Viele (weiße, männliche) Schriftsteller haben im Laufe der Geschichte sowohl unter Armut als auch unter Plagiaten gelitten. Wenn sie nicht reich geboren wurden, hatten sie nebenher Brotjobs. Viele wurden nie für ihre veröffentlichten Texte bezahlt. Einige mussten bezahlen, um veröffentlicht zu werden. Schriftsteller – selbst die Großen – mussten auch unter vernichtenden Kritiken leiden. Einige wurden zensiert. Ihre Bücher wurden verbrannt. Einige wurden inhaftiert, ins Exil geschickt oder wegen ihrer Gedankenverbrechen gegen die Religion oder gegen den Staat ermordet.
In unserer Zeit werden unsere Werke, besonders unsere besten und radikalsten feministischen Werke, einfach nicht mehr gedruckt. Sie sterben leise vor sich hin. Sie werden nicht in andere Sprachen übersetzt. Wir haben Glück, wenn sie überhaupt zur Kenntnis genommen werden, und sei es nur, um kritisch angegriffen zu werden. Meistens werden sie einfach nicht rezensiert. Der Baum fällt, und niemand hört das Krachen.
Wenn man mich fragt, wie lange ich gebraucht habe, um mein erstes Buch Women and Madness zu schreiben, antworte ich gewöhnlich: Mein ganzes Leben. Und obwohl es ein Bestseller wurde, brachte es mir auch unzählige Sorgen ein. Meine Universitätskollegen fürchteten und beneideten mich und vielleicht hassten sie mich sogar für meine plötzliche Prominenz. Sie machten meine akademische Karriere zu einer ständigen Tortur. Einige Feministinnen verachteten den Erfolg; diejenigen, die gefordert hatten, ich solle „anonym“ veröffentlichen und den Erlös für die „Revolution“ spenden, sprachen nicht mehr mit mir.
Doch gestärkt durch die aufstrebende feministische Bewegung schlug ich mich durch die vielen patriarchalischen Angriffe und universitären Bestrafungen, die gegen mich verhängt wurden. Ich hatte gelernt, dass man sein Ziel durch die Stärke des dagegen aufgebrachten Widerstands erreicht. Ich wollte die patriarchalischen Denkweisen nicht befriedigen, sondern sie verändern.
Ich hatte das Patriarchat an den Pranger gestellt
Aber obwohl ich viel veröffentlicht habe, bin ich auch untergegangen – institutionell gesehen. Es hat 22 Jahre gedauert, bis ich ordentliche Professorin wurde, meine Anstellung wurde immer wieder infrage gestellt, ebenso wie meine Beförderungen (die über das Gehalt und die Pension entscheiden). Ich habe nie ein ernsthaftes, das heißt festes Stellenangebot an einer anderen Universität erhalten.
Dennoch wurde mein erstes Buch von Millionen von Frauen geliebt. Es wurde prominent, positiv und oft besprochen. Aber es wurde auch verdammt. Psychologen und Psychiater waren beleidigt und wütend. Ich wurde niemals eingeladen, vor diesen Gruppen Vorträge zu halten, zumindest nicht, bis Feministinnen in diesen Gruppen eine höhere Position einnahmen.
Ein Autor erfährt nur selten, warum eine bestimmte Person mit einer Rezension beauftragt wurde oder warum sie eine übernommen hat. Es folgt nun eine Geschichte, die ich noch nie erzählt habe.
Wie naiv ich doch war. Mein Gott! Ich hatte einen ganzen Berufsstand beleidigt und damit wütend gemacht – ja, eine ganze Weltzivilisation. Ich hatte das Patriarchat an den Pranger gestellt und den Frauen eine Vision von radikaler Befreiung gegeben. Viele der Beleidigten und Empörten schwiegen, aber auf Fachkonferenzen und hinter verschlossenen Türen bezeichneten sie mich und alle Feministinnen als „hysterische Männerhasserinnen“, „schrille“ Harpyien, die unter „Penisneid“ litten, „verrückt“ seien und Medikamente, einen Krankenhausaufenthalt oder einen guten Fick benötigten.
Dies war der Tenor der Frauen und Männer, die feministische Werke rezensierten. (Sie gingen den vernichtenden Kritiken voraus, die Feministinnen über die Werke ihrer ideologischen Gegnerinnen verfassten).
„Vereinfachend und oberflächlich“
Was ich nun erzähle, ist eine ziemlich bizarre, byzantinische, nur in Manhattan mögliche Geschichte, die sich über einen Zeitraum von 33 Jahren entfaltet. Ich glaube nicht, dass die Geschichte einzigartig ist. Einzigartig ist, dass ich endlich in der Lage war, die einzelnen Punkte zu verbinden. Alle Beteiligten sind tot. Ich bin immer noch hier und schreibe nun darüber.
1973 erschien in der Partisan Review eine sehr negative Rezension von Women and Madness, geschrieben von Dr. Louise J. Kaplan, einer Psychoanalytikerin, die ich nicht kannte und über deren Arbeit ich nichts wusste, weil sie noch nichts veröffentlicht hatte. Ich war überrascht, dass eine so klassisch liberale und etwas neokonservative Zeitschrift sich die Mühe gemacht hatte, ein radikal feministisches Werk zu rezensieren. Wie war es dazu gekommen?
Hier kommt die Erklärung: Der Soziologe Norman Birnbaum, ein in jeder Hinsicht abstoßender Mann, versuchte einmal, sich mit mir zu verabreden, mich zu beeindrucken, indem er mir erzählte, wie viele bedeutende Literaten er kenne. Trotzdem habe ich ihn abgewiesen. Also wählte er Dr. Louise aus und nutzte seine enge Verbindung zu den Redakteuren der Partisan Review, um einen Deal zu machen.
Im Frühjahr 1973, sieben Monate nach dem Erscheinungstermin, kritisierte Dr. Louise Women and Madness für seine „statistische Analyse“, die „vereinfachend und oberflächlich“ sei. Sie führte die Unterstützung des Buches unter Feministinnen darauf zurück, dass es „die ultimative radikale Haltung einnimmt, insbesondere (in Bezug auf) Bisexualität, Lesbianismus und (in der) endgültigen Ablehnung der Männlichkeit“. Sie rügte das Buch als „prototypischen weiblichen Monolog ... ein Frauenzeitschriften-Sammelsurium aus Demeter, Sylvia Plath, den Penisneid-Paragraphen von Freud, den üblichen Teilen von Reich ...“
Ich glaube nicht, dass dies dem Buch entspricht, das ich geschrieben habe, aber wie man so schön sagt, Kritiker haben ein Recht auf ihre Meinung.
Angst vor „einer homosexuellen Amazonengemeinschaft“
Jahre später gab Edith Kurzweil, die Herausgeberin der Partisan Review, mit der ich mich später angefreundet hatte und deren Buch über den Holocaust ich später rezensiert hatte, zu, dass Dr. Norman, der mit ihr und ihrem Mann William Phillips sehr befreundet war, die Rezension von Dr. Louise arrangiert hatte.
Als ich mein Archiv für mein 2018 erschienenes Buch A Politically Incorrect Feminist durchforstete, fand ich eine vernichtende Rezension von Women and Madness, die am 11. Oktober 1973 in der Village Voice veröffentlicht wurde – geschrieben von Dr. Louises Ehemann, Dr. Donald M. Kaplan, einem Professor am renommierten Postdoc-Programm für Psychotherapie und Psychoanalyse der N.Y.U.. Seine Kritik ist merkwürdigerweise an einem nicht-akademischen Ort angesiedelt. Ich hatte das völlig vergessen und hatte es damals vielleicht nicht einmal gelesen.
Dr. Donalds Rezension charakterisiert die Ideen des Buches als unausgereift, „zerstreut, ungestüm und aufsehenerregend“; seine Autorin als „intellektuelle Abzockerin“, deren Statistiken „unvollständig“ und absichtlich „irreführend“ sind; eine Autorin, die „Lesbianismus als endgültige Lösung für das Problem der Geschlechtsunterschiede favorisiert“, „Psychose und soziales Heldentum gleichsetzt ... (und) Wahnsinn als eine Form von positivem, militantem Feminismus betrachtet“.
Ich, die Autorin, tue nichts dergleichen in dem Buch, aber wie seine Frau ist dieser Rezensent geblendet von seiner Angst vor „einer homosexuellen Amazonengemeinschaft“, die er als mein feministisches Patentrezept ansieht. Nun, im Nachhinein betrachtet, hatte ich nicht ganz unrecht, oder?
Literarische Totgeburt
Zwischen 1978 und 1995 veröffentlichte Dr. Louise vier Bücher. Im Jahr 1991 veröffentlichte sie Female Perversions: The Temptation of Emma Bovary. Es wurde mit Tilda Swinton in der Hauptrolle verfilmt. Trotz ihres eigenen Erfolgs war Louise noch nicht fertig mit mir. In den Jahren 2004/2005 arbeiteten wir beide, ohne dass ich es wusste, mit demselben Lektor im selben Verlagshaus zusammen.
Inzwischen war Louises Ehemann seit mehr als zehn Jahren tot und sie war als Feministin bekannt geworden. Ironischerweise war sie, nachdem sie der Second-Wave-Feminismus anfangs angewidert hatte, mehr als dreißig Jahre später zu einer gefeierten linken Feministin geworden.
Vielleicht versuchte Louise jetzt, einen Feminismus zu verteidigen, der meiner Meinung nach hoffnungslos stalinisiert und den Werten der westlichen Aufklärung entgegengesetzt war. Diesen habe ich 2005 in meinem Buch The Death of Feminism: What's Next in the Struggle for Women's Freedom entsprechend charakterisiert.
Dieses Buch-Baby war eine Totgeburt, denn plötzlich sagte der Herausgeber meine Lesereise ab und verschickte keine Druckfahnen mehr an die Rezensenten. Ich erfuhr davon erst auf der Buch-Party, die der Verlag mir bereits zugesagt hatte, wo die leitende Presseagentin in Tränen ausbrach und mir mitteilte, dass alle Werbemaßnahmen abgesagt worden seien; sie wisse nicht warum.
Ich habe meine Lektorin direkt danach angesprochen. Zunächst sagte sie mir nur, dass „eine ihrer anderen Autorinnen“ ihr gesagt habe, dass ich sie nicht möge und sehr unglücklich sei. Ich konnte kaum atmen, aber ich fand eine Liste ihrer anderen Autoren, sah Louises Namen darauf und faxte der Lektorin schnell eine Kopie von Louises altem Partisan Review-Artikel.
Eskalation der Intoleranz unter Feministinnen
Die Lektorin war verblüfft, gab aber – dies sei zu ihrer Ehrenrettung erwähnt – sofort zu, dass sie „ganz offen gesagt“ verarscht worden war. Es war zu spät, um mein Buch zu retten – und zu spät für sie, um von der neuesten Ausgabe von Women and Madness zurückzutreten, die sie mit einer neuen Einleitung herausgab; zu spät, um von der Veröffentlichung von Louises Buch Cultures of Fetishism zurückzutreten, das 2006 herauskam.
The Death of Feminism kritisierte westliche Feministinnen für ihren multikulturellen Relativismus (was nicht dasselbe ist wie multikulturelle Vielfalt); für ihr von Gruppendruck begleitetes tiefes Eintauchen in die Postmoderne, den Antikolonialismus und den Antiimperialismus; für ihre gedankenlose Umarmung des Islams – als ob eine Religion eine Rasse wäre, und eine bedrohte und verfolgte Rasse noch dazu. Und nicht eine zunehmend suprematistische, totalitäre Ideologie, die jede abweichende Meinung von Muslimen durch Folter und Mord zum Schweigen bringt.
Ich dokumentierte auch das Versagen von akademischen und aktivistischen Feministinnen, Ehrenmorde und Stammesgesellschaften, die auf den Kategorien Ehre und Schande beruhen, zu verstehen, und erklärte so, warum sie „braune und schwarze“ Frauen, die in solchen Kulturen gefangen sind, im Stich lassen. Ich habe auch die Eskalation der Intoleranz unter Feministinnen und ihre eigentümliche Besorgnis über die angebliche Besetzung eines Landes, das nicht existiert (Palästina), und nicht über die sehr reale Besetzung von Frauenkörpern weltweit festgestellt. Ein tugendbesessener Antirassismus hatte den Antisexismus unter Feministinnen bereits übertrumpft, und die Folgen sind bis heute zu spüren.
Und das ist nur ein Beispiel für die verrückte Scheiße, die einer feministischen Autorin vielleicht routinemäßig passieren kann. Und es gibt noch mehr, so viel mehr. Das sage ich als eine „erfolgreiche“ feministische Schriftstellerin. Denken Sie nur an diejenigen, die nicht sichtbar „erfolgreich“ sind, deren Arbeit aber hervorragend ist, aber vergessen wurde, nicht zitiert, zu Grabe getragen, bevor sie ihr gutes Werk in der Welt leisten konnten. Darüber denke ich die ganze Zeit nach.
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