine einordnende Tafel ebenso vorstellen wie die Versetzung des Adlergeheges in die Spandauer Zitadelle, damit es dort „kritisch ausgestellt“ wird. Die Eigentümerin des Spielplatzes, eine Wohnungsbaugesellschaft, überlegt sich ihr Vorgehen. Übrigens: Ein Wisentdenkmal des gleichen Künstlers für Reichsjägermeister Hermann Göring wurde in den 1990ern eigens wiederaufgebaut.

Dehm die Stunde schlägt

Dieter Dehm, Musikschaffender, Politiker und Ex-Stasi-Spitzel, kam in dieser Kolumne schon wegen eines Ausschlussverfahrens bei der Linkspartei und der Zensur eines von ihm mitverfassten Songs durch die ARD zur Sprache. Letzte Woche wollte er seinen neuen Roman in Leipzig vorstellen, und zwar im Liebknecht-Haus des Stadtverbandes seiner früheren politischen Partei, der Partei Die Linke. Dehm nennt die Kraft, für die er 16 Jahre im Bundestag saß, aus diesem Anlass „Partei die Lüge“. Der Stadtverband hat offenbar den Mietvertrag für die Veranstaltung, der mit dem Eulenspiegel-Verlag geschlossen war, kurzfristig gekündigt. Dehm begab sich trotzdem vor das Gebäude und zog anschließend mit einer Gruppe Interessenten in eine nahegelegene Gaststätte um, wo die Buchpräsentation bei einem „iranischen Gastwirt“ stattfinden konnte. Wie die DKP-Postille Unsere Zeit berichtet, habe ein angeblicher Vorschlag Dehms, das BSW und die AfD sollten fusionieren, bei der Ex-SED den Ausschlag für die Absage gegeben. Tatsächlich plädiert er wohl nur – allgemeiner formuliert – für „ein Zusammengehen von linken und rechten Patrioten“.

Vortrag am Bodensee ins Wasser gefallen

Zuvor im letzten Monat war in Konstanz ein Vortrag der früheren ARD-Journalistin Gabriele Krone-Schmalz ausgefallen. Das Stadttheater hatte die Veranstaltung mit der „Russland-Versteherin“ (Südkurier) zunächst beheimaten wollen, dann aber abgesagt – möglicherweise auf Druck hin. Kurz zuvor war Krone-Schmalz noch im nahegelegenen Engen aufgetreten, in einer städtischen Räumlichkeit. Der dortige Bürgermeister Frank Harsch (CDU) war trotz Protesten nach eigener Aussage „hartnäckig“ und „geradlinig“ geblieben – er nahm auch selbst an der Dialogveranstaltung über Russland teil. Sein Credo: „Man muss alle Seiten hören.“

Krone-Schmalz war verschiedentlich schon zu Gast in dieser Kolumne, z.B. hatte der Verlag C.H. Beck zwei ihrer Bücher aus dem Sortiment genommen. Jüngst erzählte Rolf Eger, im Hauptberuf Kameramann beim behördlich-bayerischen BR, von mehreren Dokumentationen, die er über die Journalistin dreht bzw. gedreht hat. Bevor eine davon im Dezember in einem ausverkauften Münchner Kino aufgeführt wurde, gab es Versuche, den Kinobetreiber zu einer Absage zu bewegen, z.B. durch Mails, die ihm Mitschuld an „Völkermord“ gaben, wenn der Film gezeigt würde. Der Betreiber hielt stand – womit er kaum Risiken einging, weil sein Lichtspielhaus nach jahrelangem Streit mit dem Verpächter ohnehin einige Woche später schließen musste.

Doch keine so gute Idee

Wie am Bodensee, so gilt auch am Potomac, dass etwas nur abgesagt werden kann, wenn es vorher vereinbart war. Im Februar war die Komikerin Amber Ruffin eingeladen worden, beim diesjährigen Korrespondentendinner der White House Correspondents Association in Washington/D.C. aufzutreten. Bei diesem Äquivalent zum Bundespresseball der Bundespressekonferenz in Deutschland gehört der Auftritt eines Comedians, nicht selten in Person des Gastgebers einer Late-Night-Show, zum gängigen Ablauf. Ruffin – schwarz, woke und komisch (über letzteres gehen die Meinungen auseinander) – arbeitet als Autorin für eine solche Show, von 2020 bis 2022 hatte sie selbst eine. Zwischenzeitlich war sie von den der veranstaltenden Korrespondentenvereinigung gebeten worden, die Spitzen ihres Vortrags einigermaßen gleichmäßig zu verteilen, was sie in einem Podcast erwähnte und mit Bemerkungen über die Trump-Regierung quittierte, diese sei „sowas wie ein Haufen Mörder“, bei ihren Angehörigen handle es sich nicht um Menschen. Nach Empörung im Weißen Haus entschied der Vereinigungsvorstand einstimmig, Ruffin ersatzlos auszuladen, da man keine „Politik der Spaltung“ betreiben wolle. Gebranntes Kind scheut das Feuer: Schon 2018 hatte eine eingeladene Comedienne mit sehr harten Anti-Trump-Attacken für Missmut bei einigen gesorgt. Vielleicht hätte man diesmal von Anfang an ein glücklicheres Händchen bei der Auswahl haben können…

Neues aus der Söderstadt

Bei der Nürnberger Montagsdemo, die aus dem Corona-Protest stammt, kommt es seit ein paar Monaten zu unschönen Szenen. „Grund dafür sind die Gegendemos und die oft lautstarken Konfrontationen“, zitieren die Nürnberger Nachrichten den zuständigen Stadtrechtsdirektor aus der Stadtverwaltung indirekt. Antifanten und ähnliche Linksextremisten versuchen inzwischen regelmäßig, die Demos zu stören bzw. zu blockieren, teils mit gewissem Erfolg. Am vergangenen Montag wurde während des Aufzugs das Auto eines Organisatorenpaars – aus dem die Antifa bereits 2023 die Luft ließ – von Sitzblockierern belagert

Die Polizei brauchte über eine Stunde, um diese überschaubare Personenzahl zu entfernen – wie lange das wohl beim Dienstwagen des Ministerpräsidenten gedauert hätte? Da für die Abschlusskundgebung der Versammlung Gegenstände aus dem Fahrzeug benötigt wurden, verzögerte sich diese entsprechend. Mehrere Stunden (!) konnte eine junge Frau auf dem Dach eines Mannschaftswagens der Polizei ausharren, bevor es den Ordnungskräften mit Hilfe der Feuerwehr schließlich gelang, sie von dort zu entfernen. Anschließend kam es zu einer unvermittelten körperlichen Attacke einer älteren Dame – einer Oma gegen rechts? – gegen den Youtuber Weichreite.

Kritik an Wokeness verboten

Der schottische Fußballverein Glasgow Rangers muss 30.000 Euro Bußgeld, hat die UEFA beschlossen. Der Club steht außerdem unter Bewährung: Sollte in den nächsten zwei Jahren noch mal „rassistisches und/oder diskriminierendes Verhalten“ der Fans bei einem Spiel auf europäischer Ebene zu verzeichnen sein, findet zur Strafe eine Begegnung vor leeren Rängen statt. Was war passiert? Anhänger hatten im Stadion Spruchbänder gezeigt, nach denen „woke ausländische Ideologien“ draußen bleiben sollten – offenbar hebt man auf US-amerikanische Hochschulen als Ausgangspunkt ab – und Europa zu „verteidigen“ sei. Der Verein will jetzt ermitteln, welche Fans an dem Banner beteiligt waren und droht ihn lebenslanges Stadionverbot an. Wenn auch in die britische Fußballwelt woke Riten stärker Einzug gehalten haben als in Deutschland, so ist auch hierzulande – wie berichtet – schon ein Verein bestraft worden, weil Fans auf einem Banner einfach behauptet hatten, es gebe „nur zwei Geschlechter“.

Spiel nicht mit dem Schmuddelkindern

Wenn wir schon beim Fußball sind, können wir an die Vorgänge beim FC Bundestag anknüpfen, wo man AfD-Abgeordnete rauszuhalten versucht. Auch der hessische Landtag hat eine Parlamentarier-Mannschaft. Die sieht sich jetzt damit konfrontiert, dass jemand von der blauen Fraktion mitkicken will, nämlich passenderweise deren sportpolitischer Sprecher Pascal Schleich. Teamsprecher Oliver Ulloth, SPD-MdL, meint dazu kategorisch: „Ich werde niemals mit AfDlern in einem Trikot auflaufen.“ Eher werde man, wenn man sich der Parias schon nicht erwehren könne, eine zweite Mannschaft gründen für die Angehörigen der Mainstream-Parteien. Schleich hält dies für „undemokratisch und unsportlich“.

Shitstorm wegen Särgen

Beim Bestattungsunternehmer Michael Czybik aus dem hessischen Wetzlar kam jüngst alles andere als gedämpfte Trauerstimmung auf. Mitte März hatte er auf Facebook gepostet: „Während der Corona-‚Panikzeit‘ hat man mir in den Medien gestapelte Särge berichtet, die ich NIE gesehen haben! / Aktuell und seit Monaten nun – sehe ich gestapelte Särge, von denen nicht berichtet wird!“ Daraufhin erntete er einen Shitstorm mit Kommentaren in den Social Media, Beschimpfungen und Drohungen (die Antifa könnte vorbeikommen) sowie plötzlichen negativen Google-Bewertungen für sein Unternehmen. Czybik löschte zwar den Ursprungspost, äußerte sich aber mehrfach weiter auf seinem Account. Der Anlass war offenbar ein Rückstau im Wetzlarer Krematorium; durch Schichtarbeit bzw. Überstunden konnte das deutsche Bergamo inzwischen wieder in ruhigere Gewässer manövriert werden.

Czybik drohte jedem Nicht-Kunden, der mit einer Ein-Stern-Bewertung bei Google den Ruf seiner Firma schädigen wollte, mit einer Abmahnung. Einen habe er sogar per Telefonanruf dazu bewegen können, die Bewertung wieder zu löschen. Außerdem erfuhr er viel Zuspruch von Menschen, die ihm auf unterschiedlichen Kommunikationswegen den Rücken stärkten. Er gewann den Eindruck, dass „die Guten doch noch in der Überzahl sind und bei Bedarf plötzlich aus dem Nichts erscheinen und das Böse versuchen einzudämmen!“ Solche Gegenreaktionen kosten wenig und können helfen. Der Fairness halber, betont Czybik gegenüber reitschuster.de, habe er auch die Fünf-Sterne-Bewertungen bei Google löschen lassen, die Unterstützer aktuell dort hinterlassen hatten, ohne Kunden gewesen zu sein.

Neues Debanking

Gaby Weber verliert ihr Konto bei der Comdirect, also der Commerzbank. Die linke Journalistin war früher für die ARD tätigt und schreibt heute u.a. für das Overton-Magazin aus dem Umfeld des Westend-Verlags. Wie üblich nannte das betreffende Kreditinstitut keine Begründung, wobei es in ihrem Fall im letzten Jahr einen Kündigungsversuch gab, bei dem es nach Aussage Webers darum ging, dass sie Eingänge kleinerer Beträge verzeichnet. Dies seien Schenkungen für Gerichtprozesse, die sie wegen der Offenlegung von Akten, insbesondere geheimdienstlicher Art, seit vielen Jahren führt. Den Aufsichtsratsvorsitz bei der Commerzbank hat Ex-Bundesbank-Präsident Jens Weidmann inne, und die Journalistin behauptet, aus ihrer Feder bei Telepolis erschienene Artikel hätten diesem damals den Karrieresprung an die Spitze der EZB verhagelt. Die einschlägigen Beiträge sind bei Telepolis übrigens nicht mehr abrufbar, da das Magazin bekanntlich sein ganzes Archiv aus dem Netz genommen hat.

Debanking an der Donau, Fortgang

Dem österreichischen Fernsehsender AUF1 wurde kürzlich – wie berichtet – ein ungarisches Bankkonto gekündigt, laut Chefredakteur Stefan Magnet das inzwischen neunte in der EU. Nun eskaliert die Lage: Ursprünglich sollten noch bis Anfang Mai dort Spenden eingehen können, am vergangenen Wochenende sperrte die MHB Bank das Konto ganz, wie Magnet mitteilt. Immerhin habe man das Guthaben noch sichern können. Unterstützern des Senders bleiben vorerst nur andere Möglichkeiten wie PayPal oder Kreditkarte.

Und so endet der allwöchentliche Überblick des Cancelns, Framens, Empörens, Strafens, Umerziehens, Ausstoßens, Zensierens, Denunzierens, Entlassens, Einschüchterns, Moralisierens, Politisierens, Umwälzens und Kulturkämpfens. Bis nächste Woche!

Ein Archiv der Cancel Culture in Deutschland mit Personenregister finden Sie unter www.cancelculture.de. Um auch weniger prominente Betroffene aufnehmen zu können, sind die Betreiber der Website auf Hinweise angewiesen. Schreiben Sie ihnen gerne unter cancelculture@freiblickinstitut.de.

 

Christoph Lövenich ist Novo-Redakteur und wohnt in Bonn. Er hat zum SammelbandSag, was Du denkst! Meinungsfreiheit in Zeiten der Cancel Culturebeigetragen.

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Foto: PBS NewsHour - Original publication: Broadcast on PBS on January 20, 2025Immediate source: https://www.youtube.com/watch?v=-VfYjPzj1Xw, Fair use, via Wikimedia Commons

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Leserpost

netiquette:

Thomas Schmied / 04.04.2025

“Ich habe Tesla gekauft, bevor Musk verrückt wurde.” Meint: Ich klebe mir den Fake-Hitlergruß eines der erfolgreichsten Menschen der Welt auf mein Auto, damit mir meine Karre nicht von Leuten zerkratzt oder abgefackelt wird, die sich für bessere Menschen halten. Wenn diese Figuren Musk wirklich für einen Nazi halten, weil er sich gegen Zensur einsetzt, dann sollen sie doch auch so konsequent sein und ihren Tesla verkaufen. Das tun sie aber nicht, weil sie dann Geld verlieren würden. Der Aufkleber kostet sie nichts. Finde solche Zeitgenossen richtig erbärmlich.

Peter Meyer / 04.04.2025

In Godensholt - ich kenne den Ort - wird die taz gelesen? Und selbst wenn: was kümmert es die Eiche, wenn sich eine Sau an ihr reibt?  Das wäre den Ammerländern, die ich kenne, ziemlich egal gewesen. Schade, daß sich jetzt auch die Landbevölkerung dem Terror beugt…

Irene Luh / 04.04.2025

Wenn ich dies noch sagen darf ++ Die EU bereitet offen totalitäre Maßnahmen gegen X vor, darunter eine mögliche Geldstrafe von einer Milliarde Dollar wegen ‚Desinformation‘ (also, weil auf X die Wahrheit ausgesprochen wird).++ Es ist nicht nur Elon Musk, dem die EU-Bonzen mit Milliardenstrafen drohen, weil er sich für die freie Meinungsäußerung der einfachen Leute einsetzt. Die flächendeckende Zensur durch die Umsetzung des „Digital Service Act§ (DSA) in die nationalen Gesetzgebungen ist in vollem Gange. Abweichler werden diszipliniert. Die EU-Kommissare dulden keinen Widerspruch. Sie erfinden Straftatbestände, die bisher noch keine sind.

Karsten Dörre / 04.04.2025

Sheryl Crow glaubt doch nicht wirklich, dass alle auf dieser Welt völlig verblödet sind? Wer ehrlich und resolut ist, verkauft doch nicht seinen Tesla, sondern verbrennt oder gibt ihn als Spende auf dem Schrottplatz ab und macht nicht noch Geld damit. Zudem ist ein Verkauf eines verhassten Tesla keine ideologische Verbesserung, da durch Verkauf des Tesla nicht weniger Tesla existieren. Einzig ein Anderer wird nun zur Zielscheibe der Tesla-Hasser.

Irene Luh / 04.04.2025

@Jörg Themlitz, mein Beitrag bezog sich nur im ersten Teil auf Sie. Der Rest auf die Allgemeinheit. ++ Mir müssen Sie nichts glauben, aber dem sehr kompetenten Nobelpreisträger Friedrich A. Hayek, von dem die Erforschung dieser Dinge stammt, wenn Sie verstanden haben, was echte Wissenschaft umfasst: alle wahren Aussagen sind Bestandteil des wiss. Gebäudes und Diskurses. Alle, ohne Ausnahmen. Und in seinen Büchern beschreibt, skizziert er mit Fußnoten, die alle nachprüfbar sind, für den der diese Technik beherrscht, das kriminelle, menschenverachtende Geschehen. Zwei Bücher von Hayek sind besonders hervorzuheben, die da lauten: “Der Weg zur Knechtschaft. Eugen Rentsch, Erlenbach ZH 1945” und “Die Anmaßung von Wissen, in: Ordo, Band 26, 1975, S. 12–21” ++ Darin hätte Ihr Victor alles nachlesen können, bevor er es hat nachfühlen müssen. ++ Einen besonders schönen Abend auf für Sie. ++ Ich glaube Ihnen auch nix. ;) Ich prüfe immer alles fleißig nach.

Benedictus Zweifel / 04.04.2025

Der Beweis, dass die Linksextremen der eigenen Meinung selbst nicht glauben, ist das canceln und zum Schweigen bringen derer, die die überzeugenden, richtigen Argumente haben. Würden sie ihren Argumenten selbst glauben, könnten sie angstfrei jede offene Diskussion (!) führen.

Sam Lowry / 04.04.2025

Ausgestoßener der Woche: Mal wieder ich. Bei REWE. Bei denen hackts in der Birne. “Anweisung von der Chefin.” Jaja, “Anweisung von Adolf…” blablabla… Doitsche sind sowas zum Kotzen… also 80 % etwa… Duckmäuser, Mitläufer, Denunzianten… zu dumm, das zu verstehen… ekelhaft!

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