Peter Grimm / 28.05.2020 / 18:30 / Foto: Pixabay / 8 / Seite ausdrucken

Aus der Endlosserie der Rettungsschirme

Einer der Nachrichtenhauptströme im Corona-Ausnahmezustand wird gespeist aus immer neuen Berichten über immer neue Branchen und Lebensbereiche, die durch die Corona-Notstandsreglements von Bund und Ländern immer tiefer in existenzielle Krisen geraten. Und dann kommen selbstverständlich Politiker, die sich darum kümmern wollen und die jeweilige Betroffenengruppe zu retten versprechen. Schließlich ist deren jeweilige Notlage durchaus nachvollziehbar. Aktuell hat sich gerade der Sportausschuss des Deutschen Bundestages mit dieser Art von Opfern der Covid-19-Zwangsmaßnahmen beschäftigt, wie heute im bundestag berichtet:

„Etwa 290 Sportmannschaften im professionellen und semi-professionellen Bereich sind nach Angaben von Teamsport Deutschland, einer Initiative deutscher Mannschaftssportverbände, Corona-bedingt unverschuldet in große wirtschaftliche Not geraten und eventuell von Insolvenz bedroht. Das machte Andreas Michelmann, Sprecher von Teamsport Deutschland und zugleich Präsident des Deutschen Handballbundes (DHB), am Mittwoch vor dem Sportausschuss deutlich. Während es für die Mannschaften der 1. und 2. Fußball-Bundesliga im Wesentlichen darum gehe, durch Geisterspiele Fernsehgelder zu sichern, gelte dies für alle anderen Mannschaftssportarten nicht. Diese Vereine beispielsweise im Handball, Basketball, Volleyball und Eishockey, aber auch der 1. Fußballbundesliga der Frauen sowie der 3. Fußballliga der Männer finanzierten sich vornehmlich nicht durch Fernsehgelder, sondern ganz erheblich durch Zuschauereinnahmen, die nun weggebrochen seien, sagte Michelmann. Den Sommer würden viele Teams noch überstehen - einen Winter ohne Zuschauer hingegen nicht, sagte er.

Ohne Unterstützung bestehe die realistische Gefahr, deutschlandweit Vereine und Ligen zu verlieren. Die Liga-Landschaft würde sich laut Michelmann "massiv verändern". Auf dahingehende Entwicklungen in der Volleyball-Bundesliga verwies René Hecht, Präsident des Deutschen Volleyball-Verbandes. Drei Vereine hätten sich schon aus der Herren-Bundesliga zurückgezogen. Weitere Vereine könnten folgen, sagte er.

Nicht nur aus sportlicher Sicht, auch aus gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Perspektive wäre dies ein enormer und nicht wiedergutzumachender Verlust, betonten die Verbandsvertreter. Vereine im professionellen und semi-professionellen Bereich leisteten wichtige Arbeit im Breiten- und Jugendsport, stellten Arbeitsplätze zur Verfügung und hätten eine nicht zu unterschätzende volkswirtschaftliche Bedeutung. Fehlten aber die "Leuchttürme", sei es schwer, Nachwuchs für die Vereine zu gewinnen.

Teamsport Deutschland fordert daher, Vereinen, denen aufgrund von behördlichen Auflagen Zuschauereinnahmen entgangenen sind, staatliche Hilfen in Form nicht-rückzahlbarer Zuschüsse anzubieten. Ein Ansatz könne sein, die entfallenen Zuschauereinnahmen im Rahmen einer Soforthilfe zu ersetzen. Ein anderer Ansatz wäre laut einem Positionspapier von Teamsport Deutschland, die betroffenen Sportarten in ein Branchenpaket des Bundes für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) zu inkludieren.“

Nein, hier soll nicht der Eindruck erweckt werden, der Autor blicke etwas spöttisch und unernst auf die Wichtigkeit all der erwähnten Vereine. Es ist zufällig diese Folge aus der Endlosserie der vielen geforderten, versprochenen und beschlossenen Rettungsschirme, die wieder die Frage provoziert:

 Hat eigentlich noch jemand einen groben Überblick über die ganzen Hilfsprogramme, Rettungsschirme und Ausgleichszahlungen, die suggerieren, mit Fantastilliarden-Beträgen aus dem Steueraufkommen künftiger Generationen ließe sich der Schaden einer Politik beheben, mit der die meisten Regierungen der Welt in den Kampf gegen ein noch recht neues Virus zogen? Unabhängig von der Antwort: Diese Endlosserie wird bestimmt fortgesetzt.

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Leserpost

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Gerhard Hotz / 28.05.2020

Wo ist das Problem? EU-Haushaltskommissar Hahn erwartet bei der Schuldenaufnahme für den 750-Mrd.-Euro-Corona-Hilfsfonds keine Probleme, denn die EU sei ein sehr attraktiver Kreditnehmer. Die EU ist also zuversichtlich, Gläubiger zu finden. Wenn man Gläubiger findet, kann man sich verschulden, sonst nicht. Zum Schuldner gehört immer ein Gläubiger, der das Geld (freiwillig) verleiht. Für den Gläubiger ist das eine mit Risiko behaftete Anlage, von der er eine Rendite erhofft. Geht das Geschäft in die Hose, dann trägt der Gläubiger den Verlust. Das ist auch nichts als fair, denn er ist das Geschäft ja freiwillig eingegangen. Künftige Generationen spielen da erst mal überhaupt keine Rolle.

K. Schmidt / 28.05.2020

Sportveranstaltungen sind schon wichtig. Damit die Millionen neuer Arbeitsloser auch abgelenkt sind. Die Regerung spendiert ein Sky Abo für alle.

J.G.R. Benthien / 28.05.2020

Verstehe ich das richtig: Da wird extra eine Initiative gegründet, so richtig mit Geschäftsführer, Sprecher und Brimborium (wer bezahlt die eigentlich?), und dann fordern die Millionen mit dummdreisten Begründungen. Wo kann ICH denn mal meine Forderungen publik machen?

Claudius Pappe / 28.05.2020

Dann sollten sich die Sportverbände dem DFB anschließen, denn dessen Präsident will keine rechten Wähler im Fußball dulden. Also Sportverbände: Schießt den Ball gegen Rechts,( am besten mit Trikotaufdruck : gegen Rechts) dann fließen auch die Regierungsgelder. Oder stellt einen Trainer an der für die Grünen den Bundespräsident wählt und gute Geschäftsverbindungen in/mit der Türkei hat.

Rainer Niersberger / 28.05.2020

Ob alle Regime so unterwegs sind wie das hiesige, weiss ich nicht. Ich wuerde es auch massiv bezweifeln. Mir scheint das zutreffend beschriebene Phänomen auch eher zu den deutschen Spezialitäten zu gehoeren, die im uebrigen schon lange vor covid 19 begannen. Die Pervertierung besteht darin, dass die Machthaber nur noch Objekte suchen, denen sie Wohltaten zukommen lassen oder dass sie die (angebliche) Bedürftigkeit erst ( narrativ oder politisch) schaffen, um dann ihrer einzigen Beschäftigung, ihrem Daseinszweck, nachzugehen, der Umverteilung oder reinen Ausschüttung von Steuergeldern bzw. Fiatgeld. Inzwischen ist das Spiel aber allseits anerkannt und als selbstverständlich geschätzt. Was mit dem Verpulvern von Subventionen fuer Agrar und Kohle begann, hat nun das Gesamtsystem erfasst, erwartungsgemaess. “Gottseidank” schafft das kranke System immer neue Empfänger und Haertefaelle. Warum sollte man sich noch selbst um Krisenfestigkeit kümmern, wenn eine Politikerkaste am Ende Alle auffaengt, natuerlich auch Banken, weil inzwischen Alles systemrelevant und wichtig! wurde. Dass die Machthaber eine Politik der Abhängigkeit betreiben, um totale Macht ausüben zu koennen, ist bei Merkel und ihrer linken Mischpoke selbstverständlich und nicht zuletzt bestätigen die Umfragen, dass exakt dieses Vorgehen hierzulande sehr geschätzt wird. Gar nicht geschätzt wird der Hinweis auf Eigenverantwortung, Vorsorge, eigenes Risiko mit der Option des Scheiterns und der Eindruck, Mutti kümmert sich nicht lebensgefahrvermeidend um jeden einzelnen. Da darf es auch etwas diktatorischer zugehen, denn hier gilt höchste Lebensgefahr. Und nicht zuletzt ist die Frage, wer zahlt, zumal in ferner Zukunft, nicht wirklich eine Frage, die die vielen, um ihr Leben fuerchtenden, infantilen Hedonisten und Lobbyisten beschäftigt. Fuer “Bonobos” zählt weder das, was war, noch was kommen wird, sondern nur die aktuelle Todesangst und die Rettung durch ihre Fuehrerin, leibhaftig und finanziell.

Klaus Klinner / 28.05.2020

Wenn ich so um mich in meinem sozialen Umfeld umsehe, bin ich fasziniert wie viele Menschen und Unternehmen sich auf Kosten des täglich hart arbeitenden Steuerzahlers gesund stossen (wollen). Nehmen wir nur die Gruppe der “Soloselbständigen”. Problemlos könnte ich an zwei Händen “Soloselbständige” aufzählen, meist mit dem selbstgenähten Habit des Künstlers versehen, die ihren Lebensunterhalt seit Jahren und Jahrzehnten aus der Grundsicherung plus Wohngeld sichern, noch nie Steuern bezahlt haben und trotzdem jetzt alle zur Verfügung stehenden und großzügigst ausgereichten “Hilfen” ohne schlechtes Gewissen in Anspruch nehmen. U.a. die Bäckereiverkäuferin im Mindestlohn wird das entstehende Defizit dann gern wieder ausgleichen.

Andreas Rühl / 28.05.2020

Denn sie wussten nicht, was sie tun.

Frances Johnson / 28.05.2020

“Die spinnen die Gallier”. Und Frankreich ist die treibende Kraft hinter jeder Fehlentwicklung in Europa. Wenn man sich Frankreichs Geschichte anschaut von den Valois über die Bourbonen zu Robespierre und dann Napoléon, weiß man, dass das Konstrukt scheitern muss. Merkel zu schwach zu dauerhaftem Widerstand und zu überzeugt von diesem Fehlkonstrukt. Der Franzose kann Essen, Lebenskunst, Musik und Literatur, sinnvolle Politik konnte er nie, denn er dachte immer im Quadrat. Franche Conté, sein Begehr, führte zu einem quadratischen Staat, und so sieht er auch Europa, ein feines Carré unter seiner späteren Leitung. Das wird scheitern. Ich habe oft einen großen Schirm dabei. Regnet es plötzlich, will jeder mit drunter. Und so ist es hier auch. Überblick? No way.

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