Cora Stephan / 11.05.2009 / 14:30 / 0 / Seite ausdrucken

Aus der Welt des Krimis

Auch der Krimi hat seine Botschafter des Guten. Nachzulesen in der Begründung für die Wahl der diesjährigen Trägerin des “Glauser”-Preises für den besten Roman, den die Vereinigung deutschsprachiger Krimiautoren, das Syndikat, jährlich verleiht - siehe hier: http://das-syndikat.com/wp-content/uploads/pdf/2009-roman-pm.pdf.
Tröstend, daß die Autorin für diese Nachrede ein Schmerzensgeld von 5000 Euronen erhalten hat…

Lobenswert sei an Klönne, daß sie in ihrem Roman „ein düsteres und beklemmend aktuelles Bild der Welt, in der wir leben“ zeichne. Eine gewagte Aussage. In Klönnes Roman geht es um Gewalt gegen Frauen. Die gibt es, schlimm genug. Aber ergibt sich daraus ein „aktuelles Bild der Welt, in der wir leben?“ Die weit überwiegende Mehrheit der Frauen hierzulande hat weder häusliche noch familiäre noch außerhäusliche Gewalt jemals erlebt. Daß eine Krimiautorin über die Fälle schreibt, in denen es passiert, ist davon unbenommen: sie schreibt einen Roman und bildet kein Statistiken ab. Kein redlicher oder gar guter Roman aber benötigt den Nachweis, der jeweils verhandelte Einzelfall stehe fürs Ganze. Höchstens im sozialistischen Realismus seligen Angedenkens. Leider gehören die Passagen, in denen Gisa Klönne das versucht, zu den schwächsten ihres Buchs. Den überwiegenden Rest des Romans aber sollte man vor solchem Lob in Schutz nehmen. Oder wird hier für einen Klappentext a la „im Geist von Henning Mankell“ geübt?

Verwundert hat mich der Hinweis, daß Gisa Klönne „konsequent und mutig“ (wozu braucht man Mut beim Krimischreiben? Muß man dazu ein Held sein? Ist das gar Widerstand gegen „die Welt, in der wir leben“ und als solches geradezu selbstgefährdend?) „an die Schmerzgrenze dessen, was ein Autor seinen Lesern zumuten kann“ gegangen sei. Ist die Schmerz- oder Geschmacksgrenze in unserem geliebten Genre nicht schon mehr als einmal überschritten worden? Und wer braucht da mehr Mut: Autor oder Leser?

Aber egal. Der Höhepunkt dieser Laudatio (noch einmal: für die die Autorin nichts kann) ist der Schnack von der „von Menschen deformierten Welt“. Jawohl! Laßt uns die Welt mutig und konsequent von Menschen befreien! Tiere metzeln einander, ohne daß einer hinterher ein Buch darüber schreibt, und das ist in mancher Hinsicht überaus segensreich.

 

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