Hubert Geißler, Gastautor / 19.09.2020 / 10:00 / Foto: pixabay.de / 10 / Seite ausdrucken

Aus dem Heldenleben eines Lehrers (16): Was tun?

„Was tun?“, würde Lenin gefragt haben. Wo eine Zukunftsperspektive entworfen werden soll, vielleicht erst einmal eine Auflistung dessen, was ohnehin passiert.

Auf der beamteten Lehrerseite gibt es durchaus Entwicklungen: Versuche, in die Frühverrentung zu entkommen, zunehmende Fälle von Burn-out, Drang zu Teilzeitbeschäftigung und ähnliches deuten durchaus darauf hin, dass die ja tatsächlich vorhandenen Belastungen durch ein zunehmend dysfunktionales Schulsystem ihre Auswirkungen haben.

Prozesse wie innere Kündigung und Dienst nach Vorschrift stehen dabei neben den eher von politischer und behördlicher Seite propagierten Fortschrittsslogans. Von der Tätigkeit der Interessenvertretungen ist dabei nicht allzu viel zu erwarten: Individuelle Interessen der einzelnen Lehrer werden durchaus über Personalvertretung und dergleichen durchgefochten, eine Systemänderung würde ich nicht erwarten.

Bodenhaftung ist immer gut

Die Schüler sind die eigentlich „Gekniffenen“ des Bildungselends, weil sie während der Schulzeit nicht merken, was ihnen im Grunde entgeht und dass Berechtigungen noch lange keine Garantie für Lebens- oder Studienerfolg sind. Gefangen in einer Prüfungsmühle und maximal ideologisiert im Klimakampf ist da wenig zu erwarten.

Eltern: Die sind meiner Meinung nach die stärksten Agenten in dem Spiel, wenn sie klarer organsiert wären. Schon die einzelne Schulverwaltung zittert im Grunde vor dem, im Zweifelsfall anwaltlich unterstützten, Gequengel der Eltern. Auch der politische Teil der Kultusverwaltung muss im Zweifelsfall die Abwahl befürchten. Ich möchte zum Beispiel nicht wissen, was das G12 der CSU an Stimmen gekostet hat oder wie Schulpolitik die Parteienlandschaft im Baden-Württemberg beeinflusst. Man sollte nicht vergessen, dass Wahlen oft von wenigen Prozent der Wählerschaft entschieden werden.

Meine Ratschläge an die Eltern: Suchen sie stracks das Weite, wenn Ihnen etwas von selbstbestimmtem Lernen vorgesäuselt wird! Fliehen Sie, wenn eine Schule zu viele tolle Angebote macht! Sehen Sie sich die Ausstattung an! Ein Kunstraum kann vieles aussagen.

Verzichten Sie auf das G12, die eingesparte Zeit ist für ihr Kind verloren! Wenn Sie es sich leisten können, ermöglichen Sie Auslandsaufenthalte, auch nach der Schule! Es gibt genug Organisationen, die das anbieten. Ermutigen Sie ihr Kind, in den Ferien zu arbeiten! Bodenhaftung ist immer gut.

Kindergarten ist nicht die Vorbereitung auf Schule

Und: Latein kann nicht schaden! Wenn Ihr Kind schulische Schwierigkeiten hat, zwingen Sie es nicht auf's Gymnasium! Es gibt Dutzende Möglichkeiten, nach einer Ausbildung an eine Hochschulzugangsberechtigung zu kommen. Zur Not geht es auch ohne.

Denken Sie dran: Kindergarten ist nicht die Vorbereitung auf Schule. Schule nicht die auf Uni. Uni nicht die auf Arbeit. Arbeit nicht die auf Rente. Diese Lebensepochen sind alles Phasen mit einer eigenen Wertigkeit und einem gewissen Anspruch auf Erfüllung und Glück. Oder zumindest Zufriedenheit und ruhigem Nachtschlaf.

Ziehen Sie im Fall des Falles eine Ersatzschule in Erwägung. Viele unserer Spitzenpolitiker, die auch Eltern sind, können nicht irren. Setzen Sie sich dafür ein, dass diese Schulen finanziell nicht, wie bisher üblich, benachteiligt werden. Die Eltern, die ihre Kinder dahin schicken, zahlen auch brav ihre Steuern. Wenn die Politik gleichzeitig ein sogenanntes „Sonderungsverbot“ ausspricht und dann nicht die anteilige Kohle rüberzuschiebt, heißt das nur, dass man das Privatschulsystem als Privileg der Mittelschicht erhalten will. Dabei würde gerade den staatlichen Schulen ernsthafte Konkurrenz gut tun.

So weit erst mal.

Lesen Sie nächsten Samstag: Immer diese Berater!

Teil 1 finden Sie hier.

Teil 2 finden Sie hier.

Teil 3 finden Sie hier.

Teil 4 finden Sie hier.

Teil 5 finden Sie hier.

Teil 6 finden Sie hier.

Teil 7 finden Sie hier.

Teil 8 finden Sie hier.

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Teil 15 finden Sie hier.

Foto: pixabay.de

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Leserpost

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Sabine Heinrich / 19.09.2020

@ Wolfgang Voigt: Wenn es sich um die Aussage der Lehrerin einer SONDERSCHULE gehandelt hat, ist daran nichts auszusetzen. Ich glaube nicht, dass ihre Aussage sich auf normal begabte Kinder bezogen hat. @ Reinhard Max: Woher kommt ihre ungeheure Wut, die in Richtung Hass gegen Lehrer geht? Ganz offensichtlich haben Sie keine Ahnung, wie sich Lehrerinnen - die meisten Lehrkräfte sind ja inzwischen weiblich - in der Schule und für die Kinder abrackern - ja, auch Grüne und Rote (die nicht unbedingt meine Sympathie genießen). Ausnahmen gibt es in jedem Beruf. Falls Sie ein Kind oder einen Enkel in einer Schule haben, engagieren Sie sich, indem Sie z.B. bei Vor- und Nachbereitungen von Schul-und Klassenfesten helfen. Dann bekommen Sie schon einmal einen ersten Eindruck von der Arbeitsbelastung und den Arbeitsbedingungen von Lehrern, die der SPD-Kanzlerdarsteller und des “lupenreinen Demokraten” Putins bester Freund Schröder mit seiner Lehrerbeleidigung “...faule Säcke” zutiefst verunglimpft hat.  

S.Niemeyer / 19.09.2020

Sehr geehrter Herr Geißler, Ihre Artikel schätze ich sehr - Denkanstöße mit empathischer Ironie, unprätentiös und souverän. Herzlichen Dank!

Marcel Seiler / 19.09.2020

Lieber Autor (also Herr Geissler), das ist sehr pessimistisch, denn außer der Empfehlung, ggf. eine Privatschule zu suchen, ist da nicht viel. Vielleicht ist es eben so. Der Zeitgeist hat ein falsches Menschenbild (alle sind in IQ und Geschlecht gleich und müssen unentwegt gekuschelt werden). Aus so einem Unsinn kann nichts Vernünftiges entstehen.

Thomas Taterka / 19.09.2020

Als Leser von Romano Guardinis ” Lebensalter ” hat mir der Absatz mit den Lebensepochen “wirklich , wirklich” gefallen. - Wenn man seine Kinder liebt , sollte man sie in Privatschulen schicken. Dumm nur, daß die andere Seite auch schon ’ drauf gekommen ist. In den 90ern bereits. Warum wohl ? Wegen der ” Surensöhne “. Immer das gleiche Problem der Vermeidungsstrategie.

Ulla Schneider / 19.09.2020

Hallo Herr Geissler, die Empfehlung, sich die Schulen genau anzusehen und die Schulkindereltern zu befragen, kann ich nur dringlichst unterstützen. In den Werbefilmchen und Prospekten wird gelogen was das Zeug hält.  Diese ” ach wär das schön, wenn wir das könnten” Angebote entsprechen nicht dem Schulalltag. Es ist schlicht und einfach in der Praxis nicht zu leisten. Das Personal fehlt, bezw. wird nicht “geordert”. Geld fehlt den staatl. Schulen hinten und vorne, dank der Bildungsminister. Dafür gibt es dann Projekte, ganz mager, welche dick und fett im Angebot Schule stehen.  In Deutschland bekommen die Privatschulen, christl. 98% der Landesmittel Zuschuss ( Konkordatsgesetz von Adolf, hübsch nicht wahr). Die Waldörfler weitaus weniger, weil sie ihr eigenes Programm fahren. Dafür werden, zumindest in D. die Lehrer auch schlechter bezahlt. Schulgeld ist dort nicht wenig. Bei den Christlichen geht es manchmal mit einem Gesprächsbedarf ganz gut. Allerdings, wenn Sie an einer kath. Schule wären, ist eine Scheidung nicht möglich, da flögen Sie raus, weil es gegen die kath. Grundsatzlehre verstößt.  Es könnte sich geändert haben, zu meiner Zeit war das so (aber Steuergeld einkassieren und das GG ad absurdum führen). Besser ausgestattet sind die Privatschulen allemal, teilweise traumhaft. Kein Wunder, die sammeln neben Extrazuschüssen über die Landkreise und dicke Elternspenden ( natürlich mit Internat) richtig “Kohle” ein,  Damit kann man schon was anfangen. Übrigens ” Klausi” Drosten war an so einer. Na dann…..

Wolfgang Voigt / 19.09.2020

Test am Anfang der 3. Klasse: rechnen bis 10. Aussage Direktorin:”.. lesen müsssen Kinder erst Ende der 3.Klasse…”.. Weitere Aussage: ” Schwimmuntericht dient nicht zum erlernen des Schwimmens..”. 

Reinhart Max / 19.09.2020

Wie die Ausstattung eine Schule ausfällt ist Sache des Trägers, was in Deutschland verschiedene Stellen sein können und rein gar nichts über die Unterrichtsqualität aussagt. Und Wo genau unterscheidet sich Dienst nach Vorschrift von dem was die meisten mir bekannten Lehrer derzeit abliefern ? Eher im Gegenteil. Wäre schön wenn sie wenigstens den leisten würden und nicht den Allerwertesten wegziehen wo es nur geht. Lehrer ist das Links/Grüne Gutmenschengesindel, das selbst für die Politik zu doof ist und zu schlau für Hartz IV und trotzdem auf Staatskosten möglichst bequem leben will. Aber das mit Lehrer als Helden passt eigentlich ganz gut. Wenn Lehrer unsere Helden sind, ist es kein Wunder, das Deutschland so im Arsch ist. Da wird doch einiges klar.

Petra Wilhelmi / 19.09.2020

Ich sehe das ein bisschen anders. Viele Eltern sind der Meinung, dass die Erziehung in der Schule erfolgen sollte. Sie selbst behandeln ihre Kinder oft als Schneeflöckchen, denen alles Schlechte vom Hals gehalten werden muss. Wir müssen uns alle im Klaren sein, dass unsere Schüler in Konkurrenzkampf mit chinesischen, südkoreanischen, japanischen und anderen Asiaten aus den hochentwickelten asiatischen Ländern stehen. Man kann geteilter Meinung darüber sein, WIE diese asiatischen Kinder zu ihren Schulleistungen kommen. Diese Methoden aber gänzlich abzulehnen, bringt die Schüler in die Position der Verlierer, auch wenn die Eltern das nicht hören wollen. Viele Schüler heutzutage selbst sind nicht mehr in der Lage Exzerpte u.ä. anzufertigen, weil deren Konzentrations- und Aufmerksamkeitsschwelle das nicht mehr hergibt und sie kaum noch verstehendes Lesen beherrschen. Sie haben verlernt - auch durch das Elternhaus - das Lernen auch Mühe bereitet. Vielfach hört man, dass es zu anstrengend wäre, wenn man dieses oder jenes verlange. Des Weiteren sind viele Schüler auch nicht mehr an den Erfahrungen der Eltern und Großeltern interessiert. Sie schauen nur noch auf ihr Patschkastel. Dabei könnten sie viel lernen, von dem, was ihre Eltern oder Großeltern erlebt haben. Ich denke, durch das Bildungssystem, der ideologischen Erziehung in der Schule und dem Nachgeben vieler Eltern, wurde das Band zwischen Vergangenheit und Gegenwart zerrissen. Es wird deshalb auch keine Zukunft für die Schüler geben. Was ich aber gänzlich ablehne: Warum sollten die Kinder unbedingt auf eine Hochschule oder einer Uni gehen. Es gibt viele Berufe, die mit Realschulabschluss, gute Möglichkeiten zur Entwicklung bieten. Darauf sollte man Kinder, die nicht unbedingt super Leistungen bringen, vor allem orientieren.

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