Archi W. Bechlenberg / 19.02.2020 / 12:00 / Foto: Zhilal Darma / 52 / Seite ausdrucken

Ausgehüpft

Seismologen atmen auf: Seitdem die Aktion Trimm-Dich-für-das-Klima nicht mehr die Erde zwischen Flensburg und dort, wo mal eine Grenze zu Österreich war, erbeben lässt, ist wieder ein wenig Ruhe eingekehrt, und das Seismologische Zentralobservatorium (SZGRF) in Hannover kann sich seiner Kernkompetenz, der Routineauswertung seismischer Ereignisse in Deutschland und weltweit widmen. Kurze Erschütterungen außerhalb der alltäglichen Norm kommen zwar weiterhin vor, sind aber eindeutig menschgemacht. Sie treten immer dann auf, wenn sich mal wieder jemand in seinem Grab rumdreht, nachgewiesene Orte sind zum Beispiel der Waldfriedhof Zehlendorf, der Friedhof Ohlsdorf, das sonst eher unauffällige Rott a. Inn und der Alte Friedhof Speyer. Da dabei kein CO2 austritt, besteht jedoch kein Grund zur Beunruhigung.

Demnächst wird es noch ruhiger im Land. Das Deutsche Fernsehballett wird bis 2021 abgewickelt, nach fast 60 Jahren im Dienste der Unterhaltung. „Nun gut“, kann man sagen, „1962 gegründet, da dürften die Akteure inzwischen um die 80 sein und haben sich einen geruhsamen Lebensabend verdient.“ Nicht, dass mir das Deutsche Fernsehballett fehlen würde, mein Interesse an TV Sendungen wie „Schlagerboom – Das internationale Schlagerfest“, „Willkommen bei Carmen Nebel“, „Ein Kessel Buntes“, „Die große Show zum Muttertag“ oder „Alles balletti“ tendierte stets gegen Null. Aber bemerkenswert ist es doch.

Seit einigen Jahren bereits hüpften die Emsemblemitglieder auf dünnem Eis, 2013 machten erstmals Pläne die Runde, die Unterhaltungstruppe in Ruhestand zu schicken, und nach einigem Auf und Ab soll es nun also im kommenden Jahr soweit sein.

Wer sich einen früheren Auftritt des Deutschen Fernsehballetts anschaut kommt nicht umhin zu erkennen, dass es höchste Zeit ist, diesem Spuk ein Ende zu bereiten. Leichtest geschürzte Damen in lasziver Pose, genannt „Große Girlreihe“, oder in pseudomilitärischer Formation und Kleidung, das passt nicht mehr in unsere Zeit. Und was das kostet! Die deutschen Fernsehanstalten müssen bekanntlich an allen Ecken sparen, damit zumindest die gesetzlich vorgeschriebene Grundverarschung des Publikums durch Talkshows, Politmagazine und Anchorman-moderierte Nachrichtensendungen garantiert ist.

„Es rechnet sich einfach nicht mehr“

Welcher Zuschauer darf sich heute noch für den „Weltrekord Deutsches Showballett Berlin: Die Längste Girlreihe“ mit 56 hüpfenden Maiden interessieren, wo die dabei aufgebrachte Energie doch viel besser im Kampf gegen den Klimawandel eingesetzt werden könnte? Wer einer solchen Zurschaustellung nachtrauert, gerät heute nur allzu leicht in Naziverdacht. Nicht zu unrecht; den Originalnazis waren derartige Darbietungen so wichtig, dass sie einst, mangels Mädel, sogar hochgewachsene SS-Soldaten im Fummel zwischen die Chordamen im Film „Die große Liebe“ mogelten. 

„Es rechnet sich einfach nicht mehr“ erklärte der Geschäftsführer des Deutschen Fernsehballetts, „seit 2017 habe es keinen Auftrag mehr vom ZDF gegeben“. Die Gründe liegen auf der Hand. Das ohnehin knappe Geld fließt in Moderatoren- und Intendantengehälter und Recherchebüros – und Frauen, die sich zur Freude alter weißer Lustmolche beide Beine ausreißen, müssen endlich aus der Sexismusfalle befreit werden. Wenn wenigstens ein paar gewichtige Transgender mitmachen dürften, das wäre ja ein Zeichen. Aber so weit ist man eben nicht, und darum rechnet es sich einfach nicht mehr.

Bei der vor wenigen Tagen abgehaltenen Miss Germany Wahl gewann eine 35-Jährige, die auf Fotos ausschaut wie eine Mischung aus Brigitte Macron und Anja Reschke. Also so, als ob Heidi Klum zwei Wochen an einem Stück gefeiert habe. Man kann das nur unterstützen. Weg von Schönheit muss die Parole lauten, und in diesem Konzept ist noch reichlich Luft. Ich bin dafür, es konsequent weiter auszubauen.

Warum werden die TV Nachrichten nicht endlich von einer Person mit Gummy Smile vorgetragen? Warum hat ein Nachrichtenmoderator nicht mal die Dimensionen eines Peter Altmeier, da hätte man quasi zwei zum Preis von einem! Warum werden Boulevardsendungen nicht von einer Princess Of Whales moderiert? Warum drehen sich noch immer Vorabendserien um Frauen, die wie aus dem Ei gepellt leuchten, und warum streiten sich die Männer nicht um eine, die wie Prinz Eisenherz nach einer misslungenen Wurmkur aussieht? Warum, warum? Liegt es am Personalmangel? Die können doch nicht alle in die Politik gegangen sein.

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Leserpost

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Ulla Schneider / 19.02.2020

Ich habe gerade diesen Artikel über die Hüpfdohlen und die dazugehörigen Leserbriefe gelesen.  Ich bin vor Lachen beinahe vom Stuhl gefallen. Danke, danke, danke. Der Humor ist noch nicht abhanden gekommen. Das lässt hoffen.

Matthias Schenzinger / 19.02.2020

Zukunft ungewiss für die Truppe des Deutschen Fernsehballett. Bei Fridays for Future werden wir die Damen und Herren (Ja Herr Bechlenberg, Tänzer gibt es beim Fernsehballett auch!) aber wohl definitiv nicht sehen. Hüpfen fürs Klima? Für solch Unsinn ist das Fernsehballett   gnadenlos überqualifiziert. Schwerwiegender ist allerdings, dass die Ballerinas für Klimademos jeglicher Art einfach zu heiß sind.

Günter Schaumburg / 19.02.2020

Sehr geehrte Frau Schönfelder, Kompliment von einem alten, weißen Mann, blond, blaue Augen: Ergo - izaN! Sehr treffend geschrieben!

Sirius Bellt / 19.02.2020

Ihr liquider Schreibstil gepaart mit einer großen Portion Mutterwitz (oje, mea maxima culpa) ist einfach erfrischend. Danke Herr Bechlenberg.

sybille eden / 19.02.2020

Aber Herr Franke, Frau Merkel hat ” Stärke, Charakter und Authentizität ? Nee, nich ?

Karsten Dörre / 19.02.2020

Bald tanzen Annalena Baerbock, Claudia Roth und Katrin Göring-Eckardt. Die sind nicht so teuer wie professionelle Tänzerinnen.

Paul Siemons / 19.02.2020

Es spricht nichts gegen einen Wettbewerb “Miss Mutter 35, die was geleistet hat”. Oder “Miss Schwarze Lesbe mit Intimtattoos” oder ” Euro-Speckbarbie Ü18” oder “Miss 7 Dioptrien”. Keine Teilnehmerin an einem Schönheitswettbewerb würde auf den Gedanken kommen, da mitmachen zu wollen. Warum das umgekehrt so sein soll, ist schwer nachzuvollziehen. Es entspringt dem Anspruchsdenken von Feminist*n und Gleichmacher*n, die meinen, sie hätten Anspruch darauf, überall dabei sein zu können, und wenn man sie nicht dabei haben möchte, ist das gleich Sexismus, Diskriminierung und Rassismus. Mag sein, dass es verklemmten und/oder äußerlich eher mittelmäßigen Mensch*n nicht passt, dass so etwas “antiquiertes” wie ein Schönheitswettbewerb existiert.  Aber dann sollen sie ihre eigenen Veranstaltungen zelebrieren und andere Frauen in Ruhe lassen. Denn das Äußere ist nun mal ein durchaus legitimes Mittel, um sich auszudrücken. Warum wohl haben attraktive Frauen in sozialen Netzwerken Millionen und Abermillionen von “Followern” und tun alles dafür, dass es noch mehr werden? Die gefallen keineswegs nur alten weißen Männern, den größten Anteil an Fans stellen andere Frauen, denen es gefällt, das Äußere zu pflegen.

S. Salochin / 19.02.2020

Hüpfen und Tanzen produziert auch zuviel CO2. Man könnte statt der langen Girlreihe zum Beispiel Rädern in einem Windpark zusehen. Das ist auch viel erbaulicher und nachhaltiger und nicht sexistisch oder frauenfeindlich oder rassistisch oder überhaupt Nazi. Willkommen in der schönen neuen Fernsehwelt! Defätisten, die noch etwas anderes sehen wollen, müssen muss eben auf “Feindsender” umschalten.

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