Ausgestoßene der Woche: Maxim Biller und die Spielplätze

Eine Zeit-Kolumne von Maxim Biller mit Israel-Bezug wird von der Website gelöscht, die Spielplätze in Köln sollen einen inklusiveren Namen bekommen und eine Angestellte verliert ihren Job, weil sie nichts vom Gendersprech hält.

„Kommt ein Israeli zum Arzt und sagt: ‚Herr Doktor, ich war gerade vierzig Tage mit meiner Einheit in Gaza und hab keine Lust mehr, auf Araber zu schießen. Was soll ich tun?‘ ‚Sie könnten damit natürlich sofort aufhören, wenn Sie wollten‘, sagt der Arzt, ‚aber raten würde ich es Ihnen nicht. Auch nicht nach unserer Therapie.‘“

Mit diesem bitteren Witz endete letzte Woche die Folge von Maxim Billers Kolumne in der Zeit. Dort widmete sich der Schriftsteller mit der spitzen Feder dem gestörten Verhältnis vieler Deutscher (und des migrantischen Moderators Markus Lanz) zu Israel. Biller, der als Sohn jüdischer Eltern aus der Sowjetunion während seiner Kindheit von Prag nach Westdeutschland einwanderte, kritisiert darin Hamas-, Mullah- und „leicht entflammbare Islamversteher“. An einer Stelle sprach er von der „strategisch richtigen, aber unmenschlichen Hungerblockade von Gaza“. Neben dem vorgenannten Witz entzündete sich Unmut an der Formulierung, keineswegs weil „unmenschliche Hungerblockade von Gaza“ nach gutmenschlicher Verirrung bei der Bewertung des Sachverhalts klingt, sondern offenbar weil umgekehrt das Verhalten Israels im Gaza-Krieg nicht so verteufelt wird, wie es sich für gewisse Empörte gebührt.

Die Zeit entfernte daraufhin den Artikel. Einen Tag nach seinem Erscheinen ersetzte ihn das Hamburger Wochenblatt durch folgenden Hinweis: „Der an dieser Stelle erschienene Beitrag enthielt mehrere Formulierungen, die nicht den Standards der ZEIT entsprechen. Unsere aufwändige redaktionelle Qualitätssicherung hat leider nicht gegriffen. […].“ Das „klingt wie eine technokratische Verspottung jener intellektuellen und literarischen Freiheit, für die Maxim Biller als radikaler Einzelgänger in der deutschen Medienlandschaft steht“, reagiert Andreas Rosenfelder in der Welt. „Sicher, die Deutschen sind nicht gerade für ihren Humor bekannt“, spottet die NZZ – übrigens in Person des Deutschen Morten Freidel. „Aber selbst ein vollkommen humorbefreiter [Redakteur] hätte erkennen können, dass es ein katastrophales Bild abgibt, ausgerechnet den Beitrag eines jüdischen Autors wegen eines drastischen Scherzes zurückzuziehen.

Freidel bemängelt nicht nur die Humorlosigkeit „eines Teil des bürgerlichen, linken Milieus“, sondern auch den Abgang andersdenkender Kolumnisten bei bestimmten Medien, wie den Jan Fleischhauers beim Spiegel oder Harald Martensteins beim Tagesspiegel. „Das Ziel der neuen Zensoren – oft jung, woke, und ausgestattet mit Hoodie und Nike – ist nicht das Verbot selbst, sondern die Einschüchterung“ urteilt Ulf Poschardt in der Jüdischen Allgemeinen zu dieser Causa. „Hoffen wir“, fährt er fort, „dass Maxim Biller weiter für die ZEIT schreiben kann. Und hoffen wir, dass auch in anderen Redaktionen, in denen der Diskurs längst gekippt ist, ein Umdenken einsetzt.

Erweiterte Inklusion am Rhein

Wechseln wir zu Kindern, die in den nächsten beiden Fällen eine Rolle spielen, wenn auch nur indirekt. Dass Kinder den Begriff „Spielplatz“ „eingrenzend“ empfänden, wäre mir neu. Die Kölner Stadtverwaltung weiß das aber besser. Angeblich würden Jugendliche von der Benutzung der als solche apostrophierten „Kinderspielplätze“ abgeschreckt. Auch deshalb sollen sie in der Domstadt künftig „Spiel- und Aktionsflächen“ heißen. Die alte Beschilderung soll ausgetauscht werden, so eine Verwaltungsvorlage, die neue „muss dem erweiterten Inklusionsgedanken, der die Diversität der Nutzer*innen in [sic!] Rahmen ihres Alters, ihrer kulturellen Hintergründe und möglicher Behinderungen berücksichtigt, Rechnung [tragen]“. Die Figuren auf dem neuen Schild sind so gestaltet, dass sie „kaum Rückschlüsse auf das Alter der Personen, aber vor allem auch auf kulturellen Hintergrund und Nationalität oder eventuelle Beeinträchtigungen“ zulassen – „ein Schild für alle!“ 

Bisher waren die Figuren weiß, in der Neugestaltung finden wir u.a. eine blaue, violette und grüne Hautfarbe vor. Da muss sich niemand ausgeschlossen fühlen. Allerdings könnten mehrere als männlich oder weiblich ‚gelesen‘ werden – vielleicht ein Tribut an Kulturen mit geringer Verbreitung der Nicht-Binarität. Nach massenmedialem Bekanntwerden des Vorgangs nimmt die parteilose Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker jetzt davon (eine Armlänge) Abstand. Sie kritisiert die Vorlage der von ihr geleiteten Verwaltung sowohl inhaltlich („finde die Bezeichnung ‚Spielplatz‘ klar und verständlich“) als auch formal – sie sah keinen Stadtratsbeschluss vor, der nun kurz vor der Kommunalwahl im September erfolgen soll.

Zu deutsch für Geld

Die Verweigerung einer Kultursubvention muss nicht auf einer Cancel-Entscheidung beruhen. Im Falle des Theaters der kleinen Form in Berlin lässt allerdings die Begründung aufhorchen. Dieses Puppentheater für Kinder in Friedrichshain – also dem Ostteil des Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg – besteht seit 25 Jahren, kann sich finanziell gerade so über Wasser halten und beschäftigt gerade mal eine Teilzeit-Mitarbeiterin, wie Chefin Evelyn der B.Z. gegenüber mitteilt. Man hatte Gelder aus einem Senats-Fördertopf für Kinder- und Jugendtheater beantragt, eine Jury auf Bezirksebene sprach allerdings ihr Njet aus. Als mögliche Begründung drang jetzt ein mehrere Jahre altes offizielles Papier nach außen, demzufolge die Aufführungen des Theaters zu altmodisch seien, obwohl sich der Stadtteil in den letzten 20 Jahren doch gewandelt habe. Wörtlich heißt es: „Themenauswahl ist klassisch, sehr deutsch, Familienverein“.

„Sehr deutsch – was ist daran falsch?“, fragt die CDU-Bezirksverordnete Marita Fabeck, die die Entscheidung der ihres Erachtens „grünen Jury“ kritisiert. „Kinder brauchen Märchen und Fantasie, keine Ideologie!“ Im vergangenen Jahr hatte Fabeck bereits gemutmaßt: „Vielleicht ist das Theater für den Bezirk nicht zeitgemäß oder woke genug“. Es fehlt wohl an afghanischen Puppenspielern oder an Frühsexualisierung von Kindern. Laut Website des Theaters der kleinen Form sei dessen Fortbestand dank Spenden gesichert.

Professor auf Plakat

Aus Kindern werden (zu) oft Studenten – und Feindmarkierung gehört zu den Usancen auf der linksextremen Website Indymedia. Dort bestimmt man, wer Nazi ist, und als solcher – z.B. durch Information des Arbeitgebers oder Nachbarschaft – an den Pranger gestellt werden darf. Jetzt wurde an der Uni Leipzig nicht nur ein Student mittels Plakaten „geoutet“, der der Identitären Bewegung zugehören soll. Sondern man warnt per Aushang auch vor Chemieprofessor Jörg Matysik: „ACHTUNG! Rassistischer Prof an der Uni“. Sie kennen Matysik vielleicht als Corona-Aufklärer, der sich gegen den Impfzwang ausgesprochen hatte und mit mehreren Kollegen zusammen seit JahrenHersteller und Behörden mit Fragen in Sachen Impfstoffe löchert. Worin soll denn nun der Rassismus liegen, den der Hochschullehrer auf seinem Blog angeblich verbreite –  neben von den Antifanten dort verortetem „Corona-Schwurbel“ und „Klimawandelleugnen“? 

Der Aushang zitiert zwei Stellen aus Blog-Einträgen. In einer mokiert sich Matysik über „woken Wahnsinn“ („‚Frauen mit Penis‘, ‚stillende Männer‘, Damenbinden auf Männertoiletten“) – die ist schon mal nicht einschlägig. Im anderen allerdings geht es um kriminelle Ausländer, die, wenn man sie nicht abschieben kann, seiner Meinung nach eingesperrt gehören. Ursprünglich sprach der Autor – und diesen Wortlaut gibt die Antifa wieder – in diesem Zusammenhang von „kriminellem Abschaum […], der polizeibekannt ist“, später hat er die derbe Formulierung in „kriminelle Abenteurer“ umgeändert. Schaut man sich den Kontext dieses Auszugs an, klingt das noch mal anders; Matysik unterscheidet dort nicht nach Rassen, sondern zwischen einerseits kultivierten und konstruktiven sowie andererseits „destruktiveren und gefährlichen Menschen“ unter den Migranten. Das geht den Linksextremen natürlich trotzdem gegen den Strich; sie erinnern daran, „dass der Antifaschismus am Ende weiterhin Handarbeit bleibt“. Zuweilen hält eine solche Hand auch einen Hammer.

Gendern oder gehen

Dass jemand seine Tätigkeit verliert, weil er nicht gendert, kommt inzwischen vor. Der – mittlerweile leider verstorbene – Gewerkschafter Dirk von Kügelgen durfte ab 2022 nicht mehr ein bestimmtes Internetangebot von ver.di pflegen, weil er die Auffassung vertratdass der ‚Gender-Stern‘ nichts in der Deutschen Schriftsprache zu suchen hat“. Bei der Entlassung eines Vereinsgeschäftsführers namens Klaus Roggenthin im gleichen Jahr könnten entsprechende Differenzen eine Rolle gespielt haben. Und beim THW Karlsruhe ging letztes Jahr – wie berichtet – der ehrenamtliche Pressesprecher David Domjahn, weil er sich der Gendersprache nicht unterwerfen konnte.

Nun schildert die Initiative Stoppt Gendern den Fall der Bernadette B. Diese trat kürzlich  eine Stelle als pädagogische Fachkraft bei einer Einrichtung der Lebenshilfe – also im Behindertenbereich – an. Aus dem Arbeitsvertrag hatte sie zuvor Formen der Gendersprache gestrichen. Eine Woche nach Arbeitsaufnahme teilte ihr die Personalabteilung telefonisch mit, sie müsse sich an die „moralische Verpflichtung“ zum Gendern halten. Etwas später erfolgte die Kündigung. „Dass man seine Arbeitsstelle verliert, weil man das Gendern ablehnt, darf es in einer Demokratie nicht geben“, urteilt Stoppt-Gendern-Gründerin (und Achgut-Gastautorin) Sabine Mertens.

Illegal Alien in Augsburg

Kommen wir nun zu mehreren Veranstaltungen, die nicht wie geplant stattfinden konnten oder können. Erneut erhielt der österreichische Rechtsidentitäre Martin Sellner ein Aufenthaltsverbot in der Stadt Augsburg (Achgut berichtete). Dort wollte er am Montag aus seinem Buch Remigration. Ein Vorschlag lesen. Das von der Stadt Potsdam erwirkte generelle Einreiseverbot des Alpenländlers nach Deutschland ist bekanntlich Geschichte, zwischenzeitlich konnte Sellner nach einigen solcher Aufenthaltsverbote – mehrere hatten wir hier und hier zum Thema – hierzulande ein paar Auftritte unbehelligt absolvieren. Süddeutschland, zumal Bayerisch Schwaben, scheint aber ein schwieriges Pflaster für ihn zu sein. Und in Augsburg, wo der Österreicher im Dezember sein damaliges Betretungs- und Aufenthaltsverbot – wie erwähnt – in einem Reisebus umging, regiert Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU). 

Eine „Christsoziale mit dem rot-grünen Touch, die schon zu Corona-Zeiten durch teilweise absurde Maßnahmen bundesweit für Aufsehen sorgte – etwa mit Maskenpflicht beim Joggen“, informiert Journalist Boris Reitschuster, ein Kind der Stadt. Weber hatte Reitschuster wegen kritischer Berichterstattung mit einer Strafanzeige überzogen, die letztlich im Sande verlief. Ihre Stadtverwaltung begründete den neuerlichen Bescheid mit dem Schutz der „verfassungsmäßigen Ordnung“. Rechtsanwalt Ulrich Vosgerau – wie Sellner ein Potsdam-Veteran – kritisiert, dass für die Stadt Augsburg nicht zähle, ob der unerwünschte Ausländer Straftaten begehen oder zu ihnen aufrufen könnte. „Völlig legales Verhalten und an sich der Meinungsfreiheit unterfallende Äußerungen“ genügten der Behörde bereits, um restriktiv tätig zu werden. Vosgerau fühlt sich dadurch an Ernst Fraenkels Doppelstaat erinnert, eine juristische Analyse der ersten Jahre des Dritten Reichs. Vordergründig, so der habilitierte Öffentlichrechtler, besteht der Rechtsstaat fort, zugleich aber entwickle sich eine „hinter den Kulissen‘ abspielende Kooperation zwischen NGOs, ‚Sicherheitsbehörden‘ und Geheimdiensten“, wo „die Frage nach der Rechtmäßigkeit einer Äußerung keine Rolle mehr spielt“.

Was passierte nun am Montag in Augsburg? Sellner postete ein Video, das einen angeblichen Standort der geheimen Lesung an der frischen Luft zeigen sollte, das aber offenbar früher – vielleicht sogar an einem anderen Tag – entstanden war. In der Folge stürmte die Polizei das betreffende Areal, traf aber den Identitären-Führer nicht an. Der Internetzeitung DAZ zufolge hatte die Lesung außerhalb Augsburgs unter mehr oder weniger konspirativen Bedingungen stattgefunden, während die Lokalität nur dem Schein diente, genau wie Anhänger Sellners, die sich dort während des polizeilichen Eingreifens aufhielten. Ein solches Katz-und-Maus-Spiel hatte der Remigrationsredner im Vorfeld bereits angekündigt. 

Bei einem in Dresden geplanten Vortragsabend mit Sellner musste laut einem Organisator kurz vorher die Lokalität gewechselt werden, weil es Drohungen gegen deren Inhaber gegeben hatte. Und in Chemnitz soll der Österreicher heute Abend im Rahmen einer Fraktionssitzung von Pro Chemnitz/Freie Sachsen auftreten, die Stadt kündigte jedoch die städtischen Räumlichkeiten. Das zuständige Verwaltungsgericht bestätigte dieses „Rathausverbot“, eine Entscheidung des Oberverwaltungsgerichts stand bei Redaktionsschluss noch aus.

Hotel unter Druck

Für mehrere Interviews stand Sellner Thomas Grabinger alias Der Digitale Chronist zur Verfügung. Dieser, so das Aktionsbündnis „Aartalsee bleibt bunt“, „verbreitet Hass und Hetze auf mehreren Internet-Plattformen“. Der rechte YouTuber hatte nämlich zu einem Zuschauertreffen im hessischen Lahn-Dill-Kreis eingeladen. Nach Protesten und einer Gegendemo des Aktionsbündnisses wurde die Veranstaltung an ihrem ursprünglich geplanten Ort in Bischoffen-Niederweidbach abgesagt. Statt im Seehof Hotel am Aartalsee zu tagen (die Gegend ist übrigens nicht mit dem Ahrtal oder gar dem Aatal zu verwechseln), wich man kurzfristig auf eine Alternativ-Location aus. In den Medien war von einem „Treffen mutmaßlich Rechtsextremer“ die Rede – mutmaßen kann man vieles –, das Aktionsbündnis sprach von einem „Schwurbler- und Nazitreffen“ bzw. einem der „Reichsbürger- und Querdenker-Szene mit der Neuen Rechten“. Das würde den Termin vom vergangenen Samstag über Gebühr aufwerten.

Hotelinhaber Ioannis Arabatzis, in dessen Haus der Treff schon mal stattgefunden hatte, erklärte wiederum aus Erfahrung: „Es war in Ordnung, was dort gesagt wurde, es war nichts Rechtsextremes“. Er stellte klar: „Die […] geplante Veranstaltung wurde aus Sicherheitsgründen abgesagt – nicht wegen der Inhalte, sondern wegen der angekündigten Gegendemonstration und der damit verbundenen Eskalationsgefahr.“ Und er beklagte sich, „dass wir in sozialen Medien persönlich angegriffen, unter der Gürtellinie kritisiert und gezielt boykottiert werden sollen – offenbar mit dem Ziel, uns wirtschaftlich zu schaden“. Vor diesem Hintergrund wirkt seine Weigerung, sich inhaltlich von dem Chronisten-Treffen zu distanzieren, mutig; sie wird ihm von Gegnern übelgenommen. Die Teilnehmer tagten zwar andernorts, einige von ihnen übernachteten aber offenbar wie geplant in dem Hotel. Grabinger zeigte sich trotz der Umänderung zufrieden.

Kein Tumult in der Fabrik

Nun geht es nach Dresden und wir begegnen, wie oben in Leipzig, wieder der Antifa. Eine Beschwerde des Antifa Recherche Team Dresden soll beim Ausfall einer Veranstaltung des Magazins Tumult den Ausschlag gegeben haben. Die Zeitschrift, die den Untertitel Vierteljahresschrift für Konsensstörung trägt und sich laut ihrem Herausgeber Frank Böckelmann als „neoreaktionär“ versteht, wollte in drei Wochen eine Vortragsveranstaltung abhalten, bei der Valerio Benedetti über „die fortschreitende Islamisierung Europas“ gesprochen hätte. Der Historiker Benedetti kommt aus der italienischen CasaPound, einer im Wortsinne neofaschistischen – sich also in der Tradition Mussolinis verstehenden – Organisation. Der Künstlerverein, der die Veranstaltungsstätte Blaue Fabrik betreibt, sagte ab. 

In seinem Schreiben, das Achgut vorliegt, legt der Vereinsgeschäftsführer dar, dass er selbst durchaus zwischen deutschem Nationalsozialismus und italienischem Faschismus zu differenzieren weiß und dem inflationären Gebrauch gewisser einschlägiger Kampfbegriffe kritisch gegenübersteht – bei Dritten genügt jedoch die Einordnung Benedettis als „neofaschistisch“, damit sofort die Schotten dichtgehen. „Im Unterschied zu den heute beliebig unterstellbaren Maximalübeln ‚Faschismus‘ und ‚Neofaschismus‘“, kommentiert Tumult-Herausgeber Böckelmann, „ist die Islamisierung eine reale, stetig wachsende Gefahr für alles, was uns in Europa wert und teuer ist, Demokratie, Toleranz und Vielfalt eingeschlossen.“

Gewalt gegen Kundgebung

Wo wir schon beim Thema sind: Als beim Attentat auf den Islamkritiker Michael Stürzenberger vor gut einem Jahr in Mannheim Polizist Rouven Laur getötet wurde, wurden neben Anschlagsziel Stürzenberger weitere Personen schwer verletzt. Darunter Aktivisten der Bürgerbewegung Pax Europa (BPE), die die Kundgebung veranstaltete, z.B. ein unter seinem Vornamen Moritz bekannter BPE-Redner, in dessen Oberschenkel das Messer des Attentäters landete (hier mit heller Kappe zu sehen). Inzwischen spricht besagter Moritz wieder auf BPE-Kundgebungen. Dass es dort zu Angriffen kommt, war schon vor Mannheim nichts Neues und bei uns auch Gegenstand der Berichterstattung.

Vergangen Samstag erwischte es BPE-Moritz mehrfach, als er für seine Vereinigung bei einer Kundgebung in der Mainzer Innenstadt ins Mikro redete. Während er mit einem Passanten über den ethnokulturellen Hintergrund gewisser Straftäter diskutierte, schleuderte ihm jemand ein Ei ins Gesicht (hier eine andere Perspektive), was eine junge Frau mutmaßlich einschlägigen Migrationshintergrunds mit den Worten „Geschieht dir recht, Junge!“ quittierte. Anschließend wurde sie gegen Passanten gewalttätig. Beim Täter des Eierwurfs soll es sich einer Quelle zufolge um einen Linksextremen gehandelt haben. Zuvor schlug ein älterer Herr, dem die (legale) Lautstärke der Veranstaltung mit ihren Verstärkern missfiel, jenem Moritz mit dem Krückstock auf dem Kopf (hier eine andere Perspektive). Bis zum Eintreffen der Polizei hielt der BPE-Mann den Senior an besagtem Stock fest.

Wo man singt, …

Alleine dafür, dass man in den Social Media irgendwelche „Daumen hoch“ gegeben hat, kann man es schon mit der Strafjustiz zu tun bekommen. Wie der Liedermacher Jan W. alias Yann Song King schildert, drohte einem seiner Hörer sogar die Entfernung aus dem Öffentlichen Dienst, weil er einen Smiley unter einen geposteten Song des Dresdners platziert hatte. Dies sei ihm als Indiz für mangelnde Verfassungstreue ausgelegt worden. Wenn die anderen Indizien ähnlich bestechend waren, müsste der Sieg, den der Mann laut Yann Song King vor dem Bundesverwaltungsgericht errungen hat, ein Kinderspiel gewesen sein. Beim inkriminierten Lied des Musikers, der 2020 auf Coronademos als Protestbarde begann und inzwischen auch zu Themen wie Energiepolitik und Frieden singt, handelt es sich um „Wir fahren heut‘ zum Putsch“.

Wie in der humoristischen Mehrzahl seiner Lieder weiß Yann Song King darin als Satiriker zu überzeugen. Verstärkt durch das dazugehörige Video haben die Leipziger Bundesrichter das Werk als „Posse über die Reichsbürgerszene“ aufgefasst und zurecht nicht als „ernsthaften Umsturzaufruf“ eingeordnet. Die eigentliche Stoßrichtung des Spottes liegt natürlich woanders, nämlich beim Mainstream-Narrativ über die Wohnmobil-Putschisten um Prinz Reuß. Zu den 32 Grad an meinem Schreibtisch beim Verfassen dieser Zeilen passt aber eher der Song über den Hitzetod.

Vor Gericht

Zuletzt zum Verwaltungsgericht Greifswald. Das hatte jüngst gleich zwei Mal mit Schülern zu tun. In einem Fall ging es um Loretta B., die letztes Jahr von der Polizei wegen (legaler) rechter Internetposts aus dem Unterricht geholt worden war. Das war rechtswidrig, entschieden nun das Gericht (Achgut berichtete). Seine Begründung laut Junger Freiheit (JF): „Das Gespräch der Polizisten mit Loretta hätte auch zu Hause oder auf der Polizeiwache stattfinden können. Es ist nicht notwendig gewesen, sie vor aller Augen aus dem Unterricht zu holen und damit eine Stigmatisierungswirkung hervorzurufen.

In einem anderen Fall wurde der Schulverweis eines Neuntklässlers aufgehoben. Dieser war im Mai von seiner Schule geflogen, weil diese und das zuständige Schulamt ihm das Zeigen des sogenannten White-Power-Grußes bei einem Schulausflug ins KZ Auschwitz unterstellten. Dabei handelt es sich um das vor allem bei Tauchern gebräuchliche O.K.-Zeichen, das – wie ich zu betonen nicht müde werde –, Internettrolle im Scherz als angeblich rechtsextreme Geste erfunden haben. Das Verwaltungsgericht behauptet allerdings, dass beim O.K.-Zeichen Mittel- bis kleiner Finger aneinandergepresst und bei der anderen Geste auseinandergespreizt würden. Im Video der Tat, so die JF, war aber für das Gericht „weder […] ein korrektes ‚OK‘ noch […] ein korrektes ‚White-Power-Zeichen‘“ zu erkennen, sondern wohl irgendwas dazwischen. Da der Betroffene außerdem bisher in der Schule nicht als rechtsradikal aufgefallen ist, kann man ihm da nichts nachweisen. Was Richter so verhandeln und wir hier so behandeln müssen…

Und so endet der allwöchentliche Überblick des Cancelns, Framens, Empörens, Strafens, Umerziehens, Ausstoßens, Zensierens, Denunzierens, Entlassens, Einschüchterns, Moralisierens, Politisierens, Umwälzens und Kulturkämpfens. Bis nächste Woche!

 

Ein Archiv der Cancel Culture in Deutschland mit Personenregister finden Sie unter www.cancelculture.de. Um auch weniger prominente Betroffene aufnehmen zu können, sind die Betreiber der Website auf Hinweise angewiesen. Schreiben Sie ihnen gerne unter cancelculture@freiblickinstitut.de.

Christoph Lövenich ist Novo-Redakteur und wohnt in Bonn. Er hat zum SammelbandSag, was Du denkst! Meinungsfreiheit in Zeiten der Cancel Culturebeigetragen.

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Leserpost

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Leitner Laszlo / 05.07.2025

Man muss sich klarmachen, dass die meisten der beschriebenen Fälle mit ausdrücklicher Duldung der staatlichen Entscheider stattgefunden haben. D.h. die handelnden ‘Aktivisten’ und GOs sind vorgeschoben. Es geht um Untergrabung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung.

Thomas Szabó / 04.07.2025

Von Israel zu verlangen Gaza durchzufüttern ist, wie es gewesen wäre Holocaustüberlebende dazu aufzufordern Spenden für die Angeklagten der Auschwitzprozesse, der Nürnberger Prozesse zu sammeln. “Juden! Spendet für die hungrige Hitlerjugend, damit sie groß und stark werden und euch den Garaus machen!”

Lutz Liebezeit / 04.07.2025

Praktisch ist ja nur unsere Kultur zerstört worden, wenn man bei dem, was die Ausländer einbringen, denn von Kultur sprechen will. Sie bleiben unter sich, wir dagegen werden genötigt, die in unsere Betriebe einzustellen. Das führt zur schleichenden Übernahme. / Als ich vorhin über die Brücke ging, öffnete der junge Araber eine Packung und warf die Alufolie in den Fluß. Seitdem hier alle bio sind und umweltbewußt, schwimmen im Fluß Plastikflaschen, Chipstüten und die Ufer sind vermüllt. Mn fühlt sich wie zuhase. Abgesehen davon, daß nur die Deutschen gendern und die anderen ihre Töchter in spießige rosa Plastikröckchen stecken und in Sandalen, wie sie Omas tragen, ganz traditionell, und Orientmusik aus Smartphones jault - sind unsere Göttersagen tabu. Und ich befürchte, daß die meisten gar nicht wissen, worum es da geht? “Bifröst” heißt die Regenbogenbrücke, sie ist von den Göttern erbaut worden. Nicht jeder darf hinüber reiten, sie wird bewacht, und reicht von der Erde bis zum Himmel. Bei Ragnarök kämpfen die Götter mit den Riesen und wenn die Muspellsöhne über die Regenbogenbrücke reiten wollen, bricht sie unter den Hufschlägen zusammen. Die “CSD-Flags” werden als “Regenbogenfahnen” bezeichnet, und mit wenig Phantasie sehen sie aus wie die Bruchstücke von Bifröst. Auch das ist Teil des Codes. / Bei Prophezeiungen gibt es große Unteschiede, im A.T. sind viele im Klartext. Die beziehen sich auf die Menschenwelt, Jesaja, Jeremia sind Klartext, die Jesaja-Apk. (Kap. 24-27) ist chiffriert, Daniel, Hesekiel - chiffriert. Die Apk. des Johannes ist chiffriert und bezieht sich auf die Menschenwelt, sie ist voller großer Symbole, Schlangen, Tiere, und erzählt in Kapiteln vom Niedergang Europas, die Göttersagen sind unsere und die Ausnahme in dieser Reihe, denn sie erzählen die Geschichte der Götter in Stabreimen. Die Endzeitreden sind halb in Gleichnissen und halb im Klartext und beziehen sich wieder auf die Menschenwelt. - Woher das kam, keine Ahnung, aber es ist da.

Gus Schiller / 04.07.2025

Titelbild: Sauberer Doppellutz, nur leider nicht auf der Eisfläche.

Bernd Gottschalk / 04.07.2025

...ich finde eine Umbenennung der früheren “Spielplätze” überfällig !... unser öffentlicher Grundschulspielplatz ist nur noch bis ca 17:30 Uhr für Kinder bespielbar…danach kommen die islamischen Großfamilien und nehmen lautstark restlos alles in Beschlag..gerne auch bis Mitternacht…  und kein Anwohner traut sich mehr, mal die Polizei zu rufen…

J. Harms / 04.07.2025

Die mit weitem Abstand geilste und auch kreativste “Volks-Verarsche” bei dem gesamten Vorhaben sind wohl die genannten, voraussichtlichen Kosten von ca. 55 Euro pro Schild! Da fällt es schon sehr schwer beide Schließmuskeln unter Kontrolle zu behalten. Ein würdiger Kandidat für den Karnevalsorden 2025! Darauf ein dreifaches HELAU!!!

Sam Lowry / 04.07.2025

Genau so muss das: “Schweizer Gemeinde sperrt nach Übergriffen Freibad für Ausländer”!!!

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