Also, Herr Rietzschel, der Vergleich Merkel mit Metternich passt m.E. nicht. Ich würde Sie eher mit dem “flexiblen” Herrn Talleyrand vergleichen, dessen einzige Überzeugung wohl darin bestand, die eigene Macht zu erhalten. Wenn man allerdings in der Selbstinszenierung ein politisches Programm sehen will, dann mag der Vergleich mit Metternich ein klein wenig stimmen. Aber Metternich hätte bestimmt nicht Russland ausgeladen! Im Vergleich zum Wiener Kongress ist der Gipfel in Elmau auch nicht gerade pompös, vor allem bringt er der Region nichts. Da bleibt von den 360 Millionen Euro in den Taschen der Gewerbetreibenden nichts hängen. Hingegen bescherte der Wiener Kongress vielen Gewerbetreibenden, Handwerkern, Künstlern, Theatern und Ballhäusern eine bemerkenswerte wirtschaftliche Konjunktur. Und sogar das horizontale Gewerbe hatte in Wien und Umgebung Hochkonjunktur. All das, was in früheren Zeiten Kongressen, Konzilen und anderen europäischen Großereignissen anhaftete, können die Gipfel heutiger Zeiten nicht generieren. Aber Sie haben Recht, wenn Sie feststellen, dass am Ende außer Spesen - die der Bürger zahlt - nichts gewesen sein wird. Am Ende wird die Politikerverdrossenheit der Bürger weiter gewachsen sein. Ich würde den G7-Gipfel eher als ein Treffen von mittelmäßig begabten politischen Hochstaplern bezeichnen. Und ich fürchte, Fürst Metternich würde sich einen Vergleich mit Frau Merkel entschieden verbieten und als Affront bezeichnen.
Ein schwacher historischer Vergleich, der nur aufgeht, wenn man die französische Revolution der 90er Jahre des 18. Jh. und die darauffolgenden Kriegs- und Monarchenjahre Napoleons außer acht lässt. Angesichts des Völkermordes in der Vendee (auch wenn er damals nicht so bezeichnet wurde, sondern den freiheitlich klingenden Namen der Befriedung trug), dem wüten des Grande Terreur und den endlosen Kriegen inklusive Geiselerschießungen, Plünderungen und Einquartierung unter den Bestrebungen des neuen französischen Kaiser war es eben nicht das Kunststück der “Rolle Rückwärts”. Die hatte die Revolution von ganz alleine geschafft. Die neue Ordnung war vielleicht keine Monarchie des Absolutismus, Code civil und napoleon beschränkten dies, nichts desto trotz eine Monarchie, hervorgegangen aus der Revolution. Und die Blüten der Revolution lagen auf Massengräbern. Wenn Sie also ein Bild zeichnen, als habe es keine Monarchisten gegeben, niemand der von den Geschehnissen desillusioniert versuchte die alten Zustände verbessert zur Geltung zu bringen außer den alten Adligen selbst, dann funktioniert dies nur unter besagter Auslassung.
Bis auf eine Einschränkung stimme ich Ihnen zu, Herr Rietzschel: Die nach Elmau anreisenden Demonstranten kommen nicht, wie Sie schreiben, um “die Stimmung zu verderben”, sondern um zu randalieren und zu brandschatzen. Dass dieser Staat unglaubliche 360 Millionen Euro übrig zu haben scheint, um die erlauchten Herrschaften vor diesem Pöbel zu beschützen, ist natürlich eine exorbitante Verschwendung von Steuergeldern, keine Frage. Die wirksamste Demonstration gegen das abgehobene Gebaren der sich selbst für die ‘Erwählten’ haltenden G7-Teilnehmer wäre, wenn sich das deutsche und europäische Wahlvolk endlich(!) in Massen zu den Parteien überlaufen würden, die diesem Spuk (Gipfel und Demo-Randale) ein Ende bereiten wollen. Doch so lange der zipfelmützige Michel immer und immer wieder CDU/SPD/Grüne wählt, so lange wird sich an diesen traurigen Zuständen auch nichts ändern. Leider…...
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