Einer meiner Vorschreiber hat hier das Wort “Berufsfähigkeit” eingeworfen. Genau dort liegt das Problem. Wenn alle das Abitur haben weil die Standarts immer niedriger werden ist die Hochschulreife nichts mehr wert. Unsere “Lehrlinge” (im Straßenbau gibt es keine Azubis) werden von einem pensionierten Lehrer betreut damit er ihnen bei der Bewältigung der Berufsschule hilft. Er sorgt dafür das die Jungs und “Mädels” fit sind für die Prüfungen. Vor allem in Deutsch und mathematik. Selbst unsere Mitarbeiter mit Migrationshintergrund suchen unseren Lehrer auf um z.B. Texte vom Amt besser zu verstehen. Die Kosten trägt die Firma und wir legen das auf die Preise um. Herr Geißler, als ich zur Schule ging wurde mehr nach dem realen Leben gelehrt als Heute. Dieses ist zumindest mein Eindruck. Wo sind eigendlich die ganzen Haupt- und Realschüler geblieben? Damit hier nicht gleich Protest kommt: Meine Firma ist im Erd-Tief- und Straßenbau tätig und dazu noch als Spedition. Wir bilden im Tief- und Straßenbau sowie zum Berufskraftfahrer aus.
Ich muss feststellen, dass klassische Bildung weniger Stellenwert hat. Man sieht in der Ausbildung an einer Hochschule nur eine Ausbildung. Dass Bildung an sich einen Wert darstellt, sehe ich bei vielen meiner Kollegen nicht. Es liest praktisch keiner außer mir Bücher. Wahrscheinlich wissen die Leute nicht mal mit den Namen Fontane, Eichendorff oder Novalis etwas anzufangen. Ich bin Informatiker und habe nicht nur überdurchschnittliche viele Fachbücher und -artikel gelesen, sondern eben auch Romane, Gedichte, Novellen usw. Das war mir schon während des Studiums wichtig. Ich bin immer interessiert. Das Lesen von Fachbüchern ist bei meinen Kollegen auch nicht hoch im Kurs. Ich verstehe es nicht. Es gibt auch kaum Interesse für Theater, Oper und klassische Konzerte. Ich komme nicht gerade aus einem Elternhaus, wo das hoch im Kurs stand und musste mir vieles intellektuell aneignen. Ganz schlimm fand ich, dass ich gegenüber jemanden per WhatsApp von “pekuniären Anreizen” sprach und die Person muss dann offenbar erst einen Duden konsultiert haben, weil er hinterher meinte, ein neues Wort gelernt zu haben. Das schlimme ist: Die Person ist jenseits der 40 und hat eine Bankausbildung. Sich zu bilden, ist enorm wichtig, um seinen Sprachschatz zu erweitern. Das passiert implizit, wenn man liest. Ich weiß nicht, ob ich aus der Art geschlagen bin, aber ich fand Bildung schon immer reizvoll. Da ich nun 20 Jahre Kunde bei Amazon bin, wie ich kürzlich beim Login feststellen konnte, fiel sofort ein, was meine erste Bestellung war. Es waren “Die Buddenbrooks” und “Der Prozess”. Ich setzte mir die Herausforderung, beide Bücher zu lesen und hab’s dann auch getan. Zur Zeit bin ich versessen auf Schach und lese sogar darüber und ich will darin besser werden.
Wer die deutsche Sprache liebt, ein Faible für Grammatik, Rechtschreibung und Zeichensetzung hat, braucht heutzutage starke Nerven, um den Niedergang eben dieser Sprache einigermaßen gefasst zu ertragen. Ich habe schon als Grundschulkind Diktate geliebt und im Gymnasium entsprechend das Fach Deutsch und hier besonders die Grammatik und Rechtschreibung, was die meisten Mitschüler ja zum Gähnen fanden und verabscheut haben. Warum ein Komma gesetzt werden musste und wie dieses den Sinn eines Satzes verändern konnte, fand ich damals (!) spannender als Geographie und Biologie. Das mag mancher seltsam finden, aber so verschieden sind Interessen und Fähigkeiten. In meiner kindlichen Naivität glaubte ich als 10 Jährige noch, dass ein jeder nach Abschluss der Schule die Rechtschreibung perfekt beherrschen würde, sozusagen als banale Voraussetzung für alles weitere Lernen. Ein Verehrer mit Rechtschreibfehlern im Liebesbrief hätte bei mir keine Chance gehabt. Heute wird der Rechtschreibung (leider) nicht mehr so viel Wert beigemessen, wie ja alles etwas stupide Üben aus der Mode gekommen ist. Ich finde das überaus bedauerlich, weil ein Verständnis von Sprache klares Denken schult und ein besseres Verständnis für die Welt ermöglicht, die wir ja durch Sprache erfassen. Wenn ich Adjektive nicht von Substantiven unterscheiden kann, ist mein Blick auf die Welt doch etwas getrübt. Es fehlt mir eine wichtige Klassifizierung. Dass eine gewisse Sprachbegabung natürlich förderlich ist, genau wie z.B. Musikalität in anderen Bereichen, sollte man natürlich auch sehen. Wer ein gutes Wortbildgedächtnis hat, kann sich gratulieren, wer ein Gefühl für Sprache mitbringt, hat es leichter. Dass durch die vielen Rechtschreibreformen die Unsicherheit im korrekten Schreiben nur noch größer geworden ist, kommt noch -das Problem verschärfend - hinzu. Übrigens wimmelt es auch auf der Achse von Rechtschreibfehlern! Ich hoffe, ich habe keinen gemacht :-) ...
Die Bildungskatastrophe hängt mit dem Verzicht auf die Durchsetzung des Leistungsprinzips zusammen: Wenn Schulnoten als “diskriminierend” angesehen werden (was bereits vielerorts geschieht) und da ja sowieso “alle dieselben Chancen” haben sollen, da ja das große Einheits- und Gleichheitsmantra täglich vorgebetet wird, gibt es auch keine Anreize mehr, über sich selbst hinauszuwachsen und mehr zu erreichen. Die Standards beim Abitur sind wirklich abgesunken - ich war überrascht, wie spielend leicht es war, das Abitur zu erlangen, trotz Defiziten in Mathematik. Bezüglich des korrekten Zusammenfügens eines geraden Satzes, ist Ihr obiges Beispiel noch nicht einmal das schlimmste. Als Nichtlehrer, habe ich auch schon Texte zu Gesicht bekommen, welche das wahre Grauen sind. Junge Leute können ohnehin nicht mehr schreiben. Ausnahmen bestätigen diese Regel.
Na schön, aber welche Schreib- Sprachkompetenz können Schüler*in/:nen denn entwickeln wenn Genderspeak Pflicht ist? Zwischen gesprochener Sprache und Schriftsprache herrscht doch heutzutage ein Unterschied wie im 17. Jahrhundert. Oder weiß irgendeine/r Lehr*persX/in inzwischen wie man mitten im Wort * oder / oder X ausspricht, oder ob “der Baum” immer noch “die Pflanze” ist?
Der Missbrauch der Krankschreibung geht bei rot-grünen Lehrern , besonders aber bei rot -grünen Lehrerinnen ins astronomische. Das kann ich Ihnen als ehemaliger Buchhändler bestätigen, der für die öde 5 Minuten - Therapie in der Regel das Entgelt einer Krimi - Taschenbuch - Ausgabe verlangt hat. -Immerhin, denn der ” Beamtensonntag “ liest praktisch gar nichts. Ausser Kontoauszüge.
Ey sorry, jetzt übertreiben Sie’s aber ein wenig, Herr Geißler, ähnlich wie die BAHN: Wie schwer kann es sein, ein Bewerbungsschreiben zu verfassen? Und ja, es sollte “aussagekräftig” sein, schreiben viele Unternehmen. Was heißt das schon? Man muss einfach freiheraus irgendeinen halbwegs wahren Kram schreiben, warum man den Job gern will, was einen auszeichnet (man nenne einige Adjektive) - und sowas sollte jeder Mensch können, egal, wie sprachlich begabt oder untalentiert er ist. Es gibt Millionen Ratgeber-Bücher, mittlerweile ist auch das Internet voll, nicht nur von den Ihrerseits genannten Vorlagen. Man schaut sich natürlich vorher an, wofür das Unternehmen steht, was die Firmenphilosophie ist (hier empfiehlt es sich, die Homepage wenigstens grob zu überfliegen und sich die Grundsätze anzuschauen bzw. durchzulesen - aber Vorsicht: nur für “Profis”, die LESEN können!) - und daraus bastelt man sich die Sätze zurecht. Kann bei Sprachmuffeln schwierig werden, doch man muss es durchziehen.
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