Kolja Zydatiss / 12.02.2021 / 06:25 / Foto: CDU/CSU Fraktion / 56 / Seite ausdrucken

Ausgestoßene der Woche: Ethiker, Mediziner, Feministin

Der aktuellste Ausgestoßene der Woche ist Christoph Lütge. Der Wirtschaftsethiker ist Professor an der TU München und saß bis vor kurzem im Bayerischen Ethikrat. In den vergangenen Monaten fiel er mit öffentlicher Kritik an der Coronapolitik von Bund und Ländern auf. Bereits nach der Lockdown-Verschärfung im Dezember 2020 sprach er davon, dass die Politik das Vertrauen der Menschen vollkommen verspiele. Im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk erklärte er, dass das Durchschnittsalter der Corona-Toten bei etwa 84 Jahren liege: „Da stirbt man an Corona oder an etwas anderem.“ Die Corona-Maßnahmen brächten „massive Kollateralschäden“ mit sich. „Es sterben Menschen, weil sie nicht zum Arzt gehen. Das sind meist ebenfalls ältere Menschen mit Vorerkrankungen, die später tot in ihrer Wohnung gefunden werden.“

Nun ist Lütge schon nach der ersten Sitzung des Ethikrats aus dem Gremium geflogen, wie die BILD berichtet. Eine Sprecherin der Bayerischen Staatskanzlei habe von einer einstimmigen Entscheidung des Ministerrats gesprochen und den Schritt mit angeblich „wiederholten öffentlichen Äußerungen von Herrn Professor Lütge, die mit der verantwortungsvollen Arbeit im Ethikrat nicht in Einklang zu bringen sind und auf Dauer dem Ansehen des Gremiums Schaden zufügen könnten“ begründet. Beispiele habe sie nicht genannt. Der Bayerische Ethikrat wurde im Oktober 2020 von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) ins Leben gerufen, um die Landesregierung in ethischen Fragen zu beraten.

Nicht verpflichtet, „emanzipatorisch“ zu denken

Der zweite Ausgestoßene der Woche ist Paul Cullen. Der aus Irland stammende Mediziner ist Facharzt für Laboratoriumsmedizin und als Leiter des MVZ Labors für die Corona-Testungen in der gesamten Region Münster verantwortlich. Als außerplanmäßiger Professor hält Cullen regelmäßig unentgeltlich Vorlesungen an der medizinischen Fakultät der Uni Münster. Dort werfen ihm nun der AStA und eine Vereinigung namens Kritische Mediziner*innen in einem gemeinsamen Statement „unwissenschaftliche, antifeministische und antisemitische Äußerungen” vor. Die studentische „Regierung“ fordert eine Untersuchung des Falls und, sollte das öffentliche Auftreten von Prof. Cullen mit den Grundsätzen der Universität Münster in Konflikt stehen, die Aberkennung seiner Professur.

Was ist dran, an den Vorwürfen? Cullen ist Vorsitzender des Vereins „Ärzte für das Leben” und Mitglied im Vorstand des „Bundesverbands Lebensrecht”. Das sind christlich geprägte Organisationen, die sich für ein Verbot der Abtreibung in Deutschland einsetzen. Als Autor hat Cullen abtreibungskritische Beiträge unter anderem im Magazin Tichys Einblick, auf der Webseite der evangelikalen Nachrichtenagentur idea sowie auf der erzkatholischen österreichischen Onlineplattform kath.net veröffentlicht.

Der AStA nennt Cullens Standpunkte „antifeministisch“ und „antiemanzipatorisch“. Der Arzt folge „konservativen bis fundamentalistischen Ideologien“. Nun, konservativ ist Prof. Dr. Cullen sicherlich. Mit den Positionen vieler Feministen ist seine Abtreibungskritik nicht vereinbar, in diesem Sinne ist sie „antifeministisch“. Was „emanzipatorisch“ oder „fundamentalistisch“ ist, ist Ansichtssache. Darüber lässt sich trefflich streiten. Was allerdings nicht zur Debatte steht: Deutschland ist eine pluralistische Demokratie, in der auch konservative und „antifeministische“ Positionen vertreten werden dürfen und Universitätsdozenten (bislang) nicht verpflichtet sind, „emanzipatorisch“ zu denken.

Der AStA bemerkt in seinem Statement selbst, dass Cullen aktuell keine Vorlesungen in der Gynäkologie oder zu anderen Inhalten, die einen engen Bezug zum Thema Abtreibung haben, hält. Die Studentenregierung befürchtet aber dennoch, dass der Mediziner „seine (politischen) Ansichten auch in seine Lehre“ einbringen könnte. Mehr als ein Freizeitengagement für ein konservatives Anliegen und die diffuse Sorge, dass die Lehre davon irgendwie kontaminiert werden könnte, kann der AStA hier also nicht ins Feld führen.

Der „Beweisführung“ selbst nicht ganz sicher 

Kommen wir zum Anklagepunkt „unwissenschaftlich“. Prof. Cullen veröffentlichte im August 2020 in einer katholischen Zeitung einen Text mit der Überschrift „Die seltsame Pandemie. Warum das Impfen gegen das Virus SARS-CoV-2 vielleicht gar keine so gute Idee ist“. Der Arzt äußert hier (in aus meiner Sicht sachlichem Ton) allgemeine Überlegungen zu möglichen Risiken einer Corona-Impfung. Bewegen sich diese Positionen „zwischen streitbar und schlicht falsch“, wie der AStA behauptet? Das will ich als medizinischer Laie nicht beurteilen.

Die Studentenregierung scheint sich der Stärke ihrer „Beweisführung“ allerdings selbst nicht ganz sicher zu sein, denn schnell schiebt sie noch nach, dass der fragliche Artikel auch auf einem irgendwie anrüchigen YouTube-Kanal verbreitet worden sei, auf dem „Virolog*innen mit den Taliban“ verglichen würden. Großer Gott! Am Ende kommt noch raus, dass eine Cousine von Paul Cullen mal jemandem die Hand gegeben hat, der zusammen mit Attila Hildmann auf einen Bus gewartet hat.

Und dann ist da noch der schwerwiegende Vorwurf des Antisemitismus. Der AStA stützt sich hier auf ein „Manifest“, das Cullen 2016 in Kassel öffentlich vorgetragen habe. Meine Recherchen legen nahe, dass die Studenten sich auf die Rede „Quo vadis, Lebensschutz?“ beim „Lebensrecht-Forum“ (Kassel, 19.11.2016) beziehen. Eine Aufzeichnung oder Abschrift dieses Vortrags lässt sich im Netz leider nicht finden.

Ein politisch missliebiges Fakultätsmitglied

Die Argumentation des AStA besteht im Wesentlichen darin, dass Cullen „rechte Begriffe“ wie „Meinungsdiktatur“ und „Kulturkampf“ verwendet und eine Theorie von „herrschenden gesellschaftlichen Kräften“ entwickelt habe, deren Ziele eine „Gefahr für die Menschheit“ bedeuteten und von denen nur die „Finanzindustrie“ und „wenige Reiche“ profitieren würden. In diesem Zusammenhang habe der Mediziner der Bill-und Melinda-Gates- sowie der Soros-Stiftung vorgeworfen, als „mächtige Finanzinteressen“ die „Abtreibungs-und Euthanasielobby“ zu unterstützen. Letztere Stiftung wurde von dem jüdischen, ungarischstämmigen Investor George Soros gegründet, der laut AStA für Cullen ein „Spekulant und Strippenzieher“ ist.

Es mag sein, dass hinter diesen Äußerungen ein verklausulierter Antisemitismus steckt. Mit Sicherheit kann eine Fixierung auf (Finanz-)Eliten und deren (vermeintliche) finstere Machenschaften unter Umständen antisemitische Ressentiments befördern. Aber von mächtigen, obskuren Kräften, die angeblich die Interessen „der Reichen“ und der Finanzindustrie vorantreiben, sprechen Linke mindestens genauso oft wie Rechte. Würde ein Mediziner am Pranger stehen, gar die Aberkennung seiner Professur gefordert werden, wenn er in seiner Freizeit auf sozialistischen Konferenzen mit ähnlicher Wortwahl gegen „die da oben“ wetterte?

Paul Cullens streng-konservative Ansichten müssen einem nicht gefallen. Letztlich entsteht aber der Eindruck, dass hier ein auf dem Boden der freiheitlich-demokratischen Grundordnung stehendes, aber politisch missliebiges Fakultätsmitglied „gesäubert“ werden soll. Nun bleibt zu sehen, ob sich der Senat der Uni Münster der illiberalen Argumentation der Studenten anschließen wird. „Der Vorgang befindet sich aktuell noch in der Prüfung“, zitiert das Regionalmagazin Wiedertäufer den Dekan der medizinischen Fakultät.

Die Chefetage der „Times“ leitete eine Untersuchung ein

Ausgestoßen ist aktuell auch Donald McNeil. Der renommierte Wissenschaftsjournalist arbeitete bis vor kurzem für die New York Times. Seine Berichterstattung über die Corona-Pandemie befindet sich in der engeren Auswahl für einen Pulitzer-Preis. Zur Kündigung gedrängt wurde er letzte Woche trotzdem, und zwar aufgrund von Äußerungen, die er 2019 auf einem von der Times organisierten Südamerika-Trip für gesundheitspolitisch interessierte Jugendliche gemacht haben soll.

Wie verschiedene englischsprachige Medien berichten, begleitete McNeill vor zwei Jahren eine Gruppe von amerikanischen High-School-Schülern nach Peru. Beim Abendessen fragte ihn offenbar eine Schülerin, ob er es richtig fände, einen Schüler, der das „N-Wort“ benutzt hat, von der High School zu suspendieren. Im Rahmen der sich aus dieser Frage ergebenden Diskussion soll McNeill selbst die fragliche Formulierung verwendet haben.

Laut dem Magazin Daily Beast beschwerten sich sechs Schüler und deren Eltern bei der Zeitung über diesen Sprachgebrauch. Einige warfen dem Journalisten zudem vor, Klischees über schwarze Teenager verbreitet zu haben und nicht an das Konzept der „White Privilege“ zu glauben. Die Chefetage der Times leitete eine Untersuchung ein, „disziplinierte“ den Mitarbeiter (obwohl sie einräumte, dass er nicht „böswillig“ gehandelt habe), und entschuldigte sich bei der jugendlichen Reisegruppe.

Abgang mit pathetisch-winselnder Selbstkritik

So weit, so woke. Die Geschichte ist aber noch nicht zu Ende. Letzte Woche rollten McNeills Kollegen den Fall wieder auf. Mehr als 150 Beschäftigte der Times unterzeichneten einen offenen Brief an das Management der Zeitung, in dem sie eine weitere Untersuchung des Vorfalls und eine persönliche Entschuldigung des Journalisten forderten. Vage schrieben sie zudem von Voreingenommenheit gegenüber Farbigen („People of Color“), die McNeill in seiner journalistischen Arbeit und in seinen Interaktionen mit Kollegen an den Tag lege.

Der Verleger der Times, Arthur G. Sulzberger, Chefredakteur Dean Baquet und die Vorstandsvorsitzende Meredith Kopit Levien begrüßten den Brief und kündigten „Ergebnisse“ an. Angesichts dieser Drohkulisse hielt McNeill es wohl für die beste Option, freiwillig das Medium, für das er viele Jahre gearbeitet hatte, zu verlassen. Zu unseren neo-maoistischen Zeiten passend, begleitete er seinen Abgang mit einer pathetisch-winselnden Selbstkritik. Ob ihm das helfen wird, beruflich wieder Fuß zu fassen?

McNeill ist nicht der erste Journalist, der aus politisch-ideologischen Gründen bei der einst weltweit als Qualitätsblatt geschätzten linksliberalen Zeitung „herausgeekelt“ wurde. 2020 kündigte der Leiter der Meinungsseite, James Bennet, seinen Job. Mehr als 800 seiner Times-Kollegen hatten eine Petition unterzeichnet, in der sie gegen die Veröffentlichung eines Textes des republikanischen Senators Tom Cotton protestieren. Cotton hatte in seinem Meinungsbeitrag eine „Machtdemonstration“ des Militärs gefordert, um auf Gesetzesbrüche bei Antirassismusprotesten zu reagieren.

Wenige Wochen später kündige auch Bari Weiss, ebenfalls vom Team der Meinungsseite. Die klassisch-liberale Journalistin beklagte „ständiges Mobbing“, Einschüchterung und Zermürbung von Mitarbeitern wie ihr, die nicht „progressiv“ genug seien, und schrieb gar von einem „Bürgerkrieg“ innerhalb der Redaktion. Der Fall McNeill zeigt noch einmal eindrücklich, welche Seite diesen Krieg gerade gewinnt.

Wegen Vermietung an die AfD privat bedroht

Möglicherweise von der Cancel Culture betroffen ist diese Woche auch die AfD. Wie der Deutschlandfunk berichtet, strebt die niederrheinische Stadt Kalkar ein Verbot des geplanten Parteitags der nordrhein-westfälischen AfD zur Aufstellung ihrer Bundestagskandidaten an. Es sei eine entsprechende Ordnungsverfügung gegen das privat betriebene Freizeitzentrum Wunderland Kalkar ausgesprochen worden, in dem das Delegiertentreffen stattfinden solle. Als Grund habe die Stadt die unmittelbare Nähe des Tagungsortes zu einem Corona-Impfzentrum angeführt. Es sei zu befürchten, dass die Erreichbarkeit dieses Orts massiv gestört werden könne.

Ein Vorwand? Der Geschäftsführer des Wunderlands, Han Groot Obbink, hält die Begründung jedenfalls für unsinnig. Das Gelände sei groß genug für eine Trennung: „Ungemütlich werden hier nur die Demonstrationen, aufgrund derer Polizeikontrollen überhaupt notwendig werden.“ Der Niederländer wird nach eigenen Angaben wegen der Vermietung der Messehalle an die AfD privat bedroht. Die Partei tagte bereits 2017, 2019 und 2020 in dem skurrilen Freizeitpark, der auf dem Areal des niemals in Betrieb gegangenen schnellen Brüters SNR-300 errichtet wurde.

Rückwirkende Cancel Culture

In Australien hat sich indessen die Buchhandlung Readings Books für die Tatsache entschuldigt, dass sie vor drei Jahren (!) eine Lesung mit der feministischen Autorin Julie Bindel veranstaltete. Bindel ist so etwas wie die britische Alice Schwarzer, nur etwas jünger. Bei Readings präsentierte sie 2018 ihr Buch „The Pimping of Prostitution: Abolishing the Sex Work Myth“, das sich kritisch mit Prostitution und Frauenhandel auseinandersetzt.

Wie viele Feministinnen alter Schule ist Bindel kein Fan der Ideologie der Genderfluidität und des „Transgender“-Aktivismus, die unter anderem zur Folge haben, dass biologische Männer, die sich als Frauen „identifizieren“, in den Frauensport, Frauengefängnisse und so weiter drängen. Das scheint ihr nun zum Verhängnis geworden zu sein. Die aktuelle Haltung Bindels „spalte unsere Gemeinschaft“, daher bereue man, sie eingeladen zu haben, teilt die Buchhandlung auf Twitter etwas kryptisch mit. Cancel Culture nun also auch für Veranstaltungen, die Jahre zurückliegen. Die Folgen dieser Kolumne dürften in Zukunft nicht kürzer werden …

Und wie gewohnt kam es auch diese Woche in den sozialen Medien zu schwer nachvollziehbaren Sperr- und Löschentscheidungen, die eine Verarmung der Meinungsvielfalt und damit letztlich des demokratischen Lebens bedeuten. Die Twitter-Nutzerin Aya Velázquez (Autorin bei der Lockdown-kritischen Wochenzeitung Demokratischer Widerstand) teilt zum Beispiel mit, dass ihr Primär-Account @aya_velazquez für sieben Tage gesperrt wurde, und belegt das mit einem Screenshot.

Der Auslöser? Velázquez hatte ein offenbar mit einer Handykamera am Berliner Pariser Platz aufgenommenes Video geteilt, das eine Auseinandersetzung zwischen Polizisten und einer irgendwie nicht Corona-konformen Radfahrerin zeigt. Sie schrieb dazu den Kommentar: „Der ganze Zustand der #Demokratie in Deutschland in einem Video. Ich wünschte wirklich, jeder Mensch, der glaubt, hier ginge noch alles mit rechten Dingen zu, ließe solche Bilder mal wirklich an sich heran. Ich weiß, es ist schmerzhaft. Wer lebt schon gerne in einer Diktatur…“

 

Nachtrag: Prof. Dr. Paul Cullen hat in einer E-Mail an die Achse des Guten darauf hingewiesen, dass es ihm bei seiner Kritik an George Soros im Rahmen seiner am 19.11.2016 in Kassel gehaltenen Rede nicht um die Behauptung einer Verschwörung ging, sondern in erster Linie um eine konkrete Kampagne zur Liberalisierung der Abtreibungsgesetzgebung in Irland, der „Abortion Rights Campaign“, die Soros‘ „Open Society Foundation“ in Januar 2016 mit 23.000 Euro unterstützt habe.

Foto: CDU/CSU-Fraktion

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Richard Loewe / 12.02.2021

das ist doch mal ein gutes Zeichen, denn wenn Institutionenoekonomikethiker (gibts nur in D und die sind ultraangepasst) zu freiheitsorientiert sind, dann wird das Regime auf echte Aussenseiter zurueckgreifen muessen. Mein Dank gilt dem Kollegen Luetge, der sich damit mutig mannigfaltiger Einkommensmoeglichkeiten beraubt hat.

Manfred Lang / 12.02.2021

Das, was Prof. Cullen für die ungeborenen Kinder leistet, findet meine ausdrückliche Anerkennung. Dass er dem Gegenwind linker Studentengruppen im Asta der Uni ausgesetzt ist, weil er für den Lebensschutz Ungeborener eintritt, ist nicht nur auf Studentenvertretungen beschränkt. Amüsant ist die Begründung, es wäre “antifeministisch” und “antiemanzipatorisch”, weil er gegen die Abtreibung von Menschen kämpft. Wer nur etwas weiter denkt als diese linken Studenten, dem wird aufgefallen sein, dass es absolut antifeministischist, für die Tötung von Ungeborenen einzutreten. Denn statistisch sind mehr als 50 % aller gezeugten Kinder weiblichen Geschlechts. Was gibt es Antifeministischeres, als ungeborene Mädchen bereits vor der Geburt zu töten? Und es sei “antiemanzipatorisch” gegen die Tötung ungeborener Kinder einzutreten. Den getöteten ungeborenen Mädchen und Jungen nimmt die Tötung im Mutterleib von vornherein neben dem Leben als Voraussetzung jede Möglichkeit, ein eigenes emanzipiertes und selbstbestimmtes Leben führen zu können. Aber die linken Studenten sind nicht alleine als Verfechter der Kultur des Todes. Es ist noch nicht lange her als Kevin Kühnert, damals noch Juso-Chef, gefordert hatte, die Abtreibung bis zu den Eröffnungswehen straffrei zu lassen. Und auch in meiner kath. Kirche gibt Aufweichungstendenzen. Es ist erst ein paar Jahre her, als Erzbischof Lehmann sich mit Abtreibungsgegnern öffentlich anlegte, weil diese eine Plastikkopie eines 12 Monate alten Fötus vor der Kirche an die Kirchgänger verteilt hatten. Er missbilligte diese Aktion, weil er der Meinung war, das sein Angelegenheit der Amtskirche. Zur Erinnerung: “Sein” Donum vitae stellte Beratungsscheine aus, die für eine Abtreibung notwendig waren. Wir selbst haben vor kath. Kirchen in unserem überwiegend katholischen Ort über lange Zeit in den 80ern Info-Tische gegen Abtreibung aufgestellt. Es war für uns entsetzlich, dass Gottesdienstbesucher sich für die Abtreibung aussprachen.      

Karl Schmidt / 12.02.2021

(1.) Darf sich der AStA auch nur wissenschaftlich an der Universität äußern? Das wäre mir neu - aber vielleicht wünschenswert. Falls nicht, sehe ich keinen Grund, dass einem Professor zu versagen. Warum Sie allerdings in Ihrem Artikel die Überlegung anstellen, ein Kritiker der Abtreibungsgesetze könnte möglicherweise im Rahmen einer gynäkologischen Vorlesung problematisch sein, bleibt Ihr Geheimnis: Muss man dafür dann doch die richtige politische Gesinnung haben? Dann dürfte Ihre gesamte Artikelserie ziemlich unnütz sein und Sie sind selbst schon mit dem Virus des Auslöschens infiziert. Ich sehe nicht, dass das eine mit dem anderen etwas zu tun hat; dass eine Befürwortung der derzeitigen Abtreibungsreglung Voraussetzung für die medizinische Lehre wäre. Und ich bin sicher, dass alle Studenten kritische Anmerkungen zur Rechtslage aushalten müssen - auch dann, wenn sie das anders sehen. Letztlich beugen Sie sich der Terrorwelle hier bereits ein Stück weit wie eine Palme im Wind. (2.) Damit sind wir bei den Verfassungsschutzämtern: Wieder werden Personen, die einer Partei die Ausrichtung von Parteitagen ermöglichen, bedroht. Und es betrifft immer dieselbe Partei, die offensichtlich gezielt und planvoll angegriffen wird. Vom Verfassungsschutz, dem zuständigen Innenminister, der Polizei hört man dazu nichts: Es gibt keine politische Verurteilung, keine Einordnung der Drohung als terroristischer Akt. Die linke Hassgewalt wird wieder versteckt, verharmlost und der Staat kommt seinen Pflichten nicht nach, für deren Erledigung er aber die Steuermittel von den Bürgern erhält. Ist das noch eine Demokratie? Ist das noch ein Rechtsstaat? Nein - und das ist nicht das Problem der AfD.

Jan-Hendrik Schmidt / 12.02.2021

Meine Uni-Erfahrung vor über 20 Jahren: Asta und Studentenparlament sind fast ausschließlich mit grün-linken Geisteswissenschaftlern besetzt, deren Hauptbeschäftigung eher Uni-Politik ist und weniger ihr Studienfach. Viele von denen sind Langzeitstudenten und einige ergreifen nie einen Beruf, sondern bleiben auf ewig in den universitären Strukturen hängen: Copy-Shop, Campus-Verwaltung usw. Gesellschaftliche oder politische Ereignisse werden gerne in Form von Demos oder Streikaufrufen in die Universität getragen.

Markus Viktor / 12.02.2021

“Cancel Culture” ist das falsche Wort, ist Hass und Hetze der Canceler, ist also “Cancel Barbarism”, Regression und nichts von Kultur.

Thomas Brox / 12.02.2021

Die traditionellen Industrieländer stecken in einer tiefen, selbst verursachten Krise. Aufgrund spezifischer Eigenheiten ist Deutschland besonders schwer betroffen. Hier noch ein Quantum Trost von dem genialen George Orwell: “Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.“

Dr. Inge Frigge-Hagemann / 12.02.2021

@ Gerald Weinbehr: genauso geht es mir auch immer öfter. Auf diese Weise wird diese Gesellschaft nahezu blind in der Diktatur landen. Die Anzeichen dafür - wie eben ‘die Ausgestoßenen der Woche’ zeigen- sind doch eindeutig.

Ilona Grimm / 12.02.2021

Der Tag wird kommen, an dem die Ausstoßer die Ausgestoßenen sein werden. Ob ich den Tag noch auf Erden erlebe, ist natürlich eine andere Frage. Wenn es gar nichts zu lachen gibt über ein behandeltes Thema, lasse ich mir manchmal den Text vorlesen. Und dabei gibt es oft Grund zu Heiterkeit wegen der Aussprache mancher Wörter oder Namen. Heute war es Ex-Ethik-Ratsherr Christoph Lütge, der in „Lüdsch“ umbenannt wurde (keine Kritik an der KI; das Vorlesen klappt super). Welcher Ethikrat entfernt den ethiklosen Söder und seine Helfershelfer aus ihren Ämtern??——Zu Prof. Cullen: Jeder, der Abtreibungen = Kindstötungen ohne triftigen medizinischen Grund propagiert, sollte verpflichtet werden, mindestens 10 Tötungen per Ultraschall-Livestream zu verfolgen. Er wird sehen, was dabei wirklich passiert und dass dort keine gefühllose Ansammlung von „Schleim“ zerstückelt und abgesaugt wird, sondern dass sich das Ungeborene verzweifelt gegen das Getötetwerden wehrt. Die ehemalige leidenschaftliche Abtreibungsbefürworterin (Planned Parenthood) Abby Johnson berichtet darüber in der DVD „Was sie sah, änderte alles“. Ferner bitte ich alle Abtreibungsbefürworter (m/w/d/***), emanzipatorisch, feministisch oder sonstwie orientiert, zu bedenken, wie es sich anfühlen würde, wenn er/sie/es von jemandem mit Tötung durch unheimliche Waffen bedroht würde und niemand wäre gewillt bzw. behilflich, sein/ihr Leben zu retten. Dass Cullen vom AStA Antisemitismus vorgeworfen wird, ist ein krankhafter Reflex aller Linken, denen sachliche Argumente schon bei ihren Prämissen ausgehen. Ein Geständnis: Ich halte G. Soros für einen hoch gefährlichen und außerordentlich bösartigen Menschen, der seine Absichten (wie u.a. auch die BMGF oder das WEF) durch „gute Werke“ und Menschenfreundlichkeit tarnt. Bin ich deshalb eine Antisemitin? Antisemitisch wäre es, wenn ich Soros’ Pläne und Taten nur deshalb exkulpieren würde, weil er Jude ist.

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