@ Dr.Freund “Genauso verhält es sich mit Ingenieuren, die wenn überhaupt, nur privat “Schrauber” sind, im Job sind sie Befehlsgeber und Aufsicht für das manuell arbeitende Personal.” Mit so einer Aussage beleidigen Sie alle Ingenieure, die, wie ich, vor dem Studium einen handwerklichen Beruf erlernt und auch ausgeübt haben und dann über den zweiten Bildungsweg Ingenieure geworden sind! Früher hatte der deutsche Ingenieur auch deshalb einmal einen so guten Ruf, weil er eben nicht nur Theoretiker, sondern meist auch Praktiker, also im weiteren Sinne auch “Schrauber” war. Liebe Grüße P. Uberig
Als Schreiber des Schrauberartikels bin ich erstaunt und geradezu gerührt von den vielen Kommentaren, die doch deutlich machen, dass es uns gelungen ist, den “stummen” Schraubern gewissermaßen eine Stimme zu geben und glaichzeitig in einige gesellschaftliche Wespennester zu stechen. Wie gesagt Fortsetzung folgt und vieles, was in den Kommentaren angesprochen wurde, wird noch verhackstückt. Herzliche Grüße, auch von meinem Schrauberbruder, Hubert Geißler
Neben dem Schrauber gibt es hierzulande noch eine unbekannte oder zumindest äußerst unterschätzte Art: der Ingenieur (beiderlei Geschlechts, man hat noch nie von einem gegenderten Ingenieur gehört). Es wird viel über IK, IT, 5G und dergleichen berichtet, über die Leute, die den Bau aller Technik und Geräte ermöglichen redet keiner.
@Wolf von Fichtenberg. Da müssen wir uns mißverstanden haben. “Mäßige Schulbildung” ist keine Voraussetzung, um “Schrauber” zu sein. Das hieße ja, daß heute eine Unmenge an “Schraubern” aufwachsen würden. Dem ist nicht so. Vielmehr ist es m.E. so, daß es “Schrauber” in die Praxis zieht, statt in der Theorie zu verweilen. Die brauchen eigentlich auch keine Berufsausbildung. Deren Tun ist intrinsisch bedingt. Die wollen von sich aus, nicht auf Aufforderung von Anderen, den Dingen auf den Grund gehen und wissen, wie und warum etwas funktioniert oder nicht. Im Grunde genommen sind sie ein Prototyp des seit Längerem schon verlachten “gestandenen Praktikers”. Das sind die Leute, die ihr Potential, trotz “mangelnder Bildung” voll ausnutzen. Im Gegensatz zu den sogenannen “Gebildeten”, die in der Lage sind, allenfalls 20 oder 30% ihres Potentials ausschöpfen zu können.
Herr Geissler, sie haben das Problem gut erkannt , nur ist das wahre Ausmass der Misere den meisten Leuten nicht klar. Was bei der Bundeswehr passiert ist, wird in der Wirtschaft ebenso passieren. Noch 10-15 Jahre reicht der Vorrat an gut ausgebildeten und leistungsbereiten Schraubern im Idealfall, dann geht es steil bergab. Mal sehen, ob wir dann genug Geld mit Genderwissenschaftlern und Diplom- (irgendwas mit Medien) für diese Volkswirtschaft erwirtschaften können. Ich freue mich jetzt schon auf die blöden Gesichter unserer Grünlinge und Rotspechte, wenn die fleißigen Hände, die diese Brut so vorzüglich füttern, weg sind.
Guter Artikel. Der Herr Geißler hat recht. 50 Jahre geschraubt. Dreieinhalb Jahre Lehre beim Nobelstern , paar Jahre Bund. In der Werkstatt geschraubt an Panzern und Radfahrzeugen. Die Kameraden fast alle Kfz Mech. oder ähnliches. Den Rest meines Arbeitslebens an Schienenfahrzugen geschraubt. Von einer kleinen Draisine mit VW Käfermotor bis zur dicken Diesel und E - Lok. Heute braucht man für die Fehlerdiagnose einen Laptop. Früher ein gutes Ohr und Erfahrung. Die Erfahrung braucht man auch heute. Geht nicht alles mit Computern. Oft wird ein Fehler nicht erkannt. Kein Fehlercode , also auch kein Fehler. ( Ironie ) Und nu?
@ Leo Hohensee. “Schrauber” wird man nicht, “Schrauber” ist man. Das unterscheidet die “Fachkraft”, also im wahren Wortsinne gemeint, vom “Schrauber”. Die Fachkraft lernt und lernt und lernt. Deswegen wird ihre Fähigkeit immer auf das Gelernte beschränkt bleiben. Der “Schrauber” ist von einem ganz anderen Kaliber. Der weiß von vornherein, wie etwas geht. Sein Lernen ist dann nur noch die theoretische Untermauerung, warum das so ist. Ja, ich singe hier das Hohelied auf “die Schrauber”. Die sind es, die unsere Welt bewegen. Mein gewesener Freund Rüdiger ist das noch immer lebende Beispiel hierfür. “Schrauber” gibt es nicht nur in handwerklichen Tätigkeitsfeldern. Die gibt es überall, in der Wirtschaft und auch im Privatbereich. “Alle meinten, daß das nicht geht. Und dann kam “ein Schrauber”. Der wußte das nicht und hat es ganz einfach gemacht”. /// Möge Gott oder wer auch immer, dafür sorgen, daß uns “die Schrauber” nicht ausgehen.
Ja, ich kann mich an diese Zeit noch gut erinnern. Bin in den 50en und 60ern aufgewachsen und sehe meinen Vater noch vor mir, wie er nachts Baumaschinen zusammenschweisste in unserer Werkstatt, sodass sie auf den Baustellen am anderen Tag wieder einsatzfähig waren. Unsere Fahrer haben tagsüber die Baustellen beschickt und nachts wurde von Paderborn Zement geholt. Ich durfte als Kind oft mitfahren, was ich immer als sehr aufregend empfand. Das riesige Werksgelände der Zementfabrik war nachts taghell erleuchtet. Da standen LKW aus allen Teilen des Bundesgebietes und warteten auf Beladung. Jeder Sack wurde einzeln in die Hand genommen von Männern, die über und über mit Zementstaub bedeckt waren. Auf der Heimfahrt hielt unser Fahrer Jochen dann an einer Pommesbude an. Jochen war selbstverständlich Schlosser. Samstags war er dann auf unserem Lqgerplatz und wusch unsere Autoflotte und reparierte. Unser Bauunternehmen hat in den Jahren in zwei Schichten gearbeitet. Mein Vater betreute tags die Baustellen und nachts sass er im Büro. Das sogenannte Schrauben liess mit der Zeit nach. Es wurde immer mehr ausgetauscht und nicht mehr repariert. Jetzt muss ich doch ein Tränchen wegwischen. Es war eine aufregende und schöne Zeit.
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